Test zu Ylands: Nintendo Switch Edition - Nintendo Switch
Ein Survival, das nicht zum Überleben motiviert
Angefangen bei der erfolgreichen Kriegssimulation Arma segelte das tschechische Entwicklerstudio Bohemia Interactive weiter auf den Meeren der Simulationstitel und legte im Jahre 2019 am Hafen der Ylands an. Ursprünglich erschien das Low-Poly-Abenteuer mit starken Survival- und Crafting-Elementen auf Smartphone-Geräten und dem PC via Steam. Bereits auf Steam konnte der Titel nur unzureichend begeistern, auch andere Kritiken beschweren sich über den plötzlichen Free-to-Play-Zustand von Ylands, gepaart mit heimtückischen Mikrotransaktionen. Für knapp 25 Euro erschien Mitte dieses Jahres auch eine Nintendo Switch-Version, die wir uns nun ausgiebig anschauen konnten. Während uns keinerlei Mikrotransaktionen über die Sandalen gelaufen sind, gibt es allerdings andere Faktoren, über die wir leider sprechen müssen.
Bevor wir jedoch über die Mechaniken von Ylands und deren Umsetzungen sprechen können, nehmen wir uns dem Setting an: Wie in Survival-Spielen üblich, landet ihr am Anfang des Titels auf einer unzivilisierten Insel und versucht – na ja – zu „überleben“. Das ist natürlich auch bei Ylands der Fall, hier könnt ihr allerdings zwischen einem Story- und einem offeneren Survival-Modus wählen. Der offene Modus lässt euch die weite Welt erkunden, eure Lager aufbauen und frei bewegen. Im Abenteuer-Modus schlüpft ihr in einen selbsterstellten Charakter und erlebt eine relativ abwesende Geschichte, werdet aber durch verschiedene Quests und Aufgaben galant durch das Spiel geführt. Hier gibt es auch Platz für verschiedene Tutorials, die ihr im Laufe der Aufgaben spielt und so mehr über Ylands und dessen Möglichkeiten erfahrt. Auch wenn die Grundmechaniken, wie das Bauen, Sammeln von Ressourcen und Ausbauen eurer Crafting-Möglichkeiten, relativ schnell von der Hand geht, bleibt Ylands in den meisten Quests für meinen Geschmack zu kryptisch. Zwar sollt ihr beispielsweise Tiere zähmen, euch wird allerdings nicht gesagt, wie. Dazu müsst ihr nämlich das schier unendliche Crafting-Menü durchkämmen und verschiedene Leckerlies finden, die ihr allerdings nur mit anderen Ressourcen freischalten könnt. Nachdem dieses System klar war, gingen viele Dinge leichter von der Hand – erschlagen von den ganzen Möglichkeiten, unwissend, wozu diese nötig waren, wurde ich trotzdem. Ich begrüße in der Regel Spiele, die mir nicht alles vorkauen, aber aufgrund der endlosen Möglichkeiten, die Ylands bietet, hätte ich mir bei den Quests stellenweise gerne mehr konkrete Führung gewünscht.

Auch wenn die Auflösung leidet: Manche Szenerien sehen mit dem Low-Poly-Look echt ansehnlich aus
© Bohemia Interactive
Interessant ist aber die Implementierung verschiedener Gebiete und damit einhergehend die unterschiedlichen Items und Gegenstände, die ganz im Stile der Biome ihren Platz finden. Während ihr im tropischen Dschungel startet, gibt es auf anderen Inseln bergige und schneebedeckte Gebiete. Je nach Gebiet gelten auch unterschiedliche Regeln bzw. ihr müsst auf verschiedene Komponenten achten – Survival-Fans kennen dieses Konzept, das sich auch in Ylands wiederfindet. Im Abenteuer-Modus ist dieser Progress besonders zu erkennen und führt den Überlebenden angenehm durch die verschiedenen Anlaufstellen. Damit ihr alle nötigen Gegenstände, wie beispielsweise einen Unterschlupf, Rüstung und Essen herstellen könnt, bedarf es Ressourcen, die sich von Gebiet zu Gebiet unterscheiden. Schade ist, dass ihr nur sehr begrenzten Platz im Inventar habt und auch das Ausrüsten verschiedener Gegenstände zumindest auf der Nintendo Switch sehr kompliziert von statten geht. Wenn wir nämlich beachten, dass Ylands ursprünglich auf Smartphones und dem PC erschien, dementsprechend auch von Grund auf konzipiert wurde, war das Steuerungsproblem eigentlich schon abzusehen. Die Menüführung auf der Nintendo Switch ist nicht nur unheimlich anstrengend, unübersichtlich und chaotisch, sondern ruckelt, was das Zeug hält. In einem Survival-Spiel, das eben viel mit Menüführung arbeiten muss, wenn beispielsweise Möbel oder Gegenstände hergestellt werden, stolpert ihr auf dem Weg dorthin über zu viele Steine, die euch in den Weg gelegt werden.
Aber im ruckelnden Menü hört die technische Katastrophe leider noch nicht auf. Aufpoppende Inselbereiche, Bäume und Assets gehören zur Tagesordnung, die bei jedem Auftauchen für Framedrops sorgen. Dass unsere geliebte Nintendo Switch mit ihren sieben Jahren wirklich nicht mehr die stärkste Maschine auf dem Markt ist, wissen wir, da stellt sich aber erneut die Frage: Musste Ylands mit den bereits abzusehenden Problemen auf der Nintendo Switch erscheinen? Grafisch sieht der Titel ganz angenehm aus und präsentiert eine ansehnliche Polygon-Optik die an alte Retro-Tage erinnert. Zwar fällt auch hier die Bildrate und Auflösung sehr oft in den Keller und präsentiert euch fantastischen Pixelmatsch, dennoch gibt es so manche ansehnliche Gebiete – die eben von den angeführten technischen Ungereimtheiten überschattet werden. Dazu gehört auch der Input-Delay, der sich von der Menüführung bis in die Kämpfe über das Bauen von Rückzugsorten zieht. Im Gesamtpaket führt das schlicht gesagt zu keiner angenehmen Spielerfahrung, ganz unabhängig davon, wie viel Ylands besonders im Crafting-Bereich zu bieten hat – denn hier sind euch stellenweise, in meinen Augen, kaum Grenzen gesetzt und die Varietät des Gameplays profitiert von dieser Freiheit. Letztendlich reicht der ganz angenehme Inhalt aber leider nicht zum Überleben auf den Ylands.
Unser Fazit

5
Für Genre-Fans