Test zu Fairy Tail 2 - Nintendo Switch
Eine magische Erfahrung – auch für Fairy Tail-Neulinge?
-
31. Januar 2025 um 14:00 - Benjamin Greim
Magie, Abenteuer und jede Menge hitziger Kämpfe – die Welt von Fairy Tail begeistert seit langer Zeit Anime- und Manga-Fans auf der ganzen Welt. Mit Fairy Tail 2 kehrt die chaotische Magiergilde nun wieder in Form eines JRPGs auf die Nintendo Switch zurück. Die Vorlage stammt aus der Feder von Hiro Mashima und erzählt die Geschichte von Natsu, Lucy und ihren Freunden, die sich als Mitglieder der titelgebenden Gilde immer neuen Herausforderungen stellen – sei es gegen andere und dunklere Gilden, uralte Drachen oder göttliche Wesen. Die Reihe besticht durch eine Mischung aus Fantasy, Action und witzigen oder emotionalen Momenten zwischen den Charakteren.
Nun also der nächste Versuch, dieses Erfolgsrezept in die Welt der Videospiele zu übertragen. Die Fangemeinde ist groß, der erste Teil war solide. Deshalb sind die Erwartungen relativ groß – doch kann Fairy Tail 2 wirklich mit seinem Anime- und Manga-Vorbild mithalten? Oder droht uns hier doch eher ein lahmer Zaubertrick statt eines epischen Magie-Infernos? Wir haben uns für euch ins Abenteuer gestürzt und verraten euch, ob sich die Reise nach Magnolia auf der Nintendo Switch lohnt.
Die Welt von Fairy Tail 2 steht direkt zu Beginn vor einer gewaltigen Bedrohung: Das mächtige magische Königreich Alvarez greift Magnolia an und bringt unsere Helden in Bedrängnis. Doch die Mitglieder der Gilde rappeln sich natürlich sofort auf und sind schließlich kampferprobt! Fans der Vorlage dürfen sich freuen, denn viele bekannte Gesichter aus dem Manga und Anime sind spielbar – darunter Natsu, Lucy, Erza, Gray, Wendy und Juvia. Jeder von ihnen bringt seine charakteristischen Fähigkeiten mit, was für reichlich Abwechslung in den Kämpfen sorgt. Leider sind dieses Mal im Vergleich zum Vorgänger ein paar weniger Charaktere wirklich spielbar und ein paar mehr dürfen uns nur passiv im Kampf unterstützen.
Die Hauptstory hält sich dabei recht eng an die Vorlage und bietet viele unterhaltsame Interaktionen zwischen den Charakteren. Allerdings muss man sich auf eine gehörige Portion Dialoge einstellen – wer Fairy Tail kennt, weiß, dass es hier nicht nur um Magie, sondern auch um Freundschaft und jede Menge Wortgefechte geht. Während die Kernhandlung solide erzählt wird, wirken die Sidequests hingegen eher wie ein Pflichtprogramm – vor allem für Neulinge. Zwar wurden sie vom ursprünglichen Mangaka abgesegnet, doch inhaltlich fehlt ihnen oft der nötige Biss, um wirklich mitzureißen.
Die langen Dialoge fühlen sich teilweise eher wie eine Visual Novel an
© Hiro Mashima, KOEI TECMO GAMES
Außerdem sind alle Gespräche der Nebenhandlung – und auch fast alle der Haupt-Story – lediglich mit Ingame-Grafik animiert, was zwar für ein einheitliches Spielerlebnis sorgt, aber an der einen oder anderen Stelle hätte man sich vielleicht ein wenig mehr cineastischen Bombast gewünscht. So spielen sich weite Strecken des Spiels wie eine Virtual Novel. An dieser Stelle sei noch ausdrücklich erwähnt, dass es im Spiel lediglich englische Bildschirmtexte und eine japanische Sprachausgabe gibt. Es sind keine anderen Sprachen auswählbar – auch nicht deutsch.
Während der Zwischensequenzen gibt es hier eine wirklich sinnvolle Funktion, von der wohl vor allem Neulinge profitieren können. Aber auch für Veteranen des Animes ist dies eine hilfreiche Option, um dem eigenen Gedächtnis bei so manchen Details auf die Sprünge zu helfen. Wir können nämlich eine Enzyklopädie aufrufen, die es uns erlaubt, während der Dialoge Begriffe und Namen nachzuschlagen. Das Nachschlagewerk ist wirklich gut in den Spielfluss integriert und lässt sich jederzeit ganz einfach anzeigen. Falls die Langeweile oder der Frust mit den ewigen Dialogen aber doch einmal zu hoch wird: Keine Sorge, so ziemlich alle Zwischensequenzen und Dialoge lassen auch einfach überspringen.
Manche Umgebungen sind detailliert und schön anzusehen. Die Wüste zählt meistens nicht dazu
© Hiro Mashima, KOEI TECMO GAMES
Ein großer Pluspunkt von Fairy Tail 2 ist die schnelle Progression, mit der wir im Spiel vorankommen. Während wir bei anderen Genrevertretern oft durch ausufernde Grind-Sessions viele Spielstunden der Monotonie-Gottheit opfern müssen, setzt dieser Titel auf einen ausgewogenen Spielfluss mit vielen Bosskämpfen und vergleichsweise wenig Pflichtgrind. Zeitweise fühlt sich die Haupt-Story schon fast wie ein Boss-Marathon an, was durchaus positiv gemeint ist. Wer sich trotzdem noch länger dem Gameplay-Loop ewig-gleicher Kämpfe hingeben möchte, kann den Schwierigkeitsgrad individuell anpassen – eine willkommene Option für sowohl erfahrene Strategen als auch Gelegenheitsspieler, die vielleicht nicht so sehr auf Grind stehen.
Dabei ist das Kampfsystem durchaus spaßig gehalten und die Gefechte sind sehr kurzweilig. Es fängt damit an, dass wir von der Oberwelt fließend in den Kampfmodus übergehen und auch wieder zurückwechseln – ohne einen Ladebildschirm oder sonstige Verzögerungen. Alles läuft also schön flott ab. Die Kämpfe an sich laufen in Echtzeit ab und wir können beliebig zwischen Charakteren unserer Gruppe hin und her wechseln – und diese auch durch ganz andere austauschen. Dabei ist es von Vorteil, wenn wir einen Kämpfer wählen, dessen magischen Attacken besonders viel Schaden bei unseren Gegnern verursachen. Denn alle Magier unseres Kaders haben eigene Attacken, die häufig einem Element wie zum Beispiel Feuer, Blitz oder Wasser angehören – und die Gegner haben verschiedene Schwachpunkte und sind besonders anfällig für verschiedene Elementar-Attacken.
Außerdem gibt es noch mehr Finessen und Handlungsmöglichkeiten. Unsere Kämpfer können unter bestimmten Voraussetzungen ihre Attacken kombinieren. Mit jedem Basis-Angriff füllen wir unsere SP-Leiste, die wir dann für noch stärkere Attacken nutzen können. Durch stärkere Angriffe können wir außerdem die Break-Leisten der Gegner brechen, um diese zu paralysieren und noch einmal verwundbarer zu machen. Dann können wir auch mit unseren Verbündeten sogenannte Unison-Attacken auslösen, welche noch einmal stärker sind. Eine weitere Spezial-Leiste ermöglicht es uns hin und wieder mit gewissen Support-Charakteren anzugreifen. Diese Spezial-Zauber sind besonders stark und bringen uns oft noch bestimmte Boni oder ähnliche Effekte. Außerdem gibt es auch noch einen speziellen Awakening-Modus für besonders spektakuläre Momente: Aktiviert man ihn, entfesseln die Charaktere ihre wahren Kräfte und hauen mit mächtigen Spezialangriffen ordentlich auf den Putz. Das Kampfsystem hat also eine gewisse strategische Komponente und bietet trotzdem schnelle Action und das funktioniert erstaunlich gut.
Unsere Charaktere können ihre Attacken kombinieren. Hier gilt es immer wieder auszuwählen, mit welchem Partner wir zusammen angreifen möchten
© Hiro Mashima, KOEI TECMO GAMES
Wenn wir durch die mittelalterlich-anmutende Welt laufen, sehen wir so manche magischen Orte. Allerdings kann das bloße Herumlaufen auch schnell öde werden, vor allem, wenn wir Abschnitte mehrmals durchqueren müssen. Die Schnellreisefunktion erweist sich hierbei als echter Segen und ermöglicht es, jederzeit zu bereits besuchten Orten zu springen. Lange Laufwege oder nerviges Backtracking bleiben einem so weitgehend erspart. Die Optik der Spielwelt ist dabei leider sehr wechselhaft. Häufig sind die Landschaften karg und die Texturen sehen verwaschen aus – oder die Farbpalette ist eintönig. Auch die Gegnertypen gewinnen hier sicherlich keinen Preis für besondere Vielfalt – es gibt hier nicht besonders viel Abwechslung und die Gegnerhorden sehen eher aus wie Klonkrieger. Die 3D-Modelle der Charaktere sind hingegen wirklich schön gestaltet und wirken durch den Cel-Shading-Look wie direkt aus dem Anime gesprungen.
Leider ist die Performance ebenso durchwachsen wie die Grafik der Umgebungen. Grundsätzlich läuft das Spiel häufig angenehm flüssig, doch gerade beim Rennen durch weitläufige Gebiete kommt es immer wieder zu spürbaren oder sogar heftigen Rucklern. In der Wildnis oder anderen offenen Arealen merkt man, dass die Hardware hier an ihre Grenzen stößt. Noch problematischer wird es im Handheld-Modus, wenn sich viele Gegner auf dem Bildschirm tummeln – hier kann es beim Sprinten zu noch häufigeren und deutlicheren Einbrüchen in der Bildrate kommen. Ein weiteres Ärgernis sind die teils langen Ladezeiten. Während die nahtlosen Kämpfe für einen guten Spielfluss sorgen, wird dieser an anderer Stelle immer wieder unterbrochen, wenn man zwischen Gebieten wechselt oder nach Zwischensequenzen auf den nächsten Spielabschnitt wartet. Auch beim Starten des Spiels sollte man jedes Mal etwas Zeit mitbringen. Es ist kein Weltuntergang und zum Glück sehr selten, aber es fällt dennoch ab und zu negativ auf. Hier macht sich leider einmal mehr die sehr schwache Hardware der Nintendo Switch bemerkbar.
Die Zwischensequenzen sind selten spektakulär. Ab und zu gibt es jedoch vorgerenderte Highlights, die wirklich schön anzusehen sind
© Hiro Mashima, KOEI TECMO GAMES
Die japanische Sprachausgabe dürfte für viele Anime-Fans kein Problem sein – schließlich genießen viele ohnehin Animes lieber in der Originalsprache. Allerdings gibt es einen kleinen Haken: Während man durch die Welt läuft, finden oft Gespräche zwischen den Charakteren statt, die man – wenn man nicht gerade Japanisch kann – natürlich nur per Untertitel verfolgen kann. Genau hier liegt das Problem: Wer der japanischen Sprache nicht mächtig ist, muss seinen Blick ständig auf den unteren Bildschirmrand richten, um den Dialogen zu folgen. Das mag in ruhigen Momenten noch in Ordnung sein, doch wenn man sich gleichzeitig auf die Umgebung konzentrieren möchte, wird es schnell nervig, ständig mit den Augen an den Untertiteln kleben zu müssen. Vor allem in größeren Arealen oder beim Erkunden verpasst man so schnell Details wie Truhen oder verstecke Gegenstände, weil man primär mit Lesen beschäftigt ist.
Musikalisch liefert Fairy Tail 2 genau das, was Fans der Vorlage wahrscheinlich erwarten: eine mitreißende Mischung aus epischen Klängen und stimmungsvollen Melodien. Während die Kämpfe von typischen Anime-Rock-Hymnen begleitet werden, die mit schnellen Gitarrenriffs und treibenden Rhythmen für ordentlich Adrenalin sorgen, nimmt sich die Hintergrundmusik in der offenen Spielwelt meist etwas zurück – aber ohne dabei an Qualität einzubüßen. Die einzelnen Gebiete bekommen dabei ihren ganz eigenen musikalischen Anstrich. In den Städten und Dörfern erklingen mittelalterliche und irisch-anmutende Folk-Melodien, die mit sanften Gitarren, Fiedeln und Flöten eine gemütliche Atmosphäre schaffen. Betritt man aber zum Beispiel einen dichten Wald, wechseln die Klänge zu mysteriösen Harfen- und Flötenmelodien. Insgesamt untermalt der Soundtrack das Geschehen gut und ist schön orchestriert, auch wenn sich einige Melodien wiederholen.
Unser Fazit
7
Spaßgarant