Test zu The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom - Nintendo Switch
Ein neuer Höhepunkt in der Geschichte der 2D-Zelda-Titel
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25. September 2024 um 14:00 - Philipp Pöhlmann
Kaum zu glauben, aber wir bewegen uns bereits mit stetem Schritt auf das 40-jährige Jubiläum der The Legend of Zelda-Reihe zu. Damit unterhält die Reihe, in der ihr wieder und wieder in neue Inkarnationen des Helden Link schlüpft, bereits Generationen von Nintendo-Fans. Benannt ist sie jedoch nach der Prinzessin, die ihr immer wieder aus den Händen des Bösen befreien müsst und selbst nur einen kleinen – oder manchmal sogar gar keinen – Auftritt in den Spielen hat. Mit der Ausnahme von Spin-Offs wie Hyrule Warriors oder gewissen Lizenztiteln, die Nintendo selbst wohl nur zu gerne vergessen würde, wurde dieser Bestandteil der traditionellen „Zelda-Formel“ bis dato auch nicht angefasst. Nun ist es aber tatsächlich nach fast vier Jahrzehnten soweit: Zelda schlüpft in die Hauptrolle ihrer eigenen Reihe und bringt uns mit The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom den mittlerweile dritten, völlig neuen Serienableger für die Nintendo Switch. Wie sehr uns das optisch sowie spielerisch sehr an das Remake von Link's Awakening angelehnte Adventure verzaubern konnte, erkunden wir für euch bis ins kleinste Detail im folgenden Test.
Das Land Hyrule wird immer wieder von mysteriösen Rissen heimgesucht, die ganze Teile der Welt mitsamt der dort befindlichen Personen und Lebewesen verschlingen. Besonders Kinder fallen diesem unnatürlichen Phänomen immer wieder zum Opfer und kehren nach dem Verschwinden der Risse mit deutlichen Persönlichkeitsveränderungen und ohne ihre Fähigkeit zu sprechen zurück. Auch der Schwertkämpfer Link fiel diesen Rissen einst zum Opfer, beschloss nach seiner Rückkehr jedoch, sich den Monstern, die die Risse immer wieder ausspucken, entgegenzustellen. So gerät er auch in die Sudelia-Ruine, wo die Prinzessin des Reiches von einem blauen Ungeheuer gefangen gehalten wird. Mutig stellt er sich diesem entgegen und besiegt den Feind. Als sich dann jedoch unerwartet an genau dieser Stelle ein neuer Riss öffnet, wird er erneut in eine andere Welt gesogen, schafft es jedoch geistesgegenwärtig und mit letzter Kraft, die Prinzessin mit einem Pfeil zum Brechen des Fluchs, der sie gefangen hält, zu befähigen. Und so schlüpft ihr in die Rolle der Protagonisten von Echoes of Wisdom, müsst hilflos dabei zusehen, wie euer Retter verschwindet und anschließend der Ruine entfliehen, die im Begriff ist, komplett vom Riss verschlungen zu werden. Bei alldem wird die Prinzessin von einem mysteriösen Wesen begleitet, das ihr den Weg zu weisen scheint ...
Mutig stellt sich der Schwertkämpfer Link dem blauen Ungeheuer entgegen, doch dann kommt alles anders ...
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Zurück in Schloss Hyrule und der Obhut ihres Vaters, dem König des Reiches, möchte die Prinzessin von den Geschehnissen berichten, als sich plötzlich ein weiterer Riss direkt im Thronsaal auftut und den König sowie dessen Berater verschlingt. Doch nicht genug, denn die Entscheidungsträger des Schlosses werden durch dunkle Doppelgänger ersetzt, die Zelda kurzerhand für die Entstehung der Risse verantwortlich machen und in den Kerker unterhalb des Schlosses sperren, wo sie nun auf ihre Hinrichtung wartet. Als sich die Prinzessin mit ihrer verzweifelten und ausweglosen Lage auseinandersetzt, gibt sich das mysteriöse Wesen, welches sie beobachtet hatte, zu erkennen. Das Feenwesen Tri erkennt, dass Zelda eine besondere Rolle im Mysterium rund um die Risse innehat und hilft ihr mit seiner Macht, ihrem Gefängnis zu entkommen. Die Aufgabe von ihm und seinen Gefährten ist nämlich keine geringere, als die entstandenen Risse zu schließen und dadurch das Land Hyrule wiederherzustellen. Bisher konnten sie dieser Aufgabe auch unbemerkt nachgehen, doch irgendeine Macht hält sie neuerdings davon ab, ihre Aufgabe zu erfüllen. Deshalb schließt sich das ungleiche Paar zusammen, um den Ursprüngen der Risse auf den Grund zu gehen und Hyrule sowie dessen Bewohner zu retten.
