Test zu Tomb Raider IV-VI Remastered - Nintendo Switch
Laras dunkelstes Kapitel
Nach Tomb Raider I-III bringt uns Aspyr nun die nächsten drei Teile der ursprünglichen Reihe um Archäologin Lara Croft zurück. In Tomb Raider IV-VI Remastered erwarten uns nun The Last Revelation, Die Chronik und The Angel of Darkness. Wie in der Remastered-Version der ersten drei Teile, deren Test ich euch nur noch mal ans Herz legen kann, wurden die Spiele auch hier wieder grafisch aufpoliert und das Gameplay mit Anpassungen an die heutige Zeit versehen. Diese reichen von einer überarbeiteten Steuerung bis hin zu einigen Quality-of-Life-Verbesserungen. Um eines schon mal vorwegzunehmen, euch erwartet ein sehr ähnliches Spielgefühl und -erlebnis, wie es auch schon bei den ersten drei Teilen der Fall war. Fans der Originale werden sich sicherlich freuen, die Spiele etwas optimiert auf den modernen Plattformen erleben zu können. Neueinsteiger werden allerdings mit einigen Hindernissen zu kämpfen haben. Warum das so ist und was die Spiele sonst noch zu bieten haben, lest ihr in unserem Test.
Da es sich hierbei um Spiele handelt, die mittlerweile zwischen 22 und 26 Jahre alt sind, möchte ich die Story des jeweiligen Titels nur kurz umreißen. Angefangen mit The Last Revelation nimmt dieses Tomb Raider den Titel des „Grabräubers" diesmal ziemlich wörtlich. Abgesehen vom Prolog, in welchem ihr eine 16-jährige Lara spielt, die mit ihrem Mentor eine Ruine in Kambodscha untersucht, spielt der Großteil der Handlung in Ägypten. Auf der Suche nach dem Amulett des Horus befreit Lara versehentlich den bösen Gott Seth aus seinem Gefängnis. Beim Versuch, diesen wieder zu bändigen, bereist ihr verschiedene Orte wie das Tal der Könige oder die Cheops-Pyramide, erforscht allerlei Gräber, sucht verborgene Schätze und müsst euch diverser Fallen und Sprungpassagen erwehren.
Die Handlung von Teil V: Die Chronik weicht hingegen von den bisher bekannten Strukturen ab. Das Spiel beginnt mit einer Trauerfeier für Lara, die das Ende von The Last Revelation scheinbar nicht überlebt hat. Hier begleiten wir einige Mitglieder von Laras Familie und Weggefährten, die Geschichten um unsere Archäologin austauschen, die wir als Spieler dann nacherleben und spielen können. Das Spiel ist in vier Episoden aufgeteilt, von denen uns jede in eine andere Zeit in Laras Leben und an einen anderen Ort führt. Wir beginnen in Rom, untersuchen ein russisches U-Boot, erkunden Irland und finden uns schließlich in New York City wieder.
The Angel of Darkness spielt wiederum komplett in Europa, denn in Paris gab es eine Reihe mysteriöser okkulter Morde. Bei der Untersuchung stößt Lara auf einen alten Orden, dessen Anführer mithilfe schwarzer Alchemie eine neue Weltordnung schaffen möchte. Erstmals in der Geschichte von Tomb Raider gibt es in Teil VI einen zweiten spielbaren Charakter. Der hört auf den Namen Kurtis Trent und gemeinsam mit ihm versucht Lara, ihren Widersacher zu stoppen. Trotz der nach wie vor stringenten Handlung hat man hier auch erstmals die Möglichkeit, mit verschiedenen Charakteren zu sprechen, inklusive diverser Antwortmöglichkeiten.
Da es sich auch hierbei wieder um ein Remaster handelt, sind die Spiele in Bezug auf das Gameplay im Großen und Ganzen gleich geblieben. In der Rolle von Lara Croft besucht ihr diverse und durchaus abwechslungsreiche Schauplätze, löst hierbei Rätsel, sucht versteckte Schätze, kämpft gegen mannigfaltige Gegner und probiert euch an anspruchsvollen Sprungpassagen. Die größte Änderung hat das Gameplay mit der Überarbeitung der Steuerung erfahren. Diese ist nun deutlich moderner, was bedeutet, Lara läuft in die Richtung, in die ihr den Analogstick drückt. Die ursprüngliche Panzersteuerung ist den Spielen aber überdies erhalten geblieben und lässt sich auch jederzeit in den Optionen wieder aktivieren. Tatsächlich ist dies auch manchmal zwingend erforderlich. Denn so angenehm die moderne Steuerung von der Hand geht, gibt es Situationen, die damit nur sehr schwer zu schaffen sind. Ein Beispiel ist der Übergang vom Krabbeln zum Hängen an einer Kante. Aus irgendeinem Grund ist das mit der modernen Steuerung schlicht nicht möglich. Auch sind die wirklich schönen Tutorials, in denen euch die Steuerung nähergebracht wird, allesamt auf die alte Panzersteuerung zugeschnitten. Und des Öfteren stößt man auf Bereiche, in denen die Levelarchitektur ganz klar auf diese Steuerung ausgelegt ist. Durch die moderne, aber dadurch unpräzisere und flottere Bewegung von Lara Probleme wird es oft schwierig, an bestimmte Gegenstände zu gelangen oder Sprünge sauber auszuführen. Dadurch, dass man das jederzeit ändern kann, kommt man zwar trotzdem schnell voran, ärgerlich ist es dennoch.
Eine weitere Neuerung, die allerdings nur die Teile IV und V betrifft, ist, dass ihr nun jederzeit speichern könnt. In The Angel of Darkness wurde dieses System damals erstmalig eingeführt. Da die Spiele aber über keine Autosave-Funktion verfügen, solltet ihr vom manuellen Speichern regen Gebrauch machen, denn gewisse Passagen gleichen einem regelrechten Trial and Error. Des Weiteren habt ihr nun die Möglichkeit, euch einen Munitionszähler sowie die Energiebalken der jeweiligen Bosse anzeigen zu lassen. Gerade Letzteres macht die Bosskämpfe etwas angenehmer, wenn man weiß, wie viel Energie man dem Gegner noch abknöpfen muss.
Die augenscheinlichste Verbesserung ist natürlich wie auch im vorherigen Remaster die Grafik. Hier hat Aspyr überwiegend wieder gute Arbeit geleistet, was Texturen und Charaktermodelle angeht. Da ihr durch Drücken der Plus-Taste jederzeit die Möglichkeit habt, zwischen der originalen und der überarbeiteten Grafik umzuschalten, nimmt man die optischen Unterschiede erst so richtig wahr. Leider ist aber hier nicht alles Gold, was glänzt. Nicht alle Texturen haben scheinbar den gleichen Aufwand erhalten. Manche Oberflächen, aber auch Charaktermodelle sehen so aus, als wären sie schlicht nicht überarbeitet worden. Gerade bei Gesichtern fällt das auf. Und die Zwischensequenzen scheinen indes gar nicht bearbeitet worden zu sein. Zumindest lassen sich beim Umschalten der Grafikmodi so gut wie keine Änderungen feststellen. Darüber hinaus hat Aspyr auch hier wieder an der Beleuchtung gearbeitet. Vieles wirkt nun etwas düsterer und realistischer. Dadurch wirken gerade die Bereiche in den Höhlen oder Ruinen deutlich atmosphärischer. Allerdings haben wir hier wieder das gleiche Problem, welches auch das Remaster von I-III hatte: Manche Abschnitte sind durch die neue Beleuchtung schlicht zu dunkel. Das führt dazu, dass ihr manchmal Wege, Eingänge oder aber auch essenzielle Gegenstände kaum sehen könnt. Hier empfiehlt es sich, immer wieder zwischen dem Pixellook und der modernen Grafik hin und her zu schalten.
Um das Thema Überarbeitung abzuschließen, möchte ich noch mal gesondert auf The Angel of Darkness zu sprechen kommen. Während Teil IV und V die klassischen Tomb Raider-Strukturen respektive Leveldesigns aufweisen, weicht Tomb Raider VI mitunter deutlich davon ab. The Angel of Darkness sollte einen Neubeginn der Serie markieren und Lara Croft in die Moderne bringen. Die Entwickler von Core Design versuchten das damals mit einer neuen Steuerung, angepassten Kämpfen, eingangs erwähnten Dialogoptionen, einem angehauchten Rollenspielsystem und dem zweiten spielbaren Charakter. Doch erschien das Spiel damals mit diversen Bugs und anderen technischen Mängeln sowie zwar interessanten, aber nicht zu Ende gedachten Designideen, die Lara vom Kern ihrer Abenteuer unnötig entfernt haben. Das Spiel wurde nach Erscheinen von Presse und Fans mit deutlicher Kritik überzogen. Dies führte dazu, dass Publisher und Rechteinhaber Eidos Interactive dem Entwickler Core Design die Lizenz entzog und diese an Crystal Dynamics übergab, die, wie wir inzwischen wissen, für das Tomb Raider-Reboot verantwortlich sind.
So hat Aspyr The Angel of Darkness in vielen kleinen Punkten überarbeitet und den zu einem besseren, wenn auch immer noch nicht tollen Spielerlebnis gemacht. So wurde auch hier die Steuerung optimiert, was sich speziell in den Sprungpassagen bemerkbar macht, die im Original aufgrund der technischen Mängel teilweise eine Qual waren. Darüber hinaus wurde die Kamera angepasst, die nun freier ist als im Original, sowie die Kämpfe, bei denen das Anvisieren der Gegner nun auch reibungsloser vonstatten geht. Außerdem wurden Kurtis Trent ein paar neue Kampffähigkeiten spendiert und zum Teil wurden die Level um neue Bereiche erweitert, die es damals nicht in das (un)fertige Spiel geschafft haben. Alles in allem machen diese Verbesserungen The Angel of Darkness nun deutlich zugänglicher und spielbarer. Die zweifelhaften Design-Entscheidungen wie beispielsweise das halbgare Rollenspielsystem, die dem Spiel damals mitunter die vernichtenden Kritiken bescherte, sind indes unberührt geblieben. Hier wäre definitiv mehr nötig als ein reines Remaster.
Zum Schluss noch ein paar Worte zur Technik, insbesondere auf unserer altehrwürdigen Nintendo Switch. Tomb Raider IV-VI Remastered kann sich auch auf der Hybrid-Konsole durchaus sehen lassen. Dafür sind aber auch die grafischen Überarbeitungen nicht hardwarefordernd genug, um hier für große Probleme zu sorgen. Die neuen Umgebungen und insbesondere die Charaktermodelle tun dem Spiel gut und es sieht jetzt eigentlich so aus, wie man die Teile von früher in Erinnerung hat. Das Thema mit der Beleuchtung habe ich bereits erwähnt, davon abgesehen konnte ich keine Mängel diesbezüglich feststellen und das sowohl im Docking- als auch Handheldmodus. Keine Ruckler, manchmal minimal nachladende Texturen, was aber nur beim ganz genauen Hinsehen auffällt. Auch das Problem mit der Bildrate beim Umschalten der Grafikmodi konnte behoben werden. Sound und Stimmen sind hingegen mit den Originalen identisch, hier sind sowohl Texte als auch Sprachausgabe auf Deutsch. Hier scheint man aber auch auf die alten Aufnahmen zurückgegriffen zu haben. Bei den Untertiteln stört mich dann jedoch eine Kleinigkeit: Ich mag es überhaupt nicht, wenn der geschriebene Text mit dem gesprochenen Wort nicht übereinstimmt. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Trotzdem hat Aspyr hier wieder einen soliden Job gemacht und ihr bekommt Tomb Raider IV-VI in ihrer bis dato besten Version zu Gesicht.
Unser Fazit

7
Spaßgarant