Test zu One More Gate: A Wakfu Legend - Nintendo Switch

Oh guck mal, noch ein Deckbuilder-Rogue-lite!

Das Genre der Rogue-lites ist auf der Nintendo Switch mittlerweile gut bedient. Für beinahe jede Vorliebe und noch so kleine Nische lässt sich ein Titel finden und wirkliche Überraschungen im Gameplay werden immer seltener. Das gilt vor allem für die Untergattung der Deckbuilding-Rogue-lites, die mit Slay the Spire, Monster Train und Co. einige Schwergewichte aufzuweisen haben, die ihren Thron eisern gegen die Konkurrenz verteidigen. Zuletzt haben es auf der Nintendo Switch noch Spiele wie Wildfrost oder Across the Obelisk mit dem einen oder anderen Kniff versucht, um die Gunst der Spieler zu werben, doch so langsam scheint das Feld an frischen Ideen abgeerntet zu sein. One More Gate: A Wakfu Legend will den Versuch dennoch wagen, euch zu begeistern, und führt dabei nicht nur den Hintergrund eines etablierten Animes ins Feld, sondern auch einen ganz kleinen Kniff. Wieso das Spiel der Ankama-Studios trotzdem nicht einmal in die Nähe des Genre-Throns kommt, erfahrt ihr im folgenden Test.


Die Welt der Zwölf behaust einige Kreaturen, die euch ans Leder wollen

© Ankama Games

Wakfu ... Gesundheit? Nein, das etwas ungewöhnliche Wort im Titel ist der Name eines französischen Animes, dessen 4. Staffel dieses Jahr angelaufen ist und der sich einiger Beliebtheit erfreut. Mit diesem Franchise im Rücken möchte One More Gate: A Wakfu Legend mit einem erzählerischen Unterbau auftrumpfen, von dem auch Design und Lore verwendet werden kann. Wer die Serie nicht kennt, wird nicht viel verpassen, denn erzählerisch ist One More Gate so dünn wie viele andere seiner Genre-Vertreter: Ihr verkörpert Oropo, der durch ein Portal in der „Welt der Zwölf“ landet. Dummerweise zerstört er bei seiner Ankunft in einem kleinen überschaubaren Städtchen besagtes Portal und nun wollen die Bewohner, dass er den Schaden wieder behebt. Dafür müsst ihr zu Beginn vier Glyphen in verschiedenen Regionen der Welt finden und dann ist da natürlich noch diese mysteriöse Stimme, die immer wieder zu euch spricht.


Die Geschichte ist also vor allem anfangs nur Mittel zum Zweck und nimmt auch während der fortlaufenden Handlung nur wenig Fahrt auf. Die meiner Meinung nach einzige wirklich interessante Entscheidung ist die Wahl des Portagonisten. Denn auch wenn ich den Anime Wakfu selbst nie gesehen habe, hat eine Recherche schnell ergeben, das Oropo eigentlich den Antagonist der Serie darstellt – doch selbst damit fängt das Spiel auf weite Strecke nicht viel an und es bleibt bei dem einen oder anderen Fingerzeig für Fans. Da helfen auch die vielen mehr oder weniger witzigen Anspielungen an andere Videospiele wie The Witcher nicht. Die Figuren des Spiels wirken blass, die Dialoge uninspiriert und wieso man sich als Oropo überhaupt mit den Dorfbewohnern abgeben sollte, fragt man sich insgeheim nach dem zweiten Durchlauf.


Der Skelettkönig ist einer der härteren Gegner im Spiel

© Ankama Games

Und wie bei jedem Rogue-lite-Test der letzten Monate konstatiere ich an dieser Stelle, dass es in dem Genre selten um die Geschichte geht, sondern um die Gameplay-Mechaniken. Doch auch hier bietet One More Gate nur wenig mehr als den längst etablierten Standard. Wie in einem Deckbuilder üblich, müsst ihr mit einem Deck an Karten verschiedene Kämpfe überstehen. Dabei könnt ihr vom Anfang eines Level bis zum Ende zwischen verschiedenen Weggabelungen wählen, die euch zu unterschiedlichen Events führen. Dazu zählen neben den klassischen Kämpfen, Brunnen zum Auffrischen eures Lebens und Schatzkisten auch göttliche Statuen, die euch mächtige Fähigkeiten verleihen, oder kleine Quests, die es zu erledigen gilt. Ziel des jeweiligen Levels ist es, bis zum Ende zu gelangen und den dortigen Endgegner zu besiegen. Fallen eure Lebenspunkte bis dahin auf null, war’s das. Die rundenbasierten Kämpfe laufen ebenfalls klassisch ab; ihr seht euch verschiedenen Gegnern gegenüber, die es mithilfe von Fertigkeiten und Angriffen (hier repräsentiert als Karten) zu besiegen gilt. Die Gegner zeigen euch dabei anhand eines kleinen Symbols über ihren Köpfen an, was sie als Nächstes planen, sodass ihr euch entsprechend wappnen könnt.


Die einzige Neuerung, die One More Gate mit ins Spiel bringt, ist die Wakfu-Anzeige. Diese entspricht eurer Ressource, um die unterschiedlichen Karten auszuspielen, und wird in Form einer Leiste mit sechs Feldern dargestellt. Zu Beginn sind nur drei der Felder frei, was bedeutet, dass ihr Karten im Wert von drei Wakfu ausspielen könnt. Nach jeder Runde wird ein zusätzliches Feld freigeschaltet, was eure Aktionen erhöht. Sind alle sechs Wakfu-Felder verfügbar und es gelingt euch gleichzeitig, die sechs Wakfu zu verbrauchen, schaltet ihr eine mächtige Finisher-Attacke frei, die entweder einem einzelnen Gegner enorm viel Schaden zufügt, eine ganze Gruppe schwächt, euch heilt oder eure Rüstung erhöht. Diese Mechanik bringt ein gewisses strategisches Element mit sich, denn manche Karten erfordern zu Kampfbeginn zu viel Wakfu, sodass ihr sie nicht spielen könnt. Letztendlich handelt es sich hierbei aber auch nur um ein leicht abgewandeltes Ressourcen-System, welches das Gameplay nicht enorm verändert. Unterstützend könnt ihr nach den Kämpfen zudem noch Runen erhalten, die euch passive Boni bieten, wie zum Beispiel, dass Gegner Schaden nehmen, wenn ihr drei Rüstungskarten nacheinander spielt, und die sich bei einem Händler aufwerten lassen.


Das Spiel geizt nicht mit Anspielungen an andere Titel, allerdings gelingen diese nicht immer

© Ankama Games

Nun gut, sind die Kämpfe denn herausfordernd und abwechslungsreich? Ja und nein. Herausfordernd sind sie vor allem dann, wenn ihr eine neue Welt freigeschaltet habt und die verschiedenen Fähigkeiten eurer Widersacher nicht kennt. Denn eure Gegner warten mit einer breiten Palette an Fähigkeiten auf, auf die ihr euch erst einmal einstellen müsst. Schaden, der eure Rüstung ignoriert, lebenssaugende Angriffe, Booster-Fähigkeiten, die Angriff und Verteidigung enorm stärken, und viel mehr warten nur darauf, euch das Leben schwer zu machen, und gerade anfangs werdet ihr häufig scheitern, allein, weil die Level ab der zweiten Welt ziemlich groß sind. Zusätzlich ist One More Gate ziemlich schwierig, gleichzeitig aber auch nicht wirklich herausfordernd. Was ich damit meine? Nun, nach jedem erfolgreichen oder gescheiterten Durchlauf erhaltet ihr zwei Währungen zum Kaufen und Aufwerten eurer Karten sowie Erfahrungspunkte. Letztere sorgen bei einem Levelaufstieg dafür, dass ihr neue Karten freischaltet, und habt ihr erst einmal gewisse Karten freigeschaltet und bestehende bis zu einem gewissen Grad aufgewertet, sind die Kämpfe plötzlich ziemlich einfach. Letztendlich ist es also eine Frage des Grinds, wie schwierig das Spiel für euch wird, und ohne besagten Grind geht es auch nicht, da die Gegner dann wiederum zu mächtig ausfallen. Hier ist den Entwicklern der Balanceakt zwischen beiden Extremen nur mäßig gelungen, was schade ist, da die Gegner durchaus einiges in petto haben, um euch herauszufordern. Dazu kommen die vereinzelt auftretenden, frustrierenden Momente, wenn die Gegner so agieren, dass man einfach nicht passend darauf reagieren kann und dadurch entweder viel Schaden erhält oder gleich das Zeitliche segnet – ein Problem, das sich One More Gate allerdings mit so ziemlich allen Deckbuilding-Games des Genres teilt.


Optisch orientiert sich das Spiel an dem namensgebenden Anime, wenn die Figuren auch alle etwas kantiger daherkommen – was wiederum an der verwendeten Unity Engine liegt. Das Gegner- und Figurendesign kann man getrost als eher verspielt und niedlich bezeichnen, selbst Endgegner wirken wenig furchteinflößend. Die Gegnervielfalt hingegen ist recht spärlich, ihr kämpft häufig gegen die immer gleichen Widersacher. Sound und Musik wissen durchgehend zu überzeugen und alle Texte des Spiels wurden zudem komplett ins Deutsche übersetzt.

Unser Fazit

6

Überzeugend

Meinung von Florian McHugh

One More Gate: A Wakfu Legend reiht sich in die Menge an Rogue-lite-Deckbuilding-Titel ein und möchte gerne mit einem bekannten Anime-Setting sowie einem herausfordernden Kampfsystem punkten. Leider kann aber nichts davon so wirklich zünden; über das Wakfu-Universum habe ich als Nichtkenner nur wenig Konkretes erfahren und das Kampfsystem hebt sich nur marginal von der Konkurrenz ab. Der Kniff, dass sich eure Ressource, um Karten zu nutzen, jede Runde um eins erhöht, bringt zwar die eine oder andere strategische Überlegung mit sich, kann aber auf Dauer nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hierbei letztendlich „nur” um ein weiteres Deckbuilding-Rogue-lite handelt. Das ist insofern auch in Ordnung, denn handwerklich macht One More Gate bis auf eine gewisse Grind-Voraussetzung wenig falsch und wer in dem Genre Nachschub benötigt, der wird hier definitiv fündig. Mich konnte der Titel leider nicht überzeugen, dafür ist das Teilnehmerfeld auf der Nintendo Switch mittlerweile zu groß.
Mein persönliches Highlight: Der Humor, der zwar meistens sehr flach ist, aber auch einige wirklich grandiose Momente hat

Communitywertung

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Auszeichnungen

One More Gate: A Wakfu Legend hat von uns bisher keine Auszeichnung erhalten

Kommentare 1

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  • otakon

    Ssssssssswitch

    Also an dem Spiel hab ich kein Interesse aber die Serie kann ich wirklich nur empfehlen - die ist suuuuuuuper lustig und hat einfach großartige Charaktere :* :*