Unser Test zum Spiel: Star Fox Zero
Wenn der Sommer naht und auch die Nächte wärmer werden, dann gibt es kaum etwas Schöneres, als in die Unendlichkeit des Weltalls zu starren und die beeindruckende Kulisse auf sich wirken zu lassen. Wie ruhig und friedlich doch alles ist! Aber lassen wir uns nicht täuschen: In weiter Ferne, deutlich jenseits unseres bekannten Sonnensystems, tobt ein Krieg. Böse Mächte sind am Werk, doch zum Glück gibt es das Star Fox-Team, das heldenmutig zur Stelle ist, wenn es gebraucht wird. Fox McCloud ist also wieder da und benötigt eure Hilfe! Wer sich für den Pilotenposten im Arwing interessiert, sollte seine Fähigkeiten am GamePad trainieren und jetzt alles lesen, was es über euren Einsatz in Star Fox Zero zu wissen gibt.
Auf dem GamePad seht ihr das Geschehen aus der Cockpit-Perspektive. Diese ist besonders für präzises Anvisieren geeignet.
Das kommt mir doch bekannt vor – Story, Bösewicht und Planeten
Ein mächtiger Bösewicht bedroht das Lylat-System: Andross wurde verbannt und baut von Venom aus eine Armee auf, die für ihn in den Krieg ziehen soll. Das vom legendären James McCloud gegründete Star Fox-Team mit James, Peppy und Pigma versuchte schon, ihm Einhalt zu gebieten – doch Pigma entpuppte sich als Agent von Andross und lockte seine Partner in einen Hinterhalt. James konnte Peppy zur Flucht verhelfen, aber James McCloud schaffte es nicht… Dessen Sohn, Fox McCloud, wagt nun einen neuen Anlauf und gründet ein neues Team mit Peppy Hare und den beiden neuen Kameraden Slippy Toad und Falco Lombardi. Jetzt müsst ihr dem Star Fox-Team helfen, Andross von der Eroberung des Lylat-Systems abzuhalten.
Diese Story kommt sicher einigen von euch bekannt vor. Tatsächlich wurde schon in Star Fox 64 bzw. Lylat Wars keine sonderlich andere Geschichte erzählt. Das ist aber zu verzeihen, da sie bei diesem Spiel ohnehin keine große Rolle spielt. Aber auch andere Aspekte erinnern (gewollt) an den Vorgänger auf dem Nintendo 64. Erneut müsst ihr auf dem Weg zum finalen Gefecht mehrere Planeten oder andere Areale im All durchqueren. Abhängig von eurem Spielverhalten können in einigen Missionen verschiedene Ereignisse auftreten oder neue Routen auftauchen. Insgesamt sieht man aber in einem Durchgang mehr vom Spiel als etwa bei Star Fox 64, weil ihr mehr Planeten und andere Gebiete durchquert, bis ihr Andross gegenübersteht. Trotzdem ist der Gesamtumfang leider sehr überschaubar.
Action und Explosionen gibt es zuhauf! Hier ist der amiibo-gepowerte SNES-Arwing im Retro-Look zu sehen.
Abwechslungsreiches Gameplay – die Missionen
Schauen wir uns den Aufbau der verschiedenen Missionen genauer an: Jede Mission ist in verschiedene Phasen unterteilt. Diese dienen nicht einfach nur als Rücksetzpunkte, von denen man nach dem Scheitern erneut beginnen darf. Auch das Gameplay kann sich von Phase zu Phase stark ändern. Beispielsweise verfolgt ihr in Phase 1 im sogenannten Scrollmodus eine festgelegte Route, bei der ihr euch einfach bis zum Ziel durchkämpft. Phase 2 findet dann womöglich in der offenen Formation statt, in der ihr euch in einem festgelegten Gebiet frei bewegen könnt und dort zu einer epischen Schlacht gegen verfeindete Kampfflieger antretet. Ist dies überstanden, könnte in Phase 3 euer Arwing gegen ein anderes Fortbewegungsmittel getauscht werden, in dem ihr euch einem riesigen Bossgegner stellen müsst. Wurde er besiegt, ist die Mission bestanden und euer Fortschritt wird gespeichert. Ihr müsst also nicht immer von Level 1 beginnen (wie etwa bei Star Fox 64).
Natürlich dürft ihr abgeschlossene Missionen wiederholen und versuchen, sie noch besser zu meistern. Erfolgreich überstandene Missionen gelten als „abgeschlossen“, habt ihr sie aber besonders herausragend hinter euch gebracht, könnt ihr „Mission erfüllt“ auf dem Bildschirm lesen. Müsst ihr dagegen viele Treffer einstecken, sodass sich eure Schildleiste leert, dann ist die Mission gescheitert. In diesem Fall dürft ihr die zuletzt erreichte Phase von vorn beginnen. Habt ihr aber keine Extraversuche mehr übrig, müsst ihr die gesamte Mission wiederholen. Extraversuche erhaltet ihr durch das Einsammeln von drei Gold-Ringen. Silber-Ringe oder silberne Sterne füllen die Schildleise wieder auf. Auch andere Items wie Medaillen, Bomben oder Upgrades für eure Laserkanone lassen sich im Level finden.
