Ein Vorwort zur E3: Wir sitzen alle im selben Hypetrain

In einer Woche ist es also endlich wieder soweit, das jährliche Highlight für jeden Videospiel-Fan: Die E3. Egal ob Nintendo-, Microsoft- oder Sony-Fan, egal ob „PC Master Race“-Einstellung oder EA-Hass - Kaum ein Spieler lässt sich die größte Videospielmesse der Welt entgehen. Nicht wenige Fans möchten dabei das volle Programm erleben. Soll heißen: Alle Pressekonferenzen und Nintendos Digital Event (welches hier nun der Einfachheit halber auch als Konferenz bezeichnet wird) werden geschaut, egal für wen das eigene Fanherz eigentlich schlägt. Und danach wundert man sich oft, warum man die „eigene Pressekonferenz“ am besten fand. Und hierzu möchte ich nun vor dem Start der diesjährigen Messe mal ein paar Worte loswerden.


Denn die Vergangenheit hat mir gezeigt, wie oft Fans die verschiedenen Pressekonferenzen nutzen, um einen Grund zu suchen, gegen andere „Parteien“ vorzugehen. Besonders oft sind dabei Microsoft und EA die Zielscheibe, aber auch allgemein werden Foren und Chats während der E3-Zeit zu einem wahren Schlachtfeld unter Fanparteien, keine Firma bleibt hierbei verschont. Und das könnte man wie ich finde ganz leicht verhindern, wenn man sich einen simplen Vorsatz zu Herzen nimmt:

Es gibt keine Gewinner und keine Verlierer.
Weder Nintendo, noch Microsoft, noch Sony noch sonst irgendein Publisher oder Entwickler gewinnt die E3. Oder verliert sie. Das ist nur ein Trugbild, welchem sich Fans hergeben, weil man Sachen die man mag automatisch über Dinge stellt, von welchen man absolut keine Ahnung hat. Und genau das machen in meinen Augen viele Leute falsch. Sie sehen die E3 als kompetitives Ereignis. Aber die E3 ist kein Wettkampf. Es ist eine Spielmesse, auf welcher die Leute ihre neuesten Spiele, Systeme und andere Produkte präsentieren möchten. Es ist kein Sportevent, keine jährliche Weltmeisterschaft, in welcher am Ende jemand siegt und die anderen als Verlierer enttäuscht das Stadion zu verlassen haben.


Es ist doch so: Wir sind alle Videospieler aus Leidenschaft. Wir zocken, weil es uns Spaß macht und haben dabei unsere bevorzugten Systeme. Ich für meinen Teil spiele am liebsten auf meiner Xbox One, andere nutzen ihre Freizeit gerne mit der Wii U und wieder andere sind mit dem PC, der PS4 oder was auch immer am besten bedient. Hier gibt es kein „bestes System“, auch wenn viele Leute das gerne so darstellen. Es gibt lediglich Systeme, welche den eigenen Interessenbereich besser abdecken als andere.


Der Punkt ist folglich: Wir entscheiden uns aus großen Stücken für ein System, weil uns das jeweilige Line-up und die dortigen Exklusivtitel besonders interessieren. Beispiel gefällig? Ich mag besonders Microsofts exklusive Franchises wie Halo, Gears of War, Fable und Sunset Overdrive, folglich bin ich da einfach gut aufgehoben. Andere Leute wiederum mögen etwa God of War, Uncharted, Bloodborne und/oder was Sony sonst noch alles anzubieten hat. Selbiges gilt logischerweise auch für Nintendo, aber auch für andere Publisher wie Ubisoft, Square Enix und -ja, liebe Leute- auch EA.


