Test zu Split Fiction - Nintendo Switch 2
Eine Geschichte über Gier, Trauerbewältigung und Zusammenhalt
In den vergangenen Jahren sorgte Hazelight Studios mit den kooperativen Spielen A Way Out und It Takes Two für Aufsehen und wurde für beide mit Bestwertungen aus aller Welt überschüttet. Das in diesem Jahr veröffentlichte Split Fiction sollte zu einem weiteren Aushängeschild für das amerikanische Entwicklerstudio werden – und dieses Ziel wurde mit Bravour erreicht. Die Spielerschaft und Medien überschlugen sich mit Lobeshymnen und sprachen schnell von einem Anwärter für das Spiel des Jahres. Zusammen mit der Nintendo Switch 2 ist das kooperative Abenteuer am 5. Juni auf der brandneuen Konsole von Nintendo erschienen und so viel können wir schon vorwegnehmen: Es ist ein absolutes Highlight des noch jungen Spielejahres.
Split Fiction erzählt die Geschichte der beiden Protagonistinnen Mio und Zoe. Beide sind angehende Schriftstellerinnen, die einen Fuß in die hartumkämpfte Branche setzen möchten. Während Mio das actiongeladene Science Fiction-Genre liebt, verliert sich Zoe in ihren sagenumwobenen Fantasy-Geschichten. Die beiden Schriftstellerinnen laufen sich vor den Toren des Verlages Rader Publishing erstmals über den Weg. Das Unternehmen wirbt mit einer neu entwickelten Maschine, mit welcher die geschriebenen Geschichten in einer Simulation hautnah erlebt werden und anschließend als „bessere“ Werke veröffentlicht werden können. Versprochen wird den unbekannten Newcomern nicht nur das schnelle Geld, sondern auch maximales Ansehen.
Selbstverständlich trügt der Schein, denn Rader Publishing möchte lediglich die Ideen der eingeladenen Schriftsteller stibitzen und die Werke eigenhändig veröffentlichen – für den maximalen Profit. Nach einem ungeplanten Zwischenfall landen Mio und Zoe nicht getrennt in ihren eigens ausgedachten Geschichten, sondern in einer gemeinsamen Simulation. Hier beginnt die abenteuerliche Reise durch die verschiedensten Sci-Fi- und Fantasy-Schauplätze. Split Fiction knüpft spielerisch an A Way Out und It Takes Two an und kann somit lediglich im Koop-Modus gespielt werden. Logischerweise werden demnach zwei reale Spieler vorausgesetzt – jeweils einer für den Part von Mio und einer für Zoe.
Gespielt wird entweder im lokalen Spielmodus oder ihr nutzt den Freundes-Pass, wodurch nur einer der beiden Spieler die Vollversion von Split Fiction besitzen muss, und könnt dann gemeinsam über eine aktive Internetverbindung die Abenteuer bestreiten. Ich persönlich würde empfehlen, Split Fiction gemeinsam vor einem Bildschirm zu spielen, da oftmals eine genaue Absprache und das richtige Timing eine große Rolle spielen. Ist dies nicht möglich, wäre der Voice-Chat ansonsten sicherlich eine gute Alternative.
Mio und Zoe suchen nun nach einem Ausweg aus dem Schlamassel. Dafür besucht ihr die ausgedachten Welten der beiden Autorinnen. Die Geschichten werden stets im Wechsel erzählt – mal Sci-Fi, dann wieder Fantasy. In den Science Fiction-Abschnitten geht es tendenziell eher hektischer zu, wo den Spielern vor allem Geschicklichkeit und Schnelligkeit abverlangt wird. Dagegen sind es in den Fantasy-Welten meistens kleinere, selten zu anspruchsvolle Rätsel- und Jump ’n’ Run-Passagen. Die Welten sind relativ linear und schlauchartig aufgebaut, sodass ein Erkunden der Schauplätze nicht wirklich möglich ist. Zusätzlich zu den Kapiteln der Hauptgeschichte verstecken sich in den Welten auch noch Nebenstränge. Hierbei handelt es sich um relativ kurzweilige Abschnitte, die manchmal aber nur so vor Fantasie und Kreativität strotzen.
Beispielsweise steuert ihr in einem Abschnitt kleine Raumschiffe und müsst den gegnerischen Geschossen ausweichen, in einem anderen Level hingegen fliegt ihr mit Drachen umher oder brettert mit einem Hovercraft die explodierende Weltraum-Piste herunter. Eine schöne Hommage an bekannte Videospiele wie Space Invaders, Panzer Dragoon und 1080° Snowboarding. In Split Fiction treffen vor allem unzählige Videospiel-Genres aufeinander und werden liebevoll mit Sorgfalt und einer großen Portion Kreativität miteinander verbunden. So kommt es auch nicht selten zu einem Wechsel der Spielerperspektive. Hauptsächlich spielt das Geschehen auf dem geteilten Bildschirm in der Third-Person-Perspektive. Zahlreiche Side-Scrolling-, First-Person- und Top-Down-Elemente in 2D und 3D sowie im Split-Screen und Full-Screen sorgen zusätzlich für eine Menge optische Abwechslung.
Split Fiction bleibt aber zu jeder Zeit auch hervorragend für Spielanfänger geeignet – zumindest aus der spielerischen Sicht. Spätestens mit It Takes Two offenbarte Hazelight Studios auch unangenehme Themen und auch in Split Fiction wird es im Spielverlauf deutlich tiefgründiger. Mio wirkt zu Spielbeginn sehr grießgrämig und möchte weder zu viel von sich preisgeben noch eine engere Bindung zu anderen Personen aufbauen. Zoe hingegen strotzt nur so vor Energie und Lebensfreude, erzählt im Laufe des Spiels aber ebenfalls über persönliche Schicksalsschläge.
Hier prasseln also nicht nur Welten bei den Genres der beiden Schriftstellerinnen aufeinander. Die jeweiligen Entwicklungen mitzuverfolgen und mehr über die beiden Figuren zu erfahren, schmiegten sich auf natürliche Weise an das Spielgeschehen an und wirkten nie deplatziert oder zu aufdringlich erzählt – ganz gleich, wie leicht oder schwerfällig das Thema gerade war. So werden nicht nur die schönen Zeiten im Leben thematisiert, denn die Protagonistinnen kämpfen ebenso mit Ängsten, Verlusten und Vertrauensbrüchen. Hier haben die talentierten Entwickler eine wirklich angenehme Balance gefunden.
Wie im vorherigen Absatz angeschnitten, ist Split Fiction sehr einsteigerfreundlich, sodass auch Personen mit wenig Videospielerfahrung weitestgehend problemlos durch die Level kommen. Vorgefertigte Schwierigkeitsgrade gibt es nicht, allerdings können in den Einstellungen jederzeit ein paar Anpassungen vorgenommen werden. Beispielsweise eine Unterstützung beim Schwenken der Kamera, Automatisieren von schnellem Drücken eines Buttons und sogar der erlittene Kampfschaden kann reduziert werden. Im Normalfall sind die Einstellungen aber nicht von Nöten, denn Split Fiction ist wirklich fair gestaltet. Solltet ihr oder euer Spielpartner doch einmal ins virtuelle Gras beißen, und das wird auf jeden Fall häufiger vorkommen, sorgen die großzügig verteilten Checkpoints für einen schnellen Wiedereinstieg in das Spielgeschehen. Insbesondere bei actionreichen Szenen, wie bei zeitlichen Events, Rennen oder Gefechten, kann dies aber auch schnell zum Verhängnis werden, da das Spiel einem nach dem Ableben manchmal nur wenig Zeit für Reaktionen gibt.
Die Spielzeit von Split Fiction variiert stark je nach persönlichem Spielverlauf und den Skills der Personen vor dem Bildschirm. Wer lediglich die Geschichte erleben möchte, dürfte so um die 13 bis 14 Stunden beschäftigt sein. Wer zusätzlich alle Nebenstränge erleben möchte, und hier kann ich wirklich ausdrücklich nur eine Empfehlung aussprechen, diese zu spielen, der kommt am Ende auf eine Spielzeit von mindestens 15 Stunden. Bei einem häufigen Ableben und Wiederholen der Level kommen vielleicht auch noch einmal ein paar Stündchen obendrauf.
Abschließend werfen wir noch einen kurzen Blick auf die technische Seite von Split Fiction auf der Nintendo Switch 2. Laut diversen Medienberichten und Videoanalysen läuft Split Fiction mit einer Auflösung von bis zu 1080p bei konstanten 30 Frames pro Sekunde auf der neuen Konsole von Nintendo. Sicherlich sind die PlayStation 5- und Xbox Series X-Versionen insgesamt einen Hauch schöner anzusehen, allerdings punktet das Adventure auch auf der Nintendo Switch 2 mit einem reibungslosen Spielerlebnis.
Es gab zu keinem Zeitpunkt Ruckler, die den Spielfluss störten, und auch optisch braucht es sich, zumindest im TV-Modus, nicht wirklich vor der Konkurrenz zu verstecken. Generell würde ich empfehlen, Split Fiction schon wegen der Übersicht auf einem größeren Bildschirm zu spielen. Der Bildschirm der Nintendo Switch 2 war für mein Empfinden doch eine Spur zu klein, um permanent einen soliden Überblick über das manchmal sehr hektische Spielgeschehen zu haben. Im Handheld-Modus werden die Texturen zudem eine Spur verwaschener und pixeliger, bewegt sich aus rein technischer Sicht aber immer noch auf gleicher Höhe wie im TV-Modus.
Sämtliche Zwischensequenzen und Dialoge wurden vollständig vertont und sind in deutscher Sprachausgabe verfügbar. Abschließend aber noch der Hinweis, dass für Split Fiction nicht nur zwei reale Spieler benötigt werden, sondern auch zwei „vollständige“ Controller. Ihr benötigt somit entweder einen Nintendo Switch 2 Pro Controller und ein Joy-Con 2-Paar, zwei Joy-Con 2-Paare – oder ähnliche Kombinationen. Das Spielen mit einem einzigen Joy-Con 2-Paar, also pro Person eine Hälfte, ist nicht möglich, da weitestgehend alle Buttons und vor allem die beiden Analogsticks für das Fortbewegen und die Kamerabewegungen benötigt werden.
Unser Fazit

10
Meisterwerk