Besonders die Bossgegner haben teilweise beachtliche Ausmaße. Das macht Fox McCloud und seinem Team aber keine Angst!
Arwing, Landmaster, Gyrowing – die Vehikel
So ballert ihr euch durch die verschiedenen Missionen und gebt reichlich Dauerfeuer, egal, in welchem Gefährt ihr gerade sitzt. Allerdings kommt dabei keine Eintönigkeit auf, sondern reichlich kurzweilige Unterhaltung, wozu die verschiedenen Vehikel einiges beitragen. So reicht ein einfacher Knopfdruck aus, um aus dem Arwing einen Walker zu machen. Seid ihr gerade noch mit Highspeed auf ein Raumschiff zugerast, steht ihr plötzlich auf seiner Oberfläche und könnt in sein Inneres eindringen. Dieser spontane Geschwindigkeitswechsel ist ein tolles Feature – der Daueraction-Modus wandelt sich abrupt und auf einmal sucht ihr Deckung und wartet auf den passenden Moment, um den nächsten Gegner anzugreifen. Umgekehrt wird das Tempo wieder stark angezogen, wenn das Raumschiff kurz vor der Explosion steht, ihr euch schnell zum Ausgang bewegt und in der nächsten Sekunde schon wieder im Arwing den Turbogang einlegt, um euch in Sicherheit zu bringen.
Dauerhaft am Boden bleibt ihr am Steuer des Landmasters, einem Panzerfahrzeug, das sich rasant fortbewegen kann und dem Arwing durchaus vergleichbar ist. Nur eingeschränkt ist aber das vertikale Ausweichen möglich, weshalb man besonders auf Hindernisse auf dem Boden achten muss. Ganz anders ist es im Gyrowing. Dieser ist langsamer unterwegs und kann auf der Stelle fliegen. Für Erkundungsmissionen ist er also bestens geeignet. Als besonderes Extra kann er die kleine Roboter-Einheit „Direct-i“ abseilen. Diese kann beispielsweise Bomben greifen und über einem Ziel abwerfen. Wenn ihr sie zum Boden herablasst, könnt ihr den Roboter direkt steuern und beispielsweise Computersysteme hacken lassen. Wirklich toll ist, dass diese verschiedenen Vehikel für Abwechslung sorgen. Schade ist dagegen, dass sie bei der Kürze des Spiels jeweils nicht allzu oft zum Einsatz kommen, zugleich aber auch alle etwas Einarbeitung bezüglich ihrer Steuerung benötigen.
Wer Bossgegner besiegen will, sollte ihre Schwachstellen herausfinden und dann möglichst präzise feuern.
Genial oder unnötig kompliziert – die Steuerung
Die Steuerung ist wohl auch das kontroverseste Thema, wenn man über das Spiel spricht. Zunächst möchte ich auf unsere Vorschau verweisen, die das Thema bereits ausführlich behandelt hat. Trotzdem sollen die wichtigsten Aspekte natürlich auch hier ihren Platz finden: Ihr steuert eure Vehikel mit dem Analogstick, während ihr die Ziele für eure Laserschüsse per Bewegungssteuerung des GamePads anvisieren könnt. Der grundsätzliche Vorteil liegt darin, dass ihr beispielsweise einem Hindernis links ausweichen, aber trotzdem einen Gegner rechts angreifen könnt. Hätte man das nicht auch einfach über den rechten Stick lösen können? Grundsätzlich: ja! Und es ist wirklich schade, dass diese Option nicht für Gegner der Bewegungssteuerung alternativ angeboten wird.
Trotzdem ist die Bewegungssteuerung aus meiner Sicht die bessere Lösung, weil man so einfach präziser zielen kann. Im Zusammenhang mit dem Bildschirm des GamePads, das standardmäßig die Cockpit-Sicht darstellt, gelingt das Anvisieren viel genauer als bei den Vorgängern. Vor Kurzem habe ich noch Star Fox 64 gespielt und genau diesen Aspekt des präzisen Zielens vermisst, weil ich so sehr mit dem Steuern des Arwings beschäftigt war, dass das Anvisieren häufig auf der Strecke blieb. Wahlweise kann man zudem die Bewegungssteuerung nur dann nutzen, wenn man tatsächlich schießt – das ist eine gute Möglichkeit, das ansonsten doch recht häufige Zentrieren des Fadenkreuzes zu umgehen.
