The Binding of Isaac: Afterbirth+ ist ein Dungeon Crawler, wie man sich ihn wünscht
Die Spielereihe The Binding of Isaac feiert nicht den ersten Auftritt auf den Nintendo-Konsolen, schon die Wii U und der New Nintendo 3DS erhielten den Titel The Binding of Isaac: Rebirth. Im Laufe der Zeit erschienen für ausgewählte Plattformen die beiden DLC-Pakete The Binding of Isaac: Afterbirth und The Binding of Isaac: Afterbirth+. Beide erreichten nie die Wii U oder den New Nintendo 3DS, doch erschien nun auf der Nintendo Switch ein Gesamtpaket aus The Binding of Isaac: Rebirth, The Binding of Isaac: Afterbirth und The Binding of Isaac: Afterbirth+, welches nun unter dem letzten Namen verkauft wird.
Auf ntower haben wir bereits die Titel für Wii U und New Nintendo 3DS getestet. In diesen Tests wird der Hintergrund des Spiels ausreichend dargelegt, sodass wir hier überwiegend auf das Gameplay und die Neuerungen der beiden DLCs eingehen werden. Klickt auf die jeweilige Plattform, um euch dort einen der beiden nahezu identischen Tests anzuschauen. Warum The Binding of Isaac: Afterbirth+ das perfekte Gesamtpaket ist, das erfahrt ihr im folgenden Text.
The Binding of Isaac ist ein Dungeon Crawler, das heißt, ein Spiel in dem ihr euch auf den Weg durch Ebenen in zufallsgenerierten Dungeons macht. Das Spiel gehört nicht nur zu einem der besten Spiele der Serie, sondern wird von vielen als das beste Spiel in diesem Genre bezeichnet. Der Umfang ist einfach gigantisch, denn selbst nach über hundert Stunden Spielzeit entdeckt man etwas Neues.
Nachdem Isaacs Mutter von Gott die Anweisung bekommt ihren Sohn zu opfern, macht sich Isaac auf die Flucht durch die Dungeons. Ihr schaltet übrigens nach erfolgreicher Beendigung der Partien jede Menge Endsequenzen frei, die sich um das Thema Suizid, Abtreibung oder Krankheiten drehen, das alles untermalt mit schwarzem Humor. Es hat schon seinen Grund, dass dieses Spiel eine Altersfreigabe von 16 Jahren hat, denn auch wenn das Gameplay sehr harmlos wirkt, ist das was das Gameplay umgibt alles andere als harmlos. Das Spiel kennt nämlich kein Tabuthema.
Isaac macht sich auf den Weg in die erste Ebene. Hier muss er meistens alle Gegner in einem Raum mit seinen Tränen, welche als Schussprojektile dienen, bezwingen. Isaac kann in vier Richtungen schießen, die ihr entweder mit dem rechten Analogstick oder auch mit den ABXY-Tasten steuern könnt. Es ist also quasi ein Twin Stick-Shooter. Für mich persönlich ist es angenehmer mit den ABXY-Tasten zu schießen, anderen ist der rechte Stick lieber. Einige Räume erfordern es nicht die Gegner zu besiegen, sondern beispielsweise nur das Vorbeigehen an spitzen Stacheln, um die in dem Raum liegenden Schalter zu betätigen. Welchen Weg ihr wählt, ist euch überlassen, hauptsache ihr findet den Bossraum durch das Labyrinth, um die Ebene abzuschließen. Doch gibt es neben den Standardräumen und Bossräumen auch viele zusätzliche Räume, wie Goldräume, in denen sich eines von hunderten Powerups befindet, ein Shop in dem ihr mit euren gesammelten Münzen einzelne Sachen kaufen könnt, aber auch Räume in denen ihr euch mit drei Gegnerwellen herumschlagen müsst, um eine kleine Belohnung zu erhalten und vieles mehr. Die Varianz der Räume ist sehr groß und in den letzten beiden DLCs kamen auch einige Formen der Räume dazu. Manchmal kommt es sogar dazu, dass ihr einen Bosskampf in einem sehr kleinen Raum bestreiten müsst, was eine zusätzliche Herausforderung darstellt und erst mit der Erweiterung Afterbirth hinzugekommen ist. Auf seinem Abenteuer findet Isaac neben Münzen, Schlüssel und Bomben auch viele Items, die nicht nur in den Goldräumen zu kriegen sind. Das Spiel ist wirklich super kompliziert, doch wollen wir das mal etwas kleinschrittiger durchgehen, damit ihr auch wisst warum das so komplex ist.
Fangen wir mal mit den Goldräumen an. Es sind wohl die Räume, die ihr je nach Möglichkeit auf jeden Fall auf jeder Ebene besucht haben müsst. Auf der ersten Ebene ist dieser noch kostenlos zu erreichen, in den späteren Ebenen muss die Tür durch einen Schlüssel geöffnet werden. Schlüssel erhält man rein zufällig nach dem Bezwingen von Gegnern, durch das Sprengen von Steinen oder auch durch einen Einkauf im Shop (wobei man ironischerweise einen Schlüssel braucht, um zum Shop zu gelangen).
