Test zu Loco Motive - Nintendo Switch

Eine tödliche Zugfahrt mitten ins Herz

Die dunkle Jahreszeit lädt nicht selten dazu ein, sich eher mit düsteren Geschichten auseinanderzusetzen. Vielleicht boomt daher das Genre Murder-Mystery, denn allein in der Buchhandlung begegnen einem dazu unzählige neue Titel. Das Spiel Loco Motive reiht sich da sehr gut ein, denn auch wenn es prinzipiell ein Detektivspiel ist, mit einem blutigen Mord im Mittelpunkt, hat es dennoch etwas wohlig warmes an sich. Wie das sein kann, habe ich euch in diesem Test zusammengefasst.


Ein mysteriöser Mord löst sich nicht von selbst

© Robust Games / Chucklefish

Wir beginnen die Reise in einem Zug und direkt fühlen wir uns in die Zeit des legendären Orient Express versetzt. Denn nach kurzer Zeit wird die glamouröse Party, die gerade veranstaltet wird, zu einem waschechten Tatort, denn Lady Unterwald wird auf der Bühne ermordet. Da der Zug jedoch durch einen Tunnel fährt und das Geschehen im Dunkeln verschwindet, kann der Mörder ungesehen entkommen.


Gut, dass Arthur Ackerman an Bord ist. Er ist der Anwalt für Immobilienrecht von Lady Unterwald und nimmt sich direkt dem Fall an, denn hinter dem Mord steckt weit mehr als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Außerdem muss die Erbfolge geklärt werden, denn die Erben von Lady Unterwald scheinen nur auf ihr Ableben gewartet zu haben. Das ist zwar im Testament festgehalten, allerdings entwischt das Dokument durch ein offenes Fenster und ist erst einmal verschwunden. Die Aufgabe besteht nun darin, herauszufinden, wer der rechtmäßige Erbe und der wahre Mörder ist.


Kurze Zeit später beobachten wir jedoch eine Vernehmen bei der Polizei, in denen die drei Protagonisten Diana, Arthur und Herman ihre Sicht der Dinge erzählen. Immer wieder wechseln wir zwischen dem Polizeirevier und dem Tatort auf Schienen, sodass wir nach und nach in die Geschichte eintauchen, die nicht nur der Polizei erzählt wird, sondern wir auch live erleben können. Zwar ist die Zeitlinie immer die gleiche, allerdings wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und man erfährt, wie die Charaktere zusammenhängen und welchen Einfluss sie auf die Ereignisse hatten.


Da es sich bei Loco Motive um ein Point-and-Click-Adventure handelt, ist das Gameplay wenig überraschend. Wir können uns recht frei durch die Umgebungen bewegen und mit unterschiedlichen Dingen oder Figuren interagieren. Ein waches Auge ist hier sehr wichtig, denn selbst die kleinsten Kleinigkeiten könnten später noch essentiell wichtig werden. Daher sollte man auch geduldig jeden Zentimeter erkunden und der detaillierte Pixel-Stil des Spiels lädt regelrecht dazu ein, die noch so unwichtig erscheinenden Ecken genauer unter die Lupe zu nehmen.


Die detaillierte Pixelgrafik lädt zum Erkunden ein

© Robust Games / Chucklefish

Denn das Schöne an Loco Motive ist der unglaublich gute Humor, der sich in jeder einzelnen Zeile Dialog versteckt. Die unterschiedlichen Charaktere sind unglaublich gut geschrieben und die Gespräche machen viel Spaß. Darüber hinaus ist das Spiel komplett auf Englisch vertont und die einzelnen Sprecherinnen und Sprecher bringen so viel Atmosphäre mit ins Spiel, dass man denken könnte, man schaut einen spannenden Film. Das ist ein absoluter Pluspunkt für das Spiel.


Ebenfalls typisch für ein Point-and-Click-Spiel sind die unterschiedlichen Gegenstände, die ihr sammeln und kombinieren könnt. So entstehen teilweise wirklich absurde und witzige Ideen, sich aus Situationen heraus zu manövrieren und es regt die eigene Kreativität an, mehrfach um die Ecke zu denken. Spannend wird es auch dadurch, dass ihr im Laufe des Spiels unterschiedliche Charaktere spielt, die natürlich alle ihr eigenes Inventar besitzen. In den Momenten, in denen ihr alle drei Protagonisten auf einmal spielt, erweist sich das als unglaublich nützlich, da ihr Gegenstände auch untereinander tauschen könnt.


Durch das Kombinieren von Gegenständen werden viele der kleinen Puzzle gelöst und wenn ihr doch einmal nicht weiter wisst, gibt es fast immer ein Telefon in der Nähe, womit ihr den berühmten Detektiv Dirk Chiselton anrufen könnt. Er gibt euch dann bei Bedarf Hinweise, sodass ihr oft direkt mit der Nase auf die Lösung gestoßen werdet. In seltenen Fällen schafft er es aber auch eher, einen zu verwirren, weil die Lösung des Rätsels dann doch nicht so offen ersichtlich ist. Hier ist es mir ein paar Mal passiert, dass ich in eine ganz andere Richtung dirigiert wurde.


Zwischensequenzen sind noch mal extra detailliert in Szene gesetzt

© Robust Games / Chucklefish

Ein weiterer kleiner Minuspunkt sind die an sich tollen Dialoge. Ihr habt grundsätzlich vier Antwortmöglichkeiten, mit denen ihr eurem Gegenüber antworten könnt, doch in manchen Gesprächen wird die Unterhaltung gefühlt künstlich in die Länge gezogen. Zwar sind die Unterhaltungen immer toll geschrieben und zeigen, wie toll der Humor des Spiels doch ist, allerdings werden viele Fragen innerhalb eines Gespräches noch einmal in einem etwas anderen Satzbau wiederholt, wodurch man beim Gegenüber noch mal nach Informationen nachbohrt. Nur selten ist das allerdings zielführend, weswegen ich es als etwas sinnlos empfand.


Bugs habe ich selbst nicht feststellen können, wobei mir der ein oder andere Schreibfehler aufgefallen ist. Es ist allerdings bekannt, dass man bei manchen Rätseln nicht weiterkommt, weil man Dinge nicht in der geforderten Reihenfolge lösen kann. Dann empfiehlt sich ein Neustart und regelmäßiges Zwischenspeichern. Ansonsten läuft das Spiel gut auf der Nintendo Switch und sieht dank der wirklich tollen Pixel-Grafik sehr schön aus. Bei der Steuerung hilft der Touchscreen zudem enorm weiter, denn gerade wenn man vor vielen Gegenständen steht, mit denen man interagieren kann, wird es beim Auswählen schon einmal friemelig.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Kerstin Steiner

Videospiele mit tollen und spannenden Geschichten sind bei mir immer ganz hoch im Kurs, weswegen Loco Motive auch ein tolles Spiel ist, das man durchaus auf seine Wunschliste packen sollte. Allein schon die Tatsache, dass das Spiel komplett vertont ist und die Charaktere wunderbar geschrieben sind, macht das Adventure zu einem Spielehit am Ende des Jahres. Es gibt so viel zu entdecken in der liebevoll gestalteten Welt und es lohnt sich, auch zwei oder drei Mal hinzusehen. Zwar gibt es den ein oder anderen Minuspunkt, den man abziehen kann, allerdings bekommt man für das Geld auch ein wirklich durchdachtes Point-and-Click-Adventure. Wer dem Genre generell etwas abgewinnen kann und noch auf Murder-Mystery-Geschichten steht, macht mit Loco Motive nichts falsch. Da kann man gut und gerne den Preis von 17,99 € bezahlen und erhält rund 10 Stunden Spielspaß für gemütliche Abende.
Mein persönliches Highlight: Die Charaktere, die Synchronisierung und die teils absurde Geschichte

Communitywertung

2 User haben bereits bewertet

Auszeichnungen

Spiele-Hit

Kommentare 10

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  • Masters 1984

    Gamer und Musiker

    In diesem Stil hätte ich das neue Monkey Island gerne gehabt, leider fand ich es extrem hässlich und enttäuschend.

