Massenschlachten, beeindruckende Attacken und eine gesunde Portion "Fire Emblem"
Helden, zu den Waffen! Epische Schlachten warten auf euch und eure Verbündeten. Meint ihr, eure Kräfte genügen, um hunderten von abscheulichen Monstern und gewaltsamen Kriegern zu strotzen? Sehr gut. Dann seid ihr bestens vorbereitet, um im Gemetzel von Fire Emblem Warriors mitzuwirken. Das neueste Hack 'n' Slay stammt wieder einmal aus dem Hause Koei Tecmo und wurde in Zusammenarbeit mit Nintendo und Intelligent Systems von den Partnern Team Ninja und Omega Force entwickelt. Für ein solch ambitioniertes Projekt kamen viele Personen zusammen, um sicherzustellen, dass das Crossover zwischen der Dynasty Warriors- und der Fire Emblem-Serie auch glückt. Wie gut es ihnen gelungen ist, das lest ihr in diesem Test zu Fire Emblem Warriors für die Nintendo Switch.
Wie etabliert die Fire Emblem-Serie in heutiger Zeit ist, merkt man schon daran, dass mich am Titelbildschirm und in den darauffolgenden Einstellungen die englische Stimme von Anna, einem wiederkehrenden Charakter der Reihe, begrüßt und durch die Menüs führt – und das bei einem Crossover mit dem äußerst japanischen Dynasty Warriors! Fire Emblem ist schon seit einiger Zeit kein unbeschriebenes Blatt mehr für westliche Spieler. So sollten viele mit Leichtigkeit die in der CGI-Introsequenz auftretenden Helden aus den Fire Emblem-Serienablegern erkennen können, mitunter auch deshalb, weil man sich für dieses Spiel die bekanntesten Figuren der letzten Fire Emblem-Titel herausgepickt hat. Darunter die jeweiligen Avatare aus Fire Emblem: Awakening (Nintendo 3DS, 2013) und Fire Emblem Fates (Nintendo 3DS, 2016) sowie bekannte Gesichter der entsprechenden Königsfamilien aus den Königreichen Ylisse, Hoshido und Nohr. Und sollte man diese Helden nicht aus ihren Debüt-Spielen kennen, besteht eine hohe Chance, dass man im Smart Device-Titel Fire Emblem Heroes auf sie gestoßen ist. Nintendo geht auf Nummer sicher, was die Charakterwahl angeht.
Aller Anfang ist schwer, nicht aber bei Fire Emblem Warriors, wenn man sich für die einfache Route entscheidet.
Bevor man mit dem Hautspiel beginnen kann, legt man, weiterhin von Annas freundlicher Stimme begleitet, eine Spieldatei an, wobei tatsächlich mehrere Speicherstände zur Verfügung stehen, was Spieler freuen sollte, welche das Spiel mehrmals durchspielen wollen oder jemand anderes auf der selben Nintendo Switch-Konsole spielen lassen möchte. Entschieden wird dabei euer Charakter – ihr wählt zwischen den beiden Protagonisten Rowan und Lianna aus – die Schwierigkeitsstufe und der Spielmodus. Während es die gewöhnlichen "Einfach"-, "Normal"- und "Schwer"-Optionen gibt, müsst ihr euch, ganz an die neuen Fire Emblem-Spiele angelehnt, entscheiden, ob ihr im Klassischen Modus oder im Anfängermodus spielen möchtet. Ja, tatsächlich hat Koei Tecmo bei diesem Crossover auch an das berüchtigte "Perma Death"-Merkmal gedacht, wofür die Fire Emblem-Serie einst bekannt war. Sollte also einer eurer Helden im Laufe des Story-Modus alle seine Kraftpunkte verlieren, zieht er sich zurück und kann in folgenden Schlachten nicht mehr eingesetzt werden. Spielt ihr im Anfängermodus, oder schaltet im Menü vom Klassischen in den Anfängermodus, dann werden eure Einheiten nach jedem Kapitel wiederbelebt. Gefallene Einheiten, die ihr im Klassischen Modus verloren habt, werden beim Modus-Wechsel automatisch wiederbelebt. Schließlich wählt ihr noch aus, auf welche Weise ihr vom Spiel über Ereignisse informiert werden möchtet. Dabei könnt ihr entweder allerlei Hinweise und Tipps einschalten, welche den Spielfluss kurz unterbrechen, um euch etwas Neues zu erklären, wenn ihr es braucht, oder aber ihr verlasst euch auf euer Gespür und reduziert Hinweise auf ein Minimum. Es ist von eurem Geschmack abhängig, wie ihr spielen wollt. Ich selbst bin mit dem Klassischen Modus eingestiegen.
