Folgt dem Ruf des Monado und erlebt ein unvergessliches Abenteuer
Zum Ende der Wii-Ära erschienen in Europa noch einmal drei große RPGs. Xenoblade Chronicles, The Last Story und Pandora’s Tower. Während die letzteren beiden heutzutage kaum noch beachtet werden, stand der erste Xenoblade-Titel für den Beginn eines großen Franchise, dessen Ableger zu den besten Spielen ihrer jeweiligen Konsolen gehören. Doch der Erstling ist auch heute noch für viele das Magnum Opus. Darum war die Freude groß, als Nintendo ankündigte, eine sogenannte Definitive Edition von Xenoblade Chronicles (im Nachfolgenden als Xenoblade abgekürzt) für die Nintendo Switch zu veröffentlichen. Kann das Rollenspiel nun allerdings auch zehn Jahre nach seiner Erstveröffentlichung überzeugen? Finden wir es heraus.
Die Handlung von Xenoblade findet auf den Titanen Bionis und Mechonis statt. Diese beiden Giganten kämpften in einem grausamen Kampf, bis ihre Lebenskraft aufgebraucht war. Auf ihren toten Körpern haben sich schließlich Lebewesen niedergelassen. Auf dem biologischen Bionis leben die menschenähnlichen Homs, auf Mechonis wiederum Maschinen namens Mechon. Diese haben es auf die Bewohner von Bionis abgesehen und fressen die Homs. Direkt am Anfang des Spiels findet ihr euch in einer Schlacht wieder und werdet Zeuge der Grausamkeit der Maschinen. Die Rüstung der Mechon lässt sich auf normalem Wege nicht zerstören. Es gibt jedoch die rote Lichtklinge, das Monado. Dieses schneidet ohne Probleme durch den Stahl der Mechon. Das Monado hat jedoch einen gravierenden Nachteil: Es verletzt und kontrolliert seinen Träger. Nur ein Homs, der Held Dunban, ist in der Lage, es unter großen Schmerzen zu beherrschen. So kann die Schlacht zwar zugunsten der Homs entschieden werden, doch Dunban wird zum Invaliden. Ein Jahr später wird wiederum der 18-jährige Shulk dazu gezwungen, das Monado zu schwingen. Wie durch ein Wunder ist er allerdings in der Lage, es ohne Probleme zu beherrschen. Er hat sogar Visionen, die ihm zeigen, was in der Zukunft passieren wird. Nach einigen … „unerfreulichen Ereignissen“ beschließen er und sein Freund Reyn, die Welt des Bionis und Mechonis zu erkunden, womit die Geschichte eines der größten RPGs beginnt.
Als das Spiel 2010 erschien, war Xenoblade eines der ersten Rollenspiele mit einer großen offenen Welt. Andere Titel wie beispielsweise Final Fantasy setzten hier noch auf ein lineares Spieldesign. Heutzutage gibt es Spiele wie Dragon Quest XI und Final Fantasy XV, die sich ohne Frage von Xenoblade haben inspirieren lassen. Dennoch sind die gigantischen Gebiete auch im Jahr 2020 ein absolutes Meisterwerk des Weltendesigns. Ihr erkundet die unterschiedlichsten Gebiete auf dem Bionis, die sich alle auf Körperteilen des Titanen befinden. So startet ihr ganz unten am Fuße, erreicht jedoch schon bald das Bein und auch das Knie. Hier erwartet euch eine gigantische offene grüne Fläche mit vielen Lebewesen – manche friedlich, andere aggressiv. Im Laufe eures Abenteuers reist ihr immer weiter nach oben, entdeckt Sümpfe, tropische Wälder, Meere und so viel mehr. Jedes Gebiet weiß immer wieder neu zu überraschen, da es so viel zu entdecken gibt. Da kann es manchmal durchaus anstrengend sein, alte Gebiete ausschließlich zu Fuß zu erkunden. Glücklicherweise gibt es Schnellreisepunkte, mit denen ihr euch zu bereits bekannten Orten teleportieren könnt. Auch könnt ihr dafür sorgen, dass eure Charaktere von allein in eine Richtung laufen.