  • Switch

    Turmbaron

    Masters 1984

    Es war nicht hässlich...

    Aber mein Stil war es auch nicht.


    Wie lange ist eigentlich die Spielzeit von LM?

  • Animaniac

    Turmfürst

    Switch

    Laut der Seite "How long to beat"

    ca 8,5h.

    Und am Ende des Fazits steht rund 10h.

    Also in dem Bereich sollte es sich bewegen.

  • Fang

    Meister des Turms

    Ich habe das Spiel auch schon durch und stimme der Wertung zu 100% zu. Wirklich schönes Adventure.


    Bei der Steuerung hilft der Touchscreen zudem enorm weiter, denn gerade wenn man vor vielen Gegenständen steht, mit denen man interagieren kann, wird es beim Auswählen schon einmal friemelig.


    Vielleicht habe ich mich blöd angestellt, aber ich habe keine Möglichkeit gefunden mit dem Touchscreen zu steuern.

    Wie geht das?

    Edit: Auch im E-Shop ist das nicht erwähnt. Das Spiel hat keine Touchscreen-Unterstützung.

  • Masters 1984

    Gamer und Musiker

    Switch

    Im Vergleich zu den ersten beiden Teilen fand ich es leider sehr hässlich, da hätte ich mir gewünscht, dass es den ersten beiden Teilen ähnlicher sein würde.

  • Phil46

    Meister des Turms

    Ich muss sagen mir gefällt der Stil von Deponia schon besser, am besten finde ich den von A New Beginning - Final Cut und Baphomets Fluch.

    Wenn ich es mal eine Chance gebe dann aber im Handheld modus mag den Pixel stil nicht so auf dem großen Bildschirm, finde den auch zu grob im vergleich zu andern wie Dave Diver

  • mmbrowser

    Turmknappe

    Danke für den Test. Habe es auf meiner Wunschliste. :)

  • Benjamin Greim

    Redaktion

    Masters 1984

    Hässlich ja. Definitiv. Und das fand ich auch sehr schade, vor allem die Charaktere. Die Umgebungen gingen schon bzw waren teilweise auch richtig hübsch. Aber sonst war es absolut nicht enttäuschend eigentlich. Hast du es gespielt oder hat dich der Look schon so abgeschreckt?

  • Masters 1984

    Gamer und Musiker

    Benjamin Greim

    Der Look hat mich sehr abgeschreckt und im Let's Play habe ich mir das angesehen. Die Umgebungen finde ich ja noch recht ansprechend aber die Charaktere finde ich optisch furchtbar. Wieso hat man sich nicht an den Stil der ersten beiden Teile gehalten? Das hätte sich doch sehr gut angeboten. Ansonsten hätte man es auch im Stile des dritten Teils machen können, mein persönlicher Favorit der Reihe.

  • Benjamin Greim

    Redaktion

    Ist ebenso mein Favorit. Den Look hätte ich mir auch gewünscht. Aber hey, als Fan des Franchises war man ja mittlerweile grafisch so ziemlich abgehärtet (Das furchtbare Monkey Island 3D und alle Telltale Teile) Da sagt man doch zu einem neuen Monkey Island mit einem halbwegs vernünftigen Look trotz Pottsau-Charakteren nicht Nein – vor allem wenn es endlich wieder von Ron Gilbert höchstpersönlich kommt.


    Aber naja. Wer weiß, vielleicht gibt es ja irgendwann mal wieder einen neuen Teil, der grafisch dann endlich wieder wirklich schön wird.