Test zu Dungeons 4: Nintendo Switch Edition - Nintendo Switch
In den Fußstapfen eines liebgewonnenen Klassikers
-
17. Oktober 2024 um 12:00 - Philipp Pöhlmann
Auf den Weg zum Nintendo-Fan begab ich mich in meiner Kindheit, als ich ein Nintendo 64 zu meinem Geburtstag geschenkt bekam und mich sofort in die wundervollen Welten und Charaktere des japanischen Videospielherstellers verliebte. Doch bis ich wirklich vollends auf den Nintendo-Zug aufgesprungen bin, lockte mich auch das ein oder andere Spiel an den PC, welcher damals noch mit dem guten alten Windows 98 lief. An viele Computerspiele aus der damaligen Zeit kann ich mich nicht mehr erinnern, was mir aber bis heute im Gedächtnis geblieben ist, ist Dungeon Keeper, eine interessante Mischung aus Echtzeit-Strategie, Tower Defense und Aufbauspiel, welche außerdem noch durch ihren Sinn für Humor mein Herz erobern konnte. Nach nur zwei Ablegern wurde es jedoch still um die Reihe, nachdem der damalige Entwickler Bullfrog einen geplanten dritten Teil einstampfte. Heute befindet sich die Lizenz in den Händen von Electronic Arts, welche den einstigen Kult-Klassiker in ein Mobile Game im Free-to-Play-Format mit – Wer hätte es gedacht? – ordentlich Mikrotransaktionen verwandelten. Trotz aller Abzock-Vorwürfe konnte sich der Titel erstaunlich lange halten, dürfte dem Ruf der Marke langfristig aber doch nicht so sehr geholfen haben.
Umso besser, dass gerade ein deutsches Entwicklerteam sich der Sehnsucht aller Hobby-Kerkermeister angenommen hat und mit den Dungeons-Spielen einen spirituellen Nachfolger von Dungeon Keeper geschaffen hat. 2011 erschien der erste Teil aus dem Hause Realmforge Studios für den PC und produzierte bis dato drei Nachfolger, von denen die beiden letzten auch als „Nintendo Switch Edition“ ihren Weg auf die Hybridkonsole gefunden haben. Während Dungeons 3 leider nicht den Weg in unser Testlabor gefunden hat, präsentieren wir euch heute zum Launch von Dungeons 4 unseren Test zum neuesten Teil der Reihe und verraten euch, ob es die Dungeons-Reihe zu einem würdigen Nachfolger des kultigen PC-Klassikers geschafft hat.
Storytechnisch knüpft Dungeons 4 an dessen Vorgänger an. Wieder übernehmt ihr die Kontrolle des Dungeonmeisters, einer Entität, welche nur als schwebende Hand dargestellt wird, und managt den Dungeon der Dunkelelfe Thalya, welche jedoch direkt zu Beginn des Spiels von ihrem auf der Seite des Guten stehenden Stiefbruder Tristan verschleppt wird. Fans der Reihe dürften beide bereits aus Dungeons 3 kennen; Neueinsteiger müssen jedoch nicht unbedingt die gesamte Reihe gespielt haben, um der Handlung folgen zu können. Nun ist es nämlich an euch, einen Dungeon zu errichten und abscheuliche Kreaturen heranzuziehen, um den Helden ihre Ländereien zu nehmen, die Verfolgung des Dummschwätzers Tristan aufzunehmen und eure finstere Generalin aus dessen Händen zu befreien. Den Rest der sowieso nicht allzu spektakulären Handlung mit wenig Tiefgang wollen wir an dieser Stelle nicht vorwegnehmen.
... bis zum Brechen der vierten Wand: Entweder mag man den Humor der Dungeons-Reihe – oder eben nicht
© Kalypso Media
Im Gegensatz zum Vorbild Dungeon Keeper teilt sich das Gameplay in Dungeons 4 in zwei Bereiche auf: In der Unterwelt baut und managt ihr euren Dungeon, sammelt Ressourcen, erweitert eure Streitkräfte und stellt nützliche Dinge für die Schlacht her. Auf der Oberwelt hingegen haben sich die Krieger des Guten ausgebreitet und infiltrieren von dort aus auch euren Dungeon in regelmäßigen Abständen. Ziel ist es also, eure gestärkten Truppen an die Oberfläche zu schicken und dort so zu befehligen, dass sie feindliche Lager zerstören und dem widerlichen Guten den Garaus machen. Von Mission zu Mission präsentiert euch das Spiel immer wieder neue Wendungen, die eure Fähigkeiten als Dungeonmaster auf die Probe stellen: Goldgierige Zwerge graben sich ebenfalls durch den Untergrund und sind wenig begeistert, dabei von euch gestört zu werden. Grabt ihr ein Spinnennest an, wüten die achtbeinigen Widersacher in eurem Dungeon. Durch einen Sturm an der Oberfläche werden Einheiten geschädigt und unterliegen so leicht im Kampf. Diese und viele weitere Wendungen sorgen für Abwechslung und erfordern immer wieder geschicktes Management eurer Ressourcen.
