Das Sushi schlägt zurück
Verrückte Spielideen, die weit vom üblichen Einheitsbrei abweichen, gibt es immer wieder einmal und ich kann behaupten, dass ich schon einiges davon spielen durfte. Egal, ob Diner-Simulation, Katzen im Weltall oder auch ein Handschuh als Protagonist eines Platformers? Alles ist möglich und was soll mich da noch überraschen können? Richtig, Sushi! Sushi? Wenn man ein Puzzle-Game mit Süßigkeiten machen kann, warum dann nicht auch mit Sushi? Wenn es bei Puyo Puyo Tetris gar eine Story gibt, warum dann nicht auch mit Sushi? Überhaupt: Warum gibt es eigentlich so wenig Spiele mit Sushi? Doch Sushi-Fans aufgepasst! Mit Sushi Striker: The Way of Sushido kommt endlich ein Spiel auf den Markt, das diese Köstlichkeit wie kein anderer Titel verehrt und selbst ein Vegetarier wie ich kann sich doch von einem guten Spiel um Sushi begeistern lassen. Tatsächlich ist Sushi Striker: The Way of Sushido wohl die Überraschung des Jahres.
Vor mehreren Jahren wurde das Sushi immer seltener und das Imperium riss nicht nur die Macht an sich, sondern auch eben das Sushi. Beim großen Sushi-Krieg behielt das Imperium die Oberhand. Musashi hat im großen Sushi-Krieg seine Eltern verloren und wuchs als Waisenkind auf. Doch wenig später erscheint ihm der Sushi-Geist Jinrai, ein mächtiger Geist der fabelhaftes Sushi herbei zaubern kann. Jinrai führt Musashi in die Kunst des Sushis ein und es zeigt sich, dass Musashi ein richtiger Liebhaber von Sushi ist. Perfekt für einen Sushi-Kampf, wo es darum geht, so viel Sushi wie möglich zu essen. Musashi hat nur ein Ziel: Er will Sushi für alle! Auf seinem Weg trifft er noch auf einen anderen Waisenjungen, der sich als sein Rivale herausstellt, sich allerdings dem Imperium verpflichtet, woraufhin sich die komplette Armee Musashi in den Weg stellt. Das alles mit dem Ziel, Jinrai gefangen zu nehmen, damit auch der letzte Sushi-Geist in ihrem Besitz ist. Deswegen ist es gut, dass sich Musashi einer Rebellion anschließt und nun gegen das Imperium in den Krieg zieht.
Klingt irgendwie nach Star Wars mit Sushi? Dies ist, ohne zu viel vorweg zu nehmen, auch nicht die einzige Parallele zu Star Wars. Aber einen Unterschied gibt es dann natürlich doch. Es geht hier um Sushi und das macht die Geschichte einfach nur witzig. Jede Dramatik oder emotionaler Dialog bringt euch dennoch zum Schmunzeln, da es einfach zu absurd ist. Wenn man immer vor Augen hat, dass es hier nur um Sushi geht, weiß man, dass die Entwickler scheinbar völlig verrückt sind. Aber auch ohne die Grundgeschichte sind viele Animationen, Situationen und Dialoge sehr witzig. Das liegt auch daran, dass viele Videosequenzen vorhanden sind, die auch wirklich gut synchronisiert wurden und wie aus einer Anime-Serie wirken. Auch gibt es viele kleinere Informationen, die das Ganze zu einem sehr lustigen aber auch interessanten Universum machen. So ist es zum Beispiel absolut verpönt, nur das Sushi zu essen und nicht den Reis, damit man schneller futtert. Wer das Sushi nicht würdigt, wird den Kampf verlieren! Trotz aller Absurdität, die dafür sorgt, dass so eine Geschichte gar nicht ernst genommen werden kann, gibt es einige spannende Wendungen und Momente wie auch wirklich herzerwärmende Situationen. Puyo Puyo Tetris bot schon eine kleine Geschichte, jedoch geht Sushi Striker hier noch einige Schritte weiter und es zeigt sich, dass der Aufwand von diesem Titel definitiv nichts mit einem einfachen Handy-Spiel zu tun hat.
Das Schöne daran ist, dass das Gameplay ziemlich geschickt in die Story integriert ist. Obwohl wir von Militär und Krieg reden und stark uniformierte sowie gepanzerte Soldaten sehen, sind Schlachten hier im Vergleich harmlos. Ein Sushi-Kampf ist ziemlich schnell erklärt. Jeder Kontrahent hat drei eigene Fließbänder voll mit Tellern auf denen Sushi serviert wird. Ihr müsst nun mehrere Teller der gleichen Farbe verbinden, die immer wieder erscheinen. Dabei müsst ihr schnell reagieren, denn die Teller sind nicht dauerhaft dort. Ihr könnt die Teller entweder horizontal, vertikal oder auch diagonal verbinden. Sobald ihr eine Verbindung beginnt, habt ihr sieben Sekunden Zeit. Je mehr ihr verbindet, desto größer wird euer Tellerstapel mit leeren Tellern. Das Sushi hat euer Protagonist natürlich leer gegessen. Vier Tellerstapel kann jeder auf seinem Tisch abspeichern. Habt ihr bereits vier Stapel und erzeugt einen neuen, werft ihr automatisch einen Stapel nach eurem Gegner. Je größer der Stapel, desto mehr Schaden könnt ihr anrichten. In der Mitte von euren zwei Fließbänder-Tischen, ist ein weiteres Fließband was beide Spieler nutzen können, um Teller zu kombinieren oder wegzuschnappen.
Doch damit noch lange nicht genug! Wenn ihr auf einem Band viele Teller abräumt, wird das jeweilige Band schneller, wodurch es schneller neue Teller gibt und eure Sushi-Gunst erhöht wird. Das bedeutet, dass dann oft sehr viele Teller der gleichen Farbe erscheinen und auch selteneres Sushi. Das Glück könnt ihr also damit auch stark beeinflussen. Nicht unwichtig ist auch die Tatsache, dass ihr Kombos ausführen könnt. Habt ihr mehrere Stapel mit Tellern der gleichen Farbe und werft manuell, könnt ihr diese Kombos ausführen und noch mehr Schaden anrichten. Die Farbe der Teller ist auch nicht unwichtig. Besonders schmackhaftes Sushi muss natürlich auf besonderen Tellern serviert werden und diese richten dann ebenfalls mehr Schaden an. Vergesst nicht, ihr könnt die Gunst des Sushis selbst beeinflussen!
Lasst euch nicht von der niedrigen Lebensanzeige des Gegners blenden! Der Gegner hat zwei sehr defensive Geister und kann sich heilen.
Jetzt ist doch mal gut? Nein! Ihr habt ja auch noch die Sushi-Geister, die euch aktiv, aber auch passiv unterstützen. So hat Musashi selbst einen Verteidigungswert und einen Angriffswert. Jeder Geist – bis zu drei könnt ihr im Team haben – bringt seine eigenen Werte mit, die damit den Verteidigungs- und Angriffswert von Musashi verbessern. Auch bringen die Geister eigene Sushisorten mit und je höher das Level, desto stärker das Sushi. Eure Geister können also im Level aufsteigen und somit stärker werden, wodurch auch die Stärke des Zaubers verbessert wird. Denn jeder Geist bringt zusätzlich noch eine Spezialattacke mit sich, die durch eure Aktionen gefüllt werden. So könnt ihr zum Beispiel für kurze Zeit einen Schutzschild aktivieren, Attacken stärken oder euch heilen. Das Interessante dabei ist, dass ihr die Spezialfähigkeiten der Gegner auch mit der eigenen Spezialattacke kontern könnt. So gibt es einen Geist, der aus Sushi Süßigkeiten macht, womit sich der Spieler heilen kann. Es gibt jedoch auch einen Geist, der die gegnerischen Bänder so schnell macht, dass der Spieler keine Chance hat, diese Süßigkeiten zu essen. Dadurch kommt noch mehr taktische Tiefe ins Spiel, wodurch ihr euer Team etwas ausgewogener wählen solltet.
