Test zu Natsu-Mon: 20th Century Summer Kid - Nintendo Switch
Ein unvergesslicher Sommer
Der japanische Spieleentwickler Kaz Ayabe konnte sich seit der Veröffentlichung von Boku no Natsuyasumi im Jahr 2000 einen Namen als Schöpfer von Videospielen machen, in denen die Sommerferien im ländlichen Japan eine zentrale Rolle spielen. Eine ganze Reihe dieser Titel ist bis heute entstanden, von denen aber keiner außerhalb des Landes der aufgehenden Sonne veröffentlicht wurde. Dies änderte sich, als 2021 dem Konzept die Shin-chan-Marke übergestülpt wurde und der Titel 2022 als Shin-chan: Meine Sommerferien mit dem Professor - Die endlose Sieben-Tage-Reise auch seinen Weg zu uns fand. Zwei Jahre später folgt nun ein weiteres Abenteuer, das wieder ohne Shin-chan auskommt, dabei jedoch voll und ganz in die Fußstapfen der Boku no Natsuyasumi-Reihe tritt. Natsu-Mon: 20th Century Summer Kid ist seit Kurzem für die Nintendo Switch erhältlich und verspricht euch einen unvergesslichen Sommer als Junge in einer japanischen Idylle. Wie sich der Titel schlägt und ob ihr ihn in eure Pläne für den Sommer einbeziehen solltet, erfahrt ihr im folgenden Test.
Wir schreiben den 1. August 1999. Der zehnjährige Satoru erreicht mit seinen Eltern, denen ein fahrender Zirkus gehört, das Dörfchen Yomogi, welches von der Küste und den Bergen gleichermaßen eingerahmt wird. Euch steht der gesamte August zur Verfügung, um eure Sommerferien in dieser Idylle zu verbringen. Doch bevor ihr euch in euer Abenteuer stürzt, lernt ihr zunächst ein paar der Charaktere kennen, die euch durch die Ferien begleiten. Dazu gehört beispielsweise die Betreiberin des Gasthauses, in dem ihr nächtigt, die außerdem täglich frisches Essen für euch zubereitet. Auch die 15-jährige Junko, deren Eltern im Lotto gewonnen haben und daraufhin zu einer Weltreise aufgebrochen sind, gehört zu den quirligen Charakteren, die das kleine Dörfchen besiedeln. Von den meisten Mitgliedern eurer Zirkustruppe fehlt jedoch jegliche Spur und bereits nach eurer ersten Übernachtung verschwinden dann auch noch eure Eltern spurlos. Somit ist es an euch, neue Bekanntschaften zu schließen, Freunde fürs Leben zu finden und im Laufe der Zeit auch die Zirkustruppe wieder zusammenzutrommeln und bei ihren Shows zu unterstützen.
Satoru stehen verschiedene Aktionsmöglichkeiten zur Verfügung, um die offene Spielwelt zu erkunden. Zu Beginn des Spiels verfügt er noch über wenig Ausdauer, weshalb er nur kurz sprinten und gerade so auf kleinere Häuser emporklettern kann. Durch das Abschließen von großen Abenteuern, den Hauptmissionen wenn man so möchte, erhaltet ihr Sticker, die seine Ausdauerleiste darstellen. Je mehr ihr also in eurem Urlaubsparadies unternehmt, umso erfahrener werdet ihr und könnt längere Zeit rennen, schneller schwimmen oder höher klettern. Später erhaltet ihr außerdem noch weitere Aktionen wie eine Eichelschleuder, einen Doppelsprung oder ein Segeltuch, mit dem ihr sanft durch die Lüfte gleiten könnt – quasi schon ein Standard aller neueren Open-World-Titel. Kleinere Nebenmissionen verleihen euch zwar keine zusätzliche Ausdauer, verraten euch jedoch oft mehr über die Bewohner der idyllischen Urlaubsregion. Sämtliche Ereignisse und Errungenschaften hält Satoru in seinem Tagebuch fest, sodass ihr stets einen Überblick habt, was ihr an welchem Tag geschafft habt.