Die Macht, die Tri der Prinzessin leiht, ist der Tri-Stab, ein mystisches Artefakt, welches euch diverse Gegenstände sowie auch Gegner merken und als sogenannte Echos kopieren lässt. Gleich bei der Flucht aus dem Schlosskerker werden euch die Funktionen verschiedener Gegenstands-Echos nähergebracht. Zelda selbst kann einen recht niedrigen Sprung ausführen, mit welchem ihr nur niedrige Stufen erklimmen könnt. Nutzt ihr aber beispielsweise das Echo eines niedrigen Tisches, könnt ihr euch eine Treppe zu höheren Orten bauen, die Zelda dann emporsteigen kann. Kisten könnt ihr vor euch erscheinen lassen, um Gegnern den Weg zu versperren und einzelne Angriffe abzuwehren. Werft ihr einen Krug irgendwohin, reagieren Gegner auf das Geräusch, das bei dessen Zerbrechen entsteht, und lassen sich dadurch ablenken. Verschiedene Gegenstands-Echos reagieren aber auch mit der Umwelt. So könnt ihr beispielsweise hölzerne Gegenstände anzünden, um dadurch Feuer zu transportieren, oder eine in Brand geratene Zelda mithilfe eines Gebläses „auspusten“.
Auf der detaillierten Karte könnt ihr euer Ziel einblenden sowie Sammelgegenstände anzeigen lassen und eigene Markierungen setzen
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Selbstverständlich könnt ihr auch im Kampf gegen Monster auf eure Gegenstände zurückgreifen, da Zelda mit dem Tri-Stab nur eine Pirouette ausführen kann, die sich zwar zum schneiden von Grasbüscheln eignet, Gegnern jedoch keinen Schaden zufügt. Indem ihr beispielsweise einen Stein auf einen Widersacher werft, könnt ihr Schaden bei diesem anrichten; oder ihr macht kurzen Prozess mit Pflanzengegnern, indem ihr sie mit einer Feuerschale in Brand setzt. Besiegt ihr einen Gegner, hinterlässt dieser – Bosse ausgenommen – ebenfalls die Möglichkeit, ihn euch als Echo zu merken. Es ist also in der Regel wesentlich effektiver, die Echos von Gegnern für oder gemeinsam mit euch kämpfen zu lassen, um Monster zu beseitigen. Hier wird euch auch ein gewisses taktisches Geschick abverlangt, denn gewisse Echos sind anderen im Kampf überlegen. Fliegende Gegner beispielsweise werden für Echos, die sich nur am Boden aufhalten, zu einer regelrechten Plage; hier helfen ebenso fliegende Echos oder solche, die über einen Fernangriff verfügen. Auch mit Elementen lässt sich taktisch vorgehen. So könnt ihr mit Wasser-Echos beispielsweise feurigen Gegnern das Leben erschweren. Monster helfen euch aber nicht nur im Kampf, sondern erweisen sich auch bei der Erkundung der Spielwelt als überaus nützlich – vor allem mit der Einklang-Fähigkeit, auf die ich später noch eingehen werde.
