Rettung für das Metroidvania-Genre?


Die Welt von Axiom Verge


Trace erwacht an einem ungewöhnlichen Ort.

Ist es ein Traum? Eine virtuelle Realität? Oder doch vielleicht das Leben nach dem Tod? So ganz weiß auch Trace, der Hauptcharakter des Spiels, nicht, wo er da eigentlich gelandet ist. Nach einem fehlgeschlagenen Experiment stürzt das Labor, in dem er arbeitet, zusammen und Trace erwacht in einer fremden Welt. In einem modernen 8-Bit-Stil, in dem vor allem die Farben Rot und Schwarz dominieren, präsentiert sich der Planet Sudra. Von einer unbekannten Stimme angeleitet macht sich Trace in klassischer 2D-Metroidvania-Manier auf den Weg durch die befremdliche Welt von Axiom Verge mit ihren grotesken Kreaturen.

Der Axiom-Disruptor - Traces Schlüssel zur Erkundung von Sudra.

Zur Seite steht Trace dabei der Axiom Disruptor, eine High-Tech-Schusswaffe, die mithilfe zahlreicher Erweiterungen sehr vielseitig einsetzbar ist. Nach und nach kann der einstige Wissenschaftler Upgrades sammeln, die es ihm – ganz nach der bekannten Metroid-Formel – ermöglichen, den Planeten Sudra immer weiter zu erkunden und immer stärkere Gegner und sogar eindrucksvolle Bosse zu bezwingen. Doch auch wenn es Trace sehr schnell gelingt, die Quelle der mysteriösen Stimme ausfindig zu machen, so bleibt das eigentliche Rätsel um den Planeten Sudra spannend und löst sich erst ganz zum Schluss des Spiels auf.


Überraschende Ideen und verpasstes Potenzial


Schon nach kurzer Zeit muss sich Trace dem ersten Boss stellen. Eine willkommene Abwechslung zur Erkundung der fremden Welt.

Obwohl Axiom Verge sich grundsätzlich sehr stark an der klassischen Metroid-Formel orientiert, schafft es das Spiel besonders durch die kreativen Upgrades für Trace und seine Hauptwaffe zu überzeugen. Denn diese Erweiterungen kommen sehr frisch daher, sie wirken nicht wie bloße Kopien der Fähigkeiten von Samus und anderer Protagonisten des Genres. So erhält der Spieler beispielsweise ein Upgrade für die Waffe, die es ermöglicht, bei Gegnern und diversen Objekten einen „Glitch“ hervorzurufen, der je nach Situation nicht nur das Vorankommen im Spiel ermöglicht, sondern oftmals allerhand unerwartete und teils auch amüsante Nebeneffekte mit sich bringt. Viele Stunden habe ich fest damit gerechnet, irgendwann eine Art „Morph-Ball“-Fähigkeit zu erhalten, mit der Trace schmale Tunnel durchqueren kann. Überrascht musste ich jedoch feststellen, dass der Entwickler eine andere, durchaus unerwartete Möglichkeit gefunden hat, den Spieler durch diese Passagen gelangen zu lassen.

Die Waffenauswahl gegen Ende des Spiels - Wer die Wahl hat, hat die Qual...

Am Ende des Spiels kann der Spieler zwischen mehr als 20 verschiedenen Schussarten des Axiom Disruptors wählen. Von kleinen Energiekügelchen über Laserstrahlen bis hin zu Energiepeitschen bietet das Spiel eine große Vielfalt an Primärwaffen, die oft dazu verleiten, verschiedene Strategien gegen besonders aufdringliche Gegner auszuprobieren. Doch auch wenn die Waffen dem Spieler große Freiheit lassen, so unbefriedigend ist es leider, dass beinahe alle Waffenupgrades optional sind und keinerlei Bedeutung im eigentlichen Spielverlauf besitzen. Zwar merkt man gerade zu Beginn des Spiels noch, dass der Entwickler versucht hat, sich Rätsel, die den Einsatz verschiedener Schüsse bedingen, einfallen zu lassen, jedoch wird der ein oder andere Spieler zum Ende von Axiom Verge feststellen, dass er einen Großteil der Waffen nie wirklich benutzt hat. Schade, denn dadurch stellt man sich schnell die Frage, wofür man die ganzen Upgrades eigentlich sammelt.


Fiese Verstecke und frustrierende Momente


Schritt für Schritt offenbart sich dem Spieler die beträchtliche Spielewelt auf dem Kartenbildschirm.

Auch wenn Axiom Verge insgesamt eine solides Gameplay bietet, das zeigt, dass das Metroidvania-Genre noch immer neue, aufregende Spielerfahrungen liefern kann, erwartet den Spieler auch hier der ein oder andere Frustmoment. Zwar bietet das Spiel neben den bereits genannten Primärwaffen mit zahlreichen Sekundärfähigkeiten sowie Verstärkungen für Gesundheit und Waffenschaden eine gewaltige Anzahl an sammelbaren Upgrades, allerdings sind viele davon gut versteckt – manche sogar etwas zu gut. Nicht nur dass der Spieler für manche Boni außerordentlich kryptische Rätsel lösen muss, die Spielewelt hält auch noch fünf zufällig platzierte Geheimgebiete mit zusätzlichen Upgrades bereit – vorausgesetzt man kann diese ausfindig machen. Bei der Suche nach Geheimnissen erweist sich die spielinterne Karte allerdings oftmals als nicht besonders hilfreich. Sie zeigt nämlich lediglich das Layout der Räume, Markierungen für versteckte Upgrades, wie man sie beispielsweise aus den Metroid-Titeln für den Game Boy Advance gewohnt ist, sucht der Spieler hier vergeblich. Obgleich es die Karte dem Spieler erlaubt, zwei Markierungen zu setzen, sind diese oftmals bei vielen auffälligen Stellen, an denen man versteckte Items vermutet, völlig unzureichend.

Die Teleport-Fähigkeit sieht nicht nur spektakulär aus, sondern zerstört auch besondere Wände.

Sehr erfreulich ist die Tatsache, dass dem Spieler von Axiom Verge die Möglichkeit gegeben wird, die Steuerung individuell anzupassen und die Buttons nach eigenen Wünschen zu belegen. Auch wenn die Steuerung in den meisten Fällen sehr intuitiv wirkt, so liegt hier der für mich größte Frustfaktor des Spiels. Ein Upgrade für Traces Anzug erlaubt es dem Spieler, sich über kurze Strecken zu teleportieren. Hierfür muss man zweimal schnell in die Richtung steuern, in die man sich teleportieren möchte. Leider ist die Eingabe mit dem Analog-Stick hierfür so unpräzise, dass der Spieler oft dazu gezwungen wird, auf das Steuerkreuz zurückzugreifen. Möchte man sich diagonal teleportieren, muss man sich häufig sogar auf mehrere Versuche einstellen, bis die Spielfigur auch tatsächlich das tut, was der Spieler von ihr möchte. Dass dieser Fähigkeit kein eigener Button zugewiesen wurde, kann schnell in frustrierenden Momenten enden.


Eine Liebeserklärung an das Metroidvania-Genre


Ist dieser große Kopf der Ursprung der mysteriösen Frauenstimme?

Bemerkenswert ist, dass das gesamte Spiel von nur einer Person entwickelt wurde. Charakter-, Gegner- und Leveldesign sowie der energiegeladene Soundtrack zeugen von der Liebe des Entwicklers für das Metroidvania-Genre. Von Anfang bis Ende schafft es Axiom Verge, den Spieler auf eine atmosphärische Reise in eine fremde und bedrohliche Welt mitzunehmen. Doch gleichzeitig kommt diese Welt dem Spieler auch überraschend vertraut vor. Genau wie im allerersten Metroid-Titel bewegt sich der Spieler durch türähnliche Schleusen von Raum zu Raum und die Art, wie der Axiom Disruptor gleich zu Beginn des Spiels wenige Schritte nach links zu finden ist, wirkt wie eine Erinnerung an das Einsammeln des Morph-Balls im Jahr 1986. Zugegeben, die ständigen Vergleiche mit dem Metroid-Franchise lassen den Anschein erwecken, Axiom Verge wäre nicht mehr als ein liebloser Klon von Nintendos einstiger Erfolgsformel, doch dieser Schein trügt. Mit seinem Spiel ist es dem Entwickler Thomas Happ gelungen, dem Genre seinen eigenen Stempel aufzudrücken und zu zeigen, dass es auch nach 30 Jahren noch möglich ist, mit frischen Ideen und überraschenden Neuerungen zu überzeugen.


Mein Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Valnar275

Axiom Verge zeigt, dass es dem Metroidvania-Genre auch 30 Jahre nach dessen Begründung noch gelingt, Spieler mithilfe von kreativen Ideen und solidem Gameplay in fremde Welten zu entführen. Doch auch wenn der Titel für Fans des Genres schon beinahe als Pflichtkauf eingestuft werden kann, so bietet Axiom Verge auch Neueinsteigern zwischen 15 und 20 Stunden Spielspaß und das Gefühl, eine fremde Welt erobern und selbst die abscheulichsten Kreaturen bezwingen zu können. Leider trübt das bereits beschriebene Steuerungsproblem den Spielspaß das ein oder andere Mal, was zeigt, dass auch bei dieser Liebeserklärung an das Metroidvania-Genre noch Luft nach oben bleibt.
Mein persönliches Highlight: Im dunklen Zimmer Axiom Verge mit seinem pulsierenden Soundtrack schön laut aufdrehen und fiesen Kreaturen den Garaus machen.

Kommentare 2

  • Hat mir auch sehr gefallen das Spiel

  • Sehr schöner Test. Das Spiel interessiert mich schon länger und kommt nach der Beschreibung definitiv auf meine Liste :)