Je höher ihr klettern könnt, desto beeindruckendere Aussichten auf die Spielwelt eröffnen sich euch
© Spike Chunsoft
Für Zehnjährige heute wäre es sicherlich kaum mehr vorstellbar, einen ganzen Sommer ohne Smartphone, Tablet und Co. zu verbringen, doch Satoru weiß, wie er seine Tage spannend gestalten kann. Nicht nur könnt ihr die Beziehungen zu den zahlreichen Charakteren pflegen und Quests erledigen, sondern auch die Region erkunden und dabei spannende Dinge finden. Überall lauern nämlich ganze 200 verschiedene Insektenarten, die ihr mit einem Insektennetz oder den bloßen Händen fangen könnt. Auch tummeln sich zahlreiche Fische in den örtlichen Gewässern, die ihr angeln könnt. Besonders seltene Exemplare dieser Tierchen könnt ihr dem lokalen Museum für dessen Ausstellung spenden. Aus Erdlöchern könnt ihr Fossilien und andere Schätze ausgraben, die ihr ebenfalls beim Museum identifizieren und ggfs. ausstellen könnt. Ansonsten könnt ihr noch ausgebüxte Schweine finden, mit Geistermädchen spielen oder an Spielständen vor dem Zirkuszelt euer Glück versuchen – langweilig wird es euch so schnell nicht.
Apropos Zirkuszelt: Im späteren Spielverlauf eröffnet endlich die heißersehnte Zirkusaufführung, für deren Ablauf ihr federführend verantwortlich gemacht werdet. Und so ist es auch an euch, ordentlich Geld zu verdienen, um die Shows mit neuen Attraktionen wie einer großen Wippe oder einem Motorradkäfig sowie hübschen Kostümen für die Truppe aufzupeppen. Geld könnt ihr gelegentlich einfach so finden, effektiver ist es jedoch, den Dorfbewohnern bei deren Aufgaben zu helfen sowie Sammelgegenstände aufzuspüren und in einem Laden zu verkaufen. Auch das tägliche Aufgraben von Löchern, in denen ihr auch Fossilien und Angelköder finden könnt, zahlt sich aus. So macht ihr eurem Namen als Sohn der Zirkusbesitzer alle Ehre und tragt euren Teil zum Erfolg der Truppe bei.
Euer einziger wirklicher Gegner im Spiel ist die Zeit. Zu Beginn des Spiels mag der 31. August noch in weiter Ferne liegen, doch eines ist gewiss: das Spiel endet tatsächlich am 31. August. Euch bleiben also gerade einmal 30 Ingame-Tage, um die gesamte Spielwelt zu erkunden und alles zu entdecken, was Natsu-Mon zu bieten hat. Die Tage vergehen ziemlich schnell, vor allem, da ihr effektiv nur einen Teil davon zur Verfügung habt. Gewöhnlich startet ihr ab ca. 8:00 Uhr morgens die Tagphase, in welcher ihr bis 17:00 Uhr alles erkunden dürft. Verschiedene Transportmittel wie ein Bus oder Dixi-Klos stehen euch dabei als Schnellreisemittel zur Verfügung. Nach dem Abendessen startet dann die Nachtphase, in der ihr euch bis maximal 22:00 Uhr nicht zu weit vom Dorf entfernen könnt. Das Spiel bietet euch immerhin drei Geschwindigkeiten, wie schnell die Zeit vergeht, zwischen denen ihr jederzeit wechseln könnt. Für mich persönlich ist jedoch selbst auf der langsamsten Stufe der Tag oftmals viel zu schnell vergangen und ich konnte nicht alles schaffen, was ich mir vorgenommen hatte. Ein kleiner Trost: Habt ihr das Spiel einmal abgeschlossen, dürft ihr eure Fortschritte wie erledigte Missionen oder gefangene Tierchen in einen weiteren Durchlauf übertragen. Das Spiel ist also durchaus darauf ausgelegt, mehrmals durchgespielt zu werden, auch wenn dann natürlich keinerlei große Überraschungen mehr auf euch warten.
Optisch kann Natsu-Mon: 20th Century Summer Kid durch seinen sehr gelungenen Cel-Shading-Look überzeugen, der dem Spiel auch eine recht solide Performance beschert. Gelegentlich fallen nachladende Texturen und kleinere Ruckler auf, die den Spielverlauf jedoch nicht wirklich stören. Wer auf eine deutsche Lokalisierung gehofft hat, wird sich allerdings daran stören, dass das Spiel lediglich eine japanische Sprachausgabe mit englischen Untertiteln im Angebot hat. Deutsche Bildschirmtexte sucht ihr hier vergeblich. Des Weiteren kommt der Titel auch direkt mit einem DLC daher, welcher euch eine zusätzliche Insel erkunden und weitere Geschichten erleben lässt. Dieser wurde uns jedoch nicht für unseren Test zur Verfügung gestellt.
Unser Fazit

8
Ein Spiele-Hit