Neben der Hauptstory erwarten euch auch unzählige Nebenquests. Diese sind grob in zwei Kategorien unterteilt: Neben allgemeinen Quests, die beispielsweise das Besiegen von bestimmten Monstern oder das Finden gewisser Gegenstände von namenslosen Charakteren vorsehen, gibt es auch etliche benannte NPCs. Diese haben ihre eigenen Geschichten und einzigartigen Missionen mit Belohnungen wie Erfahrungspunkten, Geld und Items. Ein großes Problem des Wii-Originals war speziell hierbei die Tatsache, dass es oftmals schwierig war, die jeweiligen Ziele zu finden. In Xenoblade Chronicles: Definitive Edition hingegen werden euch die Ziele nicht nur auf der Karte angezeigt, es gibt sogar eine Art Navigationsgerät, das euch hilft, euch durch die komplexen Gebiete zu manövrieren, ohne euch zu verlaufen. Noch besser: Auch wenn ihr die Quest nicht aktiv ausgewählt habt, werden euch die Points of Interest dauerhaft angezeigt. Da man jede Mission direkt annehmen kann, besteht die Karte anfangs oftmals nur noch aus Ausrufezeichen. So fühlt sich jede Erkundung wichtig an, da man eigentlich immer Monster findet, bei denen es sich lohnt, sie zu bezwingen. Besiegte Gegner hinterlassen drei verschiedene Arten von Schatztruhen, die, je nach Seltenheit, Sammelgegenstände für Missionen oder sogar Waffen und Ausrüstung hinterlassen. Im Vergleich zum Original wurden die Inventare auch deutlich vergrößert, sodass es quasi nie vorkommt, dass ihr Items verkaufen müsst. Shulks Visionen haben sogar noch eine besondere Funktion. Sie zeigen euch an, welche Items für eine spätere Mission wichtig werden. Das wird euch dann im Menü markiert. So wird verhindert, dass ihr euch versehentlich von wichtigen Gegenständen trennt.
Kommen wir zum Herzen des Gameplays von Xenoblade: Das Kampfsystem. Dieses ist eine Art Hybridlösung. Das Kampfgeschehen an sich läuft in Echtzeit ab. Gegner auf der Oberwelt lassen sich so ohne separaten Kampfbildschirm direkt angreifen. Bis zu drei Charaktere greifen dabei gleichzeitig an, wobei alle paar Sekunden ein Autoangriff ausgeführt wird. Zudem habt ihr am unteren Rand des Bildschirms eine Leiste mit Symbolen. Dabei handelt es sich um Techniken. Diese lassen sich je nach Bedarf einsetzen, brauchen nach ihrer Benutzung jedoch einige Sekunden, bis sie wieder genutzt werden können. Diese Techniken machen das Gameplay von Xenoblade zu etwas ganz Besonderem, da jede von ihnen über individuelle Attribute verfügt. So gibt es nicht nur simple Angriffe und Heilung. Shulk besitzt darüber hinaus beispielsweise die Technik Rückschlag. Diese teilt zwar normal Schaden aus, ist aber besonders effektiv, wenn ihr euren Gegner von hinten angreift. In der Definitive Edition wird euch angezeigt, ob eine Technik im aktuellen Moment besonders effektiv ist. Andere Techniken hingegen erhöhen Werte wie eure Verteidigung oder heilen euch und/oder euer Team. Zudem gibt es Statusveränderungen, die ihr euren Gegner zufügen könnt. Neben simplen Dingen wie Schlaf gibt es auch eine Aneinanderreihung von Effekten. So bringt ihr den Gegner beispielsweise erst zum Schwanken, werft ihn dann um und könnt ihn anschließend ohnmächtig schlagen. Je weiter ihr bei dieser Verkettung kommt, desto höher wird der Schaden. Manche Gegner haben zudem eine besonders fatale passive Fähigkeit: die sogenannten Stacheln. Berührt ihr einen Gegner oder seid nur in seiner Nähe, kann er Effekte wie Schlafen oder Konterschaden austeilen. In der Definitive Edition wird euch angezeigt, wenn ein Feind über Stacheln verfügt.
