Unser Test zum Spiel: EarthBound Beginnings

Vor über 25 Jahren erschien in Japan Mother, ein RPG für das NES, welches die Geschichte rund um Ninten und seine Freunde erzählt. Das Spiel sollte sogar im Westen erscheinen und wurde komplett übersetzt, hat es aber nie in den Handel geschafft. Der Nachfolger, Mother 2, erschien als EarthBound in Nordamerika und konnte viele Spieler begeistern. Mittlerweile ist die Reihe weltweit bekannt und beliebt, doch bisher konnte es nach langem Betteln nur der zweite Teil in Form eines Virtual Console-Titels für Wii U nach Europa schaffen. Dies änderte sich zur E3 2015, als Nintendo im Zuge der Nintendo World Championships bekannt gab, man würde Mother 1 als EarthBound Beginnings in die Virtual Console bringen. Wir haben uns nun den Klassiker geschnappt und geschaut, ob der ganze Wirbel um den Titel überhaupt gerechtfertigt ist.


Ninten erlebt zusammen mit seinen Freunden ein abgedrehtes Abenteuer, hier sind sie auf einem Friedhof unterwegs.

Die Geschichte von Ninten beginnt, naja, merkwürdig. Ihr startet in eurem Zimmer und werdet von einer Art Erdbeben geweckt. Als ihr euer Zimmer verlassen wollt, greift euch plötzlich eure Lampe an. Anschließend verteidigt ihr eure Schwester vor einer wild gewordenen Puppe, telefoniert mit eurem Vater und dieser schickt euch auf eine epische Reise, obwohl ihr nur wenig Ahnung habt, was euer Ziel sein wird. Nach kurzer Zeit entfaltet sich die Geschichte und ihr müsst die ganze Welt vor einer gefährlichen Alien-Invasion retten. Eine ganz schön große Aufgabe für einen kleinen Jungen. Die gesamte Story findet übrigens in Amerika statt und bereits im Intro des Spieles werdet ihr auf den düsteren Hintergrund hingewiesen, der sich dann erst mit dem Spielfortschritt entfaltet.

Schon nach den ersten Schritten aus Nintens Heim werdet ihr auf euren ersten, „richtigen“ Feind treffen: Einen Hippie oder eine Krähe, je nachdem, was euch der Zufallsgenerator bietet. Die Feinde in EarthBound Beginnings sind so abstrus wie es auch im Nachfolger, EarthBound, der Fall ist. Doch nur weil sie ungewöhnlich und lustig sind, solltet ihr nicht eure Deckung vernachlässigen, denn schnell bemerkt ihr: EarthBound Beginnings ist knüppelhart. So kann es passieren, dass euch bereits die ersten Feinde K.O. schlagen. Zur Heilung könnt ihr diverse, typisch amerikanische Speisen verdrücken, beispielsweise Fritten oder einen leckeren Hamburger. Nach kurzer Zeit schließen sich weitere Mitglieder eurem Team an, was vor allem zu Beginn die Kämpfe und das Leveln deutlich vereinfacht. Später jedoch werdet ihr auch mit einem vollen Team ordentlich zu tun haben. In EarthBound Beginnings ist es sehr zu empfehlen, viel Zeit mit dem Hochleveln eures Teams zu verbringen. Ein oder zwei Level mehr machen hier einen großen Unterschied!

Doch wie genau funktioniert das Kampfsystem von EarthBound Beginnings? Es handelt sich hierbei um ein klassisches, rundenbasiertes System, bei dem ihr in jeder Runde eure Befehle eingebt und dann, je nach Geschwindigkeit der Figuren, in einer gewissen Reihenfolge agiert wird. Dabei habt ihr nicht nur die Möglichkeit zu attackieren, sondern auch sogenannte PSI-Angriffe einzusetzen, welche euch heilen oder die Feinde verheerend angreifen können. Natürlich gibt es auch die Option, die Abwehr zu verstärken. Nützlich: Auch einen Auto-Modus gibt es, in dem ihr die Charaktere selbstständig attackieren lassen könnt, aber ich persönlich empfehle dann doch lieber alles selbst einzugeben, um immer auf Nummer sicher zu gehen.


Die Kämpfe können recht anspruchsvoll werden, daher ist regelmäßiges Training zwischendurch nötig.

Für einen NES-Titel sieht EarthBound Beginnings wirklich toll aus. Die Gegenden sind abwechslungsreich und die Feinde sehr detailliert. Dies liegt vor allem daran, dass es in den Kämpfen keinen Hintergrund gibt, um sämtliche Power für die Sprites der Feinde nutzen zu können. Auch musikalisch überzeugt der Klassiker: Zahlreiche peppige Songs können sich in eurem Ohr einnisten und euch für mehrere Tage „quälen“ - im positiven Sinne.