Wichtig zu erwähnen ist noch, dass die beiden Bildschirme verschiedene Perspektiven zeigen. Auf dem Fernseher ist die übersichtliche Außenansicht zu sehen, die man jederzeit mit der Cockpit-Perspektive des Pads tauschen kann. Der häufige Wechsel des Blicks ist einer der größten Kritikpunkte von Gegnern der Steuerung. Ich sehe es eher als eine zusätzliche Herausforderung, die man durchaus meistern kann. Damit ist es eine Besonderheit und große Stärke des Spiels! Genau das haben viele Wii U-Spieler sich lange gewünscht: Beide Bildschirme werden sinnvoll und einander ergänzend eingesetzt. Beide Perspektiven bieten verschiedene Vorteile und sorgen kombiniert für die optimale Kontrolle.
Das bedeutet aber nicht, dass ihr kritische Stimmen nicht ernst nehmen solltet. Wenn diese – definitiv komplexere und gewöhnungsbedürftige – Steuerung einige Spieler überfordert oder frustriert, dann ist das ein Zeichen dafür, dass es jeder am besten selbst ausprobieren, aber nicht schon nach einer Minute aufgeben sollte. Auch ist es verständlich, wenn sich einige die altbekannte Steuerung der Vorgänger wünschen, weil sie ihnen einfach besser gefällt. Diese Spieler möchte ich aber daran erinnern, was ich schon in der Vorschau geschrieben habe: Haltet das GamePad still und die Steuerung ist gar nicht so viel anders als früher, weil auch die Bewegung des Arwing Einfluss auf die Schussrichtung hat. Die Bewegungen sorgen eher für zusätzliche Feinjustierung. Unterm Strich ist der neue Weg von Star Fox Zero also Geschmackssache – ich freue mich aber sehr über die zusätzliche Innovation, Präzision und Herausforderung.
Nicht nur riesige Bosse, auch Duelle auf Augenhöhe wie das gegen den Verräter Pigma fordern eure volle Konzentration.
Was noch zu sagen ist – Zweispielermodus, amiibo, Grafik und Sound
Vereinfachen könnt ihr die Steuerung durch den kooperativen und ausschließlich lokalen Zweispielermodus. Einfach gesagt: Ihr teilt euch die Steuerung auf: Ein Spieler übernimmt das Manövrieren des Arwings, darf aber auch einfache Laserschüsse abfeuern. Der Team-Kamerad übernimmt am GamePad das Abschießen feindlicher Angreifer. Das funktioniert wirklich gut und sorgt für Entlastung bei Spielern, die das Multitasking im Einspielermodus ohnehin nicht mögen. Wenn ihr dann noch eure Feuerkraft erhöhen möchtet, ist das mit etwas amiibo-Doping möglich – der Falco-amiibo hat nämlich genau diesen Effekt, sorgt aber auch für geringere Panzerung. Dagegen verwandelt der Fox-amiibo den Arwing gewissermaßen in ein Vorgängermodell: Der Retro-Charme des Arwings aus dem SNES-Spiel Starwing wird somit direkt auf die Wii U-Konsole transportiert.
Das optische Erscheinungsbild von Star Fox Zero wurde nach seiner Ankündigung heftig kritisiert. Bis zur finalen Version hat sich einiges getan: Schöne Wasseroberflächen, gewaltige Explosionen und futuristische, abwechslungsreiche Umgebungen, die zudem rasant und flüssig dargestellt werden, sorgen für eine packende Atmosphäre. Trotzdem handelt es sich bestimmt nicht um die neue Grafik-Referenz. Sicherlich hätten einige zusätzliche Details der Optik gut getan, zumal die Umgebung in manchen Levels etwas leer und altbacken wirkt, wenngleich direkte Vergleiche mit dem Nintendo 64-Vorgänger absolut übertrieben sind.
Star Fox Zero sieht gut aus und hört sich auch gut an, was dem passenden, stimmungsvollen Soundtrack zu verdanken ist. Hinzu kommen deutsch synchronisierte Sprecher-Stimmen, die euch ausschließlich aus dem GamePad entgegenschallen. Das könnte man bemängeln, weil sicher viele Spieler die Dialoge aus den Lautsprechern des Fernsehers oder der Surround-Anlage gewünscht hätten. Allerdings gefällt mir diese zusätzliche Soundquelle im Raum, die zudem einen virtuellen Raumklang („3D-Sound“) unterstützt, bei dem der Eindruck entsteht, die verschiedenen Charaktere würden aus unterschiedlichen Richtungen zu euch sprechen.
Nicht nur der Arwing lässt sich von euch steuern, auch weitere Vehikel wie dieser Gyrowing stehen euch zur Verfügung.
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit