Vorschau zu Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon - Nintendo Switch
Bayonetta mal (ganz) anders
Ich geb es gerne zu: Als ich in Bayonetta 3 nach langer Sucherei endlich entschlüsselt hatte, wie sich das Alte Bilderbuch öffnen lässt, war ich äußerst erstaunt über den Anblick, der sich mir als nächstes bot. Eine kindliche Cereza befand sich, mit ihrem Stofftier Cheshire fest in die Arme geschlossen, plötzlich in einer zauberhaften Welt, deren Artstyle so gar nichts mit dem, was das Spiel bisher zu bieten hatte, gemein hatte. Ein Weg durch einen zauberhaften Wald tat sich vor ihr auf, untermalt von mystischen Klängen. Doch viel mehr, als den Weg entlangzulaufen, war der jungen Hexe nicht möglich – mit der Ausnahme von rot leuchtenden Pflanzen, auf die sie einen Zauber wirken konnte, der sie zu einer Art kleinem Rhythmusspiel tanzen ließ, um besagte Pflanzen wachsen zu lassen. Nach wenigen Minuten war der Ausflug in dieses sonderbare Bonuskapitel vorbei, in großer Schrift stand „Fortsetzung folgt ...?“ auf dem Bildschirm geschrieben und das Bilderbuch blätterte rasch vorwärts, während es dabei erste Einblicke in eine völlig neue Geschichte rund um die namensgebende Umbra-Hexe bot.
Zum Glück mussten Bayonetta-Fans nicht lange darauf warten, was es denn nun genau mit diesem Teaser auf sich hatte. Knapp zwei Monate später enthüllte Nintendo bei den The Game Awards 2022 mit Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon den neuesten Titel aus dem Hause PlatinumGames. Und auch das hier gebe ich gerne zu: Ich war skeptisch. Skeptisch, ob das gezeigte Material eines Prequels zur Bayonetta-Reihe, welches nicht nur einen völlig anderen Artstyle, sondern auch ein ganz anderes Genre bedienen soll, das Zeug dazu hat, ein komplettes Spiel zu füllen und dabei eine interessante und spielenswerte Erfahrung bieten kann. Diese Skepsis erhöhte sich nur noch mehr, als ich zu Beginn der Vorbestellungsphase des Titels einen Blick auf den verlangten Preis bei den einschlägigen Onlinehändlern warf.
Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon entführt euch in den mystischen Wald von Avalon, in den sich die Junghexe Cereza, selbst noch unerfahren und ohne jegliche Möglichkeit zur Verteidigung, entgegen der deutlichen Warnungen ihrer Lehrmeisterin begibt, um einen Weg zu finden, ihre Mutter wiederzusehen. Blöd nur, dass der Wald von einer ganzen Menge Feen besiedelt ist. Wer sich diese nun als nette, hilfsbereite Wesen, die gerne ihre magischen Fähigkeiten mit Besuchern teilen, vorstellt, wird hier böse enttäuscht. Böse im wahrsten Sinne des Wortes. Die Feen, deren Design in diesem Spiel eher an Kobolde und Waldgeister erinnern, warten nämlich nur darauf, dass sich wehrlose Kinder in ihren Wald verirren, um sie schließlich zu entführen. Als es dann zu einer ersten Konfrontation kommt, gelingt es Cereza mit Mühe und Not einen Dämon herbeizubeschwören, der sich in ihrer Plüschkatze Cheshire einnistet. Nimmt er seine Dämonengestalt an, wird er zu einer wilden Bestie, die mit ihren mächtigen Pranken ordentlich austeilt und den Feen den Garaus macht. Und so entspinnt sich eine zauberhafte Geschichte über ein ungleiches Paar wider Willen, das mehr oder weniger zusammenarbeiten muss, um dem Wald und den darin hausenden Feen zu entgehen.
Gemeinsam sind wir stark! Während Cereza Gegner mit ihrer Magie fesselt, kann Cheshire sie ordentlich verdreschen.
© Nintendo / SEGA
Die Betonung liegt hierbei auf zusammenarbeiten, denn genau daraus besteht das Gameplay von Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon maßgeblich. Anders als die Hack-'n'-Slay-Actionspektakel, für die die Bayonetta-Reihe eigentlich bekannt ist, handelt es sich bei diesem Prequel um ein Puzzle-Adventure mit gelegentlichen Action- und Platformer-Elementen. Das Besondere: Ihr kontrolliert dabei mit dem linken Joy-Con (oder der linken Hälfte eures Controllers) Cereza, mit dem rechten Joy-Con (oder analog der rechten Hälfte eures Controllers) Cheshire. Was sich zunächst nach anstrengendem Denken und verwirrtem Herumlaufen mindestens einer der beiden Charaktere, anhört, entwickelt sich jedoch schnell zu einem spannenden, in Fleisch und Blut übergehenden Spielprinzip.
Dieses Spielprinzip wird immer wieder genutzt, um kleine Rätseleinlagen zu bestreiten, ist jedoch auch im Kampf eure einzige Möglichkeit, euch der Feen zu erwehren. Cereza selbst kann mit ihrer Magie Feinde nämlich lediglich fesseln und dadurch bewegungsunfähig machen. Um ihnen ordentlich eins auf die Mütze zu geben, braucht ihr Cheshire, der mit seinen Krallen wild um sich schlagen kann. Im Laufe des Spiels schaltet ihr weitere Fähigkeiten frei, um den beiden beispielsweise Kombo-Möglichkeiten oder Cheshire elementaren Schaden zu geben. Letzterer kann auch in der Umgebung genutzt werden, um mit Objekten zu interagieren, die nur von bestimmten Elementarkräften beeinflusst werden können. So kommt ihr nicht nur in der Handlung voran, sondern könnt auch das ein oder andere Geheimnis im Wald entdecken und dafür kleine Belohnungen einheimsen.
Elementarenergie verleiht Cheshire nicht nur ein anderes Aussehen, sondern auch andere Fähigkeiten
© Nintendo / SEGA
Optisch präsentiert sich das Spiel aus einer isometrischen Perspektive, die euch die ganze Schönheit des Walds von Avalon, der wie ein Aquarell gezeichnet ist, bewundern lässt. Dabei wurde auf viel Liebe zum Detail geachtet und besonders die Licht- und Nebeleffekte geben der Spielwelt von Anfang an ein geheimnisvolles Flair. Erzählt wird die Geschichte auf den Seiten eines Bilderbuchs, weshalb Zwischensequenzen durch ein „Weiterblättern“ der Seiten dargestellt werden und sich die Szenen dabei wie kleine Kunstwerke entfalten. Die musikalische Untermalung unterstützt dies durch für die Serie ungewohnt ruhige Klänge, die in Actionmomenten jedoch auch mit kräftigeren Tönen zu überzeugen wissen und hin und wieder Anspielungen an die aus der Bayonetta-Reihe bekannten Melodien bieten. Passend zum Setting und Artstyle erwarten euch hier auch erstmals keine überzogenen Gewaltdarstellungen sowie sexuellen Anspielungen und Motive. Somit kann sich mit einer USK-Freigabe ab 12 Jahren also auch ein etwas jüngeres Publikum in das magische Abenteuer wagen.
Nachdem ich nun schon eine ganze Weile mit Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon verbracht habe, kann ich zum Abschluss noch folgendes zugeben: Meine ursprüngliche Skepsis war völlig ungerechtfertigt. Nicht nur die zauberhafte Welt in Verbindung mit der bisher nicht allzu spektakulären, aber dennoch unterhaltsamen Geschichte konnten mich in ihren Bann ziehen, sondern auch das eigentliche Gameplay mit den beiden titelgebenden Charakteren schafft Potenzial für spannende Rätsel, die im Verlauf der Handlung aber für meinen Geschmack noch etwas kniffliger werden dürfen. Im Rahmen unserer Vorschau darf ich euch nur bis zu einem gewissen Punkt über das Spiel berichten und zumindest bislang musste ich mir weder an einem Rätsel noch an einem Kampf die Zähne ausbeißen. Ich bin gespannt, ob sich dies noch ändern wird ...