Auch wenn EarthBound-Fans sich ohne Probleme durch die Welt schlagen werden, weil sie den Titel lieben, ist es schwierig für alle anderen, die Welt zu erkunden. Die Kämpfe sind langsam, aber brutal schwer und es ist nicht immer klar, was eigentlich das nächste Ziel ist. Einen roten Faden gibt es zwar, aber die Welt ist gigantisch und viele Events müssen von euch gar nicht mitgenommen werden, um das Spiel zu beenden. Das ist zwar auf der einen Seite toll, weil es quasi das „Ich bin auf einem Abenteuer ins Unbekannte!“-Gefühl bietet, gleichzeitig aber manchmal auch ganz schön frustriert, wenn man einfach keinen Plan hat, wohin. Auch der mehrfach angesprochene Schwierigkeitsgrad kann da ganz schön ärgern, gerade mit zahlreichen Zufallskämpfen gegen Ende des Spieles. Immerhin wird euer Geld, das ihr beim Leveln sammelt, nicht gemopst, falls ihr sterben solltet, sondern wird nach jedem Kampf auf euer Konto eingezahlt. Eure Einnahmen könnt ihr dann an einem Automaten abholen und beim Einkaufen ausgeben. Eine nette Idee! Gespeichert wird jedoch nur an einem Telefon, wo ihr auch erfahrt, wie viele Erfahrungspunkte eure Figuren noch zum nächsten Level Up benötigen.

Das Interaktions-Menü ist wahrscheinlich früher innovativ gewesen, doch heute ist es eigentlich schon eher nervig. Ihr öffnet es mit dem A-Knopf und erhaltet dann diverse Aktionsmöglichkeiten. Zwei sehr wichtige Punkte sind „Check“ und „Talk“, welche an sich selbsterklärend sind. Steht ihr vor einer anderen Person, müsst ihr erst in das Menü gehen und dann auf Talk, um ein Gespräch zu beginnen. Das ist schon sehr umständlich, ebenfalls das Checken von Gegenständen. Wenn auch sehr nett gemeint, aber ebenfalls umständlich ist es, wenn ihr einen Schlüssel zu einer Tür habt, dass ihr diesen dann extra im Inventar auswählen und aktivieren müsst. Die Intention dahinter soll wohl sein, dass ihr jeden Schritt „fühlt“, wie ihr quasi den Schlüssel aus der Tasche holt und die Tür öffnet, doch eigentlich ist es doch einfach nur umständlich und heutzutage absolut nicht zeitgemäß.


Ihr habt verschiedene Optionen, durch die ihr mit der Spielwelt agieren könnt. Talk wird logischerweise oft mit NPCs benutzt.

Unser Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von Eric Sohr

EarthBound Beginnings ist ein gutes RPG, welches einen hohen Schwierigkeitsgrad bietet und stellenweise durch die starken und zahlreichen Gegner unfair wirkt. Die Geschichte ist jedoch sehr spannend, die Welt wundervoll und der Soundtrack fängt euch schnell ein. Das Gameplay ist nicht mehr aktuell, aber dennoch nicht unbedingt schlecht, auch wenn man einige Kompromisse eingehen muss, vor allem bezüglich des Interaktions-Menüs. Fans von EarthBound haben sowieso schon zugeschlagen, allen anderen kann ich das Spiel auf jeden Fall empfehlen. Doch Vorsicht: EarthBound Beginnings ist komplett auf Englisch, es gibt keine deutsche Fassung.

Die durchschnittliche Leserwertung

9 User haben bereits bewertet

Kommentare 5

  • Dunnkare

    Hardcore Noob

    Da kann die Geschichte noch so toll sein, diese Mischung aus Augenkrebsgrafik und Kampfsystem aus der Hölle kann und will ich mir in meiner eingeschränkten Spielzeit einfach nicht antun. Vielleicht gibt's ja irgendwann mal ein sogenanntes HD Remake..

  • Game&Play

    Allons-y!

    Ich will mir das Spiel unbedingt kaufen aber ich warte trotzdem lieber auf ein Angebot...


    oder einen Remake von allen 3 Teilen :D. (die Hoffnung stirbt zuletzt)

  • XenoKala

    Kazuma Kiryu

    Zeit für Mother 3 :troll:

  • HeBe

    Meister des Turms

    Es gibt Romhacks von Mother 1, die das Spiel in die aktuelle Generation holen. Das heißt Grinding, Bosskämpfe und viele andere Dinge wurden aktuellen Spielgewohnheiten angepasst. Einfach mal "Mother 25th Anniversary" googeln.

  • Trockenlink

    Phantom Thief

    Da das Spiel nur auf englisch und das für ein RPG, wo üblicher Weise viel Text vorhanden ist, kaufe ich mir das Spiel nicht. Ich kann zwar Englisch, aber für ein bockschweres RPG tue ich mir das nicht an. Da nutze ich lieber die deutschen Versionen aus dem Internet.