Egal ob Gegenstände oder Monster, beim Beschwören von Echos gelten bestimmten Einschränkungen. Tri zieht fliegende Dreiecke hinter sich her, die visualisieren, wie viele Echos ihr erschaffen könnt. So kostet ein simpler Stein oder ein Tisch beispielsweise ein Dreieck. Sind alle von Tris Dreiecken aufgebraucht, wird immer das älteste eurer Echos aufgelöst, wenn ihr ein neues erschafft. Beim Erschaffen von Monstern macht sich diese Limitation wesentlich deutlicher bemerkbar. Stärkere Gegner kosten nämlich auch mehr Dreiecke, weshalb ihr euch entscheiden müsst, ob ihr lieber mehrere schwache oder einen starken Gegner erschafft – auch Kombinationen aus verschiedenen Echos sind natürlich möglich. Zu Beginn des Spiels startet Tri mit gerade einmal drei Dreiecken, die Anzahl sowie die Kosten eurer Echos lassen sich jedoch durch das Schließen von Rissen Schritt für Schritt erhöhen, sodass euch nach und nach mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Selbstverständlich könnt ihr Echos auch wieder auflösen – entweder einzeln oder alle auf einmal. Die Auswahl der Echos erfolgt hauptsächlich über eine immer länger werdende Liste, durch die ihr scrollen müsst, um zum gewünschten Echo zu gelangen. Wie bereits bei der Vorschau befürchtet, wird dieses Auswahlverfahren bei mehr als 100 Echos im Laufe des Spiels immer unübersichtlicher und erinnert an das Fusionieren von Pfeilen in The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom. Auch verschiedene Sortieroptionen sind da nicht wirklich hilfreich, dafür könnt ihr aber im Menü auch in eurem Lexikon wesentlich zügiger nach einzelnen Echos suchen, die ihr in bestimmten Situationen benötigt. Während meines Spieldurchlaufs hat sich bei mir jedoch auch eine gut zu überblickende Auswahl an Echos, welche ich hauptsächlich verwendet habe, herauskristallisiert, weshalb ein langes Durchforsten der Echo-Liste den Spielfluss nur äußerst selten unterbrochen hat.
Mit der Fähigkeit „Einklang“ folgen Gegenstände, selbst gewaltige Felsen, einfach Zeldas Bewegungen – oder umgekehrt
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Neben den Echos kommt Tri aber auch noch mit einer weiteren Fähigkeit daher, dem sogenannten Einklang. Wendet ihr diesen auf Objekte oder Gegner an, so folgen diese den Bewegungen von Zelda. So könnt ihr beispielsweise Hindernisse aus dem Weg räumen oder zu weit entfernte Dinge bewegen. Gegner wiederum könnt ihr festhalten, sodass sie euch nicht auf die Pelle rücken, oder kurzerhand auch ins Wasser oder einen Abgrund hinunter werfen. Der umgekehrte Einklang hingegen lässt Zelda den Bewegungen von Objekten oder Monstern folgen, wodurch sie ohne Schwierigkeiten Abgründe überwinden kann. Richtig spannend wird es aber erst, wenn ihr die beiden Fähigkeiten von Tri kombiniert, um eure Echos effektiver im Kampf und bei der Erkundung der Welt zu nutzen. Hetzt doch einmal eure Echos auf einen Feind los und haltet diesen währenddessen mit dem Einklang fest, um seine Handlungsmöglichkeiten einzuschränken. Oder lasst eine Wandtula erscheinen, die emsig Wände vor ihr erklimmt und Zelda dank des umgekehrten Einklangs einfach mit nach oben transportiert. Das Besondere an Echoes of Wisdom ist, dass nahezu alle Rätsel im Spiel immer verschiedene Lösungswege parat halten. Ihr möchtet einen Baum erklimmen, um von dort aus weiter nach oben zu gelangen? Kein Problem, denn ihr könnt euch ja eine Treppe aus Tischen oder den wegen ihrer Maße prädestinierten Betten bauen, um entspannt nach oben zu hopsen. Oder wie wäre es mit einem Trampolin im Mix, mit dem Zelda höher als normal springen kann. Manch fliegender Gegner steigt nach dessen Beschwörung steil nach oben, sodass ihr euch per umgekehrtem Einklang auch einfach in die Lüfte heben lassen könnt. Solche Wahlfreiheiten bietet euch das Spiel an jeder Ecke und es macht einen riesigen Spaß, mit den Echos herumexperimentieren zu können.
Zusätzlich zu den beiden manchmal schon fast übermächtig erscheinenden Fähigkeiten könnt ihr die Prinzessin aber noch zusätzlich stärken. Überall in der Welt findet ihr Zutaten, die ihr bei den geschäftstüchtigen Deku-Händlern zu Smoothies verarbeiten könnt. Von diesen könnt ihr eine ganze Menge in eurem Inventar herumtragen und in der richtigen Situation genüsslich schlürfen. Diese stellen nicht nur Zeldas Herzen wieder her, sondern kommen auch mit verschiedenen Effekten, wie einer Resistenz gegenüber Kälte oder Feuerangriffe oder auch der Fähigkeit, zeitweilig schneller zu schwimmen, daher. Die Kombination von jeweils zwei Zutaten bringt eine große Bandbreiten an verschiedenen Smoothies mit sich, die ihr definitiv einmal ausprobieren solltet. Außerdem könnt ihr hin und wieder Ausrüstungsgegenstände für Zelda finden. Mehrere Zubehörteile können angelegt werden, um beispielsweise mehr Rubine zu finden, schneller klettern zu können oder weniger Schaden im Kampf einstecken zu müssen. Auch ein paar verschiedene Outfits könnt ihr im Laufe des Abenteuers freischalten, die meist jedoch nur von kosmetischer Natur sind. Anders als bei den beiden Open-World-Abenteuern der Nintendo Switch-Ära, kehren hier auch wieder die traditionellen Herzteile zurück, von denen ihr vier Stück sammeln müsst, um Zeldas Gesundheit dauerhaft ein weiteres Herz hinzuzufügen. Viele davon sind jedoch leider nicht besonders schwierig versteckt, sondern liegen irgendwo in der Welt von Hyrule herum und die einzige „Herausforderung“ besteht darin, sie auf irgendeinem Weg zu erreichen. Glücklicherweise verstecken sich ein paar Herzteile aber dann doch auch hinter schwierigeren Aufgaben.
Ein The Legend of Zelda-Spiel ganz ohne Link – Kann das funktionieren? Tatsächlich wird auch Echoes of Wisdom keine Antwort auf diese Frage geben, denn so ganz ohne den grün bemützten Helden geht es dann doch nicht. Im Laufe der Geschichte werdet ihr nämlich auf ihn treffen, jedoch anders als vermutlich gedacht: Auch Link wurde nämlich durch einen finsteren Doppelgänger ersetzt und stellt sich euch an mehreren Punkten der Geschichte im Kampf entgegen. Im Gegensatz zu regulären Gegnern stellt der große Held jedoch eine durchaus ernstzunehmende Herausforderung im Kampf dar, da er mit euren Echos in der Regel kurzen Prozess macht. Hier ist also taktisches Geschick gefragt, um die billigen Kopien des legendären Schwertkämpfers abzulenken und zur Strecke zu bringen. Gelingt euch dies, erhaltet ihr an dem schicksalhaften Ort, an dem er zu Beginn des Spiels in einen Riss gezogen wurde, sein Schwert und könnt von da an mit Zelda in den Schwerkämpfer-Modus wechseln.
Der Schwerkämpfer-Modus erlaubt euch, wie der Name vermuten lässt, Links Schwert, das in diesem Teil „Schwert der Stärke“ heißt, zu führen. Damit könnt ihr um euch schlagen, um Gegnern ordentlich einzuheizen oder anderweitig nicht zu überwindende Barrieren zu zerstören. Auch ist es möglich, im Schwertkämpfer-Modus höher als normal zu springen. Das Ganze kommt allerdings mit einem gehörigen Haken daher: Der Einsatz dieses Modus erfordert nämlich sogenannte „Energia“, die ihr nur an bestimmten Stellen im Spiel sammeln könnt, weshalb ihr nicht pausenlos als Link-Double durch das Land streifen und alles mit eurem Schwert zu Kleinholz verarbeiten könnt. So müsst ihr euch gut überlegen, wann der richtige Moment gekommen ist, das Schwert zu zücken – und auch wieder wegzustecken. Überall in Hyrule könnt ihr außerdem Kristalle der Stärke finden, mit denen ihr sowohl das Schwert als auch eure Energia-Leiste upgraden könnt, um länger in den Schwertkämpfer-Modus wechseln zu können und mehr Schaden auszuteilen oder später sogar bei voller Gesundheit die bekannten Schwertstrahlen verschießen zu können. Nachdem der falsche Link bei seiner ersten Begegnung mit euch sein Schwert eingebüßt hat, setzt er zukünftig dann auf andere Waffen aus seinem Arsenal, zum Beispiel seinen Bogen, welche ihr euch ebenfalls aneignen und dann im Schwertkämpfer-Modus nutzen könnt.