Damit kommen wir zu den Pressekonferenzen zurück. Natürlich ist es unter anderem das Ziel einer jeden Pressekonferenz, möglichst viele Leute für sich zu begeistern und so auch neue Fans an Land zu ziehen. Doch für mich war und wird der Hauptaspekt einer jeden Konferenz immer sein, besonders seine vorhandene Fanbasis glücklich zu machen. Egal ob Nintendo, Microsoft, Sony oder wer auch immer: Sie alle setzen in erster Linie darauf, mit ihren wichtigsten Franchises ihre Fans zu beglücken. Es ist aber gewiss nicht das primäre Ziel von etwa Microsoft, dass auch Nintendo-Fans Gefallen an ihrem Line-up finden. Das kann ein schöner Nebeneffekt sein, ist aber zweitrangig.


Doch was nach einer Konferenz leider in den meisten Fällen geschieht ist dann oberflächliches Gebashe. Nehmen wir als Beispiel erneut Microsoft, da diese im Normalfall die ersten sind, welche ihre Konferenz abhalten. Microsoft zeigt nun während seiner Präsentation das neue Halo, das neue Gears of War, mehr Fable, etwas Forza und natürlich -wie alle anderen auch- auch Produkte von Drittherstellern. Während Fans besagter Reihen sich nun (im Normalfall) freuen, dass es mehr von ihren Lieblingsfranchises zu sehen gibt und man sich im Idealfall auch über neue IPs wie etwa vor zwei Jahren Sunset Overdrive freuen darf, kommen dann die andere Parteien daher, die nichts mit der Xbox und/oder Microsoft anfangen können und womöglich sogar prinzipiell gegen alles der Bude vorgehen.


Was folgt sind Kommentare wie „Microsoft zeigt immer nur denselben Blödsinn“, „Uuuh, Halo, wie kreativ“ und viele weitere solche Musterbeispiele. Ironischerweise ist dann auch oft noch so, dass diese Kommentare von Nintendo-Fans kommen, die selbst meistens nur mehr von ihren liebsten Nintendo-Franchises wie Mario, Zelda und Metroid sehen wollen. Aber ich will hier nicht mit dem Finger auf bestimmte Parteien zeigen, denn natürlich funktioniert das auch anders rum und in Kombination mit Sony, Ubisoft und all den anderen üblichen Verdächtigen.


Doch muss das denn wirklich sein? Ich finde: Nein. Wenn eine Pressekonferenz vorbei sein wird, sollte jeder zur Abwechslung mal versuchen, sich in einen Fan des jeweiligen Systems zu versetzen. Nintendo-Fans sollten beispielsweise mal versuchen, sich in einen Xbox-Fan zu versetzen und zu schauen, ob dieser mit neuem Content zu Halo, Fable, Gears of War und was denn nun auch immer gut unterhalten wurde. Selbiges gilt natürlich auch anders herum sowie auch mit Sony-Fans, PC-Fans und ja, sogar EA-Fans. Denn ob ihr es wahrhaben wollt oder nicht: EA würde die ganzen Sportspiele nicht jedes Jahr aufs Neue so stark bewerben, wenn diese nicht ihre Fanbasis hätten. Ich kenne alleine in meinem Freundeskreis genügend Leute, welche sich beispielsweise jedes Jahr auf das neue FIFA freuen. Und das ist auch ihr gutes Recht.


Ob die persönlichen Interessen befriedigt worden sind ist bei so einer Konferenz wie ich finde nicht maßschlaggebend für die eigentliche Qualität davon. Wie oft habe ich schon negative Kommentare gelesen, die EAs Pressekonferenz kritisiert haben, obwohl diese abgesehen vom Sportteil unter anderem auch mit Dragon Age, Star Wars und Mirror’s Edge daher kamen. Das sind drei extrem verschiedene Franchises, die alle gewaltige Fanbases haben. Nur weil man vielleicht mit keiner davon etwas anfangen kann, muss man nun ja nicht gleich die ganze Show schlechtreden, weil der persönliche Geschmack nicht getroffen wurde. Vergleichbar ist so eine Pressekonferenz mit einer Zeitung. Man blättert durch, ignoriert vielleicht den Sportteil, findet an manchen Tagen eine oder mehrere Schlagzeilen die einen interessiert, an anderen Tagen aber wiederum nicht. Das bedeutet jedoch nicht, dass die ganze Zeitung deshalb schlecht geschrieben ist.


Natürlich haben solche Pressekonferenzen auch ab und an mal einen bitteren Nachgeschmack, der weniger mit dem Spiele-Line-up, sondern mit dem allgemeinen Aufbau zu tun hat, das ist dann wieder eine ganz andere Sache. Das legendäre TV-Gelaber von Microsoft, von welchem Sony im letzten Jahr ironischerweise einiges übernommen hatte ist so ein Beispiel. Aber auch Nintendo-Fans müssen akzeptieren, dass viele Leute sich im letzten Jahr nicht für das Digital Event und/oder das Treehouse begeistern konnten, ganz unabhängig vom Spiele-Line-up. Und natürlich sind gekaufte Exklusivdeals wie die Desaster rund um Rise of the Tomb Raider oder Street Fighter V echte Stimmungsdämpfer. Die Frage ist hierbei nur: Wie sehr beeinflussen diese kleineren Dämpfer das Gesamterlebnis, besonders für die Fans der jeweiligen Systeme?


Zum Abschluss hier nochmal in der Kurzfassung: Meiner Meinung nach ist es ein Mit- und kein Gegeneinander. Wir teilen alle dieselbe Leidenschaft, auch wenn wir uns womöglich für verschiedene Gebiete davon interessieren. Anstatt nach den E3-Konferenzen also einen eindeutigen Gewinner herauspicken oder den Konferenzen eine simple Zahlenwertung aufdrücken zu wollen, sollten wir alle versuchen, die Konferenzen auch mal aus Sicht der jeweiligen Fans zu sehen und sich zu überlegen, wie die Show wohl für diese war. Also einfach mal das „Wir“ oder „Sie“ über das „Ich“ stellen.


Dieses Jahr werden besonders viele Publisher mit Pressekonferenzen aufkreuzen. Nicht nur die fünf üblichen Größen Microsoft, Nintendo, Sony, EA und Ubisoft werden ihre Präsentationen abhalten, sondern auch Square Enix und Bethesda sind dank fetten Titeln wie Fallout 4 am Start. Und sogar eine PC Gaming-Konferenz wird es dieses Mal geben. All diese Konferenzen behandeln Ankündigungen neuer Videospiele. Jedes dieser Videospiele hat seine Fans. Wir schauen die E3-Konferenzen, weil wir uns darauf freuen, weil wir als Fans tolle Ankündigungen zu unseren Lieblingsfranchises erwarten. Nicht um zu schauen, ob wir bessere Ankündigungen als die anderen Fans bekommen. Es ist kein Wettkampf, keine Bestimmung von Gewinnern und Verlierern. Es ist das jährliche Highlight, welches eine riesige Community von Videospiel-Fans vereint. Denn wir sitzen alle im selben Hypetrain.

Kommentare 13

  • Ja Nintendo ist wie letztes Jahr der Underdog sieht man auch an den ganzen Previews.Sony und Microsoft müssen Exclusivsachen bieten und die §rd Party kann eigentlich machen was sie wollen ^^.

  • @G4M3R: Merkst du denn nicht, was du hier tust? Du versuchst deinen persönlichen Geschmack, DEINE Meinung als Fakt aufzutischen und akzeptierst es nicht, wenn jemand das anders sieht.


    Zum Beispiel: Ich habe selbst über 300 Stunden im Mass Effect-Universum verbracht und jede einzelne davon war es mehr als wert, ganz egal ob EA dahintersteckt oder nicht. Nur weil du deine Probleme damit zu haben scheinst ist das ganz sicher kein Fakt.


    Also hör doch bitte einfach auf, deine Meinung hier als Fakten abstempeln zu wollen und Fans nicht zu akzeptieren. