Ein wahrgewordener Traum für jeden Potterhead
Die Magie rund um den Jungen, der überlebte, hat Millionen von Menschen seit Veröffentlichung des ersten Buches begeistert. Die Bücher erklommen nach und nach die Bestsellerlisten und auch die Filme konnten unzählige Fans in die Kinos locken. In der Welt der Videospiele fehlte jedoch seit Anbeginn ein Spiel, dass der Welt von Harry Potter gerecht werden konnte. Die Versuche, die Welt auf Konsole oder PC zu bringen, gelang mehr schlecht als recht, bis sich das Entwicklungsstudio Avalanche Software der Mammutaufgabe stellte und das Action-Adventure Hogwarts Legacy ankündigte. Schon seit der Ankündigung wusste jeder Fan, dass dieses Spiel entweder komplett in die Hose gehen würde oder aber endlich das Abenteuer werden würde, dass sich Fans schon immer gewünscht haben. Ich habe das Wutschen und Wedeln mit meinem PlayStation 5-Controller ordentlich geübt und einen ersten Blick in die Fassung für die Sony-Konsole geworfen und verlaufe mich noch immer in den Gängen der bekanntesten Schule für Hexen und Zauberer auf der ganzen Welt.

Der Unterricht ist nur ein kleiner Teil des Spiels und macht dennoch Spaß.
© Warner Bros. Games / Portkey Games / Avalanche
Eure Reise nach Hogwarts im 19. Jahrhundert beginnt, wie man es auch nicht anders erwartet, mit einem Brief. Denn ihr dürft im 5. Schuljahr die Schule betreten, was durchaus ungewöhnlich ist. Warum ihr so spät die Hallen betretet, wird erst einmal nicht näher erklärt, allerdings ergibt es im Spielverlauf alles einen Sinn. Zunächst jedoch werdet ihr in den Charakter-Editor geschickt, in dem ihr aus einer recht großen Auswahl an Anpassungsmöglichkeiten euren Spielcharakter erstellen könnt. Hier müsst ihr euch auch auf kein Geschlecht einigen und nachdem ihr euch einen Namen gegeben habt, geht es auch schon los.
Wie man es von der Welt kennt, läuft nicht alles nach Plan und nach den ersten dramatischen Ereignissen ist der nächste Schritt die Eröffnungszeremonie des Schuljahres, wo ihr auch in euer Haus gesteckt werdet. Hier könnt ihr euch auf die Empfehlung des Sprechenden Huts verlassen oder aber selbst entscheiden, in welches der vier Häuser ihr möchtet. Wenn ihr euch zu seiner Zeit bei Pottermore oder der späteren Wizarding World angemeldet habt, könnt ihr eure Eigenschaften wie Haus, Patrons und Zauberstab auch von dort importieren. Danach seid ihr auch schon Teil von Hogwarts und das Abenteuer in der offenen Welt kann beginnen.
Schon zu Beginn ist klar, dass wieder dunkle Mächte am Werk sind und euer Charakter über eine seltene, alte Magie verfügen kann, die nur wenige sehen oder wirken können. Daher geratet ihr auch in den Konflikt zwischen Kobolden und Menschen, der zwar in sich logisch ist, sich aber leider erneut an dem bereits bekannten und alten antisemitischen Narrativ bedient, das man bereits aus der Welt von Harry Potter kennt. Nichtsdestotrotz werdet ihr mitten ins Geschehen geschleudert und müsst mit Hilfe von verschiedenen Charakteren die Hauptgeschichte bestreiten. Hier warten auch größere Questreihen und verschiedene Prüfungen auf euch, die eine Mischung aus Kämpfen und Rätseln sind. Hier braucht man zwar etwas Hirnschmalz und magische Fähigkeiten, aber meist sind diese recht leicht zu lösen.

Natürlich sucht der Zauberstab euch aus und nicht umgekehrt.
© Warner Bros. Games / Portkey Games / Avalanche
Ein Open-World-Spiel wäre aber nichts ohne die unzähligen Nebenquest, die zum Teil großartig inszeniert sind und der ganzen Welt ihren Tiefgang verleihen. Denn sie nehmen euch teilweise mit in den Alltag der Bewohner von Hogwarts oder der angrenzenden Dörfer und belohnen euch mit Erfahrungspunkten und vielen nützlichen Gegenständen. Manche Aufgaben wiederholen sich zwar, aber dadurch, dass die Welt, die Zaubersprüche und alles wunderbar ineinander greifen, werden sie kaum langweilig.
Das gleiche gilt für das Erkunden, denn nicht nur die Welt um Hogwarts herum ist riesig, sondern auch das Schloss selbst lädt regelrecht zum Verlaufen ein. Wie oft habe ich mich dabei erwischt, dass ich eigentlich eine Quest erledigen wollte, einen neuen Gang entdeckt habe und zwei Stunden später dann doch endlich mal die ursprüngliche Quest abgeschlossen habe. Denn das, was die Entwicklerinnen und Entwickler hier geschaffen haben, ist ein regelrechter Liebesbrief an die Fans mit einer unglaublichen Detailverliebtheit, sodass man manchmal wirklich stehen bleibt, um zu Staunen, zu Schmunzeln oder sogar wehmütig drein zu blicken. Die, die die Welt bereits kennen, fallen in einen Sog aus Nostalgie und die, die neu in Hogwarts sind, bekommen die Geschehnisse und Eigenheiten wunderbar von der Schülerschaft oder Sammelobjekten erklärt.
Laufen ist natürlich irgendwann nur noch etwas für Muggel, denn mit dem Besen sind vor allem weit entfernte Orte viel schneller zu erreichen. Das geht zwar auch über das Flohnetzwerk, allerdings muss jeder Kamin erst einmal besucht werden, damit er aktiv ist. Hier macht also der frühe Kauf eines Besens Sinn, denn damit könnt ihr auch einmal quer über den Großen See fliegen. Jeder weiß nämlich, dass man darin lieber nicht schwimmen geht. Die Steuerung ist zwar zu Beginn gewöhnungsbedürftig, aber mit etwas Übung klappt auch das Fliegen recht gut. Ob man Quidditch nun vermisst oder nicht ist Geschmacksache, aber es gibt für alle Fans des luftigen Ritts immerhin Wettrennen, die ihr absolvieren könnt.
Wer aber genug vom ruhigen Erkunden hat, der wird sich schnell in den ersten Kämpfen wiederfinden, die wirklich Spaß machen. Sie sind dynamisch, fühlen sich immer neu an und durch die verschiedenen Zaubersprüche könnt ihr eurem Gegenüber richtig einheizen. Hier könnt ihr vom simplen Expelliarmus-Spruch Gebrauch machen oder euch auch an den unverzeihlichen Flüchen bedienen, denn ein Talentbaum ermöglicht euch auch das Skillen der Dunklen Künste. Die Kämpfe sind je nach Schwierigkeitsstufe des Spiels (die ihr jederzeit im Menü ändern könnt) unterschiedlich herausfordernd, sodass auch anspruchsvolle Spielerinnen und Spieler auf ihre Kosten kommen werden. Spannend ist auch, dass ihr die Umgebung miteinbeziehen und eurem Gegenüber Kisten oder ähnliche Sachen an den Kopf donnern könnt. Neue Zaubersprüche lernt ihr im Verlauf des Spiels unter anderem über verschiedene Quests und nicht immer klassisch im Unterricht.

Die Welt ist unglaublich detailverliebt, man kann sich kaum sattsehen.
© Warner Bros. Games / Portkey Games / Avalanche
Apropos Unterricht! Der normale Schulalltag will ja auch noch gelebt werden, obwohl der deutlich in den Hintergrund rückt, nachdem ihr in jedem Fach eine Stunde besucht habt. Zudem bekommt ihr Zugang zum Raum der Wünsche, in dem ihr Zaubertränke brauen, Kräuter anbauen oder magische Geschöpfe züchten könnt. Dadurch braucht ihr nicht mehr den Unterricht besuchen, sondern könnt alles in einem Raum erledigen, den ihr sogar selbst gestalten könnt. Hier stehen euch verschiedene Dekorationen zur Verfügung und selbst die Wände, Böden und Fenster könnt ihr individuell anpassen.
Was die Grafik und Performance angeht, macht das Spiel auf der PlayStation 5 eine enorm gute Figur. Hier läuft alles butterweich und selbst in actionreichen Kampfszenen ruckelt nichts. Hier kann auch die clevere Kameraführung punkten, denn ihr behaltet trotz turbulenten Kämpfen immer alles im Blick. Zudem stehen euch drei verschiedene Grafikmodi zur Verfügung, die einmal die Performance oder die Qualität mit und ohne Raytracing in den Vordergrund rücken. Egal für welchen Modus ihr euch entscheidet, das Spiel sieht einfach nur unglaublich gut aus. Die vielen Details, die in der Landschaft, den verschiedenen Räumen oder in den Outfits des Charakters stecken, tragen zur allgemeinen Atmosphäre bei, die man sich von dem Spiel erwartet hat.
Auch der Soundtrack untermalt das Spiel wunderbar und nicht selten hört man vertraute Töne aus den Filmen. Die komplette Vertonung ist ebenfalls gut gelungen, auch wenn die Gespräche manchmal sehr aufgesetzt wirken. Aber die deutschen Sprecher machen eine gute Arbeit und selbst der eigene Charakter ist aktiv in Gesprächen beteiligt, auch wenn die eigene Figur manchmal wie ein Schluck Wasser in der Kurve wirkt. Bei der PlayStation 5-Version wurde auch der DualSense Controller wunderbar integriert und alles fühlt sich dadurch viel realer an, da auch verschiedene Geräusche oder Stimmen direkt aus dem Controller kommen. Selbst das Menü mit den verschiedenen Unterpunkten ist unglaublich schön gemacht, intuitiv und trotz der vielen verschiedenen Kategorien übersichtlich gestaltet.
Unsere Prognose
