Test zu Towa and the Guardians of the Sacred Tree - Nintendo Switch
Japanische Kultur trifft auf eine ordentliche Prise Fantasy
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29. Oktober 2025 um 19:00 - Lucas
Dass die Menschheit eine blühende Fantasie hat, beweist sie jeden Tag aufs Neue. In jeder vom Menschen geschaffenen Kunst steckt unglaublich viel individuelle Fantasie - darunter auch und sogar ganz besonders in Videospielen. Ein jüngstes Beispiel dafür ist das von Brownies entwickelte Rogue-lite-Rollenspiel Towa and the Guardians of the Sacred Tree. Warum euch dieses auf eine ganz besonders fantasievolle Reise mitnimmt und was das Spiel darüber hinaus noch so zu bieten hat, lest ihr im folgenden Testbericht.
Bevor unsere Reise beginnt, werden wir zunächst in die komplexe Geschichte des Rollenspiels eingeführt. Über vollständig vertonte Einblendungen erklärt man uns, wer Towa, die Hauptfigur des Spiels, eigentlich ist und mit welcher Bedrohung wir es zu tun haben. Den zentralen Ort des Geschehens bildet das Dorf Shinju, dessen Basis ein gigantischer, magischer Baum darstellt. In diesem Baum lebt zudem der Gott, nach dem das Dorf benannt wurde und zu dem die Einwohner beten. Als Kind der Götter wacht die unsterbliche Towa über Shinju und seine Einwohner, bei welchen sie als gottgleich angesehen wird, und verhilft dem Ort zum Wachstum. Doch als eines Tages der böse Gott Magatsu auftaucht und das Land um Shinju in dunkle Materie zu hüllen beginnt, sind die friedlichen Zeiten vorbei. Gefährliche Monster namens Magaori erscheinen und konsumieren die Energie, auch Mana genannt, welche ursprünglich durch die Welt strömte. Das Dorf bleibt ebenfalls nicht verschont und wird von den Magaori angegriffen und verwüstet. Daraufhin wird Towa mit einem göttlichen Auftrag betraut: Sie soll acht Dorfbewohner anheuern, die an ihrer Seite kämpfen, um Magatsu zu vernichten. Die auserwählten Bewohner, nunmehr als „Kinder der Gebete“ bekannt, erhalten einen göttlichen Segen und werden vom natürlichen Zeitfluss befreit. Towa besitzt außerdem die Fähigkeit, die Zeit zurückzudrehen, wodurch sie auf ihrer Reise trotz unzähliger Rückschläge weit kommt und es sogar bis zum Herzen von Magatsus Versteck schafft. Doch dort angekommen geht alles schrecklich schief. Das Ritual, um Magatsu wegzusperren, misslingt und die Kinder der Gebete werden an den Rand der Zeit verbannt. Towa kann zwar noch vom mächtigen Gott Shinju zurück ins Dorf gebracht werden, muss dort jedoch feststellen, dass dieses vom Zeitfluss abgeschnitten ist.
An dieser Stelle beginnt nun unser eigentliches Abenteuer. Wir reisen mit Towa an den Ort, an den die Kinder der Gebete verbannt wurden und stürzen uns abwechselnd mit diesen in viele unterschiedliche Dungeons, um den Handlangern von Magatsu Einhalt zu gebieten. Die ganze Geschichte des Spiels ist hierbei als deutlicher Pluspunkt hervorzuheben. Sie mag zunächst verwirrend und unübersichtlich erscheinen, doch wenn man einmal in sie eingetaucht ist, merkt man schnell, dass sie durchdacht und lebhaft ist. Das ist bei einem Rollenspiel natürlich auch ein überaus entscheidender Faktor, weshalb die gelungene Story dem Spielerlebnis hoch angerechnet werden kann. Genrefans werden hier ganz klar auf ihre Kosten kommen.
Nachdem die umfangreiche Story des Spiels nun im Wesentlichen erklärt ist, komme ich zum nächsten wichtigen Aspekt: Das Gameplay von Towa and the Guardians of the Sacred Tree bringt so einige Besonderheiten mit sich, welche mal gut und mal weniger gut umgesetzt sind. Das Wichtigste zuerst: Bevor wir uns in einen neuen Dungeon stürzen, müssen wir zwei von den acht Kindern der Gebete auswählen, mit denen wir die Reise antreten. Dazu teilen wir ihnen jeweils eine von zwei Rollen zu: die Rolle der Tsurugi oder die Rolle der Kagura. Ersteres bedeutet, dass der gewählte Held als Schwertkämpfer durchstartet, während letztere Rolle dem Helden einen mächtigen Stab in die Hand drückt. Die Kagura ist hier jedoch der Tsurugi deutlich untergeordnet und dient mehr als zusätzliche Hilfe. Je nachdem, welcher Kämpfer ausgewählt und welche Rolle diesem zugeteilt wird, stehen uns ganz unterschiedliche Fähigkeiten zur Verfügung. Zu beachten ist hierbei außerdem noch, dass die Helden über unterschiedliche Elementfertigkeiten wie Feuer, Wasser, Wind und vieles mehr verfügen. Es gibt somit unzählige Kombinationsmöglichkeiten, von denen manche deutlich besser kompatibel sind als andere und die sehr viel Abwechslung bieten. Das zeigt sich auch im anschließenden Spielerlebnis. Die verschiedenen Charaktere und Fähigkeiten mögen nicht unvorstellbar große Unterschiede mit sich bringen, aber merken wird man sie beim Kämpfen in jedem Fall.
Zudem bieten auch die Dungeons selbst ebenfalls noch mal reichlich Abwechslung. Nach jedem kleinen Teilgebiet kann man sich einen von zwei Wegen aussuchen, auf dem man sein Abenteuer fortsetzen möchte und vor der Auswahl kann eingesehen werden, welche Belohnungen auf dem entsprechenden Weg voraussichtlich winken. Unter diesen Belohnungen befinden sich ganz unterschiedliche Vorteile, von einer Auffüllung der Gesundheitsleiste bis hin zur Stärkung von Fähigkeiten und dem Erhöhen der eigenen Geschwindigkeit gibt es hier unter den selbst auswählbaren Optionen alles Mögliche, jedoch niemals alles gleichzeitig. Zu guter Letzt findet man auf seinem Weg durch die Dungeons noch einige hilfreiche Elemente wie Quellen, Shops und Lagerfeuer, welche außerdem unterhaltsame Dialoge zwischen den zwei ausgewählten Helden hervorbringen. Somit unterscheiden sich also die Durchläufe nicht nur optisch und in der Gegnerauswahl, sondern auch von der Art und Weise, wie man voranschreitet. Ein Aspekt des Spiels, den ich auf dem Papier als sehr gelungen empfinde.
Als weniger gelungen empfinde ich allerdings Teile der Umsetzung. Die Bedienung der offensiven Tsurugi, also des Schwertkämpfers, ist aus meiner Sicht unnötig verkompliziert worden und geht nicht so flüssig von der Hand, wie sie es könnte. So führen wir nicht nur eins, sondern gleich zwei Schwerter mit uns, die auf die Namen Honzashi und Wakizashi hören. Sie besitzen je nach Gegner und aktueller Ausrüstung unterschiedliche Vorteile und Angriffsstärken, sind jedoch auch an eine nicht allzu großzügige Energieleiste geknüpft. Leert sich diese, muss auf das jeweils andere Schwert gewechselt werden, wobei dieser Wechselprozess selbst auch noch mal einen eigenen Angriff darstellt. Das ist tatsächlich genau so unhandlich, wie es sich liest. Besonders überflüssig wird dieses Vorgehen dadurch, dass die Energieleiste bei einem Schwertwechsel automatisch zurückgesetzt wird. Geht also meine Energie beim Honzashi flöten, kann ich das Schwert einfach doppelt wechseln und schon habe ich wieder eine volle Energieleiste. Diesen ganzen Prozess sehe ich nicht als Feature, sondern als massive Störung im Spielfluss an. Er bringt keine Abwechslung ins Spiel und erschwert das Kämpfen auf eine nicht spaßige und anstrengende Art und Weise.
Sieht man von diesem Ärgernis jedoch ab, bereitet das Kämpfen im Spiel durchaus Freude und funktioniert im Großen und Ganzen auch ziemlich gut. Besonders gut gefallen haben mir die Bosskämpfe, da es einfach Spaß macht, die unterschiedlichen Angriffsmuster dieser zu durchdringen und sie meistens eine ansprechende Komplexität aufweisen. Ein weiterer Kritikpunkt darf hier allerdings nicht unerwähnt bleiben. Die Dungeons haben eine recht ordentliche Länge und sind in unterschiedliche Gebiete und Teilgebiete gegliedert, wodurch man bis zum jeweiligen Boss einige Zeit investieren muss. Verliert man gegen diesen Boss, muss der gesamte Dungeon wieder von Anfang an gestartet werden. Dies kann unerklärlicherweise jedoch umgegangen werden, indem man, kurz bevor man verliert, zum Titelbildschirm zurückkehrt. Startet man seinen Spielstand dann erneut, landet man wieder an dem Punkt, an dem zuletzt automatisch gespeichert wurde, also in der Regel kurz vor dem Boss. Eine für mich etwas unerklärliche Designentscheidung. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist jedoch löblicherweise anpassbar und es kann zwischen „Normal“ und „Geschichte“ gewählt werden. Letztere Option macht die eben beschriebene Vorgehensweise auch etwas unattraktiver, denn hier werden nach jeder Niederlage alle Gegner merklich geschwächt, um ein besseres Voranschreiten zu gewährleisten. Ideal für alle, die weniger Vorerfahrung mit Rollenspielen mitbringen. Eine weitere tolle Spieloption ist außerdem der implementierte Multiplayer, welcher sowohl lokal als auch online funktioniert. Letzteres konnte im Rahmen dieses Tests leider nicht erprobt werden, der lokale Multiplayer kann jedoch überzeugen und ist durchaus unterhaltsam.
Wenn ihr euch in keinem Dungeon befindet, erkundet ihr in der Regel mit Towa höchstpersönlich das geschäftige Dorf Shinju. Dort habt ihr nicht nur die Möglichkeit, mit allerhand Bewohnern zu quatschen, sondern könnt auch spannenden Aktivitäten wie der Waffenherstellung oder dem Angeln nachgehen.
Mit diesen Minispielen verschafft ihr euch Vorteile, die euch beim Kämpfen im Dungeon unter die Arme greifen und sie sind nebenbei noch ein netter Ausgleich zu den actionreichen Abenteuermissionen. Sie sind zwar von kurzweiliger Natur, aber gut umgesetzt und unterhaltsam. Was leider besonders im Dorf verstärkt auffällt, ist, dass die meisten Dialoge im Spiel deutlich zu lang sind. Towa and the Guardians of the Sacred Tree ist ein enorm textlastiges Rollenspiel und schießt mit seinen überlangen Konversationen manchmal etwas übers Ziel hinaus. Das ist besonders ärgerlich, da man die Charaktere selbst eigentlich schnell in sein Herz schließt. Unausweichlich wird sich zwar auch an vielen stereotypischen Verhaltensmustern bedient, unterhaltsam sind die vielen Persönlichkeiten aber dennoch und es ist häufig auch eine interessante Charakterentwicklung zu spüren. Das kommt im Dorf beispielsweise auch dadurch gut zur Geltung, dass die Zeitreise-Mechanik das Kennenlernen mehrerer Altersstufen der Bewohner erlaubt.
Bei so einer malerischen Kulisse möchte man sich doch gleich ins Gefecht stürzen
© Bandai Namco Entertainment
Nun möchte ich noch ein paar Worte zur visuellen und audiovisuellen Gestaltung des Spiels verlieren. Hier gibt es fast nur Lob auszusprechen: Den Artstyle des Spiels empfand ich als sehr ansprechend und schön anzusehen und insbesondere die Gestaltung der jeweiligen Gebietseingänge hat mich wirklich beeindruckt.
In Kombination mit dem sehr beruhigenden Soundtrack ist Towa and the Guardians of the Sacred Tree eine wahre Entspannungsquelle. Lediglich die Kantenglättung muss ich kritisieren, denn hier wird es an den Rändern einiger Sprites häufiger mal sehr pixelig, was mir angesichts der sonst tollen Optik leider ein Dorn im Auge war. Ein weiterer nennenswerter und positiver Aspekt ist aber die Tatsache, dass die Dialoge des Spiels vollständig synchronisiert sind, wenn auch ausschließlich in englischer und japanischer Sprache. Die von mir verwendete englische Sprachausgabe konnte mich jedoch überzeugen und war definitiv eine willkommene Ergänzung, die dem Spiel mehr Leben eingehaucht hat. Es gab zudem auch die Möglichkeit, diese Sprachausgabe auszuschalten, was ich sehr löblich fand. Performancetechnisch habe ich am Spiel ebenfalls wenig auszusetzen. Hin und wieder hatte ich zwar das Gefühl, dass die Bildrate nicht ganz konstant war, allerdings nie in einem wirklich störenden Ausmaß. Leider bin ich in meinem Spieldurchlauf einem Softwareabsturz zum Opfer gefallen, der sich ohne für mich erkennbaren Grund während eines Bosskampfes ereignete. Glücklicherweise blieb es aber auch bei diesem einen Absturz.
Unser Fazit
7
Spaßgarant