Die Online-Anbindung der Wii U Spezial
Geschrieben von Dennis Gröschke am 11.02.2017
Zur Zeit der Wii habe ich nur gelegentlich den Wii-Shop Kanal benutzt und im Laufe der Lebenszeit der Konsole genau ein Spiel dort heruntergeladen. Die Suche viel zu sperrig, die Aufteilung der Spiele katastrophal und der Komfort in der Umgebung des Kanals eher unterirdisch. Mit Einführung des eShop auf dem Nintendo 3DS und dann später auch der Wii U wurde es meines Erachtens besser. In den letzten Jahren hab ich im Wii U eShop immerhin 13 Spiele heruntergeladen, das ist immer noch nicht die Welt, aber schon mehr als bei der Wii.
In diesem Spezial möchte ich die Online-Anbindung der Wii U etwas genauer unter die Lupe nehmen. Dazu werde ich folgende Punkte näher beleuchten:
- Firmware Updates
- Applikationen & Online-Funktionen
- Nintendo eShop – Handling, Aufbau und Geschwindigkeit
- Die Server-Anbindung der Wii U
- DLCs – Preispolitik und Inhalte
Bereits auf der Nintendo Wii war es möglich, das System mit Updates zu versorgen. Diese Funktion sollte auf der Wii U selbstverständlich fortgeführt werden, zum einen, um die System-Software um weitere Funktionen zu erweitern und zum anderen, um die Firmware stets auf einem aktuellen Sicherheitsstandard zu halten. Die aktuelle Version 5.5.1 E könnte die finale Fassung der System-Software sein, aber Nintendo hat seine Systeme in der Vergangenheit auch immer noch über den „Lebenszyklus“ hinaus mit Updates versorgt. Bei der aktuellen Konsolengeneration ist es keine Seltenheit mehr, dass Kernfunktionen von den Herstellern erst nach und nach per Update nachgereicht wurden, die Wii U bildete da keine Ausnahme, wie die folgende, grobe Auflistung zeigt:
- Nintendo Network ID
- Miiverse
- Nintendo eShop
- Freundesliste
- Wii U Chat
- Download-Verwaltung
- Wii Datentransfer
- Standby-Vorgänge
- Direktes Starten des Wii-Menüs
- Funktionen für den automatischen Software-Download
- Schnellstart-Funktion
- amiibo Einstellungen
Wie man sieht, wurden viele Funktionen der Konsole erst nach und nach eingeführt, die das Erlebnis mit der Wii U sinnvoll ergänzen und abrunden. Die Schnellstart-Funktion möchte ich heute nicht mehr missen, Nintendo täte gut daran, einige dieser späten Funktionen der Wii U bei der Einführung der Nintendo Switch von Beginn an zu berücksichtigen.
Mit der Einführung des GamePads, als Teil der Spielerfahrung bei der Wii U, bot sich die Einbindung von sogenannten Applikationen förmlich an. Diese Programme ermöglichen es, auf der System-Oberfläche der Konsole weitere Funktionen einzubinden und die Möglichkeiten einer Nutzung über die Spiele hinaus zu erweitern. Dabei sind eine Fülle an Programmen im Lebenszyklus der Wii U angeboten worden, einige möchte ich hier exemplarisch vorstellen:
Amazon Instant Video: Eine Onlinevideothek und Video-On-Demand Angebot des bekannten Onlineversandhandels.
Art Academy Sketchpad: Eine Anwendung mit der man selbstgemalte und gezeichnete Bilder erstellen kann.
Crunchyroll: Ein weiteres Streaming-Angebot mit dem Hauptaugenmerk auf Anime und Manga-Serien und -Filmen.
Freundesliste: Mit Hilfe der Nintendo Network ID können Freunde der eigenen Freundesliste hinzugefügt werden.
Miiverse: Mit dem Miiverse schuf Nintendo ein eigenes soziales Netzwerk mithilfe dessen man kurze Nachrichten und selbst gestaltete Bilder tauschen und Online präsentieren konnte. Die Vernetzung erfolgt dabei über die selbst gestalteten Miis der jeweiligen Nutzer und dient der Community-Bildung für einzelne Franchises oder Spiele.
Napster: Ein Online-Musikdienst des amerikanischen Anbieters, der heutzutage hauptsächlich Musik-Flatrates gegen Bezahlung einer Grundgebühr zur Verfügung stellt.
Netflix: Eine Onlinevideothek und Video-On-Demand Angebot mit vielen selbst produzierten Angeboten.
