Vorschau zu Pokémon Strahlender Diamant - Nintendo Switch
Vergangener Welterfolg mit modernem Twist
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13. Oktober 2021 um 15:00 - Simon Münch
Es gibt verschiedenste Spiele, die durch ihr Alter oder ihre Popularität echte Nostalgie versprühen. Zwei dieser Titel wären wohl die Pokémon-Meilensteine Pokémon Diamant-Edition und Pokémon Perl-Edition. Im Jahre 2007 bekamen Europäer die ersten Pokémon-Titel, die den Dual Screen des Nintendo DS nutzten. Nicht nur machten diese Titel den damals aktuellen Handheld attraktiver, sondern gehören heute noch mit zu den erfolgreichsten Ablegern der Pokémon-Reihe. Nach knapp 15 sehr langen Jahren lädt The Pokémon Company gemeinsam mit Nintendo erneut zum Abenteuer in die Sinnoh-Region. Dieses Mal ist aber nicht GAME FREAK hauptverantwortlich in der Produktion des Spiels. Das Studio ILCA, welches bereits durch die Entwicklung von Pokémon HOME bei Kennern bekannt sein sollte, hat die ehrwürdige Aufgabe übernommen, die einst so geliebten Titel neu auf die Nintendo Switch zu bringen. Mit Dank an das von Nintendo entgegengebrachte Vertrauen hatten wir nun die einmalige Gelegenheit, vorab einen genauen Blick auf Pokémon Strahlender Diamant und Pokémon Leuchtende Perle zu werfen.
Die Handlung der Originaltitel wurde übernommen. Demnach handeln Pokémon Strahlender Diamant und Pokémon Leuchtende Perle von einem epischen Abenteuer in der Sinnoh-Region. Durch voreilige Handlungen gelangt ihr an ein Starterpokémon, mit welchem ihr die Region bereisen dürft. Es ist nicht nur das Ziel, immer stärker zu werden, um am Ende vielleicht sogar die Krone des besten Trainers der Region zu tragen, nein, der hiesige Professor Eibe vertraut euch eine zentrale Mission seiner Forschung an: die Vervollständigung des Pokédex, dem Lexikon über alle Pokémon der Region. Also streift ihr durch die lebendige, an Hokkaido angelehnte Region und kämpft gegen Trainer, fangt verschiedenste Pokémon und erkundet ein mythologisches Geheimnis.
Kämpft mit den bekannten Sinnoh-Pokémon. Welches Starter-Pokémon wird euer treuer Begleiter?
© Nintendo / Creatures / GAME FREAK
Die Geschichte ist damals wie heute typisch für Pokémon. Zurückkehrende Spieler werden sich in einer liebgewonnenen Handlung wiederfinden und diese im neuen Glanz erleben dürfen. Neueinsteiger werden zu Beginn sanft an das Franchise herangeführt und erleben eines der epischsten Abenteuer der Pokémon-Geschichte. Die ehemals genutzte Pixelgrafik der Originaltitel ist hierbei für 3D-Modelle gewichen. Statt sich einer Grafikkunst wie bei Pokémon Schwert und Pokémon Schild oder wie bei den Pokémon Let's Go-Titeln zu bedienen, wurde ein ganz eigener stilistischer Weg eingeschlagen. Vergleichbar mit dem Chibi-Stil sind die Charaktermodelle klein, mit großen Köpfen und einfach knuffig anzusehen. Die Umgebung ist eine vollständige Übersetzung des Originals. Auch wenn alles in 3D neu aufgearbeitet ist, orientiert sich jedes noch so kleine Detail sehr stark an den Grundlagen. So lässt euch auch die Kameraposition erneut von schräg oben auf das Abenteuer blicken. Beim Laufen seid ihr aber wiederum nicht mehr auf die Quadrate der Nintendo DS-Titel angewiesen. Statt nur stumpf in alle vier Himmelsrichtungen steuern zu können, dürft ihr euch frei bewegen.
Detailverliebt zeichnet ILCA ein sehr lebendiges und leuchtendes Bild von der Sinnoh-Region. Die Modelle der Pokémon und die der Charaktere sind vollständig animiert und in 3D umgesetzt. Tatsächlich wirken alle Modelle sehr weich, was an der kaum zu sehenden Outline der Modelle liegt. Die Animationen sind, so weit wir das gesehen haben, neu ausgestaltet. Angriffsanimationen orientieren sich ebenfalls am Original mit einem zusätzlichen dreidimensionalen Twist. Während der Kämpfe, welche wieder im klassischen rundenbasierten Kampfsystem umgesetzt sind, sind die Charaktermodelle nicht mehr im Chibi-Look zu sehen. Dort hat sich das Produktionsteam für natürlichere Proportionen der Trainer entschieden. Kontrovers im Bereich Kampf kann man den EP-Teiler sehen. Dieser vergibt wie auch in den Titeln der aktuelleren Generationen Erfahrungspunkte an alle Teammitglieder. Je länger ihr das Spiel vor Augen habt, desto mehr wird klar, dass diese Wahl des Grafikstils sehr gut passt. Einerseits ist es möglich, das Original nachzuempfinden und dessen Wurzeln zu würdigen. Andererseits bekommt das Spiel eine moderne, niedliche Note, die besonders Kinder und Jugendliche ansprechen wird. Diese Grafik stimmt zudem nostalgisch – vor allem, wenn man als Erwachsener erneut in den Titel seiner Kindheit eintaucht.
Kämpfen, Fangen und lange Wanderschaften durch eine umfassende Region zeichnen Titel der Pokémon-Reihe seit jeher aus. Angenehme Abwechslung bieten Pokémon Strahlender Diamant und Pokémon Leuchtende Perle in Herzhofen, der wichtigsten Stadt für Pokémon-Liebhaber der Sinnoh-Region. Altbekannte Gebäude und Orte sind ein weiteres Mal mit modernen Verbesserungen erkundbar. Zentrum der Stadt ist die Wettbewerbshalle. Stellt eure Pokémon in verschiedenen Bereichen wie Coolness, Schönheit oder Klugheit auf die Probe. Kann euer Pokémon das Publikum begeistern?
Mit viel Glanz dürft ihr mit euren Pokémon an den Wettbewerben teilnehmen. Dabei stehen euer rhythmisches Geschick sowie das Talent eures Pokémon im Mittelpunkt.
© Nintendo / Creatures / GAME FREAK
Die Wettbewerbe in Herzhofen haben starke Änderungen erfahren. Auf den ersten Blick wirkt es so, als hätten die Wettbewerbe an Tiefe verloren. Auffällig ist die Änderung des Ablaufs der Wettbewerbe. Statt der drei Runden Schmücken, Tanzen und Attackenvorführung gibt es nun einen großen Tanzwettbewerb. Bei diesem müsst ihr im korrekten Rhythmus die Aktionen auf dem Bildschirm ausführen. Durch mehrfach korrekt ausgeführte Aktionen dürft ihr auch Attacken einsetzen. Manchmal könnt ihr sogar eure Attacken mit den Angriffen der Gegner kombinieren und noch mehr Punkte herausholen. Bewertet wird am Ende die Leistung aus diesem Tanz und die Begeisterung des Publikums bei der anfänglichen Vorstellungsrunde.
Apropos Vorstellungsrunde: Der ein oder andere Leser wird sich vielleicht noch an die Pokéball-Kapseln mit den Stickern erinnern. ILCA enttäuscht diesbezüglich nicht und liefert auch dieses schicke Gameplay-Element. Statt nur dekorativer Funktion haben diese Sticker auch eine andere wichtige Aufgabe: Punkte sammeln. Im Wettbewerb werden zunächst alle vier Teilnehmer gezeigt und deren Pokémon vorgestellt. Je passender eure Sticker zu dem Wettbewerb passen, desto mehr begeistertes Klatschen gibt es aus dem illustren Publikum. Sticker sind aber nicht nur in Wettbewerben zu bewundern. Wenn ihr ein Pokémon in den Kampf schickt, wird die Anfangsanimation durch die Animation der verschiedenen Sticker ergänzt. Sie werden dieses Mal übrigens nicht an einem 2D-Modell angelegt. Stattdessen bekommt ein frei drehbares 3D-Modell eines Pokéballs, das an jeder Ecke mit einem Sticker beklebt werden kann. Aber nicht nur eure Pokébälle werden glänzen dürfen. Auch eure Spielavatare könnt ihr mit verschiedenen Kostümen schmücken und so euer Abenteuer ein Stück individueller gestalten.
Um euren Pokémon zu helfen, in den verschiedenen Wettbewerbs-Kategorien erfolgreicher zu sein, gibt es die lokale Spezialität namens Knursp. Knurspe sind verschiedenfarbige Küchlein, die man mithilfe von sammelbaren Beeren selbst backen kann. Durch Rühren könnt ihr je nach eurem Backtalent und natürlich der Qualität eurer Beeren verschiedenste Geschmacks- und Qualitätsstufen erreichen. Je hochwertiger der Knursp, desto stärker verbessert sich der Wert eures Pokémon, der zur Geschmacksrichtung passt.
Nach der Wettbewerbshalle einer der wichtigsten Ort der Stadt Herzhofen ist der Platz der Treue. Unternehmt ihr einen Ausflug mit eurem Team in den Park, dann springen alle aus ihren Bällen und laufen frei herum. Ihr könnt dabei mit euren Pokémon interagieren oder andere NPCs im Park ansprechen. Verschiedene interessante Schätze liegen ebenfalls dort verteilt. Wer weiß, was euer Team dort finden wird? Gekrönt wird dieser Ausflug über die Möglichkeit, dort seine Knurspe zu backen. Gemeinsam mit eurem Team stellt ihr euch um die riesige Kochschüssel und beginnt zu backen. Das Produktionsteam ILCA verspricht in dieser überarbeiteten Parkanlage entspannte Stunden. Statt sich aber stur an die Limitierung des Originaltitels zu halten, gibt es nun positive Verbesserungen, die allen Trainern gefallen sollten.
Während in Herzhofen Glanz und Gloria vorherrscht, gibt es unterhalb der Sinnoh-Region ein riesiges Tunnelsystem, das nach abenteuerlustigen und fleißigen Minenarbeitern sucht. Im Verlauf der Handlung erhaltet ihr Zugang zu dieser riesigen, unterirdischen Welt. Bekannte Gameplay-Elemente wie das Minispiel zum Ausgraben von Scherben und Sphären oder das Ausgestalten seiner Geheimbasis sind auch in Pokémon Strahlender Diamant und Pokémon Leuchtende Perle mit dabei. Damit ist es aber mit dem Untergrund nicht getan. Besonders wagemutige Untergrundforscher werden vielleicht auf mysteriöse Kammern, sogenannte Pokémon-Unterschlupfe, treffen, in welchen sich wilde Pokémon herumtreiben.
Eines der schweißtreibendsten Minispiele findet seinen Weg auf die Nintendo Switch.
© Nintendo / Creatures / GAME FREAK
Zückt eure Bälle und fangt sie alle. Das kann sich besonders für den Spielverlauf lohnen. Denn in den Unterschlupfen gibt es Pokémon zu fangen, die man im normalen Spielverlauf nicht bekommen kann. Besonders das einstige Problem der fehlenden Anzahl an Pokémon des Typs Feuer ist damit behoben. Ein Hundemon haben wir bereits in den finsteren Tiefen identifizieren können. Ergänzt werden diese Kammern durch die Geheimbasis. Wenn ihr durch Ausgrabungen verschiedene Statuen findet und diese dann in eurer Basis aufstellt, ändern sich auch Pokémon, die sich in den Kammern aufhalten. Einige Statuen, die zu erblicken waren, sind Galagladi, Stahlos oder auch Lucario. Dabei sind die Kammern an verschiedenen Biotopen orientiert. Je nach Biotop finden sich Pokémon verschiedenster Typen wieder. Orte wie ein Vulkangebiet, eine frostige Tundra, eine Wüste oder ein Flussbereich warten nur darauf, erkundet zu werden. Highlight dieser Orte ist, dass sich die Pokémon nicht in Gräsern verstecken, sondern in der Welt für euch sichtbar herumlaufen – ähnlich wie in Pokémon Schwert und Pokémon Schild.
Langeweile sollte da als Einzelspieler keine Aufkommen. Falls doch, lohnt es sich, die Multiplayer-Optionen auszutesten. Über den lokalen oder Online-Multiplayer ist es möglich, mit Freunden gemeinsam die dunklen Weiten der Sinnoh-Höhlen zu erkunden. Auch der Konnex-Klub feiert im Multiplayer sein Comeback mit verschiedenen verbesserten und altbekannten Möglichkeiten des Pokémon-Tausches und Kampfes. Welche Neuerungen euch hier darüber hinaus erwarten, ist bisher noch nicht ersichtlich.
Viele verschiedene Elemente aus den alten Titeln haben ihren Weg in die Neuauflagen für die Nintendo Switch gefunden. Die Pokémon-Armbanduhr Pokétch kann wieder durch seine vielen verschiedenen Optionsmöglichkeiten glänzen. Hierbei hat die Uhr drei verschiedene Ansichtsmöglichkeiten: versteckt, klein eingeblendet oder voll eingeblendet. Die kleine Einblendung befindet sich am Bildschirm links oben und lässt sich über einen Tastendruck einfach verkleinern oder vergrößern. Die verschiedenen Features der Uhr sind ebenfalls enthalten und sogar durch neue Optionen ergänzt. So gibt es ein Menü in der Uhr, mit welcher man VM-Attacken einfach auslösen kann.
Die Pokémon-Unterschlupfe sind nicht nur die Heimat seltener Pokémon. Hier zeigt sich die Schönheit der neuen Sinnoh-Region besonders gut.
© Nintendo / Creatures / GAME FREAK
Weiter weg von den Originalen ist die Möglichkeit, dass es ab einem bestimmten Punkt im Spiel möglich ist, dass Pokémon euch hinterherlaufen. Dabei ist es nicht das erste Pokémon im Team, das euch folgt. Ihr könnt frei aussuchen, welches Pokémon aus eurem Team mit euch wandern gehen darf. Dieses Feature ist im Franchise und auch bei den ursprünglichen Titeln nicht ganz unbekannt. In Pokémon Diamant-Edition und Pokémon Perl-Edition konnte man im Park der Treue mit einem Pokémon spazieren, das zu einer bestimmten Liste gehörte. In Pokémon Goldene Edition HeartGold und Pokémon Silberne Edition SoulSilver kam dann erstmals die Möglichkeit dazu, sich auch im regulären Abenteuer von seinen Pokémon begleiten zu lassen. Hier hat sich ILCA ein Fleißsternchen verdient, da definitiv auf Wünsche der Fans eingegangen wurde.
Insgesamt machen die Titel Pokémon Strahlender Diamant und Pokémon Leuchtende Perle bisher einen sehr soliden Eindruck. Es gibt nicht nur eine starke Orientierung an den Wurzeln. Das Entwicklerteam rund um ILCA hat versucht, ein altes Sinnoh modern umzusetzen, was nach angesichts des bisherigen Materials gelungen ist. Viele kleine Verbesserungen und Veränderungen geben den erfolgreichen Spielen mehr Qualität, die man als Spieler überwiegend zu schätzen wissen wird. Grafisch hebt sich das Spiel von anderen Titel der Pokémon-Reihe angenehm ab. Neben einem detailgetreuen, dreidimensionalen Nachbau der Sinnoh-Region lassen sich in der Umgebung verspielte Details entdecken, die die Schönheit von damals auf ein neues Level hebt. Das Wiegen der Blumen und die Schatten der Wolken tun ihr Übriges, um ein vollständig überzeugendes Bild abzugeben. Etwas bitter aufstoßen könnte dem ein oder anderen die Tatsache, dass Story-Inhalte von Pokémon Platin laut bisherigem Informationsstand keinen Platz finden werden.