Test zu Teenage Mutant Ninja Turtles: Splintered Fate - Nintendo Switch
Wie viel Hades passt in die Kanalisation New Yorks?
Es gibt sie, diese Titel, die einen solchen Erfolg mit sich bringen, dass sie diverse „Klone“ erzeugen, die sich mal exakt wie eine Kopie spielen, mal aber auch das Spielprinzip des Originals ergänzen und in elementaren Punkten vorantreiben. Ein eher aktuelles Beispiel dürfte da Vampire Survivor sein, dessen Erfolg für eine wahre Schwemme an Vampire Survivor-likes gesorgt hat, von denen sich manche behaupten konnten, andere wiederum schnell in Vergessenheit gerieten. Teenage Mutant Ninja Turtles: Splintered Fate, das erstmals 2023 exklusiv für Apple Arcade erschien, ist ein solcher Titel, der sich ganz klar an einem Hit aus dem Jahre 2020 orientiert, und zwar Hades von Supergiant Games. Wieso das Rogue-lite rund um die wohl bekanntesten Schildkröten der Mediengeschichte trotz unleugbarer Nähe zu Hades trotzdem noch mit eigenem Charme überzeugen kann, erfahrt ihr im folgenden Test.
Dass Leonardo, Donatello, Raphael und Michelangelo nicht nur berühmte Künstler der Renaissance, sondern auch noch vier mutierte Schildkröten sind, die in New York Verbrecher bekämpfen und für Recht und Ordnung auf der Straße sorgen, muss hier, denke ich, nicht noch einmal gesondert aufbereitet werden. Das Franchise rund um die Teenage Mutant Ninja Turtles dürfte jedem medienaffinen Menschen bekannt sein. In Teenage Mutant Ninja Turtles: Splintered Fate müssen sich unsere vier Helden aufmachen, ihren entführten Meister und Ziehvater Splinter aus den Fängen des Erz-Rivalen Shredders zu befreien. Eine klassische Prämisse also, die natürlich auch mit einem kleinen Twist und einem erweiterten, wahren Ende daherkommt, wie man es auch von der Inspiration Hades kennt. Eine weitere Ähnlichkeit stellt die Art und Weise dar, wie die Handlung vorangetrieben wird. Anstatt dass ihr nur an neue Informationen kommt, indem ihr in den Leveln voranschreitet, kann auch ein vorzeitiges Ableben dafür sorgen, dass ihr im Startbereich eines jeden Durchlaufs neue Handlungs-Schnipsel erhaltet. Die Art der Erzählung sorgt dafür, dass ihr trotz einer Niederlage immer noch mit einem gewissen Fortschritt belohnt werdet.
Teenage Mutant Ninja Turtles: Splintered Fate ist ein klassisches Action-Rogue-lite, in dem ihr aus einer schrägen Iso-Perspektive auf eure Figur schaut und diese durch Level manövriert, die in mehrere Arenen unterteilt sind. Sonderlich originell fallen die Level dabei nicht aus; neben der Kanalisation verschlägt es euch noch in die Straßen von New York, an einen Hafen sowie die Dächer der Stadt. Das passt zwar alles gut zur Comic-Vorlage, aber gerade die späteren Level fallen recht dröge und lieblos aus. Da ist es vielleicht von Vorteil, dass ihr eh selten genug Zeit habt, die Kulisse auf euch wirken zu lassen, denn in besagten Arenen müsst ihr euch gegen mehrere Gegnerwellen behaupten. Die Widersacher rekrutieren sich dabei aus dem bekannten Portfolio der Comics; Foot-Clan-Kämpfer der verschiedensten Kategorien, Maus-Roboter, Ratten und … ja, das war es eigentlich schon. Vor allem die Ninjas des Foot-Clan stellen sich euch meistens in den Weg und kommen mit unterschiedlichen Angriffsarten daher. Die Kämpfe fallen mittelmäßig anspruchsvoll aus, ihr müsst vor allem gut ausweichen und schnell reagieren können, denn gerade in den späteren Leveln warten eure Feinde mit den verschiedensten Flächen-, Sturm- und Spezialangriffen auf. Am Ende eines jeden Levels wartet dann noch ein Bosskampf in Form alter Bekannter auf euch. Sei es nun das mutierte Krokodil Leatherhead, Rocksteady und Beebop oder der allseits bekannte Shredder. Im Vergleich zu den recht vollgepackten Arenen fallen diese Kämpfe jedoch eher einfach aus und so dürftet ihr, mit etwas Übung, bereits nach einiger Zeit den ersten erfolgreichen Durchlauf zu verbuchen haben.
