Kunterbunter Spaß
Paper Mario: Color Splash beginnt reichlich unspektakulär, wenn auch sehr charmant und putzig. Ohne ein gesprochenes bzw. geschriebenes Wort flimmert das Intro über den Bildschirm. Zu den wenigen Story-Details will ich in dieser Vorschau allerdings nicht allzu viele Wörter verlieren. Nur so viel: Aufgrund von einem Papier-Fetzen, der ursprünglich mal ein Toad war, dem nun jegliche Farbe fehlt, begeben sich Mario, Prinzessin Peach und deren treuer Toad zur Insel Prisma, die für ihre farbenfrohe Idylle bekannt ist. Von dort wurde der farblose Toad in Form einer Postkarte abgesendet. Dem Mysterium auf der Spur stellen Mario und Peach jedoch fest: Auf der Insel scheint etwas überhaupt nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Port Prisma, die zentrale Stadt der Insel, an der die Berühmtheiten des Pilz-Königreichs landen, erweckt nicht gerade den Eindruck eines farbenfrohen Daseins. An allen Ecken und Kanten ist die Farbe verblasst und die Stadt wirkt wie ausgestorben – selbst der große Farbbrunnen, der das Markenzeichen Prismas darstellt, ist ausgetrocknet. Nachdem Mario einen Notfall-Mechanismus aktiviert hat, schließt er Bekanntschaft mit Farbian – einem Farbeimer. Die Tatsache, dass der Brunnen ausgetrocknet ist und die Farbsterne, die Quelle aller Farbe der Insel, verschwunden sind, versetzt Marios neuen Freund in einen Schockzustand. Um unseren Klempner für die Rettung der Insel Prisma zu wappnen, verleiht Farbian dem Hammer von Mario eine besondere Fähigkeit: Mit diesem ist Mario fortan in der Lage, Farbkleckse zu “hämmern“!
Da wird Peach mal nicht zu Beginn eines Mario-Spiels entführt, und trotzdem wirkt sie nicht gerade glücklich.
Eure Aufgabe sollte nun ziemlich klar sein: Zusammen mit Farbian macht ihr euch auf die Suche nach den sechs großen Farbsternen, die jeweils eine andere Farbe repräsentieren – rot, gelb, blau, lila, orange und grün. Die Story macht dabei bislang einen sehr simplen Eindruck, was auch der Grund ist, weswegen ich nicht alle Details vorwegnehmen will. Das Spiel lebt dabei nämlich vor allem von seinem serientypischen Charme und Humor – nicht unbedingt von der Handlung selbst, das will ich wirklich deutlich betonen: Witzige Momente gab es während meiner Spielzeit schon zuhauf. Egal, ob im Gespräch mit einem der zahlreich auf Prisma hausenden Freunde wie Toads oder Feinden wie Shy Guys, ob ihr euch im Kampf befindet oder ob ihr einfach durch die wunderschön in Szene gesetzten Landschaften stapft – Witziges zu entdecken gibt es in Paper Mario: Color Splash an jeder Ecke. Schön ist dabei auch Marios Interaktion mit seiner Umwelt: Zieht ihr euren Hammer einem Toad über, so wird er plattgedrückt. Sträucher, Pflanzen, Sitzbänke – nahezu alles könnt ihr mit eurem Hammer bearbeiten und, je nach Objekt, ruft das eine entsprechende Reaktion hervor. Garantiert ist aber, dass ihr ein wenig von der Farbe des entsprechenden Objekts erhaltet, was mich zum großen Alleinstellungsmerkmal von Paper Mario: Color Splash bringt.
