Unser Test zum Spiel: MYSTIC QUEST LEGEND
Nintendos Wii-Konsole wurde nicht gerade mit Rollenspielen überschüttet. Mittlerweile sind zwar einige Titel angekündigt, doch ob sie jemals den Weg in unsere Gefilde finden, ist noch offen. Da ist es doch schön, dass zumindest die Virtual Console schon einige RPG-Häppchen zu bieten hat. Unter anderem hat sich nun Mystic Quest Legend für das Super Nintendo zum Download eingefunden. Und es beweist, dass selbst leichte Spiele sehr frustrierend sein können.
Wirklich innovativ ist die Geschichte von Mystic Quest Legend nicht. Monsterhorden haben sich im Land eingenistet, ganze Landstriche abgetötet oder eingefroren und ihr seid der Einzige, der die widerlichen Biester wieder zur Räson bringen kann. Dazu müsst ihr vier Kristalle aus den Klauen besonders starker Monster befreien. All das kennt ihr schon aus den frühen Final Fantasy-Spielen? Kein Wunder, wurde das Spiel in Japan und den USA auch unter dem zugkräftigen Namen Final Fantasy Mystic Quest veröffentlicht. Da die heute als Inbegriff für RPGs stehende Marke damals in Europa jedoch weitestgehend unbekannt war, wurde der Name auf Mystic Quest Legend gekürzt. Die "wahre" Geschichte hinter dem Spiel ist also tatsächlich interessanter und spannender als die Geschichte im Spiel selbst.
Im Prinzip klappert ihr lediglich hintereinander weg die Städte und Dungeons ab. Dabei besteht eure Gruppe natürlich aus dem Hauptcharakter selbst und die meiste Zeit über aus einem weiteren Charakter, der immer wieder ausgetauscht wird. So kommt zwar theoretisch schon etwas Tiefgang auf, was die Story betrifft, da ihr den zusätzlichen Charakteren zum Beispiel helfen müsst, den Vater zu retten. Doch wirkt das alles immer aufgesetzt und hat immer nur den einen Grund, euch vor dem Hauptdungeon des jeweiligen Umlandes in andere Höhlen zu schicken. Und in diesen warten Unmengen von Monstern darauf, von euch in externen Kampfbildschirmen rundenbasiert niedergemetzelt zu werden. Und das meine ich wortwörtlich, denn die meiste Zeit über prügelt ihr euch einfach mit dem Standardangriff durch die Gegnerhorden und macht einen Feind nach dem anderen platt. Doch mit dem Bossgegner des jeweiligen Dungeons kommt dann die Überraschung: Jeder einzelne Kampf war notwendig, denn der Stärkeunterschied vom normalen Gegner zum Bossgegner ist teilweise gewaltig! Dann werden auch die verschiedenen Zauber, die ihr im Laufe des Abenteuers findet, überlebensnotwendig. Besonders der Heilungszauber wird in den Auseinandersetzungen mit den Endgegnern extrem beansprucht. Zusätzlich müsst ihr euch mit den zwei linken Händen des Hauptcharakters herumschlagen: Ständig schlägt er daneben, Kämpfe ziehen sich dadurch unnötig in die Länge und die Lebenspunkte schrumpfen ohne eure Mitschuld gen Null. Immerhin steigert sich die Treffergenauigkeit mit jedem Level-Aufstieg, nervig sind die Schläge in die Luft dennoch immer wieder.
Und als wenn das nicht reichen würde, können euch Standard-Gegner innerhalb von einer Runde auf die Matte schicken. Solltet ihr das Pech haben, einem Überraschungsangriff von drei Medusen gegenüber zu stehen, hilft nur noch beten. Denn diese können eure Charaktere versteinern, und sind beide Felsblöcke, habt ihr den Kampf verloren. Auch bei voller Lebensleiste. Andere Gegner zaubern einen Todesspruch oder belegen euch den ganzen Kampf über nur mit Schlaf- und Verwirrungszaubern. Dann kann es auch schon mal vorkommen, dass euch euer Kumpan mit einem Feuer-Zauberspruch in die ewigen Jagdgründe schickt. So ätzend diese plötzlichen oder auch hingezogenen Tode sind, so nett ist das Spiel im Anschluss. Denn seid ihr KO gegangen, dürft ihr den selben Kampf gleich noch einmal probieren und dann hoffentlich siegreich aus ihm hervorgehen. Oder ihr versucht es ein drittes Mal. Oder ein viertes... Beachtlich ist auch die Anzahl an Heiltränken, die ihr mit euch herumschleppt. Ich habe es kein einziges Mal geschafft, unter die 50er-Marke zu gelangen. Das liegt zum einen an den mächtigen Heilungszaubern und zweitens daran, dass ihr immer wieder neue Tränke in herumstehenden Kästen findet. Zwar könntet ihr auch in den Städten jederzeit euren Vorrat auffüllen, doch hat sich bei mir das Geld bis ins Unermessliche gestapelt, da ich es lediglich für seltene Hotel-Besuche und Rüstungsteile ausgegeben habe.
Ausrüstung wird übrigens automatisch angelegt. Findet ihr also einen besseren Helm, wird der alte automatisch ausgetauscht. Dies gilt auch für eure Waffen. Hier ist immerhin etwas Taktik gefragt: So könnt ihr in jedem Kampf zwischen einem Schwert, einer Axt, einer Klaue und Bomben hin und her wechseln. Damit dies auch einen Sinn hat, sind einige Gegner gegen eine der Waffenarten besonders anfällig. So lassen sich böse grinsende Bäume am schnellsten mit der Axt niederknüppeln und Pestbeulen mögen Bomben überhaupt nicht. Doch auch außerhalb der Kämpfe kommen die verschiedenen Waffen zum Zug. So aktiviert ihr Schalter mit dem Schwert, sprengt euch den Weg mit den Bomben frei oder klettert mit Hilfe der Klaue Wände empor. Mit diesen "Rätseln" hat es sich dann aber auch schon fast in der Welt von Mystic Quest Legend. Kopfnüsse bekommt ihr hier nicht geboten, ihr müsst lediglich ab und zu Säulen verschieben, damit ihr sie als Lückenfüller über einen Abgrund nutzen könnt. Da kommt dann eine Besonderheit für den RPG-Helden ins Spiel: Er kann springen! Sprünge sind selbst in aktuellen Rollenspielen meistens tabu, von daher kann das durchaus als Pluspunkt angerechnet werden, auch wenn sie eigentlich nutzlos sind. Obwohl es schon nervenschonend sein kann, in engen Gassen über im Weg stehende Dorfbewohner springen zu können... Neben den Städten und Dungeons findet ihr auf der Weltkarte, auf der ihr euch auf vorgegebenen Wegen fortbewegt, zusätzlich Schlachtfelder. Auf diesen absolviert ihr 10 Kämpfe und erhaltet danach massig Erfahrungspunkte, Geld oder einen Zauber bzw. Ausrüstungsgegenstand.
Mystic Quest Legend ist in den Anfangsjahren des Super Nintendos erschienen und wirkt daher auch wie eine Mischung aus NES und SNES. Hübsche Monstermodelle, die bis zu vier verschiedene Status-Animationen haben (je nachdem, wie viele Lebenspunkte ihnen noch bleiben), nett anzusehende Charaktere, die in den Kämpfen immer am Laufen sind und Texturteppiche, die sich jeweils durch einen ganzen Dungeon ziehen. Ich persönlich liebe diesen typischen SNES-Stil. Klar, die hübschen und detaillierten Welten der späten Super Nintendo-Rollenspiele fehlen hier, doch ist der Charme trotzdem vorhanden.
Auch hier wird deutlich, dass zwischen Veröffentlichung der Konsole und des Spiels nicht viel Zeit liegt. Es gibt schon einige nett anzuhörende Midi-Melodien, doch lassen sich die meisten davon eher in die Schublade der Belanglosigkeit stecken. Irgendwie fehlt hier die Verspieltheit, mit der viele Spiele der späten SNES-Ära auftrumpfen können. Auch die Musik während der Kämpfe motiviert nicht wirklich. Doch immerhin verursacht sie keinen Ohrenkrebs.
Unser Fazit
5
Für Genre-Fans