Nun haben wir schon oft gehört, dass der neueste Teil der Reihe auch wieder im Königreich Hyrule spielt, jedoch noch gar nicht darüber gesprochen, wie das Hyrule von Echoes of Wisdom überhaupt aussieht. Wer schon frühere 2D-Zelda-Ableger gespielt hat, hat dieses Hyrule nämlich vielleicht schon einmal mit Link erkundet. Es basiert nämlich auf der Spielwelt aus A Link to the Past (SNES) und A Link Between Worlds (3DS), ist aber mehr als nur ein bloßer Abklatsch. Es handelt sich um eine Neuinterpretation mit zahlreichen Erweiterungen in sämtliche Himmelsrichtungen. So ist beispielsweise gleich das Startgebiet Sudelia ein gänzlich neues, aber auch bekannte Gebiete wie die Gerudo-Wüste oder Jabul-Gewässer wurden enorm erweitert, sodass die einstigen Abschnitte aus den älteren Teilen nur einen Bruchteil von dem ausmachen, was ihr nun alles erkunden dürft. Und das Erkunden macht in Echoes of Wisdom mehr Spaß als jemals zuvor. Bereits nach den Sudelia-Wäldern zum Beginn des Spiels öffnet sich euch nämlich die komplette Spielwelt, denn mithilfe eurer Echos und der Einklang-Fähigkeit kann euch kein Hindernis mehr stoppen. Lediglich die Hauptmissionen schränken euch hierbei ein, denn nur in den Gebieten, in denen aktuell große Risse in der Landschaft klaffen, könnt ihr auch die Handlung vorantreiben. Es liegt also an euch, ob ihr zunächst einmal der Story folgen oder lieber auf große Erkundungstour gehen wollt. Ja, ihr könnt wirklich überall hingehen und dabei auch allerhand nützliche Dinge einsacken. So könnt ihr euch beispielsweise schon früh im Spiel Zugang zu besonders starken oder nützlichen Echos verschaffen, eine ganze Menge Herzteile einsammeln oder weitere Geheimnisse entdecken.
Mit den Waffen im Schwertkämpfer-Modus lassen sich Schwachpunkte von Gegnern besonders effektiv bearbeiten
© Nintendo
Wie schon das Remake von Link's Awakening setzt auch Echoes of Wisdom auf einen Grafikstil, den man entweder liebt oder äußerst gewöhnungsbedürftig findet. Mir gefällt die Miniaturoptik wie aus Modelliermasse jedenfalls sehr gut und sie eignet sich auch wunderbar dazu, den einzelnen Regionen sowie dort lebenden Gegnern und Einwohnern einen unverwechselbaren Charme zu verleihen. Die Welt strotzt nur so vor spannenden Orten und quirligen Charakteren, die euch ein Lächeln aufs Gesicht zaubern werden. Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir dabei unter anderem ein Junge in Hyrule-Stadt, der Zelda stets total unverblümt unangemessene Fragen stellt und darauf kurzerhand von seiner Mutter gemaßregelt wird. Oder der Stempelmann, der an den verrücktesten Orten Hyrules zu einer Stempeljagd einlädt. Oder ein Dojo-Betreiber, der die Prinzessin von Hyrule ganz ungeniert als „größte Pennerin von allen“ bezeichnet. Oder aber ein Deku, der sich euren Tri-Stab schnappt, um darauf dubiose Zuckerwatte zu wickeln und ihn sich dann genüsslich in den Mund zu stopfen, woraufhin Tri dem Nervenzusammenbruch nahesteht. Oder, oder, oder – die Welt von Echoes of Wisdom ist voller charmanter und witzig geschriebener Charaktere, von denen viele für euch auch kleinere Nebenaufgaben oder sogar Minispiele parat halten. Apropos Tri ... Optisch ist Zeldas Begleiter vielleicht recht unscheinbar, doch lernt dieser im Laufe der Geschichte, menschliche Emotionen zu verstehen und selbst zu empfinden, was auch immer wieder für berührende Momente sorgt und der kleinen gelben Kugel mehr Persönlichkeit als erwartet verschafft. Zusammen mit dessen niedlichen Geräuschen oder der Art, wie er sich immer wieder auf Zeldas Kopf niederlässt, wenn diese kurz stillsteht, gehört Tri mittlerweile zu meinen liebsten Begleitern der Spielreihe.
Neben den zahlreichen Bewohnern von Hyrule findet ihr aber auch überall in der Welt die mittlerweile schon oft erwähnten Risse, zu deren Beseitigung ihr euch ja überhaupt erst ins Abenteuer stürzt. Um diese nämlich Schließen zu können, müsst ihr sie zunächst mit der Hilfe von Tri betreten. An bestimmten Stellen kann er euch einen Zugang in die Welt des Nichts freilegen, einer verzerrten Welt, in der das gesamte Terrain in Stücke gerissen und neu angeordnet wurde. Auch die von den Rissen verschluckten Personen schweben hier versteinert und hilflos durch die Gegend. Um den Riss zu versiegeln, müsst ihr Tris Gefährten darin befreien. Diese befinden sich bei kleineren Rissen entweder an verschiedenen Stellen der Zerrwelt, in größeren Rissen hingegen erwarten euch klassische Dungeons, wie ihr sie aus anderen 2D-Zelda-Titeln kennt. Verschiedene Räume müssen hier navigiert und mithilfe eurer Fähigkeiten bewältigt werden. Mit dabei sind Dungeon-Karten, kleine und der große Schlüssel sowie Zwischen- und Endbosse, die euer Geschick im Kampf in besonderer Weise auf die Probe stellen. Klassische Dungeon-Items, die eine zentrale Rolle bei den Rätseln das Dungeons oder dem Bosskampf spielen, gibt es nicht, hier sind eure Echos gefragt, von denen ihr aber auch neue in den Dungeons findet und dann entsprechend nutzen müsst. Gleich mehrmals im Spiel habt ihr übrigens die freie Wahl, in welcher Reihenfolge ihr die verschiedenen Regionen Hyrules und die dort befindlichen Dungeons angeht. Sogar ein paar optionale, kleinere Dungeons mit eigenen Bosskämpfen am Ende könnt ihr aufspüren und absolvieren. Unter den Bossen befinden sich übrigens einige Neuzugänge, gleichzeitig dürft ihr euch aber auch auf ein paar bekannte Gesichter aus mittlerweile fast 40 Jahren Seriengeschichte freuen. Erkennt ihr sie alle wieder?
Nur Tri und seine Gefährten haben die Macht, die Risse in ganz Hyrule zu schließen und den Frieden wiederherzustellen
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Wer die zahlreichen Trailer verfolgt hat, dürfte auch die Automaten, welche ihr im Spiel erhalten könnt, mit Interesse begutachtet haben. Bei diesen wurde in meinen Auge allerdings eine ganze Menge Potenzial verschenkt. Im Grunde genommen funktionieren sie ähnlich wie Echos, verbrauchen jedoch keine von Tris Dreiecken, können also gleichzeitig zu euren Echos genutzt werden, ohne sich auf deren beschwörbare Anzahl auszuwirken. Stattdessen müsst ihr die Automaten jedoch erst aufziehen, nachdem ihr sie aus der Tasche geholt habt, was eine gewisse Zeit benötigt und auch ständig wiederholt werden muss, sobald sie nicht mehr laufen. Außerdem können sie beschädigt werden, sodass ihr sie teuer und nur an einem bestimmten Ort im Spiel reparieren müsst, wenn ihr sie wieder verwenden wollt. Zwar sind manche von ihnen bessere Versionen von Gegner-Echos, jedoch sind sie meiner Meinung nach in einem Spiel, in dem ihr jederzeit nach Lust und Laune Monster erschaffen könnt, nicht mehr als eine Spielerei. Ich gehe sogar davon aus, dass viele Spielerinnen und Spieler sie überhaupt nicht nutzen werden, vor allem da sie völlig optional und nicht Teil der Haupthandlung sind. In einem Nachfolger, in dem es eben keine Echos gibt, wären sie eine tolle Hommage an Echoes of Wisdom gewesen – hier sind sie meiner Meinung nach leider völlig deplatziert.
