Unser Test zum Spiel: Call of Duty: Black Ops

Die Entwicklung der DS-Version des lang erwarteten Ego-Shooters Call of Duty: Black Ops wurde von keinem anderen Entwicklerstudio als n-Space persönlich übernommen. Einst lieferte es umstrittene Titel für alle möglichen Plattformen ab, so zum Beispiel Geist (Gamecube) oder auch Duke Nukem: Land of the Babes (Playstation). Die wirkliche Erfolgsgeschichte begann allerdings 2007 mit dem ersten Auftrag zur Entwicklung einer mobilen Variante von Call of Duty 4: Modern Warfare. Der Erfolg gab dem Team recht und so konnten auch die Portierungen der nächsten beiden Call of Duty-Teile 2008 und 2009 durchaus überzeugen. Wir gehen der Frage auf dem Grund, ob n-Space mit Call of Duty: Black Ops den Status als eines der besten Studios für Ego-Shooter auf dem DS bewahren kann.

Bevor wir uns im Hauptmenü auf die Einzel- und Mehrspielermenüs stürzen, entdecken wir im Optionsmenü eine für ein DS-Spiel ungewöhnliche Fülle an Konfigurationsmöglichkeiten. Natürlich geht es um die Steuerung, wohl eines der Spielspaßkriterien schlechthin bei einem Shooter, der per Touchscreen gesteuert wird. Diese sei im Folgenden kurz erläutert: Auf dem Touchscreen wechselt ihr nicht nur zwischen Hauptwaffe, Granaten, Messer und Pistole, sondern findet weitere lebenswichtige Informationen wie den Radar inklusive der Positionen bereits entdeckter Gegner, die Munitionsanzeige sowie einen Button zum Wechseln zur Visieransicht. Hauptsächlich werdet ihr den Touchscreen jedoch nutzen, um zu zielen. Das funktioniert wie bei Metroid Prime: Hunters: Einfach den Touchpen auflegen und pixelgenau Kopfschüsse verteilen. Damit dies für niemanden zum Krampfakt wird, bietet das Spiel die freie Einstellung der Touchscreen-Empfindlichkeit sowie der Y-Achsen-Spiegelung. Mit der anderen Hand haltet ihr den DS und steuert (je nachdem, ob Links- oder Rechtshänder) mit den A-, B-, X- und Y-Tasten bzw. dem Steuerkreuz die Figur durch die Szenarien. Wer mit der Touchscreen-Steuerung nichts anfangen kann, darf auch mit einem der Tastenpaare zielen. Gefeuert wird, wie auch bei sämtlichen Heimkonsolen-Shootern üblich, mit der L- bzw. R-Taste. Dies soll nicht der letzte direkte Vergleich mit den “großen” Versionen bleiben, wie sich später herausstellen wird. Die Tasteneinstellung kann zwar nicht frei belegt, aber durch einige Konfigurationsmöglichkeiten wie der Drehgeschwindigkeit eures Charakters angepasst werden.

Bevor es in die erste Mission geht, erlernt ihr oben beschriebene Kontrollmöglichkeiten in einem kurzen Trainingscamp, immer mit der Stimme des Oberkommandanten im Nacken. Nach der Einführung geht es aber direkt in das der Videospielgemeinde doch eher weniger gewohnte Setting des Kalten Krieges. Insgesamt bereist ihr in 16 Missionen die Locations Kuba, Vietnam, Afghanistan, die frühere Sowjetunion sowie die Arktis. In der ersten Mission wagt sich die Spezialeinheit in kubanische Katakomben, in denen sich zwei entführte Agenten aufhalten sollen. Der Shooter-Part des Gameplays zeigt sich zwar schon nach sehr kurzer Zeit in seiner ganzen Fülle, nämlich dem Durchstreifen von schlauchartigen Levels mit reichlichen Unterbrechungen durch hitzige Feuergefechte mit Deckung und Offensive. Jedoch sind es bestimmte Aspekte, die das Spiel von der gewohnten Alltagskost der doch sehr abwechslungsarmen Shooter-Auswahl auf dem DS abheben. Da wäre beispielsweise die Inszenierung der Operationen mit all ihren technischen und erzählerischen Finessen. Schon in der ersten Mission wird eindrucksvoll bewiesen, wie man den Spieler ohne allzu große technische Besonderheiten locker eineinhalb Stunden ans Gerät fesseln kann: Sobald der Endpunkt für die infiltrierende „Extraktionseinheit“ erreicht ist (nämlich in eine Geiselnahme-Szene mit einem für den DS spektakulär umgesetzten Kamerazoom), beginnt ein Rollenwechsel. Der zweite Agent befindet sich an einem für das Operationsteam unbekannten Ort; ihr spielt fortan diesen Charakter und kämpft euch aus dem Innersten der Katakomben ans Licht der Welt und bis zum Strand vor. Was ist nun so besonders daran? Zum einen der Perspektivenwechsel. Während ihr euch im Team ganz locker auf eure Kollegen verlassen könnt und im Strategie-Part des Spiels unter anderem die Positionierung der anderen auf einer Karte organisiert, sodass die Deckung bei den nachfolgenden Gegnerwellen gehalten werden kann, müsst ihr euch auf der anderen Seiten als Alleingänger beispielsweise einen Gastank scharf machen, um eure Flucht fortsetzen zu können. Geiselnahmen, Explosionen, ja sogar ein zwischenzeitliches Finale mit einem wilden Helikopter-Rundflug ist dabei. Das klingt sehr, sehr spektakulär und hollywoodartig. Klingt nach absolut null Langeweile. Und das ist fast richtig.