Über 50 Geister könnt ihr sammeln. Dazu sei gesagt, dass jeder Kampf ein Level in einer Oberwelt ist. Nach jedem Kampf werdet ihr bewertet und je besser ihr gekämpft habt, desto wahrscheinlicher bekommt ihr einen neuen Geist. Bekommt ihr einen Geist doppelt, verbünden sich die beiden, wodurch die Erfahrungspunkte steigen. Doch es gibt auch eine Gemeinsamkeit mit den Taschenmonstern, falls euch dieser Vergleich in den Sinn kam. Die Geister können sich nämlich noch entwickeln und werden dadurch stärker. Die Oberwelt selbst ist sehr linear. Ihr könnt die Level aber jederzeit erneut versuchen und dadurch höhere Ränge bekommen. Auch gibt es nicht selten nach jedem Kampf auch ein Item. Mit denen könnt ihr die Level, die Verteidigungswerte oder auch die Kraft des Zaubers erhöhen. Dazu könnt ihr während eines Kampfes ein Item wie zum Beispiel eine Bohne tragen. Wenn eure Energieanzeige auf 0 geht, belebt euch diese Bohne wieder. Magische Teller gibt es auch, die nach einigen Kämpfen neue Geister beschwören.
Zur schnelleren Auswahl vor einem Kampf könnt ihr bis zu drei Teams zusammenstellen. Damit das Leveln schneller geht, könnt ihr zwei Geister in die Level-Slots packen. So bekommen sie, obwohl sie nicht am Kampf beteiligt sind, ebenfalls Erfahrungspunkte. Doch auch Musashi darf aufgerüstet werden. Ihr könnt zum Beispiel euer Lieblingssushi festlegen. Dies gibt euch bestimmte Statuswerte oder Effekte im Kampf. Dass die Zeit des Stapelns zum Beispiel etwas länger wird oder ihr noch mehr aushaltet. Auch das große Rädchen, was alle drei Bänder bedient, könnt ihr ändern. Im Laufe eures Abenteuers bekommt ihr so Räder, die diese Bänder schneller machen oder langsamer abbremsen. Manchmal kann so ein Rad für euch auch zu schnell sein, ihr müsst also schauen, ob das Rad zum Spielstil passt. Taktik, Stil und auch euer Geschick sind in diesem Spiel wirklich gefragt und bieten enorm viel Tiefgang wie auch Abwechslung, da jeder Kampf anders ist.
Doch etwas Abwechslung kann dennoch nicht schaden. So gibt es auch immer wieder Kämpfe mit Items, die tatsächlich das Spielgeschehen und euer taktisches Vorgehen beeinflussen. Zum Beispiel erscheinen dann Teller mit einer Bombe und einer Zahl darauf. Erst wenn ihr die entsprechende Anzahl an Tellern verbunden habt, könnt ihr diesen Teller ebenfalls auf den Stapel stellen damit die Bombe bei eurem Gegner landet. Schafft ihr es aber nicht rechtzeitig, landet diese Bombe bei euch. Brisant sind auch die Items, die auf dem mittleren Band zu finden sind. Dadurch entsteht ein Rennen, dessen Sieger den Teller mit dem Item bekommt . Mit anderen Items könnt ihr auch die Spezialleiste eurer Geister sofort auffüllen oder den Gegner einfrieren. Auch gibt es Kämpfe gegen ein Kanonenrohr. Hier müsst ihr in einer bestimmten Zeit die Energieleiste der Kanone auf 0 bringen, ansonsten schaltet diese Kanone euch sofort aus. Dadurch gibt es wirklich etwas Abwechslung. Der Schwierigkeitsgrad zieht später ganz schön an und ohne Training und Taktik habt ihr keine Chance! Der Storymodus ist auch relativ lang und wird euch schon lange beschäftigen. Darüber hinaus könnt ihr an euren Fähigkeiten arbeiten und dadurch den höchsten Rang erzielen oder einen neuen Highscore setzen. Für Langzeitmotivation wird gesorgt und keine Sorge, gerade am Anfang wird euch alles erklärt, wenig später werden die Dialoge jedoch weniger, damit ihr nicht stundenlang die Dialoge lesen müsst, die alle ins Deutsche übersetzt wurden.
Auch habt ihr im Laufe der Geschichte ein eigenes Lager. Hier könnt ihr durch Gerüchte kleinere Bonuswelten freischalten, die ebenfalls etwas schwieriger sind, am Ende wartet auf euch jedoch eine weitere Belohnung wie ein Geist oder ein Rädchen. Ihr könnt ebenfalls weitere Waisenkinder glücklich machen, wofür ihr im Gegenzug belohnt werdet. Interessant ist auch das Knobelhaus. Hier habt ihr nur ganz wenig Zeit, alle Teller leer zu essen. Je mehr Level ihr schafft, desto größer wird die Belohnung. Das Schönste ist allerdings der Multiplayer-Modus!
Im Multiplayer-Modus könnt ihr mit zwei Nintendo Switch-Konsolen lokal gegeneinander oder online antreten. Beweist euch gegen andere im Ranglistenduell oder tretet gegen Freunde an. Dabei werden alle Geister auf Level 30 gesetzt, um eine gleiche Ebene zu schaffen und schon geht es los und ihr könnt euch beweisen. Mit dem guten Dennis habe ich die Kämpfe online ein wenig getestet und kann voller Freude sagen, dass diese absolut flüssig liefen und es zur keiner Verzögerung kam! Hier ist natürlich besonderes taktisches Geschick gefragt und ihr solltet vorher gut geübt sein! Als ob das Spiel nicht schon süchtig genug macht, fast schon wie Sushi selbst, erhöht dieser Online-Modus natürlich ebenfalls die Langzeitmotivation.
Dabei ist die Steuerung mit dem Gamepad zwar gewöhnungsbedürftig, aber sobald ihr merkt, wo der Cursor immer startet, läuft diese Einwandfrei. Über das Steuerkreuz ist das Spiel leider nicht zu spielen, da damit die Spezialeffekte ausgelöst werden. Dennoch ist die Steuerung sehr genau und dies ist bei so einem schnellen Spiel nicht unwichtig. Aber auch der Touchscreen wird durch dieses Spiel unterstützt. Wenn man das Gamepad gewohnt ist, kann dies schon schwieriger werden. Die Spezialeffekte könnt ihr im Übrigen dann mit einer Wischgeste nach oben, links oder rechts starten. Der Nachteil ist allerdings eure Hand, denn die verdeckt einen Teil des Bildschirms. Dieses Spiel erscheint bekanntlich auch für den Nintendo 3DS und ich kann mir vorstellen (leider stand uns diese Version nicht zur Verfügung), dass die Touch-Steuerung mit dem Stylus etwas genauer ist.
Wie ich bereits erwähnte, sind die Videosequenzen auch toll in Szene gesetzt. Das gilt allgemein für die Grafik. Im schönen Anime-Stil sieht man, mit wie viel Herzblut und Detailverliebtheit die Entwickler ans Werk gingen. Im Kampf ist es fast schon schade, dass die vielen Effekte und Animationen vor lauter Hektik gar nicht gesehen werden. Doch es läuft alles flüssig und ohne Ruckler. Das gilt auch für den Handheld-Modus. Die HD-Auflösung tut dem Spiel selbstverständlich auch gut. Zum Soundtrack sei noch gesagt, dass dieser wohl auch noch den Ohrwurm des Jahres liefert. Die Introsequenz ist wie ein Opener von einer Anime-Serie und auch wenn ich der japanischen Sprache nicht mächtig bin, kann ich es doch tatsächlich mitsingen. Hier ist wieder einmal ein richtiger Hit entstanden. Ansonsten sind die Synchronstimmen in englischer Sprache aber durchaus gelungen und die Musik gut für die jeweilige Situation abgestimmt. Die Toneffekte sind im Spiel nicht ganz unwichtig, da sie euch Signale geben, was der Gegner gerade versucht oder, dass ihm zum Beispiel auch eine große Kombo gelungen ist.
Am Ende bleibt mir noch zu sagen, dass dieser Titel mich wirklich überrascht hat und jeden Cent wert ist. Mit einem billigen Smartphone-Spiel hat dieser Titel nichts zu tun! Auch in der Vergangenheit gab es solche Titel zum Vollpreis oder für ein paar Euro weniger, die sich ebenfalls gelohnt haben. Sushi Striker: The Way of Sushido geht aber einige Schritte weiter und der Umfang wie auch die Umsetzung sind sehr gelungen. Das eigentlich simple Gameplay wird durch viele tiefgründige Elemente erweitert und bringt die nötige taktische Tiefe. Dieses Spiel wird es natürlich in Europa sehr schwer haben und nicht die Beachtung finden, die es verdient. Aber wie so manche Titel von Nintendo zuvor, wird dieses Spiel als Geheimtipp erwähnt werden, wenn die Spieler sich in Zukunft an die Nintendo Switch erinnern.
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit