Noch einmal ganz von neu? Bitte nicht.

Seit Februar ist Iron Crypticle für die Nintendo Switch erhältlich, nachdem es bereits im Jahr 2017 für die Xbox One und PlayStation 4 veröffentlicht wurde. Das Spiel kann im Prinzip als Neuinterpretation des 2014 erschienenen PC-Titels Iron Fisticle gesehen werden. Auf den ersten Blick unterscheiden sich die beiden Titel nicht wirklich voneinander, doch Entwickler Tikipod hat einige Änderungen an Iron Crypticle vorgenommen, die durchaus tief greifend sind. Sie sind ähnlich in Bezug auf das Spielprinzip: Schießen, bewegen, den nächsten Ausgang wählen und sich weiter durch viele Räume bis zum Boss des Dungeons kämpfen. Der größte Unterschied besteht wohl darin, dass Iron Crypticle eher ein Arcade-Gefühl vermittelt, während Iron Fisticle einen strukturierten Ansatz verfolgt. Nach dem Tod behaltet ihr die Upgrades, die ihr in Iron Fisticle bekommt, nicht aber in Iron Crypticle. Das bedeutet, dass Iron Fisticle umso einfacher wird, je mehr ihr spielt. Diese Art von Spiel wird auch als Rogue-Lite bezeichnet, während es sich bei Iron Crypticle um ein Rogue-Like handelt, da ihr jedes Mal wieder bei null anfangen müsst.


Wählt euren Ritter und stürzt euch ins Abenteuer.

Die Story von Iron Crypticle ist recht einfach gestrickt, passt jedoch zum mittelalterlichen Setting und stimmt euch damit gut ein auf das, was vor euch liegt. Eine mysteriöse, böswillige Macht hat die Prinzessin von Kryptonien entführt – zusammen mit den Goldschätzen des Königs. Die königlichen Ritter müssen sich bereit machen und auf eine Rettungsmission in die alten Palastkrypten hinabsteigen. Iron Crypticle verspricht klassische Arcade-Action für bis zu vier Spieler, die sich zusammen gegen alle möglichen Ghule und Unholde behaupten müssen. Dabei seid ihr stets angehalten, Beute und Essen zu verschlingen, um eure Erfahrungspunkte aufzubauen. Dadurch könnt ihr eure Fähigkeiten verbessern, damit ihr auch den Herausforderungen der unteren Stockwerke trotzen könnt. Um an den Wächtern jeder Ebene vorbeizukommen, spielen Geschwindigkeit, Schaden, Feuerrate und Waffenhaltbarkeit eine große Rolle und können alle entweder in Geschäften oder durch sorgfältige Aufnahme von Nahrungsmitteln verbessert werden. Das Spiel präsentiert sich zudem in einem ansehnlichen Retro-Stil, der ebenfalls gut zum Setting passt. Auf der technischen Seite gab es wenig zu beanstanden. Auch wenn Iron Crypticle in der Hinsicht nicht das anspruchsvollste Spiel sein dürfte, ist den Entwicklern die Umsetzung der Nintendo Switch-Version gut gelungen.


Das Gameplay ist solide und wird sowohl Neueinsteigern vertraut sein als auch jedem, der damals Dungeon-Crawler spielte. Euer edler Ritter navigiert durch ein zufällig erzeugtes Labyrinth von Räumen, bekämpft eine Auswahl feindlicher Kreaturen und sammelt unterwegs Schätze, kostbare Kupfermünzen und Lebensmittel ein. Die meisten Feinde lassen Lebensmittel wie Kuchen, Süßigkeiten, Fastfood oder Obst fallen, die ihr durch die geschickte Aufnahme zu Kombos verketten müsst. Richtig angewendet, beschert euch dieses rudimentäre System eine höhere Bewegungsgeschwindigkeit und erleichtert damit das Besiegen der zahlreich erscheinenden Feinde. Die Aufwertung der Fähigkeiten wirkt allerdings immer nur temporär und so ist man ständig damit beschäftigt, weitere Lebensmittel aufzunehmen, um auf Dauer mit den Gegnern mithalten zu können. Leider führte dieses System in meinem Fall oft dazu, dass ich mich zu sehr auf die Lebensmittel konzentrieren musste, und so vom eigentlichen Spielgeschehen abgelenkt wurde. Generell fehlte es mir in Iron Crypticle häufig an der nötigen Übersicht. Die Räume wirken im Vergleich zu meinem winzigen Charakter übergroß, häufig verlor ich mich in dem ganzen Getümmel. Vermutlich musste man diesen Weg gehen, um im Mehrspielermodus alle vier Spieler unterbringen zu können.


Ihr trefft auf zahlreiche Bosse und Feinde, die spannende Kämpfe garantieren.

Um euch den Kampf zu erleichtern, gibt es eine Reihe von Waffen, magischen Schriftrollen und Gegenständen, die ihr freischalten könnt. Verschiedene Waffentypen bringen Abwechslung in den Kampf: Schnellfeuerdolche, Äxte, Hämmer, die von Mauern abprallen und Flammenwerfer sind hier an der Tagesordnung. Es gibt außerdem einen praktischen „Dash Move“, der für eine schnelle Navigation sorgt und dafür verwendet werden kann, sich über eure Feinde herzumachen oder aus einer brenzligen Situation herauszukommen. Als letzter Ausweg steht euch eure massive Atomfaust zu Verfügung; ein Angriff, der alle Feinde in der unmittelbaren Umgebung verwüstet, allerdings nur begrenzt einsetzbar ist und daher sparsam verwendet werden muss. Was die Tastenbelegung angeht, gibt es hier nicht wirklich etwas hervorzuheben. Man gewöhnt sich schnell an alle wichtigen Funktionen und ist zumindest in diesem Punkt stets Herr der Lage.


Auch die Routenwahl ist sehr wichtig, da jedes Stockwerk aus einem verzweigten System von verschiedenen Räumen besteht. Jeder Raumtyp hat seine Vor- und Nachteile – und um euch auf Trab zu halten, verlagert sich mit jedem Durchspielen die Anordnung der Räume. Diese gibt es in verschiedenen Varianten: Einige warten mit bestimmten Arten von Feinden auf euch, während andere Fallen und Bosse enthalten. Als Belohnung für die Fertigstellung eines Raumes erhaltet ihr einen Blick auf die Karte, die es euch ermöglicht, auf verschiedenen Wegen zum letzten Raum des jeweiligen Dungeons vorzudringen. Doch jeder Raum ist auch ein Wettlauf gegen die Uhr, denn auch wenn man alle Feinde besiegt hat und die Tür zum nächsten Raum bereits offen ist, können noch immer weitere Gegner auftauchen und euch den Traum vom Erreichen des Ziels zerstören. Wie man es auch dreht und wendet, der Tod lauert in diesem Spiel immer auf euch und die Angst davor, von vorne beginnen zu müssen, ist stets groß. Sicherlich schafft der Mehrspielermodus hier Abhilfe, denn mit bis zu vier Spielern ist es deutlich einfacher, sich die Räume aufzuteilen und geordnet gegen die Feinde vorzugehen.

Unser Fazit

6

Überzeugend

Meinung von Kevin Franke

Ich wünschte mir, Entwickler Tikipod hätte sich an das Vorbild von Iron Fisticle gehalten und permanente Upgrades im Spiel gelassen. Das neue Konzept macht Iron Crypticle nicht unbedingt zu einem schlechten Spiel, aber mir verging doch teilweise die Freude, wenn ich alle Fortschritte nach einem Tod verloren habe. Wir haben es zwar mit einem annehmbaren Twin-Stick-Shooter zu tun, der gegen andere Größen dieses Genres allerdings ein wenig verblasst.
Mein persönliches Highlight: Sich mit der mächtigen Atomfaust einer ganzen Reihe von Feinden zu entledigen.

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 1

  • Splatterwolf

    Weg seit 1889

    Ich bin weiterhin gespannt auf das Game. Ich habe noch nicht zugeschlagen, werde aber mit Sicherheit das Game irgendwann kaufen. :D