Test zu Little King's Story - Wii
Unser Test zum Spiel: Little King´s Story
Es gibt Spiele, bei denen ist von Anfang an klar, dass da etwas großes auf uns zukommt. Dann wieder gibt es die Überraschungshits, mit denen niemand gerechnet hat und die jeden wegblasen, der damit in Verbindung kommt. Little King's Story zählt eindeutig zur zweiten Kategorie, sah der Mix aus Pikmin und Die Siedler zwar immer sehr nett aus, aber das darin versteckte und ungeahnte Potenzial war so enorm, dass das Game jetzt schon einer der Mitstreiter um den Posten des „Spiel des Jahres“ ist. Und das Jahr ist noch nicht einmal zur Hälfte rum! Doch was genau fasziniert Spieler weltweit an dem knuddeligen König? Das erfahrt ihr in unserem Review.
Es war einmal, in einem weit entfernten Land. Ein einsamer kleiner Junge hatte nur sich und seine Handpuppen, mit denen er seine Fantasien auslebte. Doch eines Tages erklang eine mysteriöse Glocke in seinem trostlosen Heim, und als er sich auf die Suche nach dem Ursprung machte, machten sich vier süße Mäuse an seinen Stofffreunden zu schaffen. Als sie während ihrer Schandtat gestellt wurden, blieb ihnen nur noch das Heil in der Flucht. Doch der kleine, einsame Junge ließ sich nicht abschütteln und folgte den Mäusen durch ein Mauseloch in einen unbekannten Wald, bis sein Weg von einem großen Felsblock blockiert wurde. Als dieser in seine Einzelteile zersprang, erblickte der Junge eine hübsche, goldene Krone. Neugierig setzte er sich die Krone auf sein Haupt, nicht wissend, dass sein Abenteuer gerade erst seinen Anfang nehmen sollte...
Ehe sich der einsame Junge versieht, ist er nämlich König über ein kleines Königreich und zuständig für die Entwicklung von sowohl Land als auch Einwohnern. Da solche Dinge auch in Märchen nicht kostenlos sind, benötigt der neue Herrscher viel Kohle. Und hier kommt ihr ins Spiel. Ihr übernehmt in Little King's Story die Rolle des jungen Machthabers und erkundet mit der Hilfe eurer Untertanen die riesige Spielwelt. Dabei haben sich die Entwickler augenscheinlich Nintendos hauseigene Pikmin-Reihe zum Vorbild genommen, denn wie auch Käpt'n Olimar versammelt ihr eine Schar von Helfern um euch, ohne die ihr in der großen weiten Welt aufgeschmissen wärt. Doch auch die ehrgeizigsten Faulpelze werden ihrem Namen leider gerecht, weswegen ihr das Schicksal eurer Landsleute selbst in die Hand nehmen müsst. Habt ihr die entsprechenden Bauten errichtet, könnt ihr ihnen Berufe wie Holzfäller, Jäger oder Knappe zuweisen. Dabei solltet ihr bedenken, dass euch jeder Job andere Vorteile bringt: Der Bauer kann besonders gut Löcher graben, Kinder können auf Bäume klettern und Handwerker Brücken und Treppen an dafür vorgesehenen Orten bauen. Habt ihr euch eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt, geht es auf Wanderschaft. Zu Beginn ist euer Territorium noch sehr eingeschränkt, und euer erster Weg führt euch in den benachbarten Wald und an einen idyllischen Strand, wo ihr fleißig Schätze ausgraben und Baumstämme zu Kleinholz verarbeiten lasst. Die gefundenen Kostbarkeiten wandelt ihr schlussendlich in eurer Residenz in das benötigte Geld um, das ihr gleich wieder in weitere Häuser investiert. Es dauert nicht lange, da wartet der erste größere Gegner auf euch: eine untote Kuh! Versammelt also eure Krieger und zieht in den Kampf gegen das Geschöpf, das sich frech in eurem Herrschaftsgebiet niedergelassen hat. In diesem Kampf lernt ihr sehr schnell, wie die Konfrontationen in Little King's Story gewonnen werden, denn ohne Taktik bringt euch auch die größte Armee gar nichts. Besonders in Endgegner-Kämpfen sollte man zuallererst die Bewegungen und Attacken analysieren und seine Kämpfer auf Abruf halten. Ergibt sich eine Gelegenheit, schickt ihr eure Krieger per Knopfdruck auf den Feind, die ihm daraufhin so richtig saures geben. Erscheint eine Zorneswolke über dem Kopf des Kontrahenten, ist Vorsicht geboten, denn dieser kleine Hinweis ist der Vorbote einer mächtigen Attacke, die eurer Einheit ziemlich zusetzen würde. Also per B-Knopf so schnell wie möglich die Angreifer zurückgepfiffen und den Gegner seine Wut an der umliegenden Luft ausgelassen, um bei der nächsten passenden Gelegenheit erneut zuzuschlagen. Nur besonnene Naturen werden in den vielen und harten Bossgegner-Kämpfen die Oberhand behalten und ohne eigene Verluste die Arena verlassen. Die selbe Taktik empfiehlt sich übrigens auch für die noch zahlreicheren Standard-Gegner, die euch zuhauf begegnen, sobald ihr euch auf einen Eroberungsfeldzug begebt. Mit jedem erledigten Obermotz erweitert ihr euer Reich und die angestrebte Weltherrschaft rückt immer näher. Doch ihr müsst euch nicht nur mit bösen Monstern messen, auch die Könige anderer Reiche bekommen euren kalten Stahl zu schmecken.
Dank der durchdachten Steuerung habt ihr jederzeit alles im Griff. Per Analog-Stick lenkt ihr den ehemals einsamen Jungen durch die Welt, der A-Knopf dient dem Aussenden eurer Truppen, die ihr vorher mit dem B-Knopf rekrutiert habt. Mit dem Steuerkreuz schaltet ihr die Einheitentypen und Formationen durch. Der C-Knopf lässt euch einen eigenen Angriff ausführen, der aber nur für Notsituationen gedacht sein sollte. Leider haben es die Entwickler versäumt, die Pointer-Funktion zu nutzen, denn mit der aktivierten Zielhilfe kann es bei vielen Gegnern zur umständlichen Frickelei werden, das richtige Ziel zu erhaschen. Dazu kommt die nicht vorhandene Wegfindungs-KI eurer Mitstreiter, ständig bleiben sie an Zäunen und Ecken hängen, Treppen müsst ihr sehr vorsichtig emporsteigen, denn eure Untertanen scheinen das Prinzip von nach oben führenden Stufen nicht ganz verstanden zu haben. Glücklicherweise könnt ihr dieses Problem später mit einer der zusätzlichen Kampfformationen ganz gut umgehen, doch bis dahin werdet ihr ein um das andere Mal fluchen müssen. Leider haben wir die Möglichkeit, weiter aus dem Geschehen heraus zu zoomen, vermisst, denn später ist eure Armee so groß, dass der Bildausschnitt deutlich zu klein wird. Besonders, wenn ihr euer Expeditionsteam hinter euch herlaufen lasst, fehlt der Überblick.
Seid ihr nicht damit beschäftigt, euch in den anderen Teilen der Welt einen Namen zu machen, erledigt ihr Aufträge eurer Bürger. Denn diese lassen euch regelmäßig Fanpost zukommen, die nicht selten über besondere Vorkommnisse berichten. So macht ein großer Giftpilz den Wald im Norden unsicher, eine ungehobelte Bande von Monstern macht Stunk oder eine ausgeflippte Henne sorgt für Unruhe. Da eure Untertanen zwar liebenswürdig, aber völlig abhängig von euch sind, müsst ihr euch also darum kümmern. Habt ihr die Bedrohung vernichtet, erhaltet ihr Schätze, die ihr dann wieder in Gold umwandeln könnt. Außerdem steigt dadurch auch die Beliebtheit des kleinen Monarchen. Mit dem Geld sorgt ihr euch dann um den Ausbau eures Königreiches. Ihr baut normale Häuser, um die Bevölkerung anwachsen zu lassen und errichtet Arbeitsstätten, in denen ihr die neuen Bürger ausbildet. Dabei hat jedes Gebäude seinen festen Platz, das freie Platzieren fällt flach. Ab und zu findet ihr Ausrüstungsgegenstände, mit denen ihr eure Untertanen ausstatten könnt. Zusätzlich erhaltet ihr im Laufe des Spiels immer wieder neue Upgrades wie das Erhöhen eurer Truppenstärke oder das verbessern der Rüstung eurer Kämpfer. Ihr werdet immer zu wenig Geld haben, um all das bauen zu können, was ihr eigentlich wollt. Und das macht einen großen Reiz des Spiels aus.
Über dem gesamten Spiel liegt ein märchenhafter Schleier, der alles wie weich gewaschen wirken lässt. In Verbindung mit einigen wirklich hübschen Lichteffekten kommt dadurch eine Stimmung auf, die ihresgleichen sucht. Man fühlt sich wie einem wahr gewordenen Traum. Alles wirkt knuddelig und die Animationen sind so niedlich, dass man sich ein „Oooooh“ nicht verkneifen kann. Man hat an jeder Ecke der großen, malerischen Welt das Gefühl, dass auch die Grafiker wie der Rest der Entwickler mit Herzblut bei der Sache waren. Nur einige unscharfe Texturen trüben den Gesamteindruck, doch das ist nur ein Tropen auf dem heißen Stein. Wozu braucht man ultrarealistische Grafik? Zwei Wermutstropfen gibt es trotzdem noch: Es fehlen sowohl die 60 Hz- als auch die HDTV-Unterstützung.
Des Öfteren werdet ihr euch denken: Hey, das kenne ich doch! Das gesamte Spiel über werdet ihr weltbekannten Stücken aus der klassischen Musik begegnen, allen voran der Wilhelm Tell Overtüre in großen Bossgegner-Kämpfen. Die Einbindung der Klassik in das frische Spielprinzip ist dabei herausragend gelungen und ihr werdet euch des Öfteren beim Mitsummen erwischen. Leider wurde die süße und sehr gute Sprachausgabe aus dem einleitenden Video nicht für den Rest des Spiels übernommen, ihr lauscht mal wieder einer gemurmelten Fantasiesprache aus Neandertaler-Lauten. Die Soundeffekte passen jederzeit perfekt zur Situation, lediglich die Begrüßungsrufe eurer Untertanen können euch später ganz schön auf den Keks gehen.
Unser Fazit

10
Meisterwerk