Als erstes könnt ihr euch in Fire Emblem Warriors in den Story-Modus stürzen. Genau wie es im letzten Crossover mit einem Nintendo-Franchise, in Hyrule Warriors, der Fall war, wurde auch hier eine eigene Geschichte für den Hack 'n' Slay-Titel zusammengestellt, um die Charaktere und Welten miteinander zu verknüpfen. Dabei werden entscheidende Wendungen und Ereignisse durch Zwischensequenzen vermittelt, was zu Beginn der Geschichte häufig der Fall ist. Der Schauplatz von Fire Emblem Warriors, das Königreich Aytolis, aus dem die königlichen Zwillinge Lianna und Rowan stammen, befindet sich im Frieden und wird von Königin Yelena, der Mutter der beiden Protagonisten, geführt. Als eines Tages Rowan und Lianna mit ihrem Freund Darios, dem Prinzen von Gristonne, trainieren, tauchen Portale im Königreich auf, aus welchen schreckliche Gestalten auftauchen, welche die Landschaft in Schutt und Asche legen. Beim Versuch vor den Monstern zu fliehen, werden Lianna und Rowan von ihrer Mutter getrennt, welche ihnen noch das Fire Emblem – oder Flammensiegel, wie auch immer ihr es nennen möchtet – überreichen kann, bevor die Ungeheuer die Königin schließlich einholen. Auch wenn die fast erwachsenen königlichen Kinder zuerst nichts damit anzufangen wissen, wird ihnen bei der Begegnung mit Helden aus anderen Welten klar, dass sie dem legendären Schild zu alter Stärke verhelfen müssen, um damit schlussendlich den Drahtzieher hinter den Monsterattacken aufzuhalten.
Ihr erlebt die Geschichte von Story-Kapitel zu Story-Kapitel. Aufbau und Präsentation ähneln dabei sehr dem 2014 erschienenen Hyrule Warriors von der Wii U. Die Kapitel erscheinen auf dem Bildschirm als Felder eines nach rechts verlaufenden Stranges. Damit nicht genug, erscheinen die Schauplätze der Kapitel, wenn ihr sie anwählt, gleichzeitig auf einer Weltkarte, die im Hintergrund dargestellt wird und auf welcher bereits Ortschaften zu erahnen sind. Die Karte kann auch frei angesehen werden, wobei ihr nicht viel aus den hin und wieder eingezeichneten Tempeln, Bergen oder anderen Gebilden herauslesen könnt. Die im Kapitel verfügbaren Helden sind von der Geschichte abhängig. Hat sich eure Gruppe etwa aufgeteilt, so ist es nur logisch, dass ihr nicht eure ganze Armee in den jeweiligen Kapiteln zur Verfügung habt. Bereits geschaffte Kapitel können allerdings jederzeit nochmals gespielt werden, dank dem "Freien Modus" könnt ihr eure Charaktere dann auch völlig frei wählen.
Zwischen den Kapiteln wird die Handlung, wenn nicht etwa gerade eine Zwischensequenz läuft, von denen es übrigens erstaunlich viele und hochqualitative im Spiel gibt, durch vollständig vertonte Dialoge vorangetrieben. Zoff zwischen den Prinzessinnen aus Hoshido und Nohr? Aufmunternde Worte von Chrom, dem Anführer der Hirten? Rowan und Lianna beratschlagen sich über ihre nächsten Aktionen? Ja, all das wird von den talentierten englischen Synchronsprechern komplett und vor allem überzeugend eingesprochen. Es gibt keine Stimme, die als besonders schlecht auffällt und oftmals verliert ihr euch darin, den charmanten Helden zu lauschen und wollt vielleicht gar nicht lesen, was die deutschen Untertitel euch vermitteln wollen. Die Dialoge werden übrigens auch clever eingesetzt, um Ladezeiten zu retuschieren. Wenn ihr in ein Kapitel einsteigen wollt, muss es der Regel nach erst einmal geladen werden. Ladezeiten fallen zwar nicht sonderlich lang aus und stören praktisch nie den Spielfluss, trotzdem hat man so gut wie immer einen humorvollen oder dramatischen Dialog vor sich, während das Spiel das Kapitel für einen bereitmacht. Sobald das Kapitel fertig geladen ist, kann der Dialog mittels dem "+"-Knopf auch übersprungen werden, aber warum sollte man das tun wollen?
Allgemein kommt der Eindruck auf, dass die ersten Story-Kapitel besser ausgearbeitet sind als darauffolgende. Während dies nicht allgemein gelten muss und sicherlich Ausnahmen bestehen, so ist der Beginn des Story-Modus als ziemlich stark aufzufassen. Die ersten Kapitel beginnen noch harmlos und führen den Spieler in die allgemeinen Mechaniken ein, scheinen allerdings einen deutlich Story-lastigeren Charakter zu haben, was dem sonst schnell repetitiv werdendem Warriors-Gameplay eine erfrischende Note gibt. Dies hängt natürlich mit der allgemein vielversprechenden Prämisse des Story-Modus zusammen, worauf allerdings später weniger überzeugend aufgebaut wurde. In einigen Fällen ist ein bloßes Missverständnis der Grund der Schlacht in einem Storykapitel und auch wenn die Helden während jenes Kapitels versuchen den Widersacher von ihrer Unschuld zu überzeugen, zeigen diese sich schlicht stur und rachesüchtig, was für viele Charaktere nicht wirklich authentisch wirkt. Es schmälert nicht das Gameplay selbst, aber man kommt nicht um einen faden Beigeschmack herum, der sich aus der eigentlich sinnlosen Schlacht ergibt.
Positiv an vielen (anderen) Kapiteln ist jedoch, dass gleich im Kapitel selbst Wendungen auftreten und sich die Missionsziele und -aufgaben komplett ändern können. Das bringt Dynamik aufs Schlachtfeld und lässt euch noch strategischer vorgehen, sodass Kapitel gerne einmal 20 Minuten oder sogar mehr beanspruchen, wenn ihr alles erledigen wollt. Neben Hauptaufgaben werden nämlich auch Nebenmissionen auftauchen, etwa ein entfernter Verbündeter, der Hilfe braucht, oder ein taktischer Vorteil, indem ihr alle Festungen einer Karte einnimmt. Nebenmissionen dieser Art sind gerne gesehen und füllen die jeweiligen Kapitel mit mehr Inhalt. Schön dabei ist auch, dass sie rein optional sind und euch höchstens einen Vorteil im Kapitel-Verlauf oder besondere Items bescheren. Insgesamt schade ist nichtsdestotrotz, dass das Endziel fast immer darauf hinausläuft, einen Boss zu besiegen. Das macht den Schlachtverlauf nach wenigen Kapiteln bereits recht vorhersehbar, sollte keine vollkommene Überraschung auf euch warten.
Ein Spezialangriff kann mächtigen Schaden verursachen und gleich dutzende Gegner in die Luft katapultieren.
Wir haben nun viel darüber gesprochen, was in Fire Emblem Warriors geschieht, aber wer die typischen "Musou"-Spiele nicht kennt, der wird wahrscheinlich noch kein allzu gutes Bild davon haben, was eigentlich getan werden soll und woraus das allgemeine Gameplay besteht. Erst einmal sei gesagt: Solltet ihr bereits vom Spiel überzeugt sein, wunderbar, dann braucht ihr nicht die folgenden Erklärungen zum allgemeinen Spielablauf durchlesen, da Fire Emblem Warriors sehr hilfreiche Tutorials umfasst und eine sehr angenehme Lernkurve besitzt. Absolute Neueinsteiger werden also ebenso gut mit Fire Emblem Warriors klarkommen wie langjährige Kenner dieses Genres.
Kommen wir zum Allgemeinen. Fire Emblem Warriors ist ein actionreiches Hack 'n' Slay und das wahrlich nicht umsonst. Auf den verschiedenen Karten, welche hauptsächlich aus Festungen, also quadratischen Bereichen, welche unter jemandes Kontrolle stehen, und freiem Land zwischen diesen Festungen bestehen, lauft ihr mit eurer Spielfigur von Festung zu Festung, nehmt diese nach und nach ein, indem ihr den Festungskommandanten erledigt und plättet auf eurem Weg so viele Gegner wie nur möglich. Hin und wieder tauchen Boss-Gegner auf oder ihr werdet damit beauftragt, bestimmte Objekte auf der Karte zu zerstören oder zu aktivieren, also begebt ihr euch zu den jeweiligen Orten hin und erledigt eure Aufgabe. In den meisten Fällen kommt ihr mit der "Kopf durch die Wand"-Taktik ganz gut durch das Kapitel oder die Mission, allerdings solltet ihr Vorsicht walten lassen.
Die Pfeile zeigen an, wohin die Einheit geschickt wurde. Manchmal muss man ein Gefecht wirklich durchplanen.
