Guilty Gear -Strive- Nintendo Switch Edition

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Test zu Guilty Gear -Strive- Nintendo Switch Edition - Nintendo Switch

Eine grandiose Rückkehr kämpft mit mangelnder Spieleranzahl

Wer hätte gedacht, dass Guilty Gear -Strive- nach seinem ursprünglichen Release in 2021 auf den anderen Plattformen doch noch für die Nintendo Switch erscheint? Wenn wir uns den japanischen Fighting-Markt und die Verkaufszahlen der Nintendo Switch-Konsolen anschauen, ergibt eine Veröffentlichung für die Switch tatsächlich sehr viel Sinn. Leider kommt der Westen in Sachen Fighting-Games immer ein wenig zu kurz, weil die Fighting-Games-Kultur tief in den japanischen Arcade-Hallen verankert ist. Europa und Amerika können sich nur schwer mit dem Genre anfreunden. So ergeht es eigentlich auch mir – auch wenn ich mit Titeln wie Darkstalkers auf der PlayStation 1 und Dead or Alive auf der Xbox aufwuchs und mit Marvel vs. Capcom 3 auf der Xbox 360 irgendwie meine Jugend erlebte, konnte mich das Fighting-Genre nur selten fesseln. Darauf aufbauend habe ich unermesslichen Respekt vor Tekken-, Street Fighter- und Guilty Gear-eSportlern, deren Fähigkeitsniveaus im Videospielsport nahezu unerreichbar erscheinen – lediglich beim eher „Casual“-Fighting-Spaß wie Super Smash Bros. traue ich mir zu, mich als erfahren einzustufen. Dennoch war ich mehr als neugierig, als Guilty Gear -Strive- in der Nintendo Switch Edition angekündigt wurde. Ein Port eines Fighting-Games für die sieben Jahre alte Nintendo Switch? Autsch, die Fighting-Sterne können doch eigentlich gar nicht gut stehen … oder? Aber dann ließ mich Guilty Gear -Strive- mit großem Staunen zurück. Warum? Das erfahrt ihr in diesem Test.


Eine Neuausrichtung, die Core und Casual anspricht


Mit Guilty Gear -Strive- erschien also vor wenigen Jahren der siebte Teil der Hauptreihe ‒ einer eher düsteren japanischen Anime-Fighting-Serie der späteren Arcade-Jahre, die leider nie einen so großen Bekanntheitsgrad wie Street Fighter oder Tekken erreichte. Bislang wendete sich die Guilty Gear-Reihe an Core-Fighting-Gamer und überzeugte vor allem mit der Komplexität des Kampfsystems. Nun geht Entwicklerstudio Arc System Works allerdings wieder einen Schritt zurück und möchte sowohl Core-Fighter als auch Casual-Spielerinnen und -Spieler gleichermaßen abholen – ein perfekter Einstieg für Spieler wie ich, der zwar nicht ganz neu in den Fighting-Gefilden unterwegs ist, sich aber dennoch nicht in die japanischen Spielhallen trauen würde.


Die Hauptstory wird mittels eines rund fünfstündigen Animes erzählt, welcher auf der Nintendo Switch etwas verwaschen wirkt

© Arc System Works

Bevor ich zum Kern-Gameplay von Guilty Gear -Strive- komme, spreche ich ein wenig über den Mantel des Spiels. Wie bereits erwähnt, ist Guilty Gear -Strive- der siebte Ableger der Hauptreihe und trotz des Genres, das eigentlich wenig Raum für Storys lässt, geht auch die Geschichte in die nächste Runde. Kurz gesagt schließt Guilty Gear -Strive- an die Geschichte von Guilty Gear Xrd an und rückt erneut Sol Badguy in den Mittelpunkt. Diesen beobachten wir auch gleich zu Beginn von Guilty Gear -Strive- und werden mitten ins Geschehen geworfen: Der Bösewicht Asuka R. Kreutz, welcher die Gears und Crusades erschuf, unterwirft sich der US-amerikanischen Regierung. Diese Entscheidung erscheint unserem Protagonisten Sol Badguy etwas eigenartig, sodass er nun gewillt ist, die Geheimnisse hinter seinem ehemaligen besten Freund zu lüften. Der Mann, der seit Jahren für Unheil und Katastrophen in der Welt sorgt, ergibt sich …


Die Story von Guilty Gear ist seit mehr als 20 Jahren in der Mache und spannt über Videospiele, unzählige Spin-offs, und Anime-Adaptionen. Vom letzteren wird auch vom neuesten Ableger ordentlich Gebrauch gemacht und es erzählt die Geschichte des Fighting-Games anhand von Videosequenzen, die euch zum Zurücklehnen zwingen. Statt regelmäßiger Kämpfe wie in anderen Fighting-Games, schaut ihr euch in -Strive- jedes Kapitel als Anime-Episode an. Dadurch wird die Geschichte nähergebracht und alle Charaktere im Spiel erhalten Tiefe; die kleinen Provokationen vor und nach den Kämpfen erhalten Bedeutung. Hier geht Guilty Gear -Strive- definitiv einen weniger geläufigen Weg, was dem Spiel aber nicht weiter geschadet – stellt euch einfach vor, ihr bekommt einen knapp fünfstündigen Anime auf den Bildschirm gezaubert. Dieser fängt die Story ziemlich gut ein und lässt detailliert auf die Charaktere blicken. Es macht Spaß die Filme anzuschauen. Angesichts eines recht kleinen Animationsteams sieht der Anime echt schick aus und wird ‒ wie das gesamte Spiel ‒ von einem fantastischen Soundtrack untermauert. Das Videomaterial entspannt und nimmt den hitzigen Gefechten etwas den Wind aus den Segeln. Die Animationen können nicht mit hochwertigen Produktionen mithalten und leider sehen die Episoden zumindest auf der Nintendo Switch teilweise sehr verwaschen aus. Anscheinend sind sie komprimiert, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Im Gesamtpaket konnte ich über diesen Makel aber definitiv hinwegsehen.


Das kämpferische Herzstück von Guilty Gear -Strive- kann auch problemlos auf der Hybridkonsole überzeugen

© Arc System Works

Kommen wir nun aber zum Herzstück von Guilty Gear -Strive-: das Gameplay. Auch beim neuesten Ableger handelt es sich um ein Fighting-Game: Zwei Kontrahenten stehen sich gegenüber und knipsen sich mittels verschiedener Combos die Lichter aus. Je flinker einer reagiert und je mehr Schläge ausgeteilt werden, desto schneller verringert sich die Lebensenergie des Gegners. Klingt zunächst simpel, ist im Fighting-Game-Gefilde aber gar nicht mal so einfach; daher sorgte Entwicklerstudio Arc System Works beim neuen Teil dafür, dass sich auch Neuankömmlinge schnell wohlfühlen. Daher gibt es eine Palette an Tutorials, die als Missionen verkleidet sind und mit denen ihr schrittweise das Kampfsystem erlernen könnt. Bereits nach wenigen Missionen sitzen die Grundkenntnisse für den Charakter Sol Badguy und schnell fühlen sich die wuchtigen Prügeleien auch auf der Nintendo Switch heimisch.


Insgesamt würde ich das Kampfsystem zwar nicht als sehr komplex beschreiben, aber dennoch gilt: Übung den Meister. Während ihr nämlich in anderen Fighting-Spielen beispielsweise in die Ecke gedrängt und mit unzähligen Combos weich geprügelt werdet, gibt es in Guilty Gear -Strive- gleich zwei Möglichkeiten, euren Kontrahenten auf Abstand zu bringen. Eine davon ist der sogenannte Burst, eine Fähigkeit, die euch kurzerhand aus dem Schwitzkasten befreit und den Gegner zurückstößt – diese „Rettung“ gibt es allerdings schon länger in anderen Genre Vertretern. Variante Nummer zwei, die euch aus Combo Ketten befreien, sind Szenenwechsel in den Arenen. Ähnlich wie in den Dead or Alive-Spielen dürft ihr die „Ränder“ der Stages durchbrechen und landet so in anderen Bereichen – die Combos der Gegners werden dabei unterbrochen und die Kampfpositionen zurückgesetzt. So bekommen Spielerinnen und Spieler, die in einer nicht enden wollenden Prügel Schleife hängen, immerhin eine Chance, zurück auf die Beine zu kommen. Diese Additionen begrüße ich als Neuankömmling und ich denke auch Profis können sich mit diesen Neuerungen anfreunden. Sie machen die Kämpfe nicht nur spannender, sondern auch dynamischer. Ein Kampf ist somit nicht bereits entschieden, wenn ein Kämpfer seine fehlerlose Angriffskombination durchzieht und so die HP-Leiste des Gegners innerhalb eines einzigen Durchlaufs dezimiert.