Nintendo eShop: Der Nintendo eShop ist der Onlineshop der Wii U. Er bietet sowohl eigens für diese Plattform entwickelte Spiele und Software, als auch Virtual-Console-Spiele, DLCs (Zusatzinhalte), Demoversionen, Trailer und mehr.
Nintendo Network ID: Die Nintendo Network ID wurde von Nintendo gemeinsam mit der Wii U eingeführt. Sie dient dazu dem jeweiligen Nutzer eine Kennung zuzuordnen, mit der etwaige Dienste (Miiverse, eShop) von Nintendo genutzt werden können.
Nintendo TVii: Mit der Nintendo TVii-App sollte es eine eigene Multimedia-Plattform geben, die weiterführende Informationen passend zum laufenden Fernsehprogramm auf dem Wii U GamePad zur Verfügung stellt. In Japan und Nordamerika wurde dieser Dienst umgesetzt (und mittlerweile in den USA auch schon wieder eingestellt), nach Europa hat er es erst gar nicht geschafft.
SpotPass: Mit Hilfe von SpotPass ist es möglich, Informationen und Neuigkeiten von Nintendo auf die eigene Konsole zugeschickt zu bekommen.
Uplay: Ein Client und eine Vertriebsplattform des französischen Spieleentwicklers und Publishers Ubisoft.
Webbrowser: Ein Browser, mit dem man Webseiten aus dem Internet abrufen kann.
Wii Karaoke U by JOYSOUND: Eine Software mit der man mittels eines angeschlossenen Mikrofons bekannte Lieder nachsingen kann.
Wii U Chat: Eine Applikation mit der es möglich ist einen Videochat über zwei Wii U Konsolen zu starten und sich zu unterhalten.
Wii U Panorama View: Hiermit ist es möglich Sehenswürdigkeiten in eigens für die App entwickelten Videos in 360 Grad anzusehen.
YouTube: Eine bekannte Video- und Streaming-Plattform eines weltweit agierenden Konzerns.
Einige der dargestellten Apps sind optional im eShop der Wii U erhältlich (gewesen) und selbstverständlich muss jeder selbst entscheiden, welche der Apps für ihn wichtig sind. Die dargestellte Übersicht ist mit Sicherheit nicht vollständig, konzentriert sich aber auf die in Deutschland erhältlichen Programme.
Der Nintendo eShop findet sich sowohl auf den Systemen der 3DS-Familie als auch auf der Wii U wieder. Der Shop dient dazu, dem Anwender Demos, Trailer und weiterführende Informationen zur Verfügung zu stellen, aber vor allem natürlich, neue Inhalte zu verkaufen. Dabei werden sowohl komplett neue Spiele, als auch neue Zusatzinhalte für bereits erschienene und aktuelle Spiele zur Verfügung gestellt. Erstmals sind bei der Wii U auch die sogenannten Indie-Entwickler gern gesehen und veröffentlichen ihre Spiele sowohl dort, als auch im eShop des Nintendo 3DS.
Ergänzend dazu wurden im Rahmen der Virtual Console während des Lebenszyklus der Wii U bis heute mehr als 250 Spiele aus der umfangreichen Bibliothek der vergangenen Konsolen und Handhelds aus dem Hause Nintendo veröffentlicht. Dabei griff man auf das NES, SNES und N64 zurück, aber auch Titel der Handhelds GameBoy Advance und Nintendo DS wurden dort (wieder) veröffentlicht. Ein kleines Kuriosum stellen die 5 bisher zur Verfügung gestellten Titel des TurboGrafx-16 (in Japan PC Engine) dar, erschien diese Konsole doch niemals offiziell in Europa.
Das Handling im eShop ist anfangs gewöhnungsbedürftig und unterteilt sich zunächst in aktuelle Titel, die gerne mit größeren Bannern beworben werden. Scrollt man in der Oberfläche weiter nach unten, finden sich auch Indie-Titel sowie die Programme der Virtual Console. Dabei gestaltet sich der Übergang zwischen der Auswahl, die man durch Knopfdruck (oder Touch-Eingabe) vorgenommen hat, immer mit einer leichten Verzögerung. Dies macht ein schnelles Browsen zwischen den einzelnen Kategorien und Spielen ein wenig hinderlich. Bis es letztendlich zum Download (entweder mit oder ohne Kaufvorgang) kommt, muss man sich durch eine Menge Fenster klicken.
