Der Wilde Westen ist hart

Colt Canyon wurde am 16. Juni 2020 durch Heaup Games unter anderem für die Nintendo Switch veröffentlicht. Zu Beginn des von Retrifix entwickelten Rogue-lite-Titels wird eure Partnerin entführt und ihr von Banditen überwältigt. Nun müsst ihr verschiedene, recht weitläufig ausgestaltete Level stets von links nach rechts passieren, um eure Partnerin zu retten. Obwohl die Level zufallsgeneriert sind, hatte ich ab und an das Gefühl, bei aufeinanderfolgenden Durchläufen teils sehr ähnliche Level zu passieren. Dabei kann ich nicht abschätzen, ob es nur ähnliche Strukturen oder ein identischer Aufbau war.


Ein großes Vorratslager in einem Level ist oft nur selten der Fall. © Headup Games

Zu Beginn eines jeden Laufs wählt ihr euren Charakter und eure Startwaffe aus. Allerdings ist eure Munition recht knapp, sodass ihr sie durch Kisten, Truhen oder Fässer vermehren müsst. Auch Heil-Items sind in den Kisten zu finden. Insgesamt gibt es fünf verschiedene Munitionsarten: Pistolenkugeln, Schrotmunition, großkalibrige Munition für Gewehre, Pfeile und Dynamitstangen. Verschiedene Waffen greifen auf den jeweiligen Vorrat an Munition zurück. Sollte der Munitionsvorrat leer sein, könnt ihr die Waffe auch nicht nachladen. Durch den Zufallsfaktor der Level kann es passieren, dass nur wenige Kisten mit Munition im Level verteilt sind, wodurch das Vorankommen merklich erschwert wird.


In hohem Gras beziehungsweise Getreidefeldern könnt ihr eure Gegner unentdeckt meucheln. Auch durch schnelles Heranrollen und Zuschlagen mit dem Messer könnt ihr Gegner schnell beseitigen. Allerdings reagieren nahe Gegner auf laute Geräusche wie das Zerstören von Fässern oder Pistolenschüsse, sodass sie – mit einem symbolischen Fragezeichen über dem Kopf – in diese Richtung laufen. Sollten sie euch entdecken, wird das Frage- zum Ausrufezeichen und ein schnelles Eliminieren mit dem Messer ist somit nicht mehr möglich. Auch Hunde eilen auf der Karte herum und können eure Fährte schnell aufnehmen. Stärkere Gegner mit Lassos, Schutzrüstung oder Revolver finden sich ebenfalls in den Leveln. Wenn ihr das Ende eines Levels erreicht, gelangt ihr entweder zum nächsten Level oder in einen Hinterhalt mit teils starken Gegnern. Nach drei Leveln erreicht ihr dann den ersten Boss, welcher stets identisch ist. Das Gameplay ist gut durchdacht und die Levelstrukturen kreativ, allerdings kommt wie gesagt bei den Läufen ab und an das Gefühl auf, das Level bereits gesehen zu haben.


Auch Schlüssel für besondere Truhen gibt es, allerdings befinden sich diese in normalen Kisten. © Headup Games

Weitere Charaktere und Startwaffen können im Laufe des Spiels freigeschaltet werden, diese hängen jedoch von eurem Fortschrittsgrad ab. Die Charaktere besitzen verschiedene Eigenschaften, aber außer dem verfügbaren Leben sind die unterschiedlichen Werte im Spielverlauf kaum spürbar. Die Waffenwahl ist dann doch entscheidender, zumal das Spiel recht anspruchsvoll ist. Wenn ihr euch blindlings ins Gefecht stürzt, werdet ihr sehr schnell das Zeitliche segnen. Manchmal kommt ihr auch recht gut durch, allerdings zieht der Schwierigkeitsgrad schnell an. Solltet ihr nur die Schusstaste drücken, wird automatisch in die Richtung geschossen, in die ihr blickt. Für ein besseres Zielen muss auch der rechte Stick bedient werden, allerdings ist die angegebene Schusslinie nicht sehr genau und der Schuss weicht manchmal ab, was bei starken Schusswechseln deprimierend sein kann. Die Ausweichrolle solltet ihr sehr schnell erlernen und je nach Talent auch eure Taktik entsprechend den Begebenheiten abändern. Manchmal ist ein heimliches Meucheln effektiver als ein langanhaltender Schusswechsel. In späteren Leveln kommen Fallen und mehr Umgebungshindernisse hinzu, während es im ersten Level fast nur Zäune gibt, die mit Messerstichen zerstört werden können. Bei dünnen Zäunen ist ein schnelles Durchschlüpfen möglich, aber das gilt auch für die Gegner.


Bei ungeschicktem Vorgehen kommen euch sehr viele Gegner entgegen. © Headup Games

Selbst der Koop-Modus ist nicht wirklich leichter. Denn hier müsst ihr euch die Munition teilen und ein Wiederbeleben des Mitspielers kostet eigenes Leben. Solltet ihr euren Partner einmal gerettet haben, geht es wieder nach links zum Beginn des Levels zurück. Die Gegnermassen im Koop-Modus wirken ähnlich wie im Einzelspieler; ich kann daher nicht mit Gewissheit sagen, ob es nun gleich viele Gegner sind oder mehr. Schlaues Agieren ist also die Devise. Solltet ihr niemanden für den Koop-Modus haben, könnt ihr pro Level einen Gefangenen befreien, der euch verschiedene Upgrades gewährt, wodurch ihr mehr Munition oder einen Gefährten erhaltet. Allerdings müsst ihr diesen mit einer Waffe versorgen. Befehle wie „Gehe dorthin“ werden auch ausgeführt, allerdings ist die KI nicht wirklich intelligent und fängt manchmal sinnlose Schießereien an. Auch die Gegner sind nicht immer die Schlauesten und euer Vorankommen wird durch ihre schiere Masse ziemlich erschwert. Auch Wölfe können auftauchen und euch angreifen, wenn ihr zu lange für ein Level braucht.


Wenn ihr die Kampagne vervollständigt habt, könnt ihr den Endlos-Lauf starten und euch so am besten beweisen. Etwas problematisch ist der zwar künstlerisch ansprechende, aber fürs Gameplay teils hinderliche Grafikstil. Manchmal verliert man bei den ähnlich aussehenden Charakteren den Überblick, ob es sich um einen Gegner, eine unschuldige Person oder den Partner handelt. Vor allem im Koop-Modus habe ich öfter kurz gebraucht, um meine Figur wiederzufinden. Auch Kisten sind manchmal nicht klar erkennbar. Zumindest das Blut ist kräftig rot zu sehen. Technisch lief das Spiel ohne Macken und die Pixelgrafik wirkt scharf. Die Musik unterstreicht das Wild-West-Gefühl und erklingt stimmungsvoll zu den entsprechenden Szenen.

Unser Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von Marco Kropp

Colt Canyon ist ein sehr schwieriges Rogue-lite mit einem einfachen Grafikstil und sehr einfachen Mechanismen. Obwohl das Grundgerüst stimmig ist, können die Gegnermassen sehr unfair werden und die Level nach einigen Durchläufen bekannt wirken. Zusammen mit einem Freund in Koop-Modus macht das Spiel noch mehr Spaß, allerdings ist auch ein Verlust der Übersicht möglich. Wer Rogue-lite-Titel mag, kann hier einen Blick wagen. Allerdings sollte euch der relativ hohe Schwierigkeitsgrad bewusst sein, welcher teilweise frustrieren kann.
Mein persönliches Highlight: Die Flinte mit einer sehr hohen Schussreichweite.

Die durchschnittliche Leserwertung

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