Darüber hinaus möchte ich das Charakterroster mit insgesamt 28 Charakteren loben, die sich jeweils gänzlich unterschiedlich spielen lassen. Natürlich erwarten Fans, dass es keine Charaktere doppelt gibt. In Guilty Gear -Strive- kämpfen aber wirklich sehr kreative Prügelknaben, die allesamt auf individuelle Taktiken setzen und mit ganz eigenen Fähigkeiten daherkommen. Im Laufe eines Kampfes und abhängig der Schäden, die ihr erhaltet und austeilt, füllt sich die Tension-Leiste, die das Einsetzen von Superfähigkeiten ermöglicht. Manche dieser Fähigkeiten geben nur auf die zwölf und andere ermöglichen euch schnellere Angriffe. Diese Skills sollten taktisch sinnvoll eingesetzt werden. Nicht selten habe ich mich mit ihrer Hilfe in einem eigentlich schon verloren geglaubten Kampf auf das Siegertreppchen befördert. Die Designs der Kämpferinnen und Kämpfer sitzen wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge – zum Glück gibt es in diesem Spiel auch eine Art Museum, in dem ihr euch an allerlei Artworks und Modellen die Augen satt sehen könnt. An Kostümen, Farben und anderen Variationen mangelt es Guilty Gear -Strive- ebenfalls nicht und die Synchronrollen wurden treffend eingesetzt.


Zwar trefft ihr im Online-Turm leider nicht auf eine große Menge Spieler, dennoch werden fleißig eigene Kreationen aus dem Fotomodus geteilt, die ihr bestaunen dürft

© Arc System Works

Die Kostüme und Farben haben auch im Online-Modus eine tragende Rolle und ihr dürft ein bestimmtes Design zu eurem Markenzeichen machen. Falls ihr die Missionen allesamt beendet und euch am Arcade-Modus sattgesehen habt, warten allerlei Kämpferinnen und Kämpfer weltweit darauf, gegen euch anzutreten. Das wird im Online-Modus ermöglicht, der statt eines klassischen Ranglistensystems mit Punkten auf einen Kämpfer Turm setzt. Je höher eure Position ist, desto stärkeren Gegnern seid ihr ausgesetzt – so zumindest der Plan. Leider konnte ich während meiner Testsession in den vergangenen Wochen oft keinen und manchmal nur sehr wenige Spielerinnen und Spieler im europäischen Raum finden und daher keine Online-Matches austragen. Das ist schade, denn der Multiplayer und das stetige Verbessern sind doch die zentralen Elemente in Fighting-Games. Stattdessen machen Japanerinnen und Japaner ihrem Land der aufsteigenden Arcade-Hallen alle Ehre, welches immer noch mehr als genug Kontrahenten beherbergt.


Dementsprechend könnt ihr versuchen, im japanischen Turm aufzusteigen, müsst jedoch mit einer Verzögerung von ungefähr 260 ms rechnen. Dank Rollback-Netcode sehen aber auch hier die Kämpfe relativ flüssig aus und fühlen sich recht fair an – inwiefern sich der Delay aber wirklich auf die Kämpfe auswirkt, kann ich nicht sagen. Ich habe dank der Technologie keine Input-Delays erfassen können und erlebte wirklich aufregende Kämpfe.


Zum Schluss darf das wohl interessanteste Element von Guilty Gear -Strive- Nintendo Switch Edition nicht unerwähnt bleiben: Wie lässt es sich auf der sieben Jahre alten Konsole prügeln? Und die Antwort ist: Unfassbar gut – so gut, dass die Nintendo Switch-Variante ihren Konsolenverwandten in nahezu nichts nachsteht. Die Kämpferinnen und Kämpfer, Stages, Menüs und die satten Flimmereffekte sehen selbst im Handheld-Modus mit seinen 60 Bildern pro Sekunde gestochen scharf und unerwartet flüssig aus. Lediglich die weltlichen Hintergründe der Stages müssen etwas zurückstecken. Ähnlich wie der beigefügte Anime, dessen Qualität ich oben bereits bemängelte. Dennoch: Im Gesamtpaket sieht Guilty Gear -Strive- auf der Nintendo Switch wirklich fantastisch aus, hält die für dieses Genre sehr wichtige Bildrate stabil und kommt nicht mit weniger Wumms daher als auf anderen Systemen.


Das Museum könnt ihr durch das Angeln füllen ‒ ein Gatcha-System, das allerlei Soundtracks, 3D-Modelle und Artworks freischaltet

© Arc System Works

Die wirklich süße Kirsche auf der wuchtigen Fighting-Torte ist der rockige und fetzende Soundtrack, der mir erneut beim Schreiben dieser Zeilen auf die Ohren schallt. Sowohl in den Kämpfen als auch in den Menüs oder im Museum – egal, wo ihr euch in Guilty Gear -Strive- herumtreibt, der Soundtrack sitzt und bringt das Kämpferblut in euren Adern zum kochen. Preislich müsst ihr für meinen Geschmack etwas zu tief in die Taschen greifen: Auch wenn es sich um einen astreinen und vollgepackten Port handelt, ist es am Ende des Tages ein Spiel aus 2021, welches zwar stetig erweitert wurde, aber trotzdem bereits vier Jahre auf dem Buckel hat. Im Nintendo eShop müsst ihr satte 59,99 Euro auf die digitale Ladentheke legen, was sich für Fans der Serie oder des Genres bestimmt lohnt. Aber für meinen Geschmack ist es etwas viel. Die Ansicht würde sich bestimmt ändern, wenn es wenigstens im europäischen Raum mit wenig Delay einige Spielerinnen und Spieler im Online-Modus gäbe, wovon Fighting-Games schließlich leben. Dank Rollback-Netcode dürft ihr zwar auch Übersee Kämpfe austragen, trotzdem ist es immer noch schade, dass es kein Crossplay gibt. So hätten Nintendo Switch-Kämpferinnen und -Kämpfer zumindest auf andere Plattformen ausweichen können und im Heimatraum verzögerungsfreie Kämpfe angehen können. Aktuell bleibt euch nichts anderes übrig als euch im digitalen Land der aufgehenden Sonne auszutoben und dabei eine Verzögerung von 200-300ms in Kauf zu nehmen – trotz angenehmer Rollback-Netcode-Lösung. Eine höhere Spielerzahl würde Guilty Gear -Strive- für Fighting-Veteranen (und die, die es werden wollen) zu einem No-Brainer für die Nintendo Switch machen.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Michael Barg

Nach vier Jahren wandert Guilty Gear -Strive- nun auch auf die Nintendo Switch – und scheint besonders den Fighting-Game-affinen japanischen Raum anzusprechen. Das liegt nicht nur an der generellen Popularität der Serie in Ostasien, sondern auch an der Spielerzahl, die ihr im vitalen Online-Modus des Spiels findet. Möchtet ihr europäische Gegner herausfordern, schaut ihr leider in die Röhre – dank Rollback-Netcode dürft ihr euch aber auch in Japan austoben. Und das solltet ihr auch, denn trotz der mangelnden Spielerzahl handelt es sich beim siebten Ableger der Guilty Gear-Serie um einen astreinen Nintendo Switch-Port, der nicht nur fantastisch aussieht, sondern auch mit einer hohen und stabilen Bildrate überzeugt. So könnt ihr euch sorgenfrei durch das diverse Roster mit 28 Kontrahenten, deren Kämpfe mit einem unverwechselbaren Rock-Soundtrack untermauert werden. Die 3D-Modelle, Artworks und Songs könnt ihr im Museum bestaunen. Für mehr Tiefe und Leben in den Charakteren freut euch auf den rund fünfstündigen Story-Anime, der euch zum kurzen Verweilen einlädt. Auch wenn die Anime-Bildqualität auf der Nintendo Switch etwas verwaschen daherkommt, stellt dies nur einen kleinen Kritikpunkt dar, über den ich gerne hinweg blinzle. Guilty Gear -Strive- ist nicht nur für Genre-Veteranen eine klare Empfehlung, sondern auch für Neueinsteiger, die gerne hin und wieder die digitalen Fäuste fliegen lassen!
Mein persönliches Highlight: Der Soundtrack, die große Charakterauswahl und die wirklich flüssigen Prügeleien

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