Test zu Hauntii - Nintendo Switch
Ein kurze Reise zwischen Menschlichkeit und Ewigkeit
Mit Hauntii findet ein Spiel mit gelungener Atmosphäre und tiefgründiger Handlung zum Thema Menschlichkeit und der Reise gen Ewigkeit seinen Weg auf die Nintendo Switch. Wir haben uns vorab der Veröffentlichung am 23. Mai 2024 an den Titel gesetzt und erklären euch, wieso uns dieses Spiel verzauberte und mit welchem Fluch es zu kämpfen hat.
Die Geschichte von Hauntii beginnt düster. Ein kleiner Geist, wohl ein ehemaliger Mensch, findet sich an einem dunklen Ort wieder. Ist das die Hölle? Auf der Suche nach Antworten begibt er sich von euch gesteuert durch diese triste Welt und trifft auf eine himmlische Gestalt, Ewige genannt. Das Wesen scheint von dem Geist so angetan zu sein, dass es einen Weg vorgibt, dem das Gespenst folgen soll. Wohin es geht? Zu einem bedrohlich in die Höhe ragenden Turm. Dort angekommen, steigt der kleine Geist mit dem ewigen Geschöpf in die himmlischen Sphären auf. Unversehens machen sich aber Ketten bemerkbar, die den kleinen Schatten zurück in die Finsternis zerren. Nachdem er beinahe von dem heiligen Nektar kosten durfte, macht er sich auf die Suche nach der Ewigen und einem Weg, diese finsteren Ketten zu sprengen und mit ihr gemeinsam aufzusteigen …
Hauntii erzählt die Haupthandlung überwiegend in Bildsprache und weniger über Dialoge. Zwar gibt es auch andere geisterhafte Wesen in dieser Welt, die sprechen können, aber sie liefern oft nur Kontext oder Hinweise, wie ihr vorankommen könnt. Die wichtigsten Elemente der Handlung werden über kleinere Cutscenes oder die Umgebung erzählt. Insgesamt ist die Geschichte entschleunigt und versucht, euch mit der Sehnsucht des kleinen Geistes nach der schillernden Ewigkeit in ihren Bann zu ziehen. Auf der Reise sammelt ihr auch Erinnerungen aus dessen früheren Leben, die mit minimalistischen, aber ausdrucksstarken Zeichnungen erzählt werden. Hier gilt die Devise: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Bei diesem Spiel handelt es sich um einen Vertreter des Twin-Stick-Shooter-Action-Genres. Ihr spielt den kleinen Geist aus der Third-Person-Perspektive und versucht, von einem Ort zum anderen zu kommen. Als Geist dürft ihr euch jedoch nur auf beleuchtetem Gebiet bewegen, wandelt ihr zu lang fernab des Weges, verschluckt euch die Finsternis. Während ihr durch diese äußerst mysteriöse Welt wandert, begegnen euch auch schattenhafte Wesen, die euch nicht wohlgesonnen sind. Dafür könnt ihr schießen und diesen Schaden zufügen. Dabei sind eure Schüsse begrenzt; nach einer bestimmten Zeit müsst ihr kurz warten, bis ihr nachgeladen habt. Neben dieser aktiven Kampfart stehen euch auch das passive nach vorne Sprinten und die Heimsuchung von Umgebungsgegenständen zur Verfügung.
Diese Heimsuchung ist ein wichtiges Schlüsselelement des Spiels. Viele verschiedene Gegenstände können eine Vielzahl an Effekten bewirken. So könnt ihr aus Bäumen Lichtpartikel schütteln oder Säulen auf Gegner fallen lassen. In einem Bereich könnt ihr sogar eine ganze Achterbahn steuern. Bei Objekten hört der Spaß aber nicht auf: Auch verschiedene Wesen können von euch in Besitz genommen werden. Wieso ihr in fremde Wesen schlüpfen solltet? Nun ja, sie verfügen über besondere Fähigkeiten wie einen Hochsprung oder die Fähigkeit zu fliegen, von denen ihr Gebrauch machen solltet, um auf der Reise voranzukommen.
Gefährliche Kampfsituationen werdet ihr nicht allzu viele vorfinden. Zwar gibt es immer wieder kleinere Gegner, die auf euch warten, aber nur selten müsst ihr euch ganzen Horden von Monstern stellen. Wenn es aber einmal zu einem solch verheerenden Schlagabtausch kommen sollte, kann es schnell schwierig für euch werden. Jeder Themenbereich verfügt darüber hinaus über einen Endgegner, den es zu besiegen gilt. Hier kommt besonders der Ideenreichtum der Entwickler zur Geltung. Statt blindwütig irgendwelche Monster abzuschießen, bis sie umfallen, müsst ihr die Besitzergreifung und die Umgebung zu eurem Vorteil nutzen. So fühlen sich diese Endgegner weniger an wie Kämpfe, sondern wie eigene kleine Abenteuer!
Was euch dazu animiert, die verschiedenen Themenbereiche zu erforschen, sind die sammelbaren Sterne, welche ihr benötigt, um eure Fähigkeiten zu verbessern und Erinnerungen freizuschalten – letztlich ist es auch notwendig, diese ausreichend für das große Finale gesammelt zu haben oder um bestimmte Wege passieren zu dürfen. Sie verstecken sich an den verrücktesten Orten und können oft nur mit Geduld, Adleraugen und Verstand eingesammelt werden. Durch die Masse an Sternen mag dieses Unterfangen anstrengend klingen, da aber verschiedene Fähigkeiten und Umgebungsrätsel auf euch warten, fühlt sich jede Suche nach einem Stern auf seine Weise interessant an.
Das Spiel begeistert besonders durch seine grafische Arbeit, die an vielen Stellen minimalistisch, aber perfekt getroffen wirkt, und die musikalische Untermalung, die viele andere Titel in den Schatten stellt. Dadurch, dass nur wenig gesprochen wird und das Hauptaugenmerk auf der Beobachtung der Spielwelt liegt, ist es die Musik, die für die richtige Atmosphäre sorgt. Hier liefert Hauntii mehr als zufriedenstellend ab. Neben melancholisch anmutenden Klängen bekommt ihr auch verspielte Musik zu hören – passend zu den verschiedenen Themenbereichen, die ihr betreten, und Situationen, in denen ihr euch wiederfinden werdet. Hierbei unterscheiden sich die Bereiche, die über Teleportationsportale verbunden sind, sehr stark voneinander. Euer Weg führt euch durch einen uralten Wald, einen chaotischen Rummelplatz und einige weitere Schauplätze, die auf ihre Art und Weise zu faszinieren wissen.
Was das Spiel Hauntii an Ideen und Atmosphäre mitbringt, wird leider durch den technisch kritischen Zustand während der Testphase vorab der Veröffentlichung getrübt. Das größte Problem, das aufgetaucht ist, ist das Abstürzen des Spiels, wenn man sich von einem Ort zum nächsten teleportiert. Zur ersten Hälfte des Spiels hin gab es noch keine Schwierigkeiten, doch nach etwa fünf Stunden Spielzeit nahm dieses Problem seinen Anfang. In der letzten Spielstunde war es sogar so gravierend, dass etwa nach jedem dritten Sprung in den nächsten Bereich der Karte das Spiel neu gestartet werden musste, weil es einfach abgestürzt ist. Glücklicherweise ist kein wesentlicher Spielfortschritt verloren gegangen, da überall Checkpoints verteilt stehen, ärgerlich ist es dennoch sehr.

Durch die Heimsuchung könnt ihr unter anderem in einen Sandwal schlüpfen und so durch Sanddünen schwimmen
© Moonloop Games
Ein anderes Problem existiert bei den sprechenden Charakteren. Manchmal kommt es vor, dass Charaktere statt ihres eigentlichen Dialogs eine Art Fehlermeldung in ihrer Sprechblase anzeigen. An manchen Stellen war der Inhalt wahrscheinlich wenig bedeutsam, an anderen kam aber das Gefühl auf, etwas Wichtiges verpasst zu haben. Wenn wir es gerade von Texten haben: Hauntii gibt es auf Deutsch zu lesen, jedoch waren zum Zeitpunkt des Tests vereinzelt Begriffe nicht ins Deutsche übersetzt worden. Unter anderem wird statt „Schlüsselkristall“ das englische Pendant angezeigt. An dieser Stelle ist wohl davon auszugehen, dass es eine aktualisierte Version zur Veröffentlichung geben wird, die diese Situationen auflöst.
In meiner Zeit als Spieletester habe ich schon oft mit den Bildraten auf der Nintendo Switch zu kämpfen gehabt – Hauntii macht an dieser Stelle keine Probleme, sondern hat mir ein neues Phänomen vor Augen geführt: instabile Tonausgabe. Es gibt im Spiel einen Ort auf dem Rummelplatz, an dem ihr eine Achterbahn durch ein spektakuläres Feuerwerk steuern dürft. Das Ambiente wäre wunderschön und voller Spaß, wenn der Ton nicht anfangen würde, zu stottern. Ich vermute, dass die vielen einzelnen Tonsequenzen der unzähligen Feuerwerkskörper, gepaart mit der schnellen Fahrt dafür sorgen, dass die Nintendo Switch an ihre Grenzen stößt. Statt es aber in einem Bildratenabfall zu äußern, beginnt der Ton sehr langsam zu spielen und zu stottern. Einmal ist das Spiel deswegen sogar abgeschmiert. Glücklicherweise muss man diesen einzelnen Bereich nicht häufig besuchen und das Problem scheint auch nur auf diesen und nicht den gesamten Rummelplatz begrenzt zu sein.
Zwar hat Hauntii mit offensichtlichen technischen Problemen vorab der Veröffentlichung zu kämpfen, jedoch wollte ich das Spiel nicht unbeendet zurücklassen, da mich die zaghafte Geschichte des kleinen Geistes und der Ewigen verzaubern konnte. Bei einer Spielzeit von etwa zehn Stunden handelt es sich hierbei um ein Spiel, das nicht allzu viel Zeit beansprucht. Je nachdem, wie genau ihr beim Erkunden seid, kann sich das Spiel auch etwas in die Länge ziehen. An dieser Stelle bleibt mit dem Release abzuwarten, ob die technischen Probleme ausgemerzt werden – wir halten euch dabei selbstverständlich auf dem Laufenden! Ein Vertrauensvorschuss kann ich dabei aber guten Gewissens geben: Der Spiele-Hit ist allein durch die Atmosphäre, die Erzählung und die kreative, entschleunigte, aber trotzdem spannende Spielweise gerechtfertigt!
Unser Fazit

8
Ein Spiele-Hit