Test zu Moonstone Island - Nintendo Switch
Ein spaßiger Genre-Ritt auf dem Besen
Nachdem Moonstone Island bereits seit Monaten für den PC verfügbar ist, kommt das Spiel bald auch auf die Nintendo Switch. Auf den ersten Blick sieht die pixelige Simulation zwar aus wie jedes andere Farming-Spiel, allerdings haben die drei Entwicklerinnen und Entwickler mehr erschaffen als nur eine weitere Bauernhof-Simulation. In Moonstone Island stehen nämlich die jeweiligen Himmelsinseln im Mittelpunkt, weshalb es unglaublich viel zu entdecken gibt. Außerdem lockt das Spiel mit mannigfaltigen Monstern und spannenden, kartenbasierten Duellen. Wie sich der Genre-Mix spielt, habe ich mir genauer angeschaut.
Ihr beginnt eure Reise auf einer kleinen Insel, die ihr zusammen mit den Eltern bewohnt. Als junge Alchemistin steht ihr kurz vor einer Reise, denn um eure Ausbildung abzuschließen, müsst ihr ein ganzes Jahr woanders verbringen. Daher sattelt ihr den Besen und lasst euch vom Vater die ersten und wichtigsten Dinge erklären, welche ihr da draußen wissen müsst. Er erklärt, wie ihr Feldfrüchte anpflanzt, Samen sammelt und er überlässt euch einen Satz Werkzeuge. Zudem gibt er euch einen Gegenstand, der neben dem Besen wohl der wichtigste im Spiel ist: das Amulett. Darin könnt ihr Geister aufbewahren, zu denen ich später konkreter werde. Ziel eurer Reise ist es, sämtliche Geister zu erforschen. Zu Beginn – ganz in guter alter Pokémon-Manier – bekommt ihr einen Starter-Geist an die Hand, der euch auch direkt im ersten Test-Kampf zur Seite steht. Zu den Kämpfen komme ich ebenfalls später im Detail.
Sobald sich eure Eltern von euch verabschieden und ihr auf dem Besen losfliegt, wird die Spielwelt generiert. Der Vorgang passiert einmalig zu Beginn eines jeden neuen Spielstands und ihr müsst etwas warten, weil sämtliche Inseln, die ihr während eures Spieldurchlaufs besuchen könnt, prozedural generiert werden. Keine Welt gleicht einer anderen und der Prozess kann ungefähr eine Minute dauern. Allerdings sind danach kaum weitere Ladezeiten bemerkbar.
Natürlich geht während des Flugs etwas schief und heftige Winde lassen euch schließlich zu Boden krachen. Euch passiert nichts ‒ allerdings geht der Besen zu Bruch und ihr verliert all euren Proviant inklusive Werkzeuge. Auf der Insel, auf der ihr strandet, könnt ihr euch nun ein wenig umschauen und versuchen, euch zurechtzufinden. Allerdings fallt ihr irgendwann vor Erschöpfung um und wacht erst morgens wieder auf. Ihr seid nun auf Moonstone Island und werdet von Ossono ‒ sie ist die Besitzerin der Taverne ‒ empfangen. Sie gibt euch all eure Habseligkeiten zurück und erklärt kurz, wo ihr euch befindet und dass ihr in der Nähe ein Zelt aufbauen dürft. Alchemisten sind auf Moonstone Island gern gesehene Leute, weswegen die Bewohner euch auch mit offenen Armen empfangen. Hier beginnt nun eure Reise.
Die Hauptinsel ist sehr ausladend gestaltet und bietet alles, was ihr im Spielverlauf benötigt. Im Norden ist ein großes Areal, in dem ihr euch niederlassen könnt. Natürlich müsst ihr den Platz zunächst freiräumen, wodurch ihr aber auch direkt die ersten Ressourcen wie Gras, Holz und Steine erhaltet. Im Dorf sind die üblichen Gebäude, die man schon aus anderen Spielen kennt: Schmiede, Schreinerei, ein Gemischtwarenladen sowie ein Shop für Angelzubehör. Die Taverne lädt zum abendlichen Umtrunk ein und im Süden findet ihr das Forschungslabor, in dem Geister untersucht werden. Der Wissenschaftler Zed freut sich sehr über eure Mithilfe, und es ist wichtig, ihm regelmäßig einen Besuch abzustatten.
Ihr solltet aber auch die Freundschaften zu allen anderen Charakteren pflegen ‒ vor allem, wenn ihr irgendwann eine romantische Beziehung eingehen möchtet. Gleichgeschlechtliche Liebe ist ebenfalls möglich, wobei der Hauptfigur kein eindeutiges Geschlecht zugeordnet ist. Demnach seid ihr hier frei in euren Vorlieben und könnt mit den Bewohnern sprechen, ihnen Geschenke machen oder sie um ein Date bitten. Je nach Spielfortschritt bieten sie im Gespräch Aufgaben an ‒ hin und wieder übermitteln sie aber auch per Brief die eine oder andere Quests. An Aufgaben mangelt es nicht und viele Quests erfordern auch mehr Zeit, weswegen ihr euch hier keineswegs stressen solltet.
Euren Teil der Insel könnt ihr nach eigenen Vorlieben und Wünschen gestalten und ihr könnt die wichtigsten Dinge schon direkt zu Beginn bauen. Das Zelt, in dem ihr zunächst wohnt, kann im Verlauf des Spiels ausgebaut werden, und Werkbänke für die Herstellung diverser Gegenstände sind ebenfalls äußerst nützlich. Positiv ist, dass ihr die meisten Dinge selbst herstellen könnt, sodass ihr nicht von den Öffnungszeiten der lokalen Gebäude abhängig seid. Ressourcen sind im Vergleich zu anderen Spielen nicht sehr rar. Nur für Ausbauten im Bereich der Geister-Gebäude seid ihr auf seltenere Ressourcen angewiesen, die ihr aber im späteren Verlauf des Spiels selbst produzieren könnt. Neue Crafting-Rezepte lassen sich übrigens überall in der Welt finden ‒ in den meisten Schatztruhen sind welche verstaut. Außerdem macht es Sinn, ein paar Felder mit verschiedenen und sehr wichtigen Feldfrüchten anzulegen.
Im Mittelpunkt des Gameplays steht das Entdecken neuer Umgebungen, und laut Spielbeschreibung warten immerhin über 100 verschiedene Inseln auf euch. Weil euer Besen anfangs kaputt ist, könnt ihr zunächst nur nahegelegene Orte mithilfe eines Ballons erreichen. Sollte euch unterwegs die Puste ausgehen, stürzt ihr ab ins Nichts. Aber keine Sorge, ihr verliert lediglich zehn Ausdauerpunkte, welche ihr schnell wieder anfuttern könnt. Allerdings ist es etwas frustrierend, wenn ein Absturz nur zehn Meter vor einer neuen Insel passiert. Schaut besser vor einem Abflug nach, ob ihr genug Ausdauer habt. Solche Flüge sind aber auch eine gute Möglichkeit, die Karte aufzudecken und nach neuen Inseln zu suchen. Wenn ihr später einen funktionstüchtigen Besen oder sogar einen Gleiter habt, kommt ihr deutlich schneller und weiter voran. Mit ausreichend Proviant könnt ihr dann auch von Insel zu Insel fliegen, um weit entfernte Gegenden zu erreichen.
Es gibt Inseln mit wechselnden Biomen, auf denen ihr die jeweiligen Geister findet. So sind auf Wasser-Inseln entsprechend Wasser-Geister und auf Gift-Inseln vermehrt Gift-Geister. Sie haben variierende Stärken und Schwächen, wie man es beispielsweise von Pokémon gewohnt ist. Landet ihr auf einer Insel, begegnet ihr ihnen bereits nach wenigen Augenblicken. Kommt ihr ihnen näher, dann bemerken sie euch und greifen an. In einem separaten Kampfbildschirm treten eure eigenen Geister gegen die wilden Geister an ‒ bis zu drei Geister könnt ihr in den Kampf schicken. Sie stehen dann einem bis drei Geistern gegenüber und Attacken oder andere Fähigkeiten werden über Spielkarten eingesetzt.