Jeder Held spielt sich unterschiedlich. Während manche auf rohe Gewalt setzen, nutzen andere Magie in Form von Äther. Der Spielstil unterscheidet sich hier drastisch. Jeder Charakter hat zudem seinen eigenen Spezialangriff, der sich nach und nach auflädt. Während manche von ihnen extrem hohen Schaden anrichten, stiehlt eine andere Fähigkeit Items oder Erfahrungspunkte von Gegnern. Die große Ausnahme ist Shulk. Sein Spezialangriff sind die Monado-Techniken. Diese teilen nicht nur Schaden aus, sondern können auch ein Schutzschild aufbauen und die Waffen des gesamten Teams verzaubern, damit auch sie den Mechon Schaden zufügen können. Zudem seid ihr in der Lage, Stachelschaden kurzzeitig zu unterbinden. Ihr selbst könnt euch aussuchen, welche Person ihr kontrollieren wollt. Diese Auswahl kann während eines Kampfes allerdings nicht geändert werden, wobei es auch hier eine Ausnahme gibt. Shulk hat ab und an Visionen, die oftmals besonders fatale Angriffe zeigen, die in wenigen Sekunden von Gegnern ausgeführt werden. Ihr habt dann die Chance, einen anderen Charakter zu warnen. Macht ihr das, könnt ihr bei der betroffenen Person eine Technik auswählen. Das Ganze hat jedoch auch einen Nachteil, auf den ich gleich eingehen werde. Ihr müsst übrigens nicht Shulk spielen, um die Visionen zu erhalten.
Seid ihr im Kampf erfolgreich, füllt sich am oberen linken Rand die Gruppenleiste. Diese besteht aus drei Balken. Sollte ein Charakter im Kampf fallen, könnt ihr ihn mit einem dieser Balken wiederbeleben. Die von der KI gesteuerten Charaktere beleben jedoch nur euch wieder. Sollte die Leiste komplett leer sein und ihr werdet besiegt, ist der Kampf vorbei und ihr werdet zum letzten Schnellreisepunkt zurückgesetzt. Glücklicherweise verliert ihr weder Geld noch Items und dürft sogar die Erfahrungspunkte behalten, wenn ihr gegen mehrere Gegner gekämpft und einige von ihnen schon niedergestreckt habt. Das Spiel bestraft euch also nicht, wenn ihr auch mal stärkere Gegner bekämpfen wollt. Warnt ihr wie oben beschrieben einen eurer Charaktere nach einer Vision, zieht dies ebenfalls einen Balken ab.
Die Gruppenleiste hat jedoch noch eine andere Funktion. Ist sie komplett voll, könnt ihr alle drei Balken verbrauchen und einen Kettenangriff ausführen. Dabei darf jeder der drei Charaktere jeweils eine Technik einsetzen. Der Schaden ist während eines Kettenangriffs höher. Waren alle drei Charaktere am Zug, habt ihr manchmal die Chance, per Quick-Time-Event bei passendem Drücken der A-Taste einen weiteren Angriff auszuführen. Das passiert häufiger, wenn sich die Charaktere untereinander gut verstehen. Diese wichtige Mechanik werde ich gleich noch ausführlich besprechen. Kettenangriffe sind ein mächtiges Werkzeug im Kampf, machen euch jedoch verwundbar, da eure Gruppenleiste nach dem Einsatz verbraucht ist. Seid ihr jedoch besonders effizient, könnt ihr die Leiste bereits innerhalb eines Kettenangriffs wieder füllen. Ab und an gibt es das beschriebene Quick-Time-Event auch im regulären Kampf. Schafft ihr es, dieses umzusetzen, füllt sich die Leiste deutlich. Talentierte Spieler sind so in der Lage, von Angriffskette zu Angriffskette zu springen. Dies ist tatsächlich auch die einzige Möglichkeit, um besonders starke Gegner zum Schwanken zu bringen.
