Unser Test zum Spiel: The Conduit

Nach Super Smash Bros. Brawl hat in den letzten Wii-Monaten wohl kein Spiel mehr für so viel Furore und Hype gesorgt wie The Conduit. Ein Spiel, das extrem gut aussieht und sogar Vergleiche mit der Xbox360 waren an der Tagesordnung. Und das alles auch noch von einem recht unbekannten und kleineren Entwickler namens High Voltage. Dazu kam, dass es sich hierbei um ein Spiel außerhalb des Casual-Universums handelte, in einem Genre, das auf der Wii bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde: Ego-Shooter. Als sich dann noch der Kult-Publisher SEGA beteiligte, war der Höhepunkt der Vorfreude erreicht. Von The Conduit wird nach den zahlreichen Hands-Ons und Videos viel erwartet. Vielleicht zu viel? Wir werden es sehen...

In The Conduit geht es um Aliens, um die US-Regierung und um zahlreiche Verschwörungen, die kein Ende finden wollen. Nach zahlreichen mysteriösen Ereignissen in Washingten D.C. kam immer mehr die Schattenorganisation "Syndikat" ans Tageslicht. Als die Hauptstadt der USA von geheimnisvollen Wesen angegriffen wird, schlägt die große Stunde des Geheimagenten Michael Ford, der auf heldenhafte Art und Weise das Leben des amerikanischen Präsidenten rettet. Nun fällt ihm die Aufgabe zu, die Angriffe auf Washingten D.C. aufzuklären. Eine Story wie aus einem Popcorn-lastigen Hollywood-Blockbuster.

Hat man sein eigenes Profil erstellt, geht es schon in das Hauptmenü des Ego-Shooters. Hier findet ihr die Auswahl für den Singleplayer- und Multiplayer-Modus, zahlreiche Optionsmenüs und einige Extras, die euch Zugriff auf Statistiken und Bonusinhalte gewähren. Im Singleplayer-Modus begebt ihr euch direkt in die Szenerie der packenden Alien-Geschichte, die durch kleinere, minimalistisch gehaltene Einsatzbesprechungen erklärt wird. Die Level sind immer in mehrere Checkpoints unterteilt, zu denen ihr immer wieder zurückkehrt, sofern ihr mal sterben solltet. Im voreingestellten Schwierigkeitsgrad dürfte das aber nicht all zu oft passieren. Das Leveldesign an sich ist sehr gradlinig gehalten und wiederholt sich leider auch des Öfteren in ähnlicher Form. Verirren kann man sich bei The Conduit jedenfalls nicht. Alles wirkt wie auf einer vorgegebenen Bahn ohne großartige Ausweichmöglichkeiten. Man läuft eben von A nach B, ballert die Gegner ab und sammelt unterwegs einige Gegenstände auf.
Die Gegnerschar hat es teilweise in sich, besonders die spätere Alien-Fraktion kann bei normalen Waffen einiges einstecken. Ohne Alien-Wumme oder aufgeladener Laserpistole ballert man schon einige Kugeln ab. Die Anzahl der Gegner steigert sich in jedem Level und endet meistens in ziemlich großen Endgegnern, die mit ein wenig taktischem Verständnis niedergestreckt werden können. Auch die KI des sonstigen Kanonenfutters ist stellenweise leider mehr als doof.
Die insgesamt über 15 Waffen und Granaten sind dagegen super gestaltet und abwechslungsreich. Jede Waffe wirkt einzigartig und cool designt, doch leider kann Mr.Ford immer nur zwei Waffen gleichzeitig tragen. Ein Frustfaktor für Waffensammler. Neben der ganzen Waffenschar besitzt ihr noch eine Hauptinnovation des Shooters: Das "Alles sehende Auge". ASA erkennt versteckte Gegenstände, zeigt euren Weg an, rettet euch bei Fallen und erkennt geheime Botschaften. Insgesamt ein tolles Feature, das man aber noch mehr hätte nutzen können.

Wenn ihr das Spiel zwischenzeitlich unterbrecht, werdet ihr euch allerdings erschrecken, wenn ihr eure Fortschrittsanzeige betrachtet. Denn das Spiel ist einfach viel zu kurz geraten. Den Story-Modus wird man als erfahrener Ego-Shooter-Spieler in wenigen Stunden ohne Probleme durchzocken. Weniger Baller-orientierte Zocker werden zwar öfters mal sterben und bisschen Eingewöhnungszeit brauchen, sollten sich aber nicht die Zähne an dem schönen Cover des Spiels ausbeißen.

Und da kommen wir auch schon zu einem wichtigen Teil eines Wii-Shooters: Die Steuerung. Wie in Metroid Prime 3: Corruption steuert ihr euren Charakter per Nunchuk und Wii-Fernbedienung. Mit dem Controlstick des Nunchuks wird Mr. Ford durch die Katakomben geführt und mit der Pointerfunktion der Fernbedienung gezielt und abgeballert. Handgranaten werden mit einem kurzen Ruck des Nunchuks durch den Raum geschleudert. Alles geht super flüssig und sehr intuitiv vonstatten. Dazu hat man fast schon zu viele Möglichkeiten, die Steuerung im Optionsmenü anzupassen. Von der Controller-Empfindlichkeit bis zum von Sega stark beworbenen "Totbereich" ist hier alles dabei. Bei der letztgenannten kleinen, aber feinen Innovation, kann man den Bereich des Spielbildschirms konfigurieren, in der sich die Ansicht nicht verändern soll. Core-Fans kommen bei dieser Konfigurationsvielfalt jedenfalls auf ihre Kosten.

Der zweite Kern des Spiels ist der Online-Multiplayer-Modus. Mit bis zu 12 Spielern gleichzeitig geht es über die Nintendo WiFi-Connection durch die hübschen und abwechslungsreichen Maps. Man spielt entweder mit Freunden, die man per ausgetauschten Freundescodes kennt, im regionalen Bereich oder einfach weltweit. Insgesamt stehen im Online-Modus drei verschiedene Spielvarianten zur Auswahl: Jeder gegen Jeden, Teamschnitter und Teamziel. Unter diesen 3 Hauptvarianten findet man noch zahlreiche Untervarianten wie Schnellspiel, Marathon, Drei Treffer, Bis zum letzten Mann, ASA-Rugby und vieles mehr. Eigentlich so viel, dass man den eher schwachen Story-Modus fast komplett beiseite legen kann. Als besonderes Schmankerl haben High Voltage und Sega auch noch die Wii-Speak Funktion von Nintendo eingebaut, mit der ihr euch mit euren Freunden via Mikrofon absprechen könnt. Allerdings hat der Onlinemodus, wie leider so oft bei Wii-Onlinegames, auch das Manko, dass es öfter zu Abstürzen kommen kann. Bei mir persönlich gab es sogar so heftige, dass man die Wii nur noch wiederbeleben konnte, indem man ihr den Saft aus der Steckdose abdreht.

Ein orchestraler Soundtrack untermalt perfekt die geheimnisvolle Alien-Szenerie. Dadurch wirkt das Spiel auch edel und authentisch. Insgesamt halten sich die Melodien perfekt ausgewogen im Hintergrund und passen fast immer zur jeweiligen Situation. Mittelmäßig sind dagegen die "Whouoouu" und "Whaaas" eurer fallenden Gegner. Bei diesem Punkt wird wenig Abwechslung angeboten. Die Waffengeräusche dagegen sind wieder gelungen und überzeugen von der simplen Pistole bis hin zur Alien-Waffe. Dass der Dolby-Modus bei diesem technisch hochwertigen Wii-Spiel natürlich voll ausgekostet wird, muss ich an dieser Stelle nicht unbedingt erläutern. Nur eine deutsche Sprachausgabe hätte eventuell noch ein paar Prozentpunkte herausgekitzelt.

Technisch gesehen ist The Conduit eine Perle auf der Wii. Noch nie gesehene Licht- und Partikeleffekte, tolle optische Höhepunkte, in Maximum an Polygonzahlen für die Modelle und super Textureffekte kratzen sogar an manchem guten Xbox360-Titel. Allerdings gibt es auch hier und da kleinere Mängel, die nicht hätten passieren dürfen. So kann es zu kleineren Durchhängern beim Umgebungsdesign kommen und die Textur auf den größeren Waffenkisten ist unter aller Kanone. Auch wenn das Spiel atmosphärisch super spannend wirkt und die Settings sehr gelungen und abwechslungsreich daherkommen, übertrumpft das Spiel technisch zwar alles, was man bisher auf der Wii gesehen hat, kann aber durch die weitgehend engen Katakomben letztendlich vom gefühlten Gesamteindruck nicht ganz mit Nintendos selbst gebastelten Meisterwerken wie Super Mario Galaxy oder Metroid Prime 3: Corruption mithalten. Aufwendigere Zwischensequenzen oder Renderszenen hätten mehr Eindruck gemacht. Trotz manch monumentaler Szene waren für mich persönlich die Gänsehaut-Momente zu rar gesät. Im Multiplayer-Online-Modus müssen zudem Abstriche in puncto Framerate und Detailgrad hingenommen werden. Letztendlich zeigt das Spiel aber, was die viel beschimpfte Wii wirklich auf dem Kasten hat.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Holger Wettstein

Der Core-Hoffnungsträger ist ein solider Shooter mit einer auf der Wii bisher noch nicht gesichteten State-of-the-Art Technik geworden, garniert mit einer gelungenen Story, die wohl alle Alien-Verschwörungen vereinen dürfte. Doch leider ist der Singleplayer-Modus viel zu kurz geraten und die Innovationen halten sich Genre-typisch ebenso stark in Grenzen. Der Multiplayer-Modus ist dagegen ein maßgeblicher Suchtfaktor, der dank Wii-Speak und gelungenen Funktionen für lange Zeit motivieren dürfte. Wii-Only Besitzer mit angestöpseltem Internet können beziehungsweise sollten unbedingt ihr Zielfernrohr auf das entsprechende Kaufregal fokussieren, denn der recht gelungene SEGA-Titel ist für die Wii auch ein wichtiger politischer Eckpfeiler. Verkauft sich das Spiel gut, dürften Wii-User auch mehr Ego-Shooter und andere Core-Titel erwarten und das hat unsere kleine weiße Nintendo Wii einfach verdient. Wir haben zumindest keine Lust mehr auf das vierundzwanzigste Gehirnjogging oder Pferdespiele mit Sternen auf der Birne.

Bestelle dir jetzt The Conduit über unsere Onlineshop-Partner

Online kaufen

Awards

Spiele-Hit

Die durchschnittliche Leserwertung

88 User haben bereits bewertet