Die Third Street Gang macht Steelport unsicher
GTA für die Nintendo Switch – ein Traum vieler Fans. THQ bringt mit Saints Row: The Third nun aber eine von GTA inspirierte Alternative für die Hybridkonsole. Nintendo Switch-Besitzer können sich neben dem ursprünglich im Jahre 2011 für Xbox 360, PS3 und PC veröffentlichten Hauptspiel auch über die in der Nintendo Switch-Version integrierten (mehr als 30) DLCs freuen. Wir haben uns Saints Row: The Third für die Nintendo Switch einmal angeschaut.
Entwickler Volition beschert uns mit der Saints Row-Reihe ein städtisches Open-World-Abenteuer, bei dem der Spieler – wie auch in GTA – verschiedene Missionen ausführt, Fahrzeuge stielt und auf der kriminellen Seite der Gesellschaft steht. Zahlreiche Aktivitäten in der Stadt laden dabei auch außerhalb der Kampagne zum Zeitvertreib ein. Dabei sei schonmal vorweggesagt, dass Saints Row nicht zu sehr mit GTA verglichen werden sollte, denn aufgrund der Ähnlichkeiten ist Saints Row im Laufe der Jahre und verschiedenen Ableger zu etwas Eigenem geworden. Saints Row ist besonders durch seine Abgedrehtheit und Verrücktheit bekannt geworden und das lebt auch der nunmehr dritte Teil gehörig aus: Rücksichtslose, blutrünstige Hau-drauf-Action und derber Humor stehen auf der Tagesordnung in Steelport. Ihr seid der Kopf einer Gang namens Third Street Saints. Diese Gang ist schon quasi ein bekanntes Unternehmen, das Macht und Fans in der Stadt besitzt. Ein fehlgeschlagener Auftrag führt jedoch dazu, dass ihr wieder bei Null anfangen müsst. Kurz nach dem Anfang des Spiels startet ihr wieder mit einer Gruppe von nur wenigen Mitgliedern, im Laufe der Handlung versucht ihr jedoch, die Bande wachsen zu lassen und die Stadt immer mehr zu kontrollieren, um wieder zu alter Größe zu gelangen – und darüber hinaus. Natürlich seid ihr nicht konkurrenzlos. Andere Banden – bekannt als das Syndikat – streben ebenfalls die Herrschaft über Steelport an.
Während der Handlung führt ihr verschiedenste Aufträge aus, die ihr über euer Ingame-Handy auswählen könnt. Anders als in GTA fahrt ihr also nicht zu den Auftraggebern hin, sondern nehmt die Aufträge bequem von jeder Stelle in der Stadt an. Anschließend wird euch auf der Minimap gezeigt, wo ihr euch für den Auftrag hinbegeben müsst. Für das Erledigen dieser Aufträge erhaltet ihr Geld und Respekt sowie weitere Boni, die aus dem Erledigen des Auftrages selbst hervorgehen. Zum Beispiel schließen sich euch weitere Personen an, ihr erhaltet spezielle Waffen oder könnt ein hochklassiges Domizil mit Pool und Hubschrauber-Landeplatz euer Eigen nennen, das ihr im Auftrag zuvor noch gewalttätig von diversen Partygästen und feindlichen Bandenmitgliedern gesäubert hattet. Die Aufträge gestalten sich ziemlich variantenreich und kurzweilig. Schon zum Start des Spiels wird dabei bewusst, dass euch pure Abgedrehtheit erwartet – wenn ihr etwa mithilfe einer Zünder-Drohne verschiedene Raketengeschosse auf feindliche Fahrzeuge abfeuert, mit einem Panzer in der Stadt Amok fahrt oder an der irrwitzigen Gameshow „Professor Genki’s Super Ethical Reality Climax“ teilnehmt, bei der ihr für das Töten der Mitspieler, Ausweichen von Fallen und Erreichen des Parcours-Ausgangs ordentlich Cash mit nach Hause nehmt.
Die Missionen gestalten sich variantenreich – hier ein Schusswechsel während eines Sprungs aus dem Flugzeug.
Die Stadt Steelport ist der Handlungsort des ganzen Spiels. Die Stadt stellt sozusagen euren virtuellen Spielplatz dar, so wie man es bei einem GTA gewohnt ist. Positiv hervorzuheben ist dabei schon vorweg, dass euch wirklich ein Schauplatz wie in einem GTA erwartet. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich einen direkten Klon davon spiele. Dann aber machen sich wieder die Unterschiede bemerkbar – dann nämlich, wenn ihr mit einem Dildo andere Leute auf der Straße verprügelt, in verrückten Maskottchen-Kostümen oder ganz nackt umherlauft oder aber bei einem der sehr verrückt gestalteten, speziellen Fahrzeuge ans Steuer setzt. Es gibt viele Sammelgegenstände zu finden, die in der Stadt versteckt sind, und Nebenaktivitäten, um euch die Zeit auch abseits der Missionen zu vertreiben. Zum Beispiel könnt ihr Raubzüge unternehmen, Attentate ausführen oder euch in der Gameshow versuchen. Alles in allem muss man dennoch sagen, dass, obwohl die Stadt durchaus einen kurzweiligen Schauplatz darstellt, sie dennoch nicht an GTA rankommt – speziell nicht an Los Santos des aktuellen GTA V. Generell erscheint Steelport nicht sonderlich variantenreich. Verschiedene Biome wie in Los Santos lassen sich vermissen. Es ist einfach alles Stadt. Das mag zwar dennoch gefallen, sonderlich aufregend ist es jedoch nicht.
Mit einem spart Saints Row ganz gewiss nicht. Und das ist die Möglichkeit der persönlichen Gestaltung. Euren eigenen Charakter, eure ganzen Bandenmitglieder und alle Fahrzeuge könnt ihr ganz nach eigenem Gusto in ausführlichen Editoren gestalten. So macht ihr Saints Row zu eurem ganz eigenen Abenteuer. Wer sein Sex-Appeal auf eine ganz hohe Stufe stellen will, hat die Möglichkeit dazu. Sogar eine Zombiestimme lässt sich einstellen, was definitiv für einige Lacher sorgt. Es ist auch amüsant, sich die ganzen Triumph-Posen anzusehen. Ehe ihr es euch verseht, verbringt ihr vielleicht erstmal wie ich eine Dreiviertelstunde im Charaktereditor und probiert so einiges um, bevor ihr mit dem eigentlichen Spiel startet. Ihr werdet, wenn ihr euer erstes Domizil habt, die Wahl aus zahlreichen DLC-Kostümen bekommen. Weitere Kleidung lässt sich in den zahlreichen Läden in Steelport kaufen.
Zu den bereits in begriffenen DLC stehen neben den bereits angesprochenen Klamotten eine ganze Reihe von Fahrzeugen und drei Story-Erweiterungen zur Verfügung. Dazu gehört ebenfalls der Genkibowl VII, also weitere Ableger der Gameshow, an der ihr teilnehmt. Die DLCs sind in der Nintendo Switch-Version des Spiels bereits inbegriffen.
Zahlreiche Fahrzeuge lassen sich stehlen. Durch die DLCs finden sich noch mehr abgefahrene Karren in eurer Garage.
Das Spiel besitzt aber ein großes Manko und zu dem kommend wir jetzt. Dass man dem Spiel ansieht, dass es von 2011 ist, fällt nicht überraschend aus. Dementsprechend erwarten euch viele matschige Texturen und generell ein sehr altbackender Grafikstil sowie viele Pop-ups, also zum Beispiel bei der Autofahrt plötzlich auftauchende Objekte. Zudem besitzt das Spiel noch so einige Bugs, so glitchte zum Beispiel mein Teampartner in einer Mission einige Male hin und her, als er in ein Auto einsteigen wollte. Die Hitboxen der Gegner sind manchmal fragwürdig gestaltet und Zäune geben einen übernatürlichen Schutz. Ich hätte wohl minutenlang zwischen den sehr auseinander liegenden Streben eines Geländers auf einen Feind schießen können, er nahm einfach keinen Schaden. Die Nintendo Switch-Portierung wurde ebenfalls nicht richtig sauber hinbekommen. An Treppeneffekte müsst ihr euch gewöhnen, sowohl im TV-Modus als auch im Handheld-Modus. Die Framerate hat öfter zu kämpfen und man merkt häufig deutliche Einbrüche. Besonders die Fallschirmsprung-Mission am Anfang des Spiels, wo ihr euch dazu einen actionreichen Schusswechsel mit feindlichen Bandenmitgliedern liefern müsst, ließ das Spiel schon recht ruckelig werden.
Nervigstes Manko für mich war jedoch ein bestimmtes Detail der Steuerung. Der Button, um euren Charakter rennen zu lassen, ist auf eine Schultertaste gesetzt. Nicht weiter schlimm, auch wenn ich es gewohnt bin, dafür den rechten Joystick reinzudrücken. Jedoch reagiert die Figur oft gar nicht darauf, wenn ich die Schultertaste fürs Rennen drücke. Besonders in brenzligen Situationen sorgte das oft für ein Ableben für mich. Oftmals reagierte der Charakter gar nicht auf den Knopfdruck, manchmal nur sehr verzögert und manchmal erst, als ich den Button wieder losgelassen hatte. Ich will dem Charakter da kein Eigenleben unterstellen, frustrierend kann es dennoch werden. Auch die Zielmechanik über die Joy-Con funktioniert eher schlecht als recht. Die Missionscheckpoints sind ebenfalls ein wenig unfair bzw. recht weit auseinander gesetzt, sodass ihr bei einem Ableben meist größere Teile einer Mission erneut durchführen müsst, oder gar ganz von vorne anfangt.
Wer nach Koop-Action sucht, der wird von Saints Row nicht enttäuscht. Gemeinsam mit einem Freund lässt sich im Koop durch die Straßen ziehen. Dabei benötigt jeder das Spiel und eine Nintendo Switch-Konsole, dann stehen sowohl lokaler Koop als auch die Möglichkeit online zusammen zu spielen zur Verfügung.
Unser Fazit
7
Spaßgarant