Sobald ihr im Goldraum seid, wartet auf euch ein Powerup. Ihr bekommt eine sehr kurze Beschreibung über das Powerup, sodass es oft gar nicht erkennbar ist, was das Item wirklich bewirkt. Die Effekte können wirklich unterschiedlich sein, so gibt es beispielsweise Items, die nur einfach die Schussfrequenz, Stärke oder Laufgeschwindigkeit von Isaac erhöhen, aber auch viele besondere und spannende Items. Es ist beispielsweise möglich eine Art Pokéball zu finden, mit dem sich Gegner einfangen lassen und diese dann an eurer Seite kämpfen. Ein anderes Item gibt euch die Möglichkeit stärker zu werden, aber wenn ihr vom Gegner getroffen werdet, teleportiert ihr euch in einen anderen Raum und müsst erneut gegen die Gegner antreten, also quasi ein gutes und gleichzeitig ein schlechtes Item. Es sprengt wirklich den Rahmen alle Items zu beschreiben, aber die Items gehören zu den spannendsten Sachen in dem Spiel. Alleine die Kombinierbarkeit zwischen unterschiedlichen Items weckt die Experimentierfreude in euch auf. Die DLCs Afterbirth und Afterbirth+ fügten noch über 150 neue Items im Vergleich zum Standardspiel hinzu. Da die Effekte aber leider nicht immer ablesbar sind, ist es empfehlenswert einen der unzähligen Third Party-Guides in Form von Apps auf euer Smart-Gerät herunterzuladen, der euch die Funktion jedes Items erklärt. Im Laufe der Spielzeit erkennt man viele Items wieder, doch ist es anfangs wirklich hilfreich diese App zu verwenden.
Items könnt ihr nicht nur in Goldräumen erhalten, sondern auch immer nach dem Besiegen von Bossgegnern oder dem Einkauf im Shop. Manchmal findet ihr zufälligerweise im Dungeon verstreute Items. So gibt es Items, die von euch aktiviert werden können und einen Cooldown-Timer mit sich bringen. Oft ändern die Items auch die Optik von Isaac, was manchmal ziemlich witzig aussieht, wenn er sich beispielsweise zu einem Zyklop verwandelt. Es gibt auch beispielsweise Pillen die ihr sammeln könnt und die euch einen zufälligen positiven oder auch negativen Effekt bringen. So kann die Pille beispielsweise eure Figur vergrößern, was es den Gegnern ermöglicht euch leichter zu treffen, eure Figur kann aber auch kleiner werden, was ein Vorteil für den Spieler ist. Auch das fügt zusätzliche Herausforderung und Nervenkitzel ein. Einige Items haben sogar einen Bezug zu anderen Videospielen. So zum Beispiel der zuvor erwähnte Pokéball, aber auch beispielsweise das Item "How to Jump", bei dem der einsammelbare Gegenstand aussieht, wie eine Box eines alten Super Mario Bros. oder wie das Item auf dem Bild oben, welches wohl sehr stark an The Legend of Zelda erinnert. Generell findet ihr sehr viele kleine Eastereggs in diesem Spiel und das nicht nur in Form von Items, sondern auch Bossgegnern, wie zum Beispiel der Bomberman in dem Bild unter diesem Abschnitt. Es gibt auf jeden Fall genug zu Entdecken.
Die Bossräume sind auch erwähnenswert, denn ihr trefft dort einen von über 90 Gegnern. Dort werdet ihr auf viele Gegner erneut treffen, denn in der Anfangsphase gibt es nur einen kleinen Pool von einfacheren Bossgegnern. Doch ist dies okay, denn die Bossgegner sind zwar sehr abwechslungsreich gestaltet, aber ihr verbringt mit diesen nicht immer sehr lange, denn ein Bosskampf dauert meistens nicht länger als eine Minute. Oft sind die Bossgegner nicht allein und lassen auch kleine Gegner auf euch zulaufen. Solltet ihr die Ebene absolviert haben, ohne ein rotes Herz zu verlieren, schaltet ihr den Devil Room frei, in dem es möglich ist, starke Items mit euren Herzcontainern zu bezahlen. Dies stellt auch das Bestreben des Spielers dar, eine Ebene ohne Schaden zu schaffen. Solltet ihr Schaden nehmen, sinkt die Wahrscheinlichkeit, doch könnt ihr mit etwas Glück auch so den Devil Room erhalten. Eine kleine Wahrscheinlichkeit besteht aber auch für den Angel Room, in dem ihr meistens kostenlos ein sehr starkes Item kriegen könnt. Die Wahrscheinlichkeit auf diese Räume ist immer ablesbar, sofern ihr die zusätzliche Anzeige im Einstellungsmenü aktiviert habt. Auf dem Weg durch die Ebenen findet ihr auch manchmal silberne und schwarze Herzen. Diese sind einmalig und werden als einzelne Herzcontainer hinzuaddiert. Sollte euch das silberne oder schwarze Herz ausgehen, könnt ihr das nicht mehr erneut auffüllen. Interessanterweise dürft ihr für den Devil Room Schaden an silbernen und schwarzen Herzen nehmen, sodass dies eine Taktik sein kann, nur die silbernen oder schwarzen, aber nicht die roten Herzen zu verlieren.