Jeder Fire Emblem-Held kommt mit einer bestimmten Waffenart daher – manche führen Schwerter, andere greifen mit Magie an – und wie soll es auch anders sein, dabei kommt das berüchtigte Waffendreieck aus den Fire Emblem-Spielen zum Einsatz. Ganz nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip sind bestimmte Waffen gegenüber bestimmten anderen Waffen effektiv oder weniger effektiv. Schwerter sind etwa gut gegen Äxte, diese wiederum schlagen Lanzen und Lanzen haben gegen Schwerter die Oberhand. Dann gibt es noch weitere Beziehungen, die nicht zu vernachlässigen sind, zum Beispiel, dass fliegende Einheiten sich vor Bogenschützen lieber verstecken sollten. Die Fire Emblem-Bezüge hören da aber noch lange nicht auf. Über die Karte können eure Mitstreiter Befehle erhalten und selbstständig Aufgaben erfüllen. Die Karte ist dabei selbstverständlich mit klassischen Fire Emblem-Sprites der Charaktere ausgestattet und wird als Schachbrett dargestellt – genau wie die Hauptteile. Befindet ihr euch vor oder während einer Schlacht im Menü, können zahlreiche Strategien angewandt werden. Erstmal ist es entscheidend, sofern ihr die Wahl habt, welche Einheiten ihr mitnehmen wollt. Dann müsst ihr entscheiden, von welchem Standort aus diese am besten in die Schlacht ziehen sollten. Einen Hinweis darauf gibt euch meistens die Lage der Gegner, da euch dank Pfeil-Symbolen direkt für jede Einheit angezeigt wird, ob sie effektiv angreifen kann oder selber im Nachteil ist.
Seid ihr mit der Position zufrieden, könnt ihr eine Einheit auswählen und irgendwo auf der Karte ein Ziel für diese festlegen. Nicht nur entscheidet ihr über den Ort, sondern auch über die Aktion, die dort ausgeführt werden soll. Dieses Charakter-Managment ist bei Weitem nichts, was jeder Spieler nutzen muss und vor allem nichts für die ungeduldigen unter euch. Befehle brauchen ein wenig taktisches Feingefühl und unterbrechen euer Kampfgeschehen zudem für einen Moment, da ihr euch in den Menüs sammeln und euren nächsten Zug planen müsst. Außerdem ist es nicht so leicht, jede mögliche Option oder Mechanik auf Anhieb zu verstehen, weshalb ein wenig Herumprobieren dazugehört. Das Spiel unterstützt euch mit zahlreichen Tutorials und einer nicht allzu schlechten KI der Verbündeten allerdings, wo es nur geht. Ihr dürft euch nur nicht zu sehr auf eure computergesteuerten Kumpanen verlassen, da ihr als Spieler immer noch die Hauptarbeit leisten müsst. Habt ihr den Drang dazu, könnt ihr euren Charakter auch jederzeit mit den Richtungstasten ändern. Ihr könnt eine Einheit also problemlos irgendwo hinschicken, während sie sich dorthin aufmacht, etwas anderes erledigen, und, sobald sie ihr Ziel erreicht hat, selber die Kontrolle übernehmen und dort den Platz aufräumen.
Besagte Hauptarbeit sieht es vor, Gegnermassen über Gegnermassen zu erledigen. Jeder der spielbaren Charaktere funktioniert auf ähnliche Art und Weise. Ihr bewegt euch selbstverständlich mit dem linken Stick, dreht die Kamera mit dem rechten Stick und habt eure Hauptaktionen auf dem Tastenblock "ABXY". Die mitunter zwei wichtigsten Knöpfe, was den Kampf angeht, sind dabei Y und X. Y kann mehrmals hintereinander gedrückt werden, um Combo-Attacken auszuführen. Diese Angriffe sind an sich betrachtet recht schwach und richten nicht allzu viel Schaden an. Anders ist es mit den Kraftangriffen, welche ihr nach einer erfolgreichen Y-Combo mit dem X-Knopf ausführt. Welcher Kraftangriff ausgeführt wird hängt dabei von eurer vorherigen Y-Combo ab. Musou-Spiele bestehen wahrlich nicht nur aus sinnlosem Button-Mashing – wenn auch zugegeben dies oft erfolgreich ist – sondern sehen vor, dass ihr bestimmte Angriffe zu bestimmten Zeitpunkten einsetzt. Je nach Charakter können Reichweite, Stärke und Effekt eines Kraftangriffs nämlich unterschiedlich ausfallen. Manche Kraftangriffe eigenen sich, um Gegner aus einer größeren Distanz zu treffen, andere wiederrum sind besonders gut um eine Horde an Feinden direkt vor einem das Fürchten zu lehren. Manche Kraftangriffe sind auch dazu in der Lage, die Starreanzeige eines Widersachers hervorzurufen. Taucht diese Starreanzeige oft, muss auf euren Gegner eingedrescht werden, bis die Anzeige geleert ist. Dann ist er sozusagen gelähmt, was die optimale Möglichkeit für euch ist einen äußerst starken Gegenangriff auszuführen. Dieser geschieht bei erfolgreichem leeren der Starreanzeige automatisch, keine Sorge. Für euch als Spieler wird es wichtig, euch die verschiedenen Angriffe zu merken und im richtigen Moment einzusetzen.
Neben Combo- und Kraftangriffen könnt ihr durch den A-Knopf auch Spezialangriffe einsetzen, welche zuvor aufgeladen werden müssen. Diese laufen vollautomatisch ab und erledigen meistens die Gegnergruppen direkt vor oder um euch. Diese Attacken sind von immenser Stärke und können großen Schaden anrichten, weshalb ihr sie bestmöglich für Boss-Gegner aufheben solltet. Begleitet wird der Angriff von einer imposanten Animation sowie einer typischen Nahaufnahme des Charakters, wenn der kritische Moment des Treffers gekommen ist. Die entsprechenden Ausrufe dabei sind teilweise auch aus den Original-Spielen übernommen und sollten Fans bekannt vorkommen. Noch sind wir mit möglichen Angriffen nicht fertig, der R-Knopf wartet noch auf seinen Einsatz. Genau wie die Spezialangriffe muss auch das "Erwecken" eures Charakters aufgeladen werden. Ist die Anzeige am oberen, linken Bildschirmrand gefüllt, entfesselt ihr durch einen R-Druck die Macht der jeweiligen Spielfigur. Die den Charakter dann umgebene Aura ist nicht nur dekorativ, ihr seid wirklich deutlich stärker und solltet auf die Gegner einhauen, was das Zeug hält. Schafft ihr es eure Combo-Kette lang genug aufrechtzuerhalten, erneuert sich die Erweckungsanzeige und ihr seid umso länger in dieser mächtigen Form unterwegs. Schlagt ihr euch besonders gut, erhaltet ihr zudem weitere Boni, wie mehr Geld oder Erfahrungspunkte.
Angriff schön und gut, aber was ist mit einer defensiven Haltung? Nicht jeder kann sich Hals-über-Kopf ins Getümmel wagen. Auch dafür weiß Fire Emblem Warriors eine Antwort. Visiert ihr einen Gegner an, könnt ihr beispielsweise mit dem B-Knopf ausweichen oder ihr schützt euch, indem ihr ZL gedrückt haltet. Weitere Mechaniken dieser Art lassen sich in einem weiteren Fire Emblem-typischen System finden. Auch in Fire Emblem Warriors ist es euch möglich, zwei Einheiten miteinander zu kombinieren. Nehmt ihr eine weitere Einheit bei euch auf, läuft diese allerdings nicht ständig mit euch, sondern verschwindet praktisch im Nirgendwo und hilft euch nur in Fällen, in denen ihr sie braucht. Euer Mitstreiter kann etwa einen Angriff für euch abblocken, den ihr nicht selbstständig mit ZL geblockt hattet und außerdem, wenn ihr ZR + X drückt, einen speziellen Angriff auf Gegner vor euch ausführen, welcher in meisten Fällen die Starreanzeige des Gegners hervorbringt, was euch einen Vorteil im Kampf verschafft. Nicht unterschlagen sollte man auch den gemeinsamen Spezialangriff. Zwar dauert es länger diesen aufzuladen, aber übt ihr euch in Geduld, könnt ihr mit beiden Charakteren gemeinsam einen Spezialangriff (ebenso auf X) ausführen, der es in sich hat. Dieser ist noch stärker als ein gewöhnlicher Spezialangriff und sogar in der Lage Bosse mit einem Streich zu erledigen, sollten die Zeichen gut für euch stehen. Dank dieser Mechanik können fast erledigte Verbündete auch Schutz bei einer anderen Einheit suchen, um nicht frühzeitig erledigt zu werden. Taktik ist hier das A und O. Beim gemeinsamen Kämpfen steigt außerdem die Sympathie zwischen den Einheiten, was ihre Beziehung im Rang aufsteigen lässt und irgendwann in einem langen, charakterstarken Gespräch endet. Genau wie zuvor erwähnte Fire Emblem-Einflüsse auch, fühlen sich diese neuen Elemente erfrischend an und bereichern das Warriors-Gameplay um eine ganz neue taktische oder strategische Dimension.
Solltet ihr die Hintergrundgeschichte so mancher in Fire Emblem Warriors auftauchender Charaktere nicht kennen, haben die Entwickler gleich das richtige für euch. Im Historischen Modus spielt ihr euch in gewohnter Fire Emblem-Vogelperspektive über eine ebenso klassisch gehaltene Karte, um den Boss der Karte zu erreichen und zu besiegen. Das Ganze ist gerade deshalb Retro gehalten, weil es von Aufbau und Umsetzung her an eher traditionelles "Fire Emblem" angelehnt sein soll. Statt aber auf jedem Feld eine Aufgabe zu erhalten, wie es im vergleichsweise ähnlichen Abenteuer-Modus aus Hyrule Warriors der Fall war, startet eine Mission erst dann, wenn ihr euch entschließt einen Gegner auf der Karte zu attackieren. Und dazu habt ihr auch einen guten Grund.
Der Weg zum Boss ist nicht so einfach, wie man es sich wünschen würde. Oft hindern euch bestimmte Objekte am Weiterkommen, weshalb ihr euch zuerst einmal auf die Schlacht einlassen und Gegner ausschalten musst. Auf der ersten Karte des Historischen Modus etwa spielt ihr den Prolog aus Fire Emblem: Awakening nach und stellt euch gegen den diabolischen Valldar. Lilanes Feuer setzt verhindert es allerdings, direkt zu ihm zu gelangen. So wie es aussieht, muss zuerst ein bestimmter Magier erledigt werden, damit das Feuer verschwindet. Von diesem ist aber zuerst weit und breit keine Spur zu sehen, deshalb heißt es: fröhlich drauf los kämpfen, bis etwas passiert. Das Vorgehen im Historischen Modus erscheint erstmal etwas willkürlich, hat aber seinen ganz eigenen Reiz. Die Missionen fallen hier deutlich kompakter aus als im Story-Modus, weshalb ihr nur wenige Minuten für eine Aufgabe benötigen werdet. Des Weiteren werdet ihr auf unterschiedliche Missionstypen treffen. Bei manchen Missionen etwa müsst ihr in einem bestimmten Zeitlimit so viele Gegner wie möglich besiegen, um einen guten Rang zu erhalten. Der abschließende Rang, welcher sich aus eurer Leistung, eurer Schnelligkeit und eurem eingesteckten Schaden berechnet, wird dann wichtig, wenn Missionen euch bestimmte Belohnungen nur dann geben, wenn ihr einen bestimmten Rang erreicht habt. In den meisten Fällen wäre das der S-Rang.
Je nach Fortschritt im Story-Modus schaltet ihr weitere Karten für den Historischen Modus frei, wobei auch das Vervollständigen von sogenannten Bildnissen euch Zugang zu neuen Karten verschafft. Für reichlich Umfang ist also in jedem Fall gesorgt. Dank der eher kurzweiligen Natur der Missionen, welche aber natürlich mit der Zeit schwerer werden und euch vor wahre Herausforderungen stellen, ist dieser Nebenmodus ein idealer Zeitvertreib und ergänzt den Story-Modus, welcher mehr oder weniger als Kern des Spiels angesehen werden kann, hervorragend. Jederzeit ist es auch möglich einen zweiten Spieler ins Spiel hinzuzufügen, sodass auch gemeinsam an einer Nintendo Switch-Konsole massenhaft Gegner geplättet werden können. Das funktioniert vor allem bei den unkomplizierten Missionen des Historischen Modus sehr gut.
Wer dachte, wir hätten damit bereits alles aus Fire Emblem Warriors gesehen: weit gefehlt. Parallel zum Story-Modus oder dem Historischen Modus sammelt man in seinen Schlachten Unmengen an Materialien, Waffen und anderen Items auf, welche für ihre jeweils eigenen Spielmechaniken von Bedeutung sind. Im Hauptmenü findet ihr einen Unterpunkt für das sogenannte "Feldlager". Hier erledigt ihr fast all eure Aufgaben, die zwischen Missionen anstehen. Einen großen Teil davon macht der Fibelmarkt aus.
Fibelmarkt:
Im Fibelmarkt findet ihr alles, was euer Herz begehrt, zumindest fast. Wer Hyrule Warriors kennt, wird sich beim Anblick der verschiedenen hier auffindbaren Fähigkeitenbäume gleich zuhause fühlen. Zum einen gibt es die Angrifffibeln. Besitzt ihr die benötigten Materialen, könnt ihr hier Fibeln herstellen, welche euch weitere Combo- und Stärkeangriffe erlauben oder welche etwa die diversen Anzeigen schneller füllen. Auch könnt ihr zusätzliche Kriegeranzeigen erhalten und somit mehr Spezialangriffe aufladen. Verteidigungfibeln hingegen kümmern sich darum, dass euer Charakter öfter Heilungsitems einsetzen kann, weniger Schaden erhält oder auch Todesstöße mit 1 KP überlebt. Speziellere Fibeln gewähren euch zudem verstärkte Heilung in von euch besetzten Festungen oder durch Heilungsitems im Allgemeinen.
Last, but not least bleiben die Stärkungsfibeln, welche von den drei genannten Kategorien die wohl außergewöhnlichsten sind. Während Angriff- und Verteidigungfibeln bei allen Charakteren exakt gleich strukturiert sind, lassen sich bei den Stärkungsfibeln Unterschiede feststellen. Tatsächlich sind es die Stärkungsfibeln, welche am meisten Bezug auf andere Mechaniken nehmen. Zum einen könnt ihr durch Stärkungsfibeln den Waffenrang einer Einheit aufwerten, sodass diese Einheit immer bessere Waffen führen kann. Zum anderen verfügt jeder Charakter über eine Auswahl an Fähigkeiten, welche Referenzen an frühere Fire Emblem-Spiele sind. Einigen von euch werden etwa "Pavise" oder "Mond" etwas sagen. Da es den Rahmen dieses Tests deutlich sprengen würde, allerlei Fähigkeiten und ihre Effekte zu erklären, sei allgemein gesagt, dass sie entscheidende Vorteile im Kampf bieten, aber dafür auch nur mit äußerst seltenen Materialien angefertigt werden können. Die Anzahl an ausgerüsteten Fähigkeiten kann übrigens auch dank Stärkungsfibeln erhöht werden. Das absolute Highlight der Stärkungsfibeln-Sektion ist allerdings die "Aufstiegsfiebel". Habt ihr in einer Mission ein Meistersiegel gefunden, könnt ihr dieses nutzen, um jene Aufstiegsfiebel herzustellen und eure Einheit ab Level 15 in eine höherrangige Klasse aufzustufen. Damit ändert sich nicht nur das Aussehen der Rüstung, sondern auch die Werte der Einheit werden drastisch erhöht. Weitere Vorzüge von aufgestuften Einheiten lassen sich im Fibelmarkt finden, wo weitere Angriff- und Verteidigungfibeln zur Auswahl stehen, wenn eure Einheit aufgestuft wurde.
Schmiede:
Neben den Fibelmarkt wohl der Ort, an dem ihr euch am meisten aufhalten werdet, wenn ihr zwischen den Kapiteln Rast im Feldlager macht. Die Schmiede erlaubt es euch alles, was Waffen angeht, zu verwalten. Waffen in Fire Emblem Warriors können sehr unterschiedlich ausfallen. In erster Linie gilt: eure Einheiten sind bei Weitem nicht an eine Waffe gebunden. Ihr bekommt mit jedem Kapitel oder jeder Mission neue Waffen von Gegnern dazu, welche sich durch Stärke, Stern-Level und Sockel-Anzahl auszeichnen. Je höher das Stern-Level, desto besser die Waffe, lautet hier das Leitmotto. Die verfügbaren Sockel einer Waffe können genutzt werden, um darin Fähigkeiten einzubauen. Waffen können auch bereits mit Fähigkeiten erhalten werden, sollte die erhaltene Kombination aber nicht zu euch passen, ist die Schmiede der richtige Ort für euch. Hier könnt ihr leeren Sockeln Fähigkeiten anderer Waffen derselben Art geben, wobei die Waffe, welche die Fähigkeit abgibt, danach verschwindet. Fähigkeiten können bestimmte Effektivitäten beeinflussen, den Schaden erhöhen, die Wahrscheinlichkeit für gutes Material und gute Waffen steigern und weiteres. Den Effekt bekommt man vielleicht nicht direkt zu spüren, manche Effekte können aber wahre Wunder wirken, wenn man sie richtig einsetzt. Auch hier zahlt sich Geduld wieder aus. Wer auf diese Mechanik allerdings größtenteils verzichten möchte, der kann auch mit den auszeichnenden Waffen vieler Charaktere spielen und damit gut über die Runden kommen.
Dank Aufstiegsfiebel befindet sich Lianna bereits in ihrer erfahrenen Klasse und genießt satte Wertsteigerungen.
Tempel:
Entscheidet ihr euch zum Tempel zu gehen, könnt ihr gegen eine Handvoll Materialien einige Segen auf euch wirken lassen. In erster Linie sind dies Verstärkungen, die euch etwa bessere Materialien und Waffen, mehr Geld und Erfahrung oder sonstige Boni gewähren, wenn ihr das nächste Mal in die Schlacht zieht. Nach bestimmtem Spielfortschritt können gefallene Einheiten hier auch wiederbelebt werden.
Übungsplatz:
Genau wie in gewöhnlichen Fire Emblem-Spielen auch – und auch in den Warriors-Spielen üblich – steigen eure Charaktere im Level auf, wenn ihr mit ihnen Gegner vermöbelt. Solltet ihr mit manchen Helden allerdings etwas hinten liegen und wollt eure Zeit nicht dazu verschwenden, die versäumten Level nachzuholen, habt ihr hier die Möglichkeit das Level von Einheiten gegen Geld zu erhöhen. Dabei sind euch natürlich Grenzen gesetzt. Ihr könnt euch Erfahrung nur bis zum höchsten Level, den eine Einheit in eurer Truppe zu diesem Zeitpunkt hat, erkaufen. Danach muss gewöhnlich weitertrainiert werden.
Extras:
Extras sind kein Teil des Feldlagers, können aber genauso aus dem Hauptmenü heraus erreicht werden. Hier wurde alles Weitere versteckt, was für den Spieler von Interesse sein könnte. In der Ruhmeshalle können sich die Charaktermodelle, -animationen und -gespräche angesehen werden. Auch werden hier alle Film-Sequenzen und Soundtracks aus dem Spiel gesammelt und sind jederzeit für euch abrufbar. Fast schon unwichtig werden hier auch "Belohnungen" aufgelistet. Dabei handelt es sich um ein Achievement-System, wobei ihr neben einer entsprechenden Medaille in dieser Auflistung nicht wirklich etwas erhaltet. Viel mehr lohnen sich da die Geschenke, die man durch das Einscannen von amiibo ergattern kann. Am Tag können bis zu fünf unterschiedliche amiibo eingelesen werden, wobei die Vertreter der Fire Emblem-Serie euch Waffen und seltene Materialien schenken, während alle anderen amiibo Geld und eher übliche Materialien zu verschenken haben. Es ist nicht viel, aber auch kleine Geschenke sollte man nicht ablehnen. In den Extras zu finden sind auch die Einstellungen des Spiels, welche durchaus umfangreich ausfallen. Hier kann auch der eingangs erwähnte Spielmodus festgelegt werden. Oder aber ihr seid mit eurer Steuerung unzufrieden. In diesem Fall könnt ihr die Steuerung praktisch vollständig personalisieren, bis es euch passt. Nett!
Zum Abschluss dieses wirklich sehr detaillierten Blickes auf Fire Emblem Warriors möchte ich mich der Präsentation und Technik des neuesten Koei Tecmo-Titels für Nintendo-Plattformen widmen. Grob gesagt ist die Optik des Spiels hervorragend. Die Charaktermodelle sind sehr detailliert und der Stil passt sehr zur Fire Emblem-Serie. Einzig Umgebungen und so manche Texturen sehen etwas sehr bescheiden aus, werden in dem rasanten Spieltempo aber kaum bemerkt. Animationen und Effekte fallen dabei ebenso schön aus und runden den Augenschmaus, sofern man das bei einem Warriors-Spiel sagen kann, ab. Wie man das Spiel wahrnimmt, hängt allerdings vom gewählten Wiedergabemodus ab. Setzt man alles auf die Bildqualität, genießt man auf dem Fernseher ein klares Bild in 1080p, spürt dabei aber gelegentlich FPS-Einbrüche und muss allgemein mit nur maximal 30 FPS auskommen. Entscheidet man sich aber für Leistung, so wird das Spiel in 720p mit 60 FPS wiedergegeben. Insgesamt empfand ich in meiner Zeit mit dem Spiel die letzte Option als sinnvoller, da der Unterschied zwischen 720p und 1080p bei Fire Emblem Warriors kaum spürbar ist und ein flüssigeres Spielgeschehen doch deutlich mehr zu einer angenehmen Spielerfahrung beiträgt als ein klareres Bild. Für die Ohren gibt es neu arrangierte Versionen bekannter Musikstücke, welche den nötigen Pepp hineinbringen, um als waschechter Warriors-Soundtrack durchzugehen.
Zu bemängeln sind technische Schwierigkeiten im Zweispieler-Modus. Auch wenn die Nintendo Switch den Zweispieler-Modus im geteilten Bildschirm leistungstechnisch deutlich besser hinkriegt als die Wii U mit Hyrule Warriors seinerzeit, sind Probleme weiterhin vorhanden. Setzt etwa einer der beiden Spieler einen Spezialangriff ein, kann und wird es in den meisten Fällen auch vorkommen, dass Gegner beim anderen Spieler einfach für einige Momente verschwinden oder nicht zu treffen sind. Stellenweise ist das Spiel eindeutig überfordert und lädt Gegner nicht ordnungsgemäß. Zumindest aber sind immer genügend Gegner auf dem Feld beziehungsweise in Sichtweite, damit der Flow des Gameplays nicht unterbrochen wird, wie es bei früheren Mehrspieler-Komponenten der Fall gewesen ist.
Unser Fazit
9
Geniales Spiel