Für weitere Tiefe sorgt auch die Tatsache, dass ihr euren Dungeon in drei verschiedene Richtungen weiterentwickeln könnt. So könnt ihr Kreaturen aus ebendiesen drei Bereichen rekrutieren: der Horde, den Dämonen oder den Untoten. Jede Ausprägung bringt individuelle Einheiten sowie spezielle Räume für euren Dungeon mit. So können Horde-Kreaturen wie Orks oder Goblins zum Beispiel in einer Arena trainieren; auch steht euch auf diesem Pfad die Möglichkeit, Tränke mit verschiedenen Effekten zu brauen, zur Verfügung. Stärkt ihr die Dämonen, habt ihr Zugriff auf Kreaturen wie Imps und Sukkuben und könnt Mana sammeln, um Zaubersprüche zu wirken. Bei den Untoten hingegen werden euch Kreaturen wie Banshees oder Nekromanten geboten, welche nach ihrem Ableben wiederbelebt werden; auch könnt ihr die gutmütigen Helden konvertieren, sodass sie auf eurer Seite kämpfen. Je nach Mission empfiehlt es sich, unterschiedliche Pfade bei der Forschung voranzutreiben.
Auf der Oberwelt könnt ihr neben den lästigen Helden auch liebliche Kreaturen wie dieses Einhorn vernichten, um Bösartigkeit zu sammeln
© Kalypso Media
Doch auch die Forschung für die Haupträume eures Dungeons dürft ihr dabei nicht außer Acht lassen. In der Schatzkammer lagert ihr das Gold, welches eure baufreudigen Schnodderlinge für euch schürfen, in der Guru-Farm züchtet ihr huhnähnliches Geflügel, welches eure Kreaturen verzehren, und im Thronsaal schlägt das Dungeon-Herz, welches ihr um jeden Preis vor den Angriffen der Helden schützen müsst. Dieses könnt ihr nicht nur mit euren Kreaturen verteidigen, denn auch Fallen und andere Vorrichtungen könnt ihr bauen, um euren Dungeon heldensicher zu machen. Theoretisch bietet euch Dungeons 4 also eine interessante taktische Tiefe und ordentlich Raum für Spielereien und zum Ausprobieren. In der Praxis gestaltet sich das Erbauen eures Dungeons und Heranziehen von Kreaturen aber doch deutlich schwerfälliger als mir lieb ist. Was in meinen Erinnerungen an Dungeon Keeper in meiner Kindheit recht locker und zügig von der Hand ging, dauert hier aufgrund der extrem langsamen Geschwindigkeit, mit der ihr größere Mengen an Ressourcen anhäuft, ganz schön lange und zieht so das Spiel künstlich in die Länge. Selbst auf der niedrigsten von drei Schwierigkeitsstufen können sich Missionen wie eine halbe Ewigkeit anfühlen. Hier hätte ich mir einen deutlich schnelleren Spielfluss gewünscht.
Grafisch müsst ihr auf der Nintendo Switch mit sichtbaren Abstrichen im Vergleich zur Version für den PC und andere Konsolen aus dem Vorjahr vorliebnehmen. Auch fallen besonders beim Start einer Mission immer wieder nachladende Texturen besonders negativ auf, trüben die Spielerfahrung ansonsten jedoch nicht weiter. Was die Erfahrung jedoch trübt sind die unverhältnismäßig langen Ladezeiten sowie – ich ziehe sie bei meinen Tests scheinbar immer wieder magische an – die Spielabstürze, die mich wiederholt nach den ewigen Ladebalken auf den unschönen Boden der Tatsachen geholt haben. Mehrmals hat sich das Spiel selbst beendet oder ist im Ladebildschirm eingefroren und musste dann von mir beendet werden. Bei dem Preisschild eines Vollpreistitels darf so etwas einfach nicht passieren. Zu guter Letzt noch eine gute Nachricht für Fans von deutschen Lokalisierungen: Da das Spiel aus deutscher Hand kommt, dürft ihr euch nicht nur auf deutsche Bildschirm- und Menütexte, sondern auch eine komplett deutsche Sprachausgabe freuen. Leider konnte mir der sehr eigene Humor von Dungeons 4 jedoch nur in seltenen Fällen ein leichtes Schmunzeln entlocken. In meiner Jugend hätte ich über die vielen Wortspiele und Referenzen aus anderen Medien sicherlich gelacht – aus heutiger Sicht wirkt der Humor der Entwickler aber doch eher altbacken und irgendwie aus der Zeit gefallen.
Unser Fazit
5
Für Genre-Fans