Doch wie sieht es nun spieltechnisch aus? Zu Beginn eines jeden Runs entscheidet ihr euch für einen der vier Turtle-Brüder, wobei jeder mit seinen eigenen Boni daherkommt: Raphael teilt den höchsten Schaden pro Sekunde aus, Donatello kann schneller technische Hilfsmittel einsetzen, Leonardo hat eine zusätzliche Spezialfähigkeit und Michelangelos Attacken fügen noch Flächenschaden hinzu. Verschiedene Waffen wie im Vorbild Hades gibt es nicht; ihr seid auf die Startwaffe eures gewählten Turtles beschränkt. Im Kampf stehen euch verschiedene Arten des Angriffs zur Verfügung und auch hier lässt sich die Nähe zum Supergiant Titel einfach nicht übersehen. Neben einem normalen Angriff stehen euch nämlich noch ein Spezialangriff, ein Dash-Angriff sowie ein technisches Tool zur Verfügung – teils in exakt derselben Tastenbelegung wie Hades. Die Angriffsvariationen wollen auch richtig und gut abgestimmt eingesetzt werden, denn wer nur mit simplen Angriffen zuhaut, wird schnell das Zeitliche segnen.
Während man in Hades die Segen der Götter hat, haben sich die Entwickler hier schon etwas kreativer zeigen müssen. Statt nun also mit Zeus Blitze zu schleudern, gibt es in Splintered Fate die sogenannten Skills, die sich in Wasser, Feuer, Utrom, Ninja, Ooze sowie Astral aufteilen. Nach jedem bestandenen Areal könnt ihr entweder einen dieser Skills upgraden, euch eine passive Fähigkeit eines anderen Turtle einverleiben oder einen neuen Gegenstand aufnehmen, der euch entweder konstant die Lebensenergie oder für eine bestimmte Anzahl an Arenen den Schaden erhöht – also quasi die Charon-Brunnen aus Hades. Das Kombinieren und Experimentieren mit den unterschiedlichen Skills bereitete mir ziemlichen Spaß und mit der Zeit werdet ihr schnell eure favorisierten Kombinationen heraus tüfteln, mit denen ihr ordentlich Schaden austeilen könnt. Jenseits davon darf natürlich die rogue-lite-typische Progression nicht fehlen. Hierfür könnt ihr zwei Arten von Währungen sammeln, mit denen ihr dauerhaft passive Boni wie einen höheren Schaden oder Lebenspunkte freischalten könnt. Zudem lassen bestimmte Bossgegner auch sogenannte Artefakte fallen, die zum Beispiel dafür sorgen, dass bestimmte Skills zu Beginn eines jeden Durchlaufs erscheinen – wie auch schon die Keepsakes aus Hades. All diese Punkte sind sich frappierend ähnlich und leider auch in Sachen Balancing und Gameplay-Mechaniken nicht ganz so ausgereift wie das große Vorbild.
Technischer Natur kann man über die Portierung von Splintered Fate nicht meckern. Das Spiel läuft stabil und flüssig, es gibt keine Einbrüche in der Bildrate, die Steuerung reagiert genau auf jede Eingabe und auch die Optik trifft voll ins Schwarze hinsichtlich der Comic-Vorlage. Wer möchte, kann in den Optionen zudem zwischen einem Performance-Modus, der euch eine höhere Bildrate verspricht, sowie einem Grafik-Modus wählen. Der Unterschied zwischen beiden ist nicht enorm groß, trotzdem würde ich den Performance-Modus empfehlen, mit dem auch die Screenshots gemacht wurden. Die Musikstücke sind treibend, bleiben allerdings nicht wirklich lange im Gedächtnis. Zudem wurden alle Texte ins Deutsche übersetzt, die Sprachausgabe bleibt in sehr gut vertontem Englisch.
Unser Fazit

7
Spaßgarant