Optisch kann sich The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom sehen lassen. Die Welt mit ihren Bewohnern ist einfach wunderschön anzusehen und ist für mich eines der hübschesten Spiele auf der Nintendo Switch. Auch beim Sounddesign erwartet euch Qualität vom allerfeinsten. Der Soundtrack ist grandios und mehrere Melodien, allen voran das Hauptthema dieses Titels, werden mir vermutlich noch lange durch den Kopf geistern. Es steckt also wieder einmal die Liebe zum Detail im neuesten Ableger, wie wir sie von der The Legend of Zelda-Reihe gewohnt sind und lieben gelernt haben. Die Performance des Spiels ist solide, lediglich zwei Wermutstropfen sind mir begegnet. Zum einen bricht bei den Sequenzen nach dem Abschluss der Dungeons die Bildwiederholrate jedes Mal kurz ein, wenn viele animierte Objekte gleichzeitig über den Bildschirm wirbeln. Jenseits dieser Cutscenes sind mir aber keine merklichen Einbrüche der Framerate negativ aufgefallen. Was mir jedoch beim aktiven Hinsehen nicht entgangen ist, ist die Tatsache, dass das Problem mit den winzigen Rucklern, welches zuvor beim Remake von Link's Awakening dem einen oder anderen negativ aufgefallen war, zwar in meinen Augen deutlich verbessert, jedoch nicht ganz aus der Welt geschafft wurde. Wie gesagt: Ich musste wirklich aktiv darauf achten, damit mir dieses Manko aufgefallen ist. Wer sich sehr daran stört, sollte sich vielleicht vor dem Kauf noch ein paar Gameplay-Videos ansehen. Positiv erwähnen möchte ich ganz zum Schluss noch ein paar kleinere Quality-of-Life-Elemente, die dem ansonsten quasi makellosen Spiel noch die Kirsche auf das Sahnehäubchen setzen. Einerseits sorgen die zahlreichen und großzügig verteilten Schnellreisepunkte in ganz Hyrule sowie der Welt des Nichts dafür, dass ihr jeden Ort im Spiel in Windeseile erreichen könnt. Außerdem verfügt ihr auch über eine gewisse Kontrolle der Kamera, die ihr ein Stück verschieben könnt, um leichter Geheimnisse zu entdecke, oder auch senkrecht von oben herabschauen lassen könnt, was gerade beim Platzieren von Echos eine große Hilfe sein kann. Wer den Schwierigkeitsgrad des Spiels ein wenig anziehen möchte, kann direkt von Anfang an den Heldenmodus aktivieren, in dem ihr mehr Schaden kassiert und weniger Heilungsmöglichkeiten besitzt. Auch eure amiibo-Figuren der The Legend of Zelda-Reihe könnt ihr verwenden, um dreimal täglich Smoothiezutaten oder sogar ein paar exklusive Kostüme, welche jedoch rein optischer Natur sind, zu erhalten. Dass das Spiel vollständig in deutscher Sprache verfügbar ist, muss vermutlich nicht erwähnt werden. Wer sich nach den beiden Open-World-Titeln auf der Nintendo Switch an eine Sprachausgabe gewöhnt hat, dem sei gesagt, dass euch hier wieder nur die zuvor serientypischen Geräusche der Charaktere erwarten.
Unser Fazit
10
Meisterwerk