Ein irres Abenteuer
Ich kann mich gar nicht mehr genau daran erinnern, wann und wo ich damals mit Oddworld: Abe’s Oddysee auf der PlayStation 1 in Kontakt kam. Was ich jedoch noch weiß, ist die Tatsache, dass mich der Titel begeisterte und ich bis heute ein Fan der Reihe bin. Entsprechend erfreut war ich über die Ankündigung, dass eine Umsetzung von Oddworld: Munch's Oddysee – der dritte Ableger der Oddworld-Saga – für die Nintendo Switch erscheint. Mittlerweile konnte ich den Titel auf Herz und Nieren testen, weshalb ich euch im Folgenden meine Gedanken hierzu mitteilen möchte.
Die Geschichte von Oddworld: Munch's Oddysee handelt vom titelgebenden Munch und dem bereits aus den Vorgängertiteln bekannten Abe, welche beide zufällig aufeinandertreffen und sich dazu entscheiden, gemeinsame Wege einzuschlagen. Das Ziel beider ist es, die jeweils eigene Art vor den fiesen Glukkons zu retten. Diese verspeisen nämlich gerne die Eier anderer Arten und es liegt an euch, das Aussterben der Arten von Munch und Abe zu verhindern. Hierbei trefft ihr auf viele verschiedene Kreaturen, welche euch teils freundlich gesinnt sind und euch unterstützen. Aber auch etliche Widersacher stellen sich euch gegenüber und trachten nach eurem Leben. Glücklicherweise verfügen beide Helden über ganz individuelle Fähigkeiten, welche die Rettungsmission etwas vereinfacht. Untermalt wird das gesamte Abenteuer allerdings durch eine ganze Menge Verrücktheit, welche bei den vielen Dialogen beginnt und mit versehentlichen Fürzen unserer Helden noch lange nicht endet. Ein wahrlich herrliches Unterfangen!
Als einbeiniges Amphibienwesen ist Munch zu Lande zwar zu nicht viel zu gebrauchen, sobald er sich aber im Wasser befindet, ist er nicht nur deutlich agiler, sondern kann auch meterhohe Sprünge vollführen. Als ehemaliges Versuchskaninchen der Glukkons ist er außerdem mit einem Zapper ausgestattetet, durch welchen er in der Lage ist, verschiedene Automaten zu bedienen oder auch seinen Feinden Stromschläge zu verpassen. Im Vergleich dazu gehört Abe zu den absoluten Nichtschwimmern, kann an Land jedoch durch seine flotten Schritte überzeugen. Darüber hinaus ist er in der Lage, die Kontrolle über Feinde zu übernehmen, um diese gegeneinander aufzuhetzen oder sie in die nächstgelegene Mine zu steuern. Beide Helden ergänzen sich somit wunderbar und bieten jede Menge Abwechslung im Gameplay. So ist Abe unter anderem in der Lage, Munch hochzuheben, um ihn über Minen oder zu hohe Abhänge zu werfen, wohingegen Munch sich einen Rollstuhl als fahrbaren Untersatz zunutze machen kann, um mit Vollgas durch die Landschaften zu rasen. Diese Unterschiede und ulkigen Momente müssen von euch als Spieler letztlich genutzt werden, um die vielen verschiedenen Areale zu meistern, da diese nicht selten eine gute Kombination beider Charaktere voraussetzen. Der sich daraus ergebende, nötige Wechsel geschieht dabei ganz einfach durch Tastendruck, was problemlos funktioniert.
Doch nicht nur eure beiden Helden müsst ihr befehligen: Auch Abes Artgenossen, die Mudokaner, und kleine flauschige, aber bissige Fuzzles können von euch mittels Kommandos dirigiert werden. So könnt ihr diesen mitteilen euch zu folgen, Aufgaben zu lösen oder zu warten. Doch auch im Kampf greifen sie unterstützend ein und bewahren euch so dankenswerterweise vor allen Gegnern, die sich euch in den Weg stellen. Zusammen mit den Fähigkeiten von Munch und Abe erhält man somit ein breites Repertoire an Rätseln und Kombinationsmöglichkeiten, welche das Abenteuer sehr abwechslungsreich und immer wieder überraschend machen.
So kompliziert und überladen die Steuerung auf dem Papier erst einmal klingt, ist sie in der Praxis ein Traum. Nach wenigen Minuten ist jede Bewegung von Munch und Abe verinnerlicht und auch das Kommandieren der Mudokaner und Fuzzles klappt tadellos. Insgesamt hat man aber leider immer wieder das Gefühl, dass die Steuerung etwas schwammig ist. Vermutlich ist dies auf das Alter des Titels zurückzuführen – immerhin wurde das Spiel in seiner Ursprungsversion bereits 2001 veröffentlicht. Nichtsdestotrotz könnte diese präziser sein, um in den vielen Jump-'n'-Run-Passagen nicht die Kontrolle zu verlieren. Die Kameraführung muss sich ebenso Kritik gefallen lassen, da diese hin und wieder zum weiteren Gegenspieler mutiert und euch das Leben schwer macht. Glücklicherweise sind allerdings nicht nur die Checkpoints sehr gut verteilt, auch kann einer der Helden den jeweils anderen wiederbeleben. Dies entspannt das Abenteuer ungemein und man verzeiht kleineren Störfaktoren recht schnell.
Technisch braucht man sich nichts vormachen: Oddworld: Munch's Oddysee hat bereits einige Jahre auf dem Buckel und darunter leidet letztlich auch die grafische Darstellung. Trotzdem gefallen mir bis heute die Charaktermodelle unglaublich gut, da sie einfach so viel Individualität aufweisen. Darüber hinaus empfinde ich die Zwischensequenzen als grandios, da sie nicht nur toll anzusehen sind, sondern auch sehr gut unterhalten. Ich habe mich selbst dabei ertappt, wie ich den Controller zur Seite legte und mich in bester Netflix-Manier zurücklehnte, als würde ich die nächste Folge meiner Lieblingsserie schauen. Warum man bei der Nintendo Switch-Umsetzung jedoch auf die ebenso grandiose deutsche Synchronisation verzichtet hat, bleibt mir schleierhaft – nicht zuletzt, da mir die englische Vertonung an manchen Stellen etwas zu leise vorkam. Ein Schrauben an den Einstellungen sorgte zwar zum Glück für eine Optimierung, wünschenswert wäre ein Nachreichen der deutschen Sprachausgabe trotzdem.
Je nach eurem Spieltempo werdet ihr Oddworld: Munch's Oddysee nach spätestens fünfzehn Stunden beendet haben. Hierbei ist die Zeit jedoch stark davon abhängig, wie viele Gefangene der Mudokaner und Fuzzles ihr befreit habt und wie viele von ihnen auch überlebten. Je nachdem kommt ihr in den Genuss von einem der insgesamt zwei verschiedenen Enden. Daher lohnt sich unter Umständen eine Wiederholung des Abenteuers, um wirklich alles gesehen zu haben. Motiviert euch das andere Ende alleine noch nicht genug, tun die witzigen Charaktere ihr Übriges, um euch für einen weiteren Durchgang zu begeistern.
Unser Fazit
7
Spaßgarant