Ein wenig überrascht hat mich die Geschwindigkeit bis man im eShop gelandet ist. Angenommen ich möchte mir ein Spiel kaufen, meine Konsole ist aus und ich will das Spiel so schnell wie möglich aus dem eShop runterladen. Im Vergleich zu den anderen aktuellen Konsolen der Mitbewerber hatte ich die Wii U von der Geschwindigkeit her eher im unteren Segment zugeordnet. Doch nichts da, die Wii U ist die schnellste Konsole, wenn man den Zeitraum vom Einschalten der Konsole bis hin zum Auswahlbildschirm des eShops misst. Brauchen Sony´s Flaggschiff und Microsofts Knochengebilde schon unter eine Minute bis sie einen Auswahlbildschirm bieten, winkt die Wii U mit rasanten 44 Sekunden locker vom ersten Platz in Richtung Nachzügler.
Die Server-Anbindung in den Spielen hat meines Erachtens gut funktioniert. Ein Fokus von Nintendo in den Veröffentlichungen von Hardware ist seit Jahren, Spieler gemeinsam lokal zusammen zu bringen. Dieses sogenannte Couch-Koop (oder auch Couch-Kompetitiv) Prinzip findet sich selbstverständlich auch auf der Wii U wieder. Doch erstmals bietet Nintendo in einigen seiner Top-Titeln auch die Möglichkeit sich über Internet mit weiteren Spielern irgendwo auf der Welt zu messen. Exemplarisch seien hier Mario Kart 8, Splatoon, Super Smash Bros. for Wii U und Super Mario Maker genannt. Zu den bekannteren Spielen mit Online-Mehrspieler-Modus bzw. generellen Online-Modi zählen weiterhin beispielsweise die Assassin´s Creed-Reihe, Bayonetta 2, die Call of Duty-Reihe, Teile der Disney Infinity-Reihe, FAST Racing Neo, Injustice: Götter unter uns, Monster Hunter 3 Ultimate oder auch Rayman Legends und Teile der Skylanders Reihe.
Nicht alle diese Spiele stammen von Nintendo, jedoch konnte (und kann man aktuell) bei den Spielen von Nintendo in der Regel auf stabile Server zurückgreifen. Der Autor dieser Zeilen hat es sich zum Beispiel nicht nehmen lassen, ein paar aktuelle Online-Runden mit Mario Kart 8, Splatoon und FAST Racing Neo zu spielen. Dies geschah selbstverständlich ausschließlich zu Recherchezwecken und diente nicht meinem persönlichen Vergnügen (hust…hust). Dabei hatte ich sowohl bei Splatoon als auch bei Mario Kart 8 keinerlei Probleme damit, genügend Mitspieler zu finden und konnte unmittelbar mit dem Spiel beginnen. Lediglich bei FAST Racing Neo gestaltete sich das Match-Making ein wenig langwieriger und so konnte ich lediglich nach einiger Wartezeit mit immerhin zwei weiteren Mitspielern aus Kanada über die Strecken düsen. Den Umstand, dass ich hier jeweils mit gebührendem Abstand immer den 3. Platz belegt habe, lassen wir unkommentiert.
Super Mario Maker ist auch ein gutes Beispiel für die Einbindung der Community, überhaupt bildete dieser Baukasten nochmals einen kleinen Hype um die Wii U. Es gab nicht viele System-Seller für die Konsole, überraschenderweise verfügten diese (Mario Kart 8, Splatoon, Super Mario Maker) alle über eine Online-Anbindung in der einen oder anderen Form.
Fassen wir zusammen, in der Lebensspanne der Wii U wurden einige hochkarätige Spiele mit Online-Anbindung veröffentlicht, die Server waren und sind in der Regel stabil und das Matchmaking funktioniert zuverlässig. Dabei wurden die Möglichkeiten des Spielens via Internet von Nintendo generell kostenfrei angeboten und darüber lässt sich nun wirklich nicht meckern. Mit diesen Erfahrungen kann Nintendo ihren Service auf der Switch ausbauen und dort gegen einen geringen Obolus die Spielererfahrungen im Detail verfeinern und weitere Annehmlichkeiten anbieten.
