Vorschau zu Samba de Amigo: Party Central - Nintendo Switch
SEGA kramt ganz tief im Spielekatalog
Am 8. Dezember 2000 erschien erstmals Samba de Amigo europaweit auf SEGAs hauseigener Konsole Dreamcast. Das Musikspiel mit den Maracas erschien zuvor lediglich als Arcade-Titel, doch schaffte es trotzdem eine eingeschworene Fangemeinde zu bilden, die acht Jahre später lediglich eine weitere Iteration auf der Wii bekam, die allerdings wenig Neues im Vergleich zu der ursprünglichen Dreamcast-Fassung bot. Statt der teuren Rasseln als Zusatzhardware konnte das Spiel mit Hilfe der Bewegungssteuerung der Wiimote + Nunchuk gespielt werden, was allerdings im Vergleich zum Original mit weniger Präzision daherkam. Was also bietet sich mehr an als eine Fortsetzung auf der aktuellsten Nintendo-Konsole, die von Haus aus auch wieder alles mitbringt, um sofort losspielen zu können? Das dachte sich wohl auch Sega und kommt nun, 15 Jahre nach Veröffentlichung der Wii-Fassung, mit dem neuen Titel Samba de Amigo: Party Central daher, der am 29.08.2023 exklusiv für die Nintendo Switch erscheint. Wir waren letzte Woche zu Gast bei Plaion in München und durften einen Blick auf das rhythmische Treiben rund um Äffchen Amigo und seinen Freunden werfen.
Zunächst für alle, die nicht wissen, worum es sich hier handelt: In Samba de Amigo: Party Central verwandeln sich die JoyCons in sogenannte Maracas. Das sind Rasseln, die oft in der lateinamerikanischen Musik als Perkussionsinstrument genutzt werden. Nach Auswahl eines gewünschten Songs bekommen wir auf dem Bildschirm sechs Zielkreise zu sehen, drei auf der linken und drei auf der rechten Seite. Jeder dieser Kreise steht stellvertretend für die Position, in der ihr mit einer eleganten Bewegung aus dem Handgelenk euer Instrument zum Rasseln bringt. Nach und nach kommen im Takt der Musik kleine Kugeln von der Mitte aus auf die jeweiligen Kreise geflogen und verlangen nach einem gut getimten Schütteln. Zusätzlich erscheint in regelmäßigen Abständen eine kleine Figur, die euch anhand ihrer Körperhaltung anzeigt, wie ihr kurzzeitig mit den Maracas posieren müsst. Je nach Präzision und Timing erhaltet ihr eine von fünf Wertungen, die am Ende in das Gesamtergebnis einfließen und euch einen S, A, B, C oder D-Rang ausweisen.
Das Spielprinzip ist schnell gelernt und auch Gelegenheitsspieler werden mit der intuitiven Steuerung wenig Probleme haben – zumindest auf den niedrigeren Schwierigkeitsgraden. Sobald man nämlich die schwierigeren Varianten der jeweiligen Musiktitel auswählt, ist auf dem Bildschirm derart viel los, dass man ohne Übung kaum noch eine Chance hat hinterherzukommen. Dies ist allerdings gar keine Kritik, sondern sogar eher positiv aufzufassen, denn das breite Spektrum sorgt dafür, dass wirklich jeder damit Spaß haben kann. Auch der knallharte Core-Gamer, der mit einem abschätzigen Blick auf diese komischen Casual-Spiele blickt, wird mit Samba de Amigo: Party Central seinen Spaß haben, sofern eine gewisse Affinität zu Musik- bzw. Rhythmus-Spielen besteht. Die Eingaben sind relativ verzeihlich und erkennen lieber eine Rasselbewegung zu viel als zu wenig, allerdings ist später definitiv eine hohe Präzision nötig, um die schnellen Richtungswechsel zu bestehen. Nach unserem ersten Eindruck macht der Switch-Ableger durchaus eine gute Figur und bietet eine wesentlich höhere Präzision als die Wii-Iteration, was vermutlich mit den verbesserten Sensoren der heutigen Technik zusammenhängt.
Neben der Direktauswahl von Titeln gibt es auch ein reichhaltiges Portfolio von verschiedenen Modi, die sicherlich nicht üblich für ein Musikspiel dieser Art sind. So können beispielsweise zwei Spieler lokal im direkten Vergleich gegeneinander antreten oder im Modus "Love Checker" sogar kooperativ antreten. Hier müsst ihr möglichst synchron spielen, damit der Punktezähler nach oben springt. Auch einen Online-Modus wird es geben, der an den Battle-Royale-Modus von Tetris 99 erinnert. So treten insgesamt 20 Spieler (8 menschliche und 12 computergesteuerte) gegeneinander in insgesamt drei Musikstücken an, wobei nach jedem abgeschlossenen Song die schlechtesten Spieler ausscheiden, bis schlussendlich beim dritten Titel die acht letzten Spieler gegeneinander antreten und den Sieg unter sich ausmachen. Leider ließ sich der Modus in der Preview-Version noch nicht anspielen, doch dieser scheint mir durchaus vielversprechend und auch für den kompetitiven Spieler ein Anreiz zu sein. Im Modus "StreamiGo!" spielt ihr einen Influencer - ja, kein Witz - und müsst Challenges erfüllen, um weitere Follower zu ergattern und so euren Rang zu steigern. So wenig ich im Vorfeld mit diesem Modus dank seiner absolut uninteressant klingenden Prämisse auch anfangen konnte, so muss ich doch gestehen, dass dies wie eine Art Storymodus wirkt, der durchaus auch für länger anhaltende Motivation sorgen kann. Da man durch schlechte Leistungen auch wieder Follower verlieren kann, entsteht eine interessante Dynamik, die für Highscore-Enthusiasten das Interesse an der Rangliste wecken dürfte.
Wenn man schon von Motivation spricht, darf das Progressions-System definitiv nicht fehlen. Für alles, was ihr im Spiel macht, bekommt ihr, natürlich je nach Leistung und Modus, eine gewisse Anzahl an Erfahrungspunkten, mit denen ihr im Level aufsteigt und weitere Inhalte wie beispielsweise Kostüme freischaltet. Außerdem bekommt ihr als Belohnung Münzen, die als Ingame-Währung dienen und auch für kosmetische Veränderung genutzt werden können. Wer hier direkt von einem mulmigen Gefühl übermannt wird: Glücklicherweise handelt es sich hier lediglich um eine Ingame-Währung, die auch nur hier erwirtschaftet werden kann; Kandidaten mit einem zu dicken Portemonnaie haben hier keine Chance. Allgemein wurde uns versichert, dass es keine Mikrotransaktionen oder Battle-Pässe im Spiel geben wird, wenn wir von potentiellen und teilweise schon angekündigten DLCs mal absehen. Es wird zum Start eine Digital Deluxe-Edition geben, die kleine Boni, wie Kostüme aus dem Universum von Sonic, bereitstellen wird. Außerdem wurde bereits angekündigt, dass nach dem Launch weitere Musiktitel zum Kauf angeboten werden sollen. Von den DLC-Kostümen kann man halten was man will, die Erweiterung des Song-Portfolios für Echtgeld, die sicher auch mit Lizenzgebühren daherkommen, erscheint allerdings ziemlich fair, wenn die Preise nicht horrend daherkommen sollten. Zur Spielveröffentlichung wird das Spiel 40 Titel bereithalten, die von aktueller Pop-Dudelei bis hin zu Rock-Klassikern eine breite Auswahl verschiedener Genres anbietet. Ich hätte mir lediglich zur Veröffentlichung weniger Pop-Songs gewünscht, sondern mehr wirkliche Maraca-Titel, da so das Feeling sicher noch viel passender wäre. Meine Hoffnung ist, dass dieser Makel eventuell in Form eines lateinamerikanischen Downloadpakets ausgebessert wird.