Allein in einer fremden Welt

Der Blick in den Sternenhimmel schafft es immer wieder, eine große Faszination auszulösen. Gibt es noch andere bewohnte Planeten? Wie würden Aliens wohl aussehen? Wären sie intelligent? Wären sie friedlich? Wie sähen diese fremden Welten aus? Die Faszination entsteht vor allem aus dem, was wir nicht wissen. Welch aufregendes Abenteuer wäre es wohl, eine fremde Welt ganz allein zu erforschen? Der Nintendo eShop-Titel forma.8 schickt euch auf Entdeckungstour durch eine unbekannte Welt. Und dabei ist der Spieler auf sich allein gestellt – eine große Stärke und zugleich Schwäche des Spiels, wie ihr gleich erfahren werdet.


Der Nintendo eShop-Titel forma.8 besticht durch seine düstere Atmosphäre.

Die Story hinter dem Abenteuer ist nicht komplex: Ihr selbst übernehmt die Rolle eines Aliens, das auf einem fremden Planeten landet und ihn nun allein erforschen muss. Eine umfangreiche, detaillierte Erzählung gibt es nicht. Hier beginnt also bereits das Konzept des Entwicklers MixedBag, euch nicht in den Komfort einer führenden Handlung einzubetten. Ihr werdet stattdessen schnell ins Spiel geworfen – plug and play könnte man sagen. Wo andere Spiele die Notwendigkeit sehen, den Spieler mit schier endlosen Tutorials und Hintergrunderklärungen auszurüsten, damit man optimal vorbereitet ins Abenteuer aufbrechen kann, entzieht euch forma.8 all diese Hilfen und legt so die Grundlage für die große Stärke des Spiels: eine düstere, spannende und packende Atmosphäre.


Eure Aufgabe ist also das Erforschen der Welt, das Vorankommen durch das Finden von Gegenständen, lösen von Rätseln, Absolvieren von Geschicklichkeitsaufgaben und (natürlich) durch das Besiegen von Gegnern. Dabei siedelt sich das Gameplay im heute gern als Metroidvania bezeichneten Genre an, das also vergleichbar ist mit der Spielweise der populären Reihen Metroid und Castlevania. Konkret gesprochen, übernehmt ihr die Kontrolle über ein kleines Wesen, das praktisch nur als ein Punkt auf dem Bildschirm dargestellt wird, und steuert dieses mit dem Analog-Stick frei fliegend in alle vier Richtungen der in Seitenansicht präsentierten 2D-Welt. Wenn ihr einmal in Bewegung seid, fliegt ihr auch noch eine ganze Weile weiter, sobald ihr den Stick loslasst. Dabei könnt ihr jederzeit gegensteuern, müsst aber dabei die auftretenden Fliehkräfte ausgleichen. Damit ist die Steuerung zwar nicht sehr komplex, macht es euch aber auch bewusst nicht ganz einfach im Kampf gegen eure Feinde.


Aufbruch in eine neue Welt


Feindlich gesinnte Kreaturen werdet ihr zahlreich antreffen. Ob quallenartige Unterwasserwesen, die ihre nähere Umgebung mit elektrischen Attacken ungemütlich machen, oder unbegrenzt respawnende Flugobjekte, die wie eine Wärmesuchrakete direkt auf euch zufliegen: Die außerirdischen Lebensformen werden euch nicht ungehindert passieren lassen. Zum Glück könnt ihr Items finden, die euch spezielle Fähigkeiten verleihen, die ihr zum Überleben und Vorankommen benötigen werdet. Recht früh werdet ihr ausgestattet mit einem Angriff, der wie eine kleine Explosion Gegner trifft, die sich in eurer unmittelbaren Nähe aufhalten. Das macht jeden Kampf riskant, denn mit etwas Sicherheitsabstand ist diese Attacke wirkungslos. Aber dabei bleibt es nicht, denn schon bald gesellen sich kleine Bomben hinzu, die einige Sekunden nach dem Ablegen explodieren.


Solche Portale befördern euch in andere Abschnitte. Dabei habt ihr insgesamt große Bewegungsfreiheit.

An dieser Stelle liegt es wieder bei euch, auszuprobieren und zu entdecken! Wie gesagt: Es gibt kein Tutorial, keine Hinweise, keine erklärende Stimme aus dem Hintergrund. Es gibt nur euch und die Hoffnung, dass ihr einen Trick entdeckt, mit dem ihr beide Angriffe kombinieren könnt: Legt ihr eine Bombe ab und führt direkt daneben einen Explosionsangriff aus, dann wird der kleine Sprengkörper von euch weggeschleudert und dient somit als Geschoss, mit dem auch weiter entfernte Gegner getroffen werden können. Hier die richtige Richtung einzuschlagen, erfordert allerdings viel Geschick und Timing. Dieses ist auch besonders dann vonnöten, wenn ihr auf einen Endgegner trefft. Diese sind durchaus kreativ designt. Ihr müsst irgendeinen Kniff herausfinden, mit dem ihr ihm am besten Schaden zufügen könnt. Ich möchte nicht spoilern, sondern einfach erwähnen, dass ihr eure Umgebung und die kürzlich erworbenen Fähigkeiten dafür im Auge behalten solltet.