Die DLC-Politik von Nintendo, die auf der Wii U meines Wissens zum ersten Mal richtig zum Tragen kam (mal Handhelds außen vor gelassen) schien für mich sehr fair zu sein. So erhielten einige First Party-Titel von Nintendo sowohl kostenfreie Updates, als auch kostenpflichtige Erweiterungen. Dabei gilt es ebenso zwischen neuen Inhalten oder aber auch neuen Funktionen bzw. Stabilitätsverbesserungen zu unterscheiden. Zu den Titeln, die per Update hauptsächlich Bugfixes erhalten haben gehören beispielsweise:
- Donkey Kong Country: Tropical Freeze
- Mario Tennis Ultra Smash
- Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen: Sotschi 2014
- Pikmin 3
- Pokémon Tekken
- Star Fox Guard
- The Wonderful 101 usw.
Ergänzend dazu, gibt es auch die Spiele, die über den Release hinaus mit neuen Inhalten versorgt wurden, sei es nun über kostenfreie Updates oder durch kostenpflichtige DLC-Pakete:
- Hyrule Warriors
- Mario Kart 8
- Monster Hunter 3 Ultimate
- Splatoon
- Super Mario Maker
- Super Smash Bros for Wii U
Splatoon wurde über ein Jahr nach Release immer wieder mit neuen kostenlosen Inhalten wie Waffen, Skins oder Arenen versorgt. Mario Kart 8 konnte durch den Erwerb von zwei Paketen mit jeweils 8 Strecken, 4 Fahrzeugen und 3 Charaktere mal eben durch einen (wie ich finde) fairen Preis von 12 Euro um 50 Prozent an Strecken erweitert werden. Super Mario Maker lebt von der Einbindung der Community, außerdem wurden hier in unregelmäßigen Abständen neue Items und Möglichkeiten sowie weitere Event-Level veröffentlicht.
Insgesamt würde ich der Online-Anbindung der Nintendo Wii U ein gutes Zeugnis aussprechen. Dank der Möglichkeit des Internets wurden neue Features der Konsole hinzugefügt. Mittels neuer Apps konnten die User ihre Wii U ein wenig individueller gestalten und somit beispielsweise für Streaming-Portale nutzen. Der Nintendo eShop ist im Grunde noch immer nicht optimal gelöst, da von der Struktur und vom Aufbau her zu unübersichtlich, hier ließe sich von Nintendo noch etwas optimieren. Schließlich möchte Nintendo doch auch auf digitalem Wege seine Produkte verkaufen, da sollte dieses Einkaufserlebnis so angenehm wie möglich gestaltet werden.Nichts auszusetzen gibt es bei der Geschwindigkeit bis zum Eintritt in den eShop, allerdings lässt er sich dann bis zum finalen Download eines Titels wieder viel zu viel Zeit, das muss geschmeidiger werden. Demgegenüber möchte ich den sehr kleinen eingebauten Festspeicher der Konsole stellen. Wenn ich doch einen eShop mit digitalen Inhalten nutzen soll (und dort mein Geld lassen soll) dann bitte baut einen größeren Speicher ein. Xenoblade Chronicles X mit 10 GB an Daten-Paketen, die nicht auf der Disc sind und auf einen externen Speicher geladen werden müssen, sind bei 32GB Ausgangslage einfach eine Menge Platz.
Nichts zu meckern gibt es bei der Performanz der Spiele in den Online-Modi, auch heute noch findet man schnell und zuverlässig Mitspieler für die jeweiligen Spiele. Bei der Preispolitik für Zusatzinhalte kann man geteilter Meinung sein, je nachdem welches Spiel man hier bevorzugt. Sehe ich mir die kostenfreien Erweiterungen für Splatoon und Super Mario Maker an, gibt es nichts daran auszusetzen. Ebenso bei Mario Kart 8 oder Hyrule Warriors bekommt man für sein Geld eine Menge neuen Inhalt, schaut man sich hingegen die Preise bei Super Smash Bros. for Wii U an, kommt man angesichts von lediglich einem neuen Kämpfer pro Kauf auf wenig neuen Inhalt. Doch auch hier lohnt sich, wie bei Mario Kart 8 auch, auf Sammlungen für Kämpfer oder auch Stages zu warten bzw. zuzugreifen. Letztendlich entscheiden wir Fans mit unserer Geldbörse wie ein Zusatzinhalt angenommen wird und das wird auch bei der Nintendo Switch so bleiben. Eines ist klar, die Wii U hat in Sachen Online-Anbindung und Funktionen erst vorgelegt, mit der Nintendo Switch wird sich zeigen, ob Nintendo aus seinen Fehlern und Angeboten die richtigen Schlüsse gezogen hat.