Leider gibt es zwischendurch hin und wieder Passagen, in denen ihr euch durch die künstlichen (bzw. technisch bedingten) Arealgrenzen in die Enge getrieben fühlt und beim x-ten Versuch des Durchmarsches nur noch die Möglichkeit seht, in einer Ecke zu warten, um dann alle mit dem Messer fertig zu machen. Zu so einer verzweifelten Tat kommt es allerdings nur in den seltensten Fällen, wenn sowohl das Hauptgewehr, von denen es im Spiel über dreißig verschiedene gibt, als auch Pistole und Granaten nichts bringen. Jedoch läuft es nie darauf hinaus, dass ihr versuchen müsst, mit einem Energiepunkt zu einer bestimmten Etappe zu gelangen. Denn es gibt keine Energieleiste mehr. Wie mittlerweile in den meisten Actionspielen der Heimkonsolen benutzt Call of Duty: Black Ops eine Art regeneratives Energiesystem. Werdet ihr verwundet, wird dies durch einen roten Impuls am Bildschirmrand optisch deutlich gemacht. Folgen weitere Treffer, “schlägt” das Signal schneller. Um dem Tod zu entgehen, stellt ihr euch einfach hinter eine Kiste oder ähnliches (wie es die Gegner übrigens auch machen…) und wartet dann ganz ruhig, bis der Impuls schwächer wird und ihr plötzlich doch keine Verwundungen mehr habt. Logisch zwar nicht ganz nachvollziehbar, aber in der Gameplay-Kultur der 3D-Actionspiele der letzten Jahre völlig etabliert. Und vor allem einsteigerfreundlich!

Call of Duty: Black Ops bietet unter den drei Schwierigkeitsgraden auch einen einfachen, bei dem wirklich niemand der Verzweiflung nahe kommen sollte. Selbst wenn es an das reinrassige Deckungsgameplay à la HD-Shooter Gears of War geht, reißt die Motivation auch beim zweiten Neuversuch nicht ab, wenn es in den hitzigen Schlagabtäuschen entweder um Kopfschuss oder Daneben geht. Letzteres und andere auffällige Geräusche setzen die Gegner übrigens in Alarmbereitschaft, da diese dank der verbesserten KI nun auch auf Geräusche reagieren. So kommt es nicht selten vor, dass die tatsächliche Spielzeit durch viele Neuanläufe generiert wird, da sich das Vorkämpfen bis um die nächste Ecke, in den nächsten Laster oder über die nächste Barriere als sehr zähe Angelegenheit entpuppen kann. Dass aber netto bei der fünften von sechzehn Einzelspielermissionen gerade einmal eine Spielzeit von zweieinhalb bis vier Stunden herauskommt, ist doch etwas enttäuschend.

Der Wiederspielwert der etwas kurz geratenen Kampagne wird aber in Form von Auszeichnungen ausgeglichen; wenn es beispielsweise heißt, einen Level nur mit dem Messer zu absolvieren… Wer nach dem Durchspielen wieder Lust auf einen Rundflug mit einem gestohlenen Tarnkappenjet in den russischen Hügeln hat, kann diese Mission auch bequem im Menü erneut anwählen. Im Herausforderungs-Modus warten weiterhin ganze 24 zeitbasierte Kurzeinsätze auf euch, die die Kürze der Hauptkampagne fast schon relativieren. Geübt wird weiterhin im Modus Trainingshaus, in dem in zeitbasierten Parcours die Steuerung verinnerlicht werden kann. Eine Langzeitmotivation sollte auch der mit vier Karten gespickte Zombie-Modus sein, in dem es um die reine Punktejagd geht. In abgesteckten Gebieten wie einem atmosphärischen ländlichen Haus oder einer Forschungseinrichtung heißt es gegen Zombiewelle für Zombiewelle: Ballern, was das Zeug hält!

Zuletzt wäre da noch der Mehrspieler-Modus: Entweder lokal mit zwei bis sechs Spielern (und Spielmodulen!) oder in der Nintendo WiFi Connection. Soeben beschriebener Zombie-Modus kann auch zu zweit kooperativ gespielt werden. Von der Panik getrieben entwickelt sich aus der Punktejagd eher ein gemeinsamer, aber dennoch intensiver Kampf gegen die Untoten (zur Beruhigung: Es sind die langsamen, trägen Zombies). Das wahre Augenmerk liegt jedoch auf den seit Generationen bekannten Mehrspieler-Modi Deathmatch und Capture the Flag (beide auch in Teams spielbar) sowie Sabotage, wo es um das teambasierte Zerstören bzw. Verteidigen eines bestimmten Ziels geht. Das kommt dem Einzelspieler-Gameplay recht nahe, aber vor allem online trägt die Unberechenbarkeit der menschlichen Gegner zur Spannung bei.

Call of Duty: Black Ops kann wie schon seine Vorgänger auf dem DS als wahre Grafikreferenz in Sachen 3D-Darstellung und –Inszenierung angesehen werden. Obwohl die Levels an sich meist nicht sehr weitläufig abgesteckt sind, verfügen sie stets über eine sehr gute Weitsicht, die den DS nur in einer Helikoptermission etwas ins Stocken bringt. Die Anzahl der 3D-Objekte sowie die Ausrichtung der Locations auf das schnelle, kurzweilige Action-Gameplay überzeugen. Ob nun im eisigen Russland oder an der kubanischen Küste, Abwechslung ist (fast) immer geboten. Lediglich längere Laufpassagen durch Gebäudekomplexe lassen manchmal Eintönigkeit aufkommen, was aber verkraftbar ist. Insbesondere im Vergleich mit anderen 3D-Actionspielen (und darunter vor allem die Portierungen von Konsolenspielen) sticht das Spiel heraus, obgleich auch hier natürlich Treppchenbildung bei Kanten und verpixelte Texturen nicht vermieden werden konnten.

Die Sprachausgabe ist eigentlich der überraschendste Aspekt an der portablen Umsetzung von Call of Duty: Black Ops. Hier zeigt sich echte Detailverliebtheit. Eben weil man auf der DS-Cartridge so wenig Ressourcen zur Verfügung hatte, hat man diese offenbar um so geschickter nutzen wollen: Der spanische „Granada“-Schrei der kubanischen Gegner in den ersten Missionen, wenn ihr ihnen ein Osterei vorbeischickt, der leicht russische Akzent, den man den „roten“ Mittelsmännern entnehmen kann und schließlich die teaminternen Besprechungen auf dem Schlachtfeld, die bei Kopfhörereinsatz wegen der Stereokanaltrennung so richtig zur Geltung kommen, sind (DS-)technisch gesehen als imposant zu bezeichnen. Die Ruhephasen in der musikalischen Untermalung, wenn ihr euch von der einen zur anderen Mission bewegt und das plötzliche, fast schon cineastische Einsetzen des von Call of Duty-Kritikern als übertrieben bis patriotisch gerügten Soundtracks trifft sicherlich nicht jeden Geschmack, trägt aber dennoch in ganz beachtenswerter Weise zum Spannungsaufbau bei und ist auf dem DS in dieser Form alles andere als Standard. Was vor allem die Klangqualität angeht.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Henry Robbert

Call of Duty: Black Ops dürfte, was die Verkaufszahlen anbelangt, nicht mal in geringste Reichweite der HD-Versionen kommen. Doch wenn es um die Unterhaltung und deren bestmögliche technische Umsetzung geht, gehört die DS-Version zu den besseren Spielen im Portfolio und sollte zumindest unter verschworenen „DS-Coregamern“ als Geheimtipp gelten. Obwohl die Kampagne etwas kurz geraten ist, ist der Umfang wegen seiner vielen Spielmodi mehr als erhaben. Die Grafik ist für den DS schlichtweg beeindruckend und vermittelt einem wirklich das Gefühl, endlich richtig flüssig Ego-Shooter, wie man sie auf dem PC um 2000 gekannt hat, auf einem portablen Gerät spielen zu können. Es sind aber nicht nur die Technik und die überzeugende Sprachausgabe, sondern auch die unterhaltsame Inszenierung, die das Spielerlebnis sehr eingängig aber dennoch abwechslungsreich machen.

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