Im Laufe der Zeit schaltet ihr neue Items, Ebenenarten und Charaktere frei. Die Charaktere sind nicht sonderlich erwähnenswert, denn jeder Charakter startet eigentlich nur mit unterschiedlichen Parametern oder Items. Die Ebenenarten sind interessant, denn ihr könnt mit jedem erfolgreichen Lauf neue Ebenen besuchen. In den anderen Ebenenarten finden sich andere Räume, Gegner und Bossgegner. Dies trägt zur zusätzlichen Abwechslung bei. Schaltet ihr neue Items frei, müsst ihr diese auch zufällig im Dungeon finden. Es gibt übrigens auch einen optionalen Hard Mode, in dem ihr auf stärkere Gegner trefft und es weniger Herzen zum Einsammeln gibt. Ein in Afterbirth neu hinzugekommener Greed Mode ermöglicht euch ein Spielerlebnis auf eine ganz andere Weise. Hier müsst ihr zehn Gegnerwellen überleben, doch passt auf, denn nach einer kurzen Zeit erscheint schon die nächste Gegnerwelle. Seid ihr zu langsam, müsst ihr mehrere Gegnerwellen gleichzeitig besiegen. Der Modus kommt zwar nicht an den Hauptmodus heran, doch ist dieser für die Abwechslung ganz schön.
Worauf das Spiel überhaupt nicht hinweist, ist der versteckte Mehrspieler-Modus. Dort wird durch das Drücken der "+"- oder "–"-Taste auf dem zweiten Controller dem zweiten Spieler, der ein "Baby" steuert, ein Herzcontainer geschenkt. Dieses Baby stellt eine kleine Helferfigur in dem Spiel dar. Ihr könnt euch zwischen unterschiedlichen Arten von Babys entscheiden, welche unterschiedliche Schussarten abgeben können. Der Mehrspieler-Modus ist zwar nicht revolutionär, doch eine interessante und sinnvolle Ergänzung.
Neu in Afterbirth ist übrigens der absolut hervorragende Daily Run. In diesem wird ein Dungeon generiert, den innerhalb eines Tages alle auf der Welt spielen können. Das bedeutet, alle Spieler haben denselben Itempool und exakt denselben Dungeonaufbau auf der ganzen Welt. In diesem hat man einen Versuch eine sehr hohe Punktzahl zu erreichen und am Ende wird diese Zeit und Punktzahl auf die Online-Rangliste gesetzt. Ihr könnt den Dungeon zwar wiederholen, aber eure Punktzahl wird nicht erneut gewertet. Zusätzlich sind dort alle Raumarten und Items freigeschaltet, sodass ihr schon mit Beginn des Spiels sehen könnt, was es in Zukunft noch alles zum Freischalten gibt. Sollte euch übrigens ein Dungeon gefallen haben und ihr möchtet diesen nochmal spielen, so drückt das Pausemenü, wo ihr einen achtstelligen "Seed"-Code seht. Nach dem klassischen Passwort-System könnt ihr also den Code jederzeit im Hauptmenü eingeben, um denselben Dungeon erneut zu spielen. Selbstverständlich ist es dann aber nicht möglich neue Inhalte dadurch freizuschalten.
Der wohl einzige Kritikpunkt an diesem genialen Spiel ist die Benutzerunfreundlichkeit. Es ist wirklich schwer sich mit dem Spiel anzufreunden, wenn man vorher damit nie in Kontakt gekommen ist. Ich von meiner Seite habe mich mit Lets Plays und Tutorials dort herangetastet. Schade, dass dieses Spiel die Tipps und Tricks nicht vermittelt. Sobald ihr aber die Anfangsbarriere überwunden habt, erwartet euch wirklich ein absolut spaßiger und fordernder Titel, der euch für eine sehr lange Zeit motivieren kann. Der Preis von 40 Euro ist berechtigt, denn auf Steam zahlt ihr für den Hauptteil (15 Euro) mit Afterbirth (11 Euro) und Afterbirth+ (10 Euro) insgesamt 36 Euro. Afterbirth+ hat auf Steam noch einen Modsupport eingeführt, der leider nicht auf der Nintendo Switch vorhanden ist. Ich empfehle euch die coole Handelsversion zu kaufen, in der es Sticker und eine kleine Spielanleitung gibt. Es ist wohl eines von wenigen Spielen für die Nintendo Switch, welches neben dem Spielmodul noch zusätzlichen Inhalt in der Verpackung mitbringt. Die Version ist ziemlich perfekt für die Nintendo Switch, denn das Spiel speichert euren Spielerfolg nach dem Beenden jedes Raumes. Also könnt ihr jederzeit das Spiel ausschalten, um wieder am alten Punkt fortzusetzen.
Unser Fazit
9
Geniales Spiel