Kommen wir noch einmal kurz zurück zu den Techniken. Neben Erfahrungspunkten erhaltet ihr am Ende eines Kampfes auch Technikpunkte. Diese könnt ihr nutzen, um eure Angriffe aufzurüsten. Das geht jedoch nur bis zu einem speziellen Level. Danach müsst ihr in Geschäften sogenannte Technikbücher erwerben, um diese noch weiter verstärken zu können. Im späteren Verlauf des Abenteuers erhaltet ihr besonders komplexe Technikbücher von starken Gegnern. Ihr könnt jedoch leider nicht vorhersehen oder gar bestimmen, welche Bücher ihr von den Monstern erhaltet.
Auf der Oberwelt findet ihr wiederum regelmäßig Äther, den ihr abbauen könnt. Mit einem Ofen könnt ihr diesen dann zu Juwelen umwandeln lassen. Dafür braucht ihr zwei Charaktere, die die Maschine bedienen. Jeder von ihnen hat dabei spezielle Eigenschaften. Verstehen sich die Charaktere zudem gut, sind sie noch effektiver. Insgesamt sechs Stufen von Juwelen gibt es. Sie können die Anzahl an Kraftpunkten oder andere Werte erhöhen oder haben Effekte wie das schnellere Laufen auf der Oberwelt. Dafür muss die Ausrüstung, die ein Charakter trägt, jedoch freie Steckplätze haben. Manche Waffen und Rüstungen haben sogar schon fest platzierte Juwelen, die ihr nicht auswechseln könnt. Ihr erhaltet fertige Juwelen allerdings auch durch andere Optionen, wie das Abschließen von Quests.
Im Harmoniediagramm könnt ihr sehen, wie die Personen, denen ihr begegnet seid, zueinander stehen. © Nintendo
Außerhalb von Kämpfen erwarten euch über zehn Stunden an Videomaterial, die die Story vorantreiben. Das Spiel glänzt dabei mit einer britisch-englischen und japanischen Sprachausgabe. Auch innerhalb und direkt nach den Kämpfen reden die Charaktere, wobei einige von diesen Sprüchen zu bekannten „Memes“ geworden sind. Sprecht ihr mit benannten NPCs, werden sie im sogenannten Harmoniediagramm angezeigt. Dabei handelt es sich um eine gigantische Vernetzung, denn es listet nicht nur die Personen auf, sondern zeigt auch die Verknüpfung mit anderen Charakteren. Durch Nebenquests könnt ihr diese Verknüpfungen verändern. Manchmal müsst ihr Entscheidungen treffen, die zum Beispiel dazu führen, dass sich zwei Charaktere nicht mehr riechen können. Das Reden mit Charakteren und das Abschließen von Missionen erhöht oder aber senkt die Harmonie der verschiedenen Gebiete. Euer Ziel ist es, überall einen Fünf-Sterne-Rang zu erreichen. Nach der Erhöhung des Rangs stehen euch weitere Missionen zur Verfügung. Ihr seid zudem in der Lage, mit NPCs diverse Items zu tauschen. Je höher der Rang, desto mehr Gegenstände haben sie im Angebot. Hier spielt der Wert des Items eine elementare Rolle. Gebt ihr dem Charakter beispielsweise einen Gegenstand, der einen deutlich höheren Wert als das Tauschitem besitzt, erhaltet ihr ein zusätzliches Geschenk, welches oftmals etwas sehr Seltenes ist. Übrigens: Sucht ihr einen bestimmten Charakter, könnt ihr ihn im Harmoniediagramm auswählen. Dann wird euch auf der Karte gezeigt, wo er sich gerade befindet. Die Welt von Bionis und Mechonis hat zudem ein Tages- und Nachtrhythmus. Diesen könnt ihr jedoch nach eurem Willen verändern. Auch wechseln sich die Wetterbedingungen, was nicht ohne Konsequenzen für das weitere Spielgeschehen ist. Manche Monster und Quests lassen sich nämlich nur zu bestimmten Zeiten und/oder Wetterverhältnissen antreffen.