Während eines Duells ist es immer am wichtigsten, zunächst die Rüstungswerte der gegnerischen Geister auf null zu bringen. Dafür stehen Attacken zur Verfügung, welche die Rüstungswerte verringern ‒ anschließend könnt ihr ordentlich Schaden austeilen. Das geht zwar auch schon vorher, dann allerdings deutlich weniger effektiv. Hier gerät die strategische Komponente in den Fokus, denn manchmal ist es gar nicht so leicht, die Gegner direkt schachmatt zu setzen. Rundenbasiert teilt ihr abwechselnd aus oder müsst einstecken und je nach Karte kosten Attacken unterschiedlich viel Energie. Pro Zug habt ihr immer drei Energie übrig, wobei man sie aber auch mit speziellen passiven Fähigkeiten der Monster oder Karten erhöhen kann. Wie bei allen Deck-Buildern ist es auch Glückssache, welche Karten ihr zieht, weswegen nicht jeder Kampf erfolgreich verläuft.
Im Kampf-Modus habt ihr auch die Möglichkeit, wilde Geister zu zähmen. Mit der Aktion Füttern, die eine Energiemarke kostet, könnt ihr Geistern Flachs geben, wodurch sich Herzen neben den jeweiligen Namen auffüllen. Eine Portion reicht oft nicht aus, und der Versuch, einen Geist zu zähmen, kann manchmal auch trotz vollem Herz schiefgehen. Aber auch dafür gibt es Fähigkeiten, die das Zähmen erleichtern. War ein Versuch erfolgreich, könnt ihr den Geist direkt in eurem Amulett aufnehmen oder ins Forschungszentrum bzw. in eine zuvor gebaute Geisterscheune schicken. Im Amulett könnt ihr nur drei Geister zugleich herumtragen. Sie bilden eure Kerngruppe, welche in Kämpfe geschickt wird und ihr könnt sie nur auf der Hauptinsel Moonstone Island austauschen.
Die auf Spielkarten basierenden Duelle sind eine spannende Sache, denn wenn ihr unterschiedliche Geister mit euch herumtragt, vermischen sich die jeweils spezifischen Karten, sodass ihr im Idealfall ein unschlagbares Deck erhaltet. Allerdings ist es ein großes Manko, dass ihr die Karten lediglich über sogenannte Talismane verändern könnt ‒ nur eine Karte pro Talisman. Zu Beginn des Spiels könnt ihr die Talismane zunächst nur suchen und finden oder kaufen. Später dürft ihr sie allerdings auch selbst produzieren. Dennoch ist es sehr mühsam, jede einzelne Karte zu verbessern, zu verlernen oder auszutauschen. Ein separater Karten-Editor wäre hier deutlich hilfreicher.
Generell müsst ihr immer, wenn ihr euch um eure aktive Geister-Gruppe kümmern wollt, in das Amulett gehen, was dann eine Art Parallelwelt darstellt. Ihr dürft sie allerdings zu jeder Zeit betreten, was die Sache immerhin etwas angenehmer macht. Darin könnt ihr Geister aufwerten, sie füttern und dem Deck neue Karten hinzufügen. Ihr könnt den Geistern dort auch befehlen, euch auf der Oberwelt nicht mehr ständig zu folgen ‒ das kann nämlich echt nervig sein. Allerdings gibt es auch nützliche Geister: Mein Wrum folgt mir dauerhaft, weil er selbstständig Gras schneidet. So ist diese Ressource stets nutzbar, ohne selbst zur Sense greifen zu müssen.
Die Inseln beherbergen weitere Dinge außer Natur und Geister. Auf jeder verbirgt sich eine Mine, in der nicht nur Erze und Schatztruhen warten, sondern auch seltene Geister. Außerdem könnt ihr auf jeder Insel einen Mondstein finden. Wenn es dunkel ist, leuchten sie und sie sind eine essenzielle Ressource für die Herstellung wichtiger Gegenstände. Auf einigen Inseln findet ihr zudem Verliese mit kleinen Dungeons. Darin gibt es verschiedene Räume, die stark an die klassischen Zelda-Spiele erinnern. Allerdings sind die Rätsel nicht wirklich schwer zu lösen. Dennoch sind sie eine willkommene Gelegenheit, denn neben den Items und raren Geistern gibt es dort auch Bosskämpfe. Nach erfolgreichem Abschluss wird das Maximum eurer Ausdauer erhöht.
Es gibt sehr spezielle Inseln, die jeweils einen von insgesamt vier Jahreszeiten-Tempeln beherbergen. Dort findet ihr schwer besiegbare Geister inklusive Bosse ‒ für den Einlass und um im Inneren voranzukommen, müsst ihr Opfergaben darbieten. Dabei handelt es sich meistens um Kupferbarren oder seltene Geister-Ressourcen, sodass ihr die Tempel oft nicht gleich gänzlich bezwingen könnt. Wilde Geister, denen ihr darin begegnet, sind deutlich stärker als üblich, weswegen ihr besonders gut vorbereitet sein solltet. Werden all eure Geister besiegt, werdet ihr ohnmächtig. In diesem Fall rettet euch ein skurriler, irrer Zauberer und bringt euch in sein sicheres Haus. Zudem schickt er euch zu wichtigen Quests und wenn ihr ihm zufällig begegnet, könnt ihr ihm spezielle Karten abkaufen. Erschreckt euch also nicht, wenn plötzlich ein Haus auf Hühnerbeinen erscheint.
Auf der Hauptinsel könnt ihr mannigfaltige Geister-Gebäude bauen und brütet Eier aus, die ihr unterwegs gefunden habt ‒ ein weiterer Weg, um an Geister zu kommen. In der Geisterscheune könnt ihr inaktive Geister unterbringen. Füttert sie jedoch täglich, weil sie sonst keine speziellen Geister-Ressource ablegen und stattdessen wieder abhauen. Diese Ressourcen werden benötigt für die Herstellung mancher Gegenstände und für die Erledigung einiger Quests. Bei Tagesende legt ihr euch ins Bett, speichert den Spielstand und erhaltet eine Übersicht über den Fortschritt. Neben den Verkäufen, die ihr über eine Verkaufskiste tätigt, wird auch angezeigt, wie viele Geister bereits gezähmt und wie viele Verliese bereits gemeistert wurden. Anschließend wird ein Fähigkeiten-Baum angezeigt, in dem ihr in verschiedenen Kategorien Punkte verteilen könnt. Sogar passive Fähigkeiten lassen sich hier optimieren, sodass ihr zum Beispiel mehr Mondsteine findet oder Geister ab einem bestimmten Level gehorchen.
Aus technischer Perspektive läuft Moonstone Island auf der Nintendo Switch sehr gut und ist ein perfektes Spiel für das Handheld. Nicht nur könnt ihr ‒ anders als bei der Konkurrenz ‒ zu jeder Zeit und an jeder Stelle speichern, ihr dürft auch die Tageslänge verändern. Während langer Ausflüge zu mehreren Inseln ist diese Option unglaublich wertvoll. Zwar könnt ihr alternativ auch Zelte an fernen Orten aufstellen, aber es gibt nichts Nervigeres, als kurz nach Betreten eines Verlieses nach Hause zurückzukehren, weil es bereits kurz vor Mitternacht ist. Davon sollten sich Spiele mit festen Ruhezeiten wirklich eine Scheibe abschneiden.
Die Grafik ist im niedlichen Pixellook gehalten und die Geister-Designs reichen von putzig über cool bis zu absurd. Mit den Namen der jeweiligen Geister hätte man sich im Rahmen der Übersetzung deutlich mehr Mühe geben sollen, denn manche sind leider sehr unkreativ. Zum Glück lassen sich gezähmte Geister umbenennen. Der Soundtrack ist in Ordnung, wobei die Kampfmusik irgendwann sehr eintönig wird. Das ist aber Geschmackssache und zur Not kann man die Musik ja auch deaktivieren.
Im Vergleich zur PC-Version sind mir längere Ladezeiten beim Abschluss eines Spieltages aufgefallen. Zwar sind es nur wenige und absolut verkraftbare Sekunden, allerdings ist der fließende Übergang hier nicht so gelungen wie in der PC-Version. Außerdem ist mir ein Bug begegnet, der allerdings nicht spielrelevant, sondern einfach nur unschön ist: Manchmal stoppen plötzlich die Animationen der Spielfigur, weswegen die kleine Alchemistin dann zu schweben scheint und auch keine Bewegungen beim Holzhacken oder beim Bergbau zeigt. Der Bug ist rein optischer Natur und verschwindet meistens wieder, wenn man zum Beispiel ein Gebäude betritt oder schläft. Ansonsten läuft das Spiel wirklich hervorragend und kann zudem komplett auf Deutsch gespielt werden.
Unser Fazit

8
Ein Spiele-Hit