Kirby's Dream Land 3 - Vergessene Wundertüte!

Im Zeichen der ntower-Themenwoche will ich euch einen Ableger des SNES vorstellen, welcher aufrgund seiner späten Veröffentlichung und dem Nicht-Erscheinen in Europa sehr viel Bekanntheit einbüßen musste. Die Rede ist von Kirby’s Dream Land 3, das letzte Spiel der Dream Land-Reihe und leider nicht auf dem SNES-Mini vertreten. Ob dies ein tragischer Verlust oder eine verdiente Entscheidung ist, zeige ich euch in meinem Test zu Kirby’s Dream Land 3.

Dark Matter gibt nicht auf! Mit Freunden geht es gegen die dunkle Materie!


Im einzigartigen Wachsmalstil präsentiert sich Kirby von seiner Schokoladenseite!

Frühstücken wir kurz die überschaubare Geschichte ab. Eines Tages verdunkeln düstere Schatten Planet Pop und hüllen den Planeten in tiefste Dunkelheit. Eines ist klar, Dark Matter, bekannt aus dem Vorgänger - versucht erneut den friedlichen Stern einzunehmen. Kirby und seine Tierfreunde begeben sich auf eine Reise, um dem Bösen auf den Kern zu gehen.


Kirby’s Dream Land 3 führt das bekannte Spielkonzept aus seinen Vorgängern konsequent fort und baut es aus. Ihr steuert Kirby, fähig beliebig lange zu fliegen, zu saugen und zu fressen. Dabei ist es möglich euren Gegnern ihre besondere Kraft zu rauben und zu kopieren. So seid ihr in Lage nach dem Fressen eines Flammengegners selber Feuer zu spucken oder beim Verzehr eines Steinmonsters euch selbst in einen tonnenschweren Brocken zu verwandeln. Neu dabei ist die Putzfimmel-Fähigkeit, welche euch mit einem Besen ausstattet und für Ordnung sorgt. Allerdings stehen euch mit nur 8 Fähigkeiten keine besonders große Auswahl zu Verfügung. Gerade im Hinblick auf das vorher erschienende Kirby’s Fun Pak ein derber Rückschritt und sehr enttäuschend. Auch haben die Fähigkeiten kein abwechslungsreiches Moveset. Mit jeder Kraft lässt sich auch nur ein Angriff ausführen. Allerdings gibt es, mehr oder weniger, einen Grund für diese Entscheidung - dazu gleich mehr. Kirby an sich kann unendlich lange fliegen und seinen Bodenangriff ausführen. Wichtig zu erwähnen ist, dass nachdem Kirby in der Luft seinen Atem ausspuckt und fällt, er kerzengerade zu Boden geht. Durch das fehlende Momentum werden manche Situationen gleich etwas schwieriger und verlangen etwas an Gewöhnung. Als schlecht bezeichne ich es definitiv nicht.

Ohne gute (Tier)Freunde geht es nicht!


Sieben Freunde stehen euch euch auf eurer Reise tatkräftig zur Verfügung!

Kommen wir zum Herzstück des Spiels, die Tierfreunde. Zu den Bekannten Kumpanen Rick, Coo und Kine stoßen Nago, Chuchu, Pitch und Gooey hinzu. In jedem Level findet ihr kleine Pausenräume, in denen ihr euch meistens zwischen mehreren Freunden entscheiden könnt. Habt ihr eure Wahl getroffen, geht es im Team weiter - ähnlich wie in der Donkey Kong Country-Reihe. Da jedes Tier seine eigenen Charakteristika mit sich bringt, werde ich alle Freunde im Detail einzeln erklären.

  • Gooey, die dunkle Materie: Gooey ist an sich kein Tierfreund und dient mehr dem Multiplayer. Solltet ihr einen (Menschen)Freund bei euch haben, kann dieser die Rolle von Gooey übernehmen, welcher im Grunde exakt die gleichen Fähigkeiten besitzt wie Kirby. Der einzige Unterschied ist seine Art Gegner zu fressen. Gooey saugt nicht, sondern schnappt mit seiner Zunge, was mehr Zielgenauigkeit verlangt. Er ist jederzeit aufrufbar, allerdings muss man während seiner Anwesenheit auf eine Energieeinheit stets verzichten. Sollte man keine Freunde haben und sich einsam fühlen, kann man ihn trotzdem rufen und der Computer übernimmt seine Steuerung - nette Idee!
  • Rick, der Hamster: Rick ist der bodenständigste Freund unter der bunten Bande. Er kann zwar nicht saugen, beim Rennen aber seinen Mund dauerhaft öffnen. Mit offenem Mund einfach auf Gegner zurennen und ihre Fähigkeit gehört euch. Ebenfalls ist er in der Lage, Wände hochzuspringen. Dabei muss man nicht mehr tun, als die Sprungtaste wiederholt an einer Wand zu drücken - fliegen kann er nämlich nicht. Kopiert man Fähigkeiten mit Rick an seiner Seite, verändert sich meistens grundsätzlich nichts. Zumeist werden die Kräfte einfach stärker ausgeführt als alleine, ab und zu gibt es aber ganz witzige Umsetzungen. Bei der Steinkraft beispielsweise rollt sich Rick zusammen und Kirby balanciert ihn durch die Gegend. Die eigentlich sehr unmobile Fähigkeit erhält somit ein völlig neues Spielgefühl!
  • Nago, der Kater: Der erste neue Freund ist Nago. Vom Gefühl her würde ich sagen, dass er der dynamischte Freund ist. Auch mit Nago könnt ihr nicht fliegen, allerdings lassen sich gleich drei flotte Sprüngee ausführen. Rein optisch rollt Nago Kirby stets durch die Gegend. Schluckt ihr zum Beispiel die Putz-Fähigkeit mit ihm, nutzt der dicke Kater Kirby als Lappen und reinigt mit beachtlichem Tempo durch die Gegend. Kirby saugt ganz gewöhnlich bei ihm die Fähigkeiten auf.
  • Kine, der Mondfisch: Obwohl Kine nur ein einfacher Fisch ist, beeindruckt er dennoch mit coolen Kräften. Zu Land kann er nicht besonders viel, lediglich Gegner einsaugen und bloß einmal springen. Im Wasser erhöht sich aber seine Mobilität beachtlich. Sollte ein Level im Wasser spielen, entscheidet euch immer für Kine. Fähigkeiten wurden bei Kine besonders witzig umgesetzt. Bei der Elektro-Kraft guckt eine Glühbrine aus seinem Mund. Bewirkt sogesehen nicht viel, belustigt das Spielerlebnis aber deutlich. Viele Fähigkeiten wirken zwar wie kleine Trolls, einen Nutzen findet man aber erfahrungsgemäß!

Mit Coo fliegt ihr einfach über eure Gegner hinweg!

Coo, die Eule: Mit Coo auf eurem Kopf, ist es nicht mehr möglich ganz gewöhnlich zu gehen. Oftmals befindet man sich in der Luft mit ihr und flitzt mit schnellem Tempo durch die Lüfte. Weniger agil ist die Eule im Wasser, wo es nur mit Schneckentempo vorran geht. Die Fähigkeiten werden so gut wie immer immer noch von Kirby selbst ausgeführt, trotzdem spielen sie sich ganz anders. Mit Stein-Kirby landet ihr zwar wie zuvor sofort auf dem Boden, Coo kann euch aber dennoch mit Mühe anheben und bewegen. Auch kommt sie gegen die stärksten Luftböen ohne Probleme an. Kirby saugt ganz gewöhnlich Gegner auf.

  • Pitch, der Kanarienvogel: Pitch ähnelt mit Grunde Coo etwas, allerdings gibt es kleine Unterschiede. In der Vertikale zeigt sich sein Flugtalent, in die Horizontale bewegt er sich kaum schneller als Kirby. Dafür kann man mit ihm ganz normal auch auf dem Boden laufen oder im Wasser schwimmen. Die kopierten Fähigkeiten spezialisieren sich hauptsächlich auf Pitch. Mit Elektro steuert Kirby ihn beispielsweise mithilfe einer Steuerung elektrisch durch die Gegend. Im Grunde ist er eine etwas flippigere Version von Coo.
  • Chuchu, der Oktopus: Das Oktopusmädchen Chuchu unterscheidet sich nochmal komplett von den anderen. Mit ihr ist man nur in der Lage kurze, kleine, wenige Sprünge auszuführen. Da Kirby sie aber auf dem Kopf trägt, kann Chuchu euch mit ihren Armen an der Decke halten und entlangklettern. Sie attackiert die Gegner in einem ähnlichen Stil wie Gooey und schnappt anstatt mit Zunge, mit ihrem Tentakel zu. Aufgrund ihrer Elastizität, erblicken Fähigkeiten wieder völlig neue Horizonte. Feuer erlaubt es euch ganz gewöhnlich einen kleinen Flammenstrahl zu spucken. Drückt ihr dabei aber gleichzeitig den Sprungknopf, nutzt Kirby sein Feuer, um Chuchu wie ein Heißluftbalon aufzublasen.

Grundsätzlich lässt sich also sagen, dass alle Freunde unterschiedlich genug sind, um sie auszuprobieren. Hier kommt auch die unerwartete Einschränkung der Fähigkeiten ins Spiel. Kirby ganz allein ist sehr schwach und kann nicht viel. Man spürt, dass die Entwickler wollen, dass ihr euch mit den Tieren auseinandersetzt und ausprobiert. Zieht man diese nämlich in Betracht, erstrahlen die Fähigkeiten im völlig neuen Glanz. Könnte Kirby mit einer Kraft mehrere Moves ausführen, wären die Freunde irrelevant, da man auch so stark genug wäre. Negativ bleibt aber, dass Kirby sein äußeres nicht verändert, wenn er zum Beispiel Feuer-Kirby ist.

Im Spiel lassen sich zahlreiche Gastauftritte finden. Unteranderem aus Yūyūki, Shin Onigashima, Gyromite und Metroid!


Genug zum Gameplay, schauen wir uns doch mal die Level an. Mit fünf Welten und jeweils sechs Leveln + Boss, ist der Umfang des Spiels ganz okay. Gerade weil man die Level oftmals ein zweites Mal spielen muss, kann man schon eine kurze Weile beschäftigt sein (dazu gleich mehr). Das Leveldesign ist sehr simpel und macht nichts bahnbrechend Neues. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass man besonders in diesem Spiel die Level mit ungwöhnlich vielen Gegnern gefüllt hat. Womöglich wollte man, dass man mit Tierfreund an der Seite so viele Gelegenheiten wie möglich hat, Kombinationen zu entdecken. Damit auch der Entdeckergeist geweckt wird, ist es eure Aufgabe in jedem Level einem Charakter zu helfen, um sein Herz zu erhalten. Meistens sind es kleine Rätsel, die gelöst werden müssen. Zum Beispiel trifft ihr auf viele Blumen und musst aufpassen diese nicht zu zerquetschen. Oder aber ihr müsst einen Gegenstand finden und diesen am Ende aushändigen. Am süßesten fand ich aber immer die jeweils vorletzte Aufgabe in jeder Welt. Dort müsst ihr immer das jeweils weibliche/männliche Pendat zu einem Tierfreund mit dem jeweiligem Partner beglücken. So musste ich Rick in einem Level bis zum Schluss mitschleppen. Der Clou war, dass dieses Level aber sehr gebirgig war, mit vielen Schluchten. So wurden meine Sprung- und Kletterkünste auf die Probe gestellt. Ich hätte mir mehr von solchen Ideen gewünscht. Die Rätsel sind also relativ abwechslungsreich und kreativ umgesetzt. Schlecht umgesetzt sind aber die Aufgaben, die einfach nur Trial and Error sind. Hinweise, wie ihr einem Charakter hilft, gibt es nämlich nicht. Im Levelauswahlbildschirm seht ihr lediglich wem ihr helfen musst, den Rest muss man sich denken. So kann es passieren, dass man ein Level mehrere Male spielt, nur um jedes Mal eine Fähigkeit am Ende auf gut Glück auszuprobieren. Etwas mehr Konsistenz wäre wünschenswert gewesen. Dennoch lohnt es sich allen am Ende geholfen zu haben, denn nur so schaltet ihr das wahre Finale frei.


Die Bosse haben einiges drauf und geben alles! Was mit König DeDeDe wohl los ist?


Die Bosse sind erstklassig. Sie geben nicht schnell auf, haben immer eine zweite Phase und sind nicht gerade einfach, um nicht zu sagen schwer. Hier haben die Entwickler saubere Arbeit geleistet. Der allgemeine Schwierigkeitsgrad ist Ordnung. Man verzweifelt nicht am Spiel, kann aber hin und wieder sterben. Komisch ist, dass Kirby nach dem Abschluss eines Levels nicht geheilt wird. Etwas nervig, da man so meistens einfach kurz stirbt beim Start einer neuen Welt zum Beispiel, um mit voller Energie durchzustarten. Der Soundtrack ist gewohnt gut und sticht hier besonders positiv innerhalb der Reihe hervor. Nicht umsonst werden einige Stücke noch heute neuaufgelegt, den Sound also immer voll aufdrehen. Die Steuerung spielt sich selbst heute fantastisch. Das Gameplay profitiert unheimlich vom flottem Spieltempo Kirbys und den Tieren. Etwas, was ich in heutigen Ablegern sehr vermisse.
Den wohl auffälligsten Aspekt habe ich mir zum Schluss aufgehoben - die Grafik. Im einzigartigem Wachsmalstil präsentiert sich das Spiel mit besonderem Charme, was selbst heute noch toll aussieht. Auch die kleinen Animationen der einzelnen Charaktere sind zuckersüß und einfach charmant. Schön, dass Kirby versucht hat, sich von Kollegen wie Yoshi, Mario oder Donkey Kong abzuheben. Diese naive, unschuldige Kindlichkeit hinter der Präsentation zaubert selbst dem maskulinsten Adonis ein Lächeln ins Gesicht!

Mein Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von eatfrishkirby

Kirby’s Dream Land 3 ist ein zeitloser Klassiker, der aufgrund seines Fehlens in Europa damals keine wirkliche Beachtung bekam. Das Gameplay ist flott und spielt sich wunderbar, die Grafik einfach nur knuddelig charmant und der Soundtrack geht sofort ins Ohr. Tierfreunde wie Rick und Chuchu bringen Tiefe und Charakter ins Spielgeschehen und lassen das Gefühl eines freundschaftlichen Abenteuers aufkommen. Kleine Rückschritte, wie fehlende Fähigkeitendesigns, wenige Kräfte oder merkwürdige Rätsel in Leveln drücken etwas auf die Qualität. Auch wäre etwas mehr Mut im Leveldesign oder allgemein mehr Umfang wünschenswert gewesen. Kirby’s Dream Land 3 ist leider nicht auf der SNES-Mini vertreten, dies sollte euch aber nicht hindern, mal ein Blick auf dieses fantastische Kirby-Spiel zu werfen. Die Virtual Console eignet sich dafür perfekt!
Mein persönliches Highlight: Als ich in einem Level Samus helfen musste, Metroids zu zerstören. Toller Cameo-Auftritt, von denen es noch mehr im Spiel gibt!

Kommentare 3

  • Ich hab zwar noch nie ein Kirby-Spiel gespielt, aber der Test liest sich super und macht Laune, es mal auszuprobieren.

  • Vielen Dank! Ein guter Test!
    Ein bisschen Info-Senf gebe ich noch dazu: Im SNES-Modul werkelt ein SA-1 Chip, wie bereits bei Super Mario RPG oder Kirby´s Fun Pack. Einige Levels wurden in höherer Auflösung als gewöhnlich dargestellt. EIN Grund, warum das Spiel nicht zu uns kam, war der bereits sehr späte Release-Termin. In den USA erschien das Spiel erst Ende November 1997 und in Japan gar erst im März 1998. Da war das N64 bei uns schon längst erhältlich und in aller Munde.

  • Dieses Spiel haben die Herren von Nintendo nicht an die PAL Konsole anpassen können. Deshalb wurde es uns auf dem SNES verwehrt.