Test zu One Step After Fall - Nintendo Switch

Die mühselige Reise eines gescheiterten Schriftstellers

Walking-Simulatoren haben mitunter einen schlechten Ruf. Viele sprechen ihnen sogar ab, überhaupt ein richtiges Videospiel zu sein, da im Spiel selbst zu wenig Interaktionsmöglichkeiten geboten werden. Dennoch konnten Titel wie „What Remains of Edith Finch“ oder „Firewatch“ mit ihren Geschichten und ihrer Atmosphäre überzeugen. Wie sich das kleine Spiel One Step After Fall vom brasilianischen Entwickler The Bergson's Games Studios schlägt, erfahrt ihr hier in diesem Test.


Das Spiel wirft uns nach dem Start sofort ins Geschehen, ohne viele Informationen preiszugeben. Wir landen als Autor Steve Robinson in einem kleinen Waldgebiet. Steve lässt uns wissen, dass er hier etwas zu erledigen habe. So beginnt der lange Spaziergang durch den Wald mit seinen verschiedenen Highlights. Die Umgebung ist dabei recht detailliert gehalten, etwa durch unterschiedliche Blumenarten oder Gegenstände in einzelnen Gebäuden.


Trotz vieler Details ist die grafische Qualität eher mittelmäßig

© QUByte Interactive / The Bergson's Games Studios

Die Geschichte wird uns über Briefe, Bücher und Kommentare einzelner Charaktere erzählt. Steve hat es als Autor nicht leicht in seinem Leben, da er nach einem Bestseller einige Fehlschläge hat. Die verschiedenen Orte erinnern ihn an einzelne Lebensabschnitte, in denen er Zeit mit seinen Freunden oder seiner Familie verbracht hat. Dabei werden auch Themen wie Verlust, Krankheit, Sucht und Suizid angesprochen, was das Interesse schon weckt. Allerdings werden diese sensiblen Themen vom Spiel nicht sehr feinfühlig vermittelt. Das merkt man vor allem an der Vertonung unseres Protagonisten, die sehr monoton und stumpf wirkt. So ist es kaum möglich, eine empathische Perspektive einzunehmen. Auch manche Zwischensequenzen kommen sehr plötzlich und wirken aufgrund der wenigen Informationen, die einem das Spiel vermittelt, eher belustigend als melancholisch. Das Spiel bietet ein gutes und ein schlechtes Ende. Diese unterscheiden sich recht stark voneinander, da der Spieler durch sein Vorgehen bestimmt, welches Ende ausgelöst wird.


Die Interaktionsmöglichkeiten im Spiel sind recht begrenzt. Wir können laufen, rennen, uns ducken, springen und Gegenstände aufnehmen. Die Steuerung wird vom Spiel nur minimal erläutert, indem Tasten im Menü angezeigt werden. Besonders nervig an der Steuerung gestaltet sich das Aufheben kleiner Gegenstände, da dies nicht so präzise funktioniert, wie gewünscht. Gefallen haben mir tatsächlich die Zombie-Figuren, die sich in der Spielwelt sammeln lassen, da diese Sammelgegenstände mitunter nicht so leicht zu finden sind. Was sie aber mit der Geschichte zu tun haben, bleibt mir ein Rätsel.


Effekte wie das Feuer sind kleine Highlights, die sehr jedoch viel Leistung beanspruchen

© QUByte Interactive / The Bergson's Games Studios

Das Spiel besteht im Wesentlichen aus Sammeln und Herumlaufen, was an sich recht entspannt wäre – gäbe es da nicht ein Problem: Man muss die Briefe in einer bestimmten Reihenfolge einsammeln, sonst spawnen die anderen nicht. Das bedeutet, ihr könnt stundenlang in der Welt herumlaufen, ohne wirklich Fortschritte zu machen. Als ich das schließlich mithilfe des Internets herausgefunden hatte, fiel mir noch etwas auf: Um das Ende zu erreichen, muss man im Spiel öfter Schlüssel finden, um Kisten oder Schubladen zu öffnen. Diese Schlüssel sind bei meinem Durchspielen auf der Switch-Version jedoch nicht erschienen, selbst wenn ich die Reihenfolge des Einsammelns eingehalten habe. Ich habe es mehrfach versucht, sogar das Spiel deinstalliert und neu heruntergeladen – ohne Erfolg. Auf anderen Plattformen scheint das hingegen zu funktionieren. Das war sehr frustrierend und führte dazu, dass ich das Spiel beiseitegelegt habe. Man muss dem Spiel aber zugute halten, dass sich die meisten Sachen trotz dieses Bugs erleben lassen. Dennoch ist es nach der ganzen Sammelei schade, nicht auch einen Abschluss zu erreichen.


Technisch setzt One Step After Fall keine neuen Maßstäbe. Die Switch-Version läuft zwar flüssig, allerdings sind die Texturen recht matschig. Besonders auffällig wird das bei den Effekten einer brennenden Vogelscheuche – da wirkt alles noch verwaschener. Trotz der vielen Details gibt es häufige Pop-ins von Bäumen und anderen Objekten. Die Sichtweite ist nicht besonders groß und die Lichtverhältnisse wirken häufig merkwürdig. Viele Lichtquellen erscheinen viel zu hell, wodurch die Umgebung manchmal unstimmig wirkt. Die verfügbaren Sprachen im Spiel sind nur Englisch und Portugiesisch. Ich habe es auf Englisch gespielt und bin gut zurechtgekommen, allerdings sollten solide Englischkenntnisse zum Lesen der Briefe vorhanden sein – sonst verpasst man einen Großteil der Handlung.

Unser Fazit

3

Eher nicht überzeugend

Meinung von Joel Wittwer

One Step After Fall ist ein gut gemeinter Versuch, die Lebenskrise eines Schriftstellers darzustellen. Ernste Themen werden angesprochen, doch die Umsetzung ist nicht optimal und wirkt stellenweise eher unfreiwillig komisch als ernst. Die Geschichte kommt so überhaupt nicht zur Geltung, obwohl sie es aufgrund der ernsten Themen verdient hätte. Technisch läuft das Spiel zwar sauber und vieles lässt sich mitnehmen, allerdings bekam ich durch einen Bug die beiden unterschiedlichen Enden nicht zu Gesicht. Das hat mich ziemlich frustriert, weil ich mir nach der Spielerfahrung auch einen Abschluss gewünscht hätte. Auf den anderen Plattformen tritt dieser Fehler wohl nicht auf. Das Spiel hat gute Ansätze, setzt Mechaniken oder Inhalte jedoch nicht konsequent um. Der Preis von 4,99 € ist zwar nicht hoch, allerdings würde ich dieses Geld nicht in die Switch-Version investieren. Insgesamt gibt es vergleichbare Spiele, die dieses Genre deutlich besser vertreten als One Step After Fall.
Mein persönliches Highlight: Das Sammeln der Zombie-Figuren

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One Step After Fall hat von uns bisher keine Auszeichnung erhalten

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