Big Trouble in little DS

Willkommen in Liberty City. Der unter Bildschirm bietet Zugriff auf Navigation, Mails, Inventar, Waffenauswahl und Spieloptionen.

„Manchmal verlaufen selbst die einfachsten Jobs nicht so, wie man’s erwarten würden…“, denkt sich der Protagonist zu Beginn der Story. Und manchmal überwältigt ein knapp zehn Jahre altes DS Spiel mehr, als man’s erwarten würde. Im Fall von Grand Theft Auto Auto: Chinatown Wars trifft beides zu: Der einfache Job verläuft wirklich nicht, wie man es erwarten würde und Junge, hat mich dieses Spiel überwältigt. Denn Rockstar Games hat mit diesem Teil mal wieder saubere Arbeit abgeliefert.


Nur ein Job oder eine Fulltime-Festeinstellung?
Der einfache Job, von dem eingangs berichtet wird, beschreibt die Übergabe eines alten Schwertes. Ein Familienerbstück, das von dem Spieler-Alterego Huang Lee nach dem gewaltsamen Tod seines Vaters an den Onkel übergeben werden soll. Doch kaum gelandet, wird er am Flughafen überfallen, beraubt und tödlich verwundet. Willkommen in Liberty City. Eure Aufgabe ist es nun, das Erbstück wieder zu bekommen, den Mord an eurem Vater zu rächen und mal eben die Vorherrschaft einer Verbrecherorganisation zu sichern. Dafür nehmt ihr fortan Aufgaben von verschiedenen Machthabern der Stadt an. Ihr arbeitet euch so nach und nach an die Spitze der Organisation, spielt die Bosse teilweise gegeneinander aus und versucht eurem Ziel näher zu kommen. Nebenbei baut ihr euch außerdem ein florierendes Drogengeschäft auf. Das Spiel greift die inzwischen typische Formel der Serie auf: Riesige Spielwelt mit allerlei Details und Freiraum, gut geschriebene Charaktere und eine tolle Story. Und bei der jagt eine abwechslungsreiche Mission die nächste. Sei es verfeindete Bandenmitglieder auszuschalten, Geschäfte in Brand zu stecken und Schutzgeld zu erpressen oder unerwünschte Informanten auszuschalten – die kriminelle Welt hat wieder einiges zu bieten und wird mit der ebenfalls serientypischen Briese schwarzen Humor gewürzt.


Touchscreen ist großer Star
Großer Star des (vermeintlich) kleinen Ablegers ist klar die Steuerung über den Touchscreen. Viele Tätigkeiten werden in kleinen Minispielen auf dem unteren Bildschirm gesteuert. Ihr braucht Molotovcocktails? Geht zur Tankstelle und schon wird die untere Ansicht zur Zapfsäule, an der ihr Flaschen zuerst mit Benzin und anschließend mit einem Stück Tuch vollstopft. Müllsäcke werden mit dem Touchpen zur Seite geworfen, um anschließend im Müllcontainer nach brauchbaren Items suchen zu können. Rubbellose freirubbeln, Autos kurzschließen, Alarmanlagen kaputthauen, Tattoos stechen (super!)… die Liste ließe sich noch um einige Einträge fortsetzen. Letztlich alles Spielereien, die aber eben oft so witzig von der Idee und damit ungemein auflockernd wirken. Außerdem dient euch der Touchscreen zum Abrufen eurer E-Mails, dem Verwalten eures Inventars und zur Navigation per GPS-System/Karte. Alles wunderbar aufgeräumt, leicht und intuitiv zu bedienen. Top!


Molotovcocktails bastelt ihr euch über ein Minispiel per Touchscreen. Man beachte den Namen des Kraftstoffanbieters und den Slogan.

Doch auch abseits des Touchscreens haben die Entwickler saubere Arbeit geleistet und die verfügbaren Tasten sinnvoll belegt. Gas geben, rückwärts Fahren und Waffe abfeuern. Lediglich bei größeren Feuergefechten wünscht man sich ein schnelleres Umschalten zwischen den Zielen, aber auch das ist Meckern auf höchstem Niveau und benötigt ohnehin nur ein bisschen Eingewöhnung. Das trifft auch auf die Steuerung der verschiedenen Fahrzeuge zu, die nach den ersten Spielstunden in Fleisch und Blut übergeht. So dauert es auch nicht lange, bis ihr euch gekonnt während einer Verfolgungsjagd mit Vollgas durch den Verkehr schlängelt und Polizeifahrzeuge ins Abseits rammt.


Eine Welt aus Sicht einer Überwachungsdrohne
Also - wir sprechen hier von einem Spiel für den Nintendo DS. Selbstverständlich kann hier kein 3D-Feuerwerk wie auf den großen Heimkonsolen oder rechenstarken PCs abgespielt werden. Dennoch ist das, was Rockstar da mit dem Cel-Shading-Look aus dem DS zaubert einfach fantastisch! Ähnlich wie in den GTA Teilen I und II betrachtet ihr das Geschehen nämlich aus der Vogelperspektive. Jedoch ist die Stadt durchaus in 3D gestaltet und strotz nur so vor kleinen Details, die die Spielwelt lebendig machen: Passanten prügeln sich, werden überfahren, die Feuerwehr rückt zu einem Brand aus – man hat einfach trotz der Pixeloptik die Inversion einer echten Stadt. Und das ist definitiv eine großartige Leistung. Garniert wird das Ganze dann noch von den ebenfalls typischen Radiosendern, die das Spielgeschehen mit stimmungsvoller meist instrumentaler Musik untermalen. Richtig, richtig gut.


Details beleben die Welt
Wie schon gesagt, es ist eben diese lebendige Welt, die auch hier einen Großteil des Ganzen ausmacht. Aber eben auch die vielen Details. Leute lesen Zeitung, nachts ist auf den Straßen weniger los und überhaupt, überall passiert etwas. Ein Beispiel: Ihr seid auf der Flucht über Wasser, als neben euch am Pier jemand von einem Cop erschossen wird. Das Spiel geht nicht näher darauf ein, sondern überlässt es der Fantasie des Spielers, was sich dort genau abspielt. Überhaupt: organisierte Kriminalität, Drogengeschäfte, Mord – es sind ernste Themen und das Spiel ist definitiv nichts für Kinder. Der Kniff besteht allerdings darin, dass es sich zwar um ernste und durchaus reale Themen handelt, diese aber so überzogen und mit Klischees gespickt dargestellt werden, dass sie unweigerlich ins Humoristische abdriften und natürlich auch so gemeint sind. Ich jedenfalls musste allein schon bei den SPAM-Mails herzlich lachen.


Ein Umfang, der seinesgleichen sucht

Die Spielwelt steckt voller Details, die für Authentizität sorgen. Hier liest jemand Zeitung auf einer Bank.

Die Rockstar Games stehen, neben ihrer Spielwelt, für einen besonders großen Umfang. Und da macht der DS Ableger keine Ausnahme. Allein die vielen Storymissionen sollten euch gut 15 Stunden (eher mehr) unterhalten. Eine Zeit, die dank der Abwechslung wie im Flug vergeht. Dazu gibt es noch zahlreiche Nebenmissionen, Stunts, Überwachungskameras zu zerstören, Minijobs, Drogenkuriere und was nicht alles, mit dem ihr euch obendrauf beschäftigen könnt. Es ist und bleibt einfach unfassbar, was die Entwickler alles auf die kleine Speicherkarte gepackt haben. Hut ab! Ach ja, ein Multiplayer darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Hab ich zwar bisher nicht getestet, stell ich mir aber ebenfalls ganz lustig vor.


Eins noch: Das Spiel erschien ursprünglich auf dem DS und ungefähr ein halbes Jahr später auch auf der PSP. Inzwischen gibt es sogar relativ günstige Versionen für Android und iOS. Ich habe selbst etwas hin und her überlegt, da die DS Version natürlich grafisch am schwächsten aufgestellt ist. Dennoch merkt man dem Spiel einfach an, dass es eben passgenau für Nintendos Handheld entwickelt wurde. Daher glaube ich, dass hier einfach die beste und ursprünglich gedachte Version vorliegt. Ist aber sicher auch ein Stück weit Geschmackssache.

Mein Fazit

10

Meisterwerk

Meinung von AnimalM

Oh Mann, was habe ich bisher einen Spaß mit diesem Spiel. Der Humor, der Umfang, die lebendige Spielwelt - und das alles auf dem kleinen DS. Ihr merkt schon, ich gerate ins Schwärmen. Sicher, das hier ist kein GTA IV oder gar V, aber eben doch ein vollwertiges GTA. Und das mit knackigen abwechslungsreichen Missionen, die man auch mal kurz in der Bahn spielen kann. Ob nun auf dem DS, der PSP oder auf dem Phone - wer die Serie mag, sollte sich Chinatown Wars trotz des Alters nicht entgehen lassen.
Mein persönliches Highlight: Abwechslung, Abwechslung ach ja, sagte ich schon Abwechslung?

Kommentare 4

  • Für mich der beste Teil. Vor allem die freakigen Charaktere, sowie die abwechslungsreichen Missionen gestalten das Spiel so gut.

    Herz 1
  • hab es auf der Vita mal im Dreierpack mit den anderen beiden Psp Teilen geholt ,für einen 10er oder sowas für alle.Muss es mal antesten:)

    Yeah! 1