Hier wird allerdings auch das Hauptproblem von forma.8 deutlich: die Frustgefahr. Es liegt ganz beim Spieler, ob die passenden Ideen gefunden werden. Das Spiel lässt euch damit allein und verweigert jede Hilfe. Ob man nun den Kniff beim Besiegen eines Gegners nicht erkennt oder ziellos in der großen Welt herumirrt, weil man gerade nicht weiß, wo es weitergeht – manchmal hatte ich beim Spielen einfach keine Lust mehr auf diese Orientierungslosigkeit, die mir vorgesetzt wurde. Nach einer Pause und einem neuen Anlauf ging es dann meistens doch recht bald wieder voran. Natürlich verleiht genau das dem Spieler auch eine gewisse Befriedigung, wenn man Dinge erst nicht schafft und dann doch meistert. Allerdings konnte mich das nie so begeistern wie etwa bei schweren Donkey Kong Country-Leveln, die man im 20. Anlauf meistert. Es war eher dieses „Zum Glück habe ich es endlich hinter mir“-Gefühl, bei dem sich ein zielloses Herumirren auch im Nachhinein wie verschwendete Lebenszeit anfühlt.


Wir sind auf uns allein gestellt...


Das ist wohl der Preis des echten Erforschens: Wenn man wirklich ohne Führung des Spiels auf freie Entdeckungsreise gehen möchte, muss man auch wissen, dass Glück eine Rolle spielt und Sackgassen zum Leben dazugehören. Die leidenschaftlichen Entdecker unter euch werden das vielleicht mehr schätzen, ich persönlich bevorzuge aber eine gewisse Führung durch das Spiel. Eine (relativ) große Welt, in der man sich frei bewegen kann, in der es aber nur einen korrekten Lösungsweg, allerdings keinerlei Hinweise gibt, passen nicht wirklich zu einem Spiel als Unterhaltungsprodukt. Das Ganze klingt jetzt aber negativer als es ist. Ihr werdet nicht pausenlos durch die Gegend irren und nicht wissen, wie es weitergeht. Die meiste Zeit über ist relativ klar, was zu tun ist. Es sind eher diese gelegentlichen Passagen, in denen man ein notwendiges Item übersieht oder einfach nicht auf die richtigen Tricks und Kniffe kommt, die dem Spieler das Leben schwermachen können.


Bei Gegnern wie diesem müsst ihr den richtigen Kniff herausfinden, um sie zu besiegen.

Der Bildschirmtod ist dabei das kleinste Problem. Zwar können Kontakte mit Gegnern eure Energieleiste schnell so weit in Mitleidenschaft ziehen, dass ihr den Kampf verliert, aber dann taucht ihr an einem nicht allzu weit entfernten Rücksetzungspunkt wieder auf und könnt es erneut probieren. Damit das nicht ständig passiert, solltet ihr Lichtbälle sammeln, die recht großzügig verteilt sind, auch von besiegten Gegnern hinterlassen werden und die Energieleiste wieder füllen. Selbst nach eurem vorübergehenden Ableben sollten die Lichtbälle gesammelt werden, denn ihr startet nicht mit voller Energie in den nächsten Anlauf. Auch weitere Items dürfen gesammelt werden, die … Ja, wofür sind sie eigentlich gut? Auch das werdet ihr nicht immer direkt herausfinden. Wieder einmal liefert euch forma.8 Inhalte ohne Erklärungen.


Das Paradoxe ist, dass genau dieses Alleinlassen ganz entscheidend zur packenden Atmosphäre des Spiels beiträgt. Wenn man nur erzählt bekommt, man befände sich allein auf einem fremden Planeten, aber zugleich alle Hilfen an die Hand bekommt, um diese Fremdheit zu beseitigen, dann kann man diese beklemmende Atmosphäre nicht wirklich fühlen. Dagegen versetzt forma.8 den Spieler in die Position des Helden, der nun wirklich erlebt, was es heißt, das Fremde erst erforschen zu müssen. Passend dazu zeigt sich das Spiel in einem einfachen, aber wunderschönen Grafikstil, der viel auf schwarze Silhouetten setzt, wie wir es aus Spielen wie Badland oder Donkey Kong Country Returns kennen. Akustisch wird das Gesamtbild abgerundet durch eine ebenfalls minimalistische Präsentation, die eher dezent verstörende Klänge einsetzt und sich im Wesentlichen auf die zentralen Soundeffekte fokussiert.

Unser Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von Roman Dichter

Atmosphärisch ist forma.8 ein tolles Spiel, das den Spieler durch den ansprechend düsteren Grafikstil und die passende akustische Untermalung schnell in seinen Bann ziehen kann. Dass das „Metroidvania-Spiel“ den Spieler ohne große Hilfen und Erklärungen ins Abenteuer schubst, ist Fluch und Segen zugleich. Der Spieler erlebt hier wirklich, was es heißt zu erforschen, zu entdecken und sich in einer unbekannten Welt zu befinden. Was Immersion und Authentizität des Erlebnisses steigert, kann aber zugleich Orientierungslosigkeit und Frust für ein kurzweiliges Unterhaltungsprodukt erzeugen. Zu oft ist mir die Lust am Spielen vergangen, weil ich gerade nicht wusste, wie es weitergeht und vom Spiel keine Hilfe erwarten konnte. Wer also geduldig und mit Forschergenen ausgestattet ist, sollte forma.8 eine Chance geben. Wer lieber vom Spiel geführt und in schwierigen Situationen unterstützt werden möchte, ist hier falsch. Trotzdem ist forma.8 ein tolles, packendes Spiel – nur nicht für jeden Spieler.

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