Harmonie spielt auch zwischen den Teammitgliedern eine Rolle. Insgesamt fünf Ränge gibt es. Kämpft ihr regelmäßig zusammen und setzt Kettenangriffe ein, steigt die Harmonie untereinander. Das Gleiche gilt auch beim gemeinsamen Abschließen einer Nebenmission. Höhere Harmonie bedeutet nicht nur bessere Kettenangriffen, sondern auch das Freischalten von Harmoniegesprächen. Haben zwei Charaktere eine gewisse Stufe erreicht, können sie ein Gespräch auf einer tieferen persönlichen Ebene führen. Dort habt ihr die Auswahl aus verschiedenen Entscheidungen, die die Richtung des Smalltalks unterschiedlich beeinflussen. Je sinnvoller eure Entscheidungen, desto mehr Harmonie generiert ihr. Da jedoch jede Person mit jedem anderen Charakter eine eigene Harmonieverknüpfung hat, ist es fast schon eine Qual, alle auf ihren Maximalwert zu bringen. Das ist aber nötig, um wirklich alle Harmoniegespräche zu sehen. Das Verschenken von Items von einem Charakter zum nächsten hilft da auch nur bedingt.
Eine weitere Option sind die Talentbäume. Das sind komplexe passive Fähigkeiten. Für das Bezwingen eines Monsters erhaltet ihr schließlich nicht nur Erfahrungs- und Technikpunkte, sondern auch Talentpunkte. Diese füllen nach und nach fünf Talente auf. Zu Beginn des Spiels habt ihr drei Talentbäume, aus denen ihr wählen könnt. Steigt eure Harmonie mit anderen Charakteren, könnt ihr diese Fähigkeit mit anderen Personen teilen. Dafür benötigt es nicht nur einen hohen Harmoniewert, sondern auch Harmoniemünzen, die ihr durch einen Levelaufstieg oder das Bezwingen sogenannter „Einzigartiger Monster“ erhaltet. Das sind besonders starke Vertreter einer Monsterart mit eigenem Namen. Diese können, sollten sie keine Missionsgegner sein, wieder auftauchen – also gar nicht mal so einzigartig. Sie geben jedoch nur beim ersten Bezwingen eine Harmoniemünze. Daher ist die Anzahl an Münzen, die ihr beim regulären Abschluss der Story erhalten könnt, begrenzt. Ihr habt jedoch die Chance, Münzen zurückzuerhalten, wenn ihr eines der Talente beim Vererben wieder entfernt. Die Talente an sich sind völlig unterschiedlich. Manche ermöglichen es euch, bestimmte Arten von Rüstungen zu tragen, andere erhöhen bestimmte Kampfeffekte und wieder andere haben einen Einfluss auf Aktivitäten außerhalb von Kämpfen, wie beispielsweise Rabatte beim Tauschen.
Wir haben bereits über die Nebenquests gesprochen. Eine von ihnen ist jedoch etwas ganz Besonderes: Der Wiederaufbau einer zerstörten Stadt. Dafür müsst ihr Geld und bestimmte Items sammeln, um Verbesserungen in vier Kategorien vorzunehmen – dazu gehören beispielsweise Wohngebiete und Natur. Je größer die Stadt, desto mehr Nebenaufgaben und Shops könnt ihr finden. Zudem lassen sich Bewohner aus anderen Ortschaften einladen. Gerade zum Ende hin kann das Sammeln der hierfür nötigen Gegenstände jedoch recht anstrengend werden, da diese im Gegensatz zu Sammelgegenständen auf der Oberwelt, die ihr für Missionen braucht, nicht auf der Karte markiert werden.
Ein komplett neues Feature der Xenoblade Chronicles: Definitive Edition sind die Tempo-Herausforderungen: Ab und an findet ihr auf der Oberwelt leuchtende Teleporter. Diese bringen euch in ein separates Gebiet, wo ihr euch einigen Herausforderungen stellen könnt. Dazu werdet ihr in ein bestimmtes Gebiet geschickt und müsst Monster besiegen. Je schneller und effektiver ihr seid, desto höher fällt euer Rang aus. Abhängig vom Ergebnis erhaltet ihr Edelsteine, die ihr gegen exklusive Ausrüstungsgegenstände, sehr gute Technikbücher oder seltene Sammelitems eintauschen könnt. Je weiter ihr im Spiel voranschreitet, desto mehr Aufgaben stehen euch zur Verfügung. Beim ersten Erreichen des S-Rangs bei einer Mission erhaltet ihr zudem weitere besondere Items. Wenn ihr eine solche Herausforderung angehen wollt, habt ihr im Übrigen die Auswahl zwischen „Frei“ und „Eingeschränkt“. Wählt ihr die freie Option aus, könnt ihr mit eurem aktuellen Team antreten. Beim eingeschränkten Modus wird euch hingegen ein Team mit Level und Ausrüstung vorgegeben.
Xenoblade Chronicles ist allgemein ein durchaus anspruchsvolles Spiel. Um es Einsteigern etwas attraktiver zu gestalten, gibt es den neuen „Gemütlichen Modus“, der Kämpfe um einiges vereinfacht. Das genaue Gegenteil ist der Expertenmodus. Bei diesem habt ihr die Kontrolle über die Erfahrungspunkte der Teammitglieder und die Option, die Level der Charaktere zurückzusetzen. Das geht jedoch nur bis zu dem Level, an dem der Charakter eurem Team beigetreten ist. Das Zurücksetzen kann strategisch sinnvoll sein, denn ein niedrigeres Level bedeutet mehr Erfahrungspunkte beim Bezwingen stärkerer Monster. Durch das Entdecken neuer Orte und das Abschließen von Missionen erhaltet ihr ebenfalls Erfahrungspunkte. Doch nur die Erfahrungspunkte, die ihr in Kämpfen erhaltet, werden den Charakteren beim Aktivieren des Expertenmodus angerechnet. Sie verschwinden jedoch nicht, sondern können über ein separates Menü euren Charakteren hinzugefügt werden. Das Spiel bietet zudem eine gewaltige Anzahl an Tutorials, die ihr euch jederzeit anschauen könnt.
Kommen wir zum brandneuen Epilog namens Future Connected. Dieser spielt ein Jahr nach den Ereignissen des Hauptabenteuers. Auf die Story will ich hier nicht eingehen, ihr habt mit der Schulter des Bionis jedoch die Möglichkeit, ein brandneues Gebiet zu erleben, welches im Original nur unfertig im Sourcecode vorhanden war. Ein großer Teil der Mechaniken aus dem Hauptspiel wurde übernommen – mit einigen Ausnahmen. So hat Shulk keine Visionen mehr. Auch die Harmonie, das Harmoniediagramm und die Talentbäume existieren hier ebenso wenig wie die Kettenangriffe. Diese werden durch einen Spezialangriff ersetzt, den ihr einsetzen könnt, wenn ihr sogenannte Ponspektoren findet. Dabei handelt es sich um Nopon, eine kleine Rasse, die auf Bionis lebt und auch im Hauptabenteuer eine wichtige Rolle spielt. Zwölf von ihnen könnt ihr finden. Nach dem Verbrauch der kompletten Partyleiste habt ihr die Auswahl zwischen drei verschiedenen Arten von Angriffen. Einer von ihnen fokussiert sich beispielsweise nur auf einen Gegner, ein anderer ist besonders effektiv, wenn ihr gegen mehrere Monster kämpfen müsst. Je besser ihr die ebenfalls vorhandenen Quick-Time-Events besteht, desto höher fällt der Schaden aus.
Die Harmoniegespräche aus dem Original werden in Future Connected mit den „Ruhigen Momenten“ ersetzt. Bei diesen könnt ihr die Richtung des Gespräches nicht mehr beeinflussen, dafür sind diese aber voll synchronisiert. Neben bereits bekannten Musikstücken bietet der neue Epilog auch eigene Tracks, die mit dem Original durchaus mithalten können. Ansonsten sind die Unterschiede zum Hauptabenteuer gering. Auch weiterhin gibt es Einzigartige Monster. Eine davon abgewandelte Form sind die Nebelmonster. Diese sind von einer dunklen Macht besessen und können unter anderem neue Gegner herbeirufen, wodurch Kämpfe sehr schnell eskalieren können. Darüber hinaus sind die Nebenquests, die auch Future Connected bietet, durchaus gelungen. Die Hauptstory hingegen ist nicht die größte Stärke des Epilogs. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich sehr hohe Erwartungen hatte, die nicht erfüllt werden konnten. Solltet ihr also das Hauptabenteuer mit seiner fantastischen Story durchgespielt haben, solltet ihr nicht erwarten, dass das Abenteuer mit der gleichen Qualität weitergeht.
Noch ein paar Fakten, die bisher keinen Platz gefunden haben: Zwischensequenzen, Ruhige Momente und die aus dem Hauptabenteuer bekannten Harmoniegespräche lassen sich auch im Hauptmenü jederzeit ansehen. Ihr könnt sogar einstellen, welche Kleidung die betreffenden Charaktere tragen sollen und welche Tageszeit herrscht. Besonders toll ist die Tatsache, dass ihr das Design der Rüstungen und Waffen im Spiel selbst ändern könnt, sodass jeder Gegenstand sein eigenes Design hat. Wollt ihr jedoch gutes Equipment verwenden, dessen Design euch nicht gefällt, könnt ihr visuell eine andere Ausrüstung darstellen lassen. Die Sammelitems, die ihr als Lichtkugeln auf der Oberwelt finden könnt und deren Inhalt zufällig bestimmt wird, lassen sich in einem sogenannten Kollektikon eintragen. Vervollständigt ihr in einer Region jeweils eine der Kategorien, wie Getier oder Blumen, erhaltet ihr eine Belohnung. Xenoblade bietet zudem Trophäen, die ihr erhaltet, wenn ihr bestimmte Dinge, wie das Sprechen mit einer gewissen Anzahl an Personen, oder besondere Ereignisse in Kämpfen erreicht. Diese Achievements haben aber ansonsten keinen Einfluss auf das Spiel. Euch stehen sowohl für das Hauptspiel als auch für Future Connected jeweils drei Spielstände zur Verfügung. Zudem speichert der Titel regelmäßig von selbst auf einem extra dafür eingerichteten Speicherstand.
Kommen wir zu den technischen Aspekten. Visuell sieht Xenoblade Chronicles: Definitive Edition ansprechend aus. Die Grafik wurde im Vergleich zu Xenoblade Chronicles 2 nochmals verbessert. Leider sieht der Titel im Handheld-Modus auch weiterhin schwach aus. Immerhin kann man die Videofunktion der Nintendo Switch nutzen. Auch die HD-Vibration wird genutzt. Hat Shulk beispielsweise eine Vision, kann man seinen Herzschlag spüren. Musikalisch sind die Xenoblade-Spiele allesamt überragend. Das gilt auch für den Erstling. Es gibt keinen Track in Xenoblade Chronicles: Definitive Edition, der nicht gelungen ist. Noch besser: Die Musik unterscheidet sich zwischen Tag und Nacht. Die Musikstücke wurden zudem überarbeitet und mit einer höheren Qualität neu aufgezeichnet. Ihr habt jedoch die freie Wahl zwischen dem Original und den neu aufgenommenen Melodien. Egal, was ihr auswählt: Eure Ohren werden es euch danken.
Unser Fazit
10
Meisterwerk