Das Wichtigste, das ihr in eurem Abenteuer bei euch tragt, ist eure Farbe. Stets habt ihr am oberen Bildschirmrand des HUDs eine Übersicht über eure aktuellen Farbreserven. Diese setzen sich dabei aus den drei Grundfarben zusammen: rot, blau und gelb. Sammelt ihr nun etwa grüne Farbtropfen in der Spielwelt ein, die ihr beispielsweise von Bäumen schlagt, so füllen sich, logischerweise, eure blauen und gelben Farbreserven auf. Grundlegend braucht ihr diese Farbe für zwei Dinge: Im Kampf, zu dem ich in Kürze komme, und beim Einfärben der Spielwelt. Seht ihr also einen weißen Fleck, färbt ihr diesen mit einem beherzten Schlag mit dem Farbhammer wieder ein. Das Farbgemisch, das der Hammer freisetzt, ist dabei abhängig von dem Fleck, den ihr einfärben wollt und passt sich automatisch an dessen natürliche Einfärbung an. Die Voraussetzung dafür ist freilich, dass ihr die nötigen Ressourcen an Grundfarben aufbringen könnt, was gerade in den ersten Spielstunden, aufgrund des stark begrenzten Farbvorrats, wirklich nicht immer gegeben ist. Abgesehen vom Einfärben der verblassten Flecken in der Spielwelt wird der Farbhammer aber auch in diversen Rätseln clever eingesetzt – so kann man ihn sich beispielsweise in einem Hütchenspiel der Toads zunutze machen, indem man das richtige Hütchen vor Spielbeginn mit einem Farbklecks versieht. Egal, was ihr mit eurer Farbe verseht: Sie bleibt sehr lange daran haften.
Die Kämpfe laufen in Color Splash prinzipiell so ähnlich ab, wie man das aus Sticker Star kennt, mit einigen feinen Unterschieden. Ein oder mehrere Gegner konfrontieren euch stets in einer Reihe, von der ihr stets nur den vorne positionierten Gegner angreifen könnt. So müsst ihr euch Stück für Stück durch die Reihe der Gegner arbeiten, wobei euch die Kampfkarten diverse Angriffe ausführen lassen: Immer zu Rundenbeginn wählt ihr mittels des Gamepads die Karten aus, die ihr ziehen wollt. Dabei habt ihr beispielsweise die Wahl zwischen Sprüngen, Angriffen mit Hämmern und dem Einsatz von Feuerblumen. Alle Karten gibt es dabei in unterschiedlichen Variationen – so gibt es Karten, die euch auch mehrfache Angriffe derselben Art ausführen lassen oder mächtigere Versionen diverser Karten. Was zu Beginn sehr simpel wirkt, wird im Laufe der ersten Spielstunden schnell taktischer, da verschiedene Typen von Gegnern gegen bestimmte Angriffe immun sind. Um das möglichst Beste aus euren Karten herauszuholen, müsst ihr natürlich auch die Aktionkommandos meistern, die man aus den Vorgängern kennt. So müsst ihr bei einem Sprungangriff beispielsweise in den richtigen Momenten die A-Taste drücken, um bis zu fünf Mal auf einem Gegner herum zu hüpfen. Ebenfalls ist es wichtig, die Karten einzufärben, bevor ihr sie verwendet, um ihre ganze Effektivität ausspielen zu können – je nach Karte können dabei aber große Teile eures Farbvorrats draufgehen. Kluges Haushalten ist also angesagt, denn abseits von Kämpfen können Karten nicht eingefärbt werden.
Hat man einen Gegner lange genug mit Kampfkarten bearbeitet, kann man eine große Farb-Fontäne bewundern. Nein, das Spiel ist unzensiert.
In den Angriffsphasen der Gegner habt ihr lediglich die Chance, eure erlittenen KP durch gut getimetes Blocken in Grenzen zu halten – allerdings gibt es auch Kampfkarten, die es euch beispielsweise erlauben, in gegnerischen Angriffsphasen durch manuelles Springen auszuweichen. Solltet ihr die Gegner dann schlussendlich in die Knie zwingen, winken euch neben Münzen, eventuell neuen Kampfkarten und frischer Farbe auch kleine Papp-Hämmer, die ihr einsammeln könnt. Habt ihr genug von diesen gesammelt, so erhöht sich das maximale Kontingent an Farbe, das ihr mit euch führen könnt. Sehr nützlich! Das Highlight der Kämpfe, wie auch des ganzen Spiels bislang, ist aber ganz klar die Aufmachung. Gegner haben nicht etwa eine klassische KP-Anzeige, stattdessen könnt ihr ihren Gesundheitsstand anhand der Farbe erkennen, die nach und nach erblasst.
Grafisch ist das Spiel eine wahre Augenweide. Schon nach den ersten Spielstunden habt ihr über die Oberweltkarte eine große Auswahl an abwechslungsreich gestalteten Orten bereist – und jeder Ort wirkt dabei grundverschieden und bietet seine gänzlich eigene Atmosphäre. Mit einigen kleinen Ausnahmen, zu denen ich noch komme, erweckt die gesamte Spielwelt den Eindruck, als wäre sie aus Papier und Kartonagen zusammengebastelt worden. Die atmosphärischen Lichteffekte und herumschwirrenden Papierschnipsel perfektionieren den Look des Spiels dabei obendrein. In puncto Settings erfindet Paper Mario: Color Splash das Rad aber nicht neu. Während der ersten Spielstunden war ich vor allem auf Wiesen, in Gebirgen und an Strandgebieten unterwegs. Untermalt werden die Papier-Landschaften dabei von einem wunderschönen Soundtrack, wie man es schon aus früheren Paper Mario-Ablegern gewohnt ist.
Paper Mario: Color Splash verläuft in den ersten Stunden alles andere als linear, weshalb sich die Karte nicht wie eine Level-Auswahl, sondern vielmehr wie eine Oberwelt-Karte aus klassischen Rollenspielen anfühlt. Ständig wandert ihr von einem Ende der Insel zum anderen und kehrt zu den verschiedensten Orten zurück, sobald sich neue Ereignisse zugetragen haben. Port Prisma stellt dabei natürlich das Zentrum dar: Nach und nach kehrt das Leben in die Stadt zurück und mit ihren allerlei Shops wird die Stadt schnell zum Erholungsort eurer Reise, zu dem ihr gerne regelmäßig zurückkehrt. In der Spielwelt locken neben eurem Hauptabenteuer außerdem einige Nebenaktivitäten, beispielsweise könnt ihr euch in einer der mehreren Schnick-Schnack-Schnuck-Arenen in der Kunst des Schere-Stein-Papiers versuchen.
Die meiste Zeit seid ihr aber natürlich in den diversen Papierwelten unterwegs und kämpft euch zu den Farbsternen vor. Dabei gibt sich das Spiel sehr abwechslungsreich: Manche Gebiete sind sehr aufs Kämpfen mit Gegnern ausgelegt, andere sind sehr rätsellastig. Essenziell bei den Rätseln sind die Dingse, die man auch schon aus Sticker Star kennt: Dabei handelt es sich um reale Objekte, die nicht aus Papier bestehen – beispielsweise ein Ventilator. Diese könnt ihr “ausquetschen“, wobei ihnen sämtliche Farbe entzogen wird, bevor ihr sie anschließend als Kampfkarte mit euch führen könnt. Diese Karten können anschließend nicht nur in Kämpfen von essenzieller Wichtigkeit sein, sondern auch in Rätseln der Spielwelt zum Einsatz kommen. Kleines Beispiel? Ist das Rohr mal wieder von einem Toad verstopft (kennt man ja), so ruft man in der Regel den Klempner (kennt man ja). Dieser rückt dann mit einem großen Pümpel an und – siehe da – Fall erledigt! Solltet ihr bei manchen Rätseln aber einfach auf keinen grünen Zweig kommen, steht euch Farbian natürlich immer mit Witz und Rat zur Seite. Die Hinweise, die der gute Farbeimer von sich gibt, nehmen euch aber keineswegs das Denken ab – sie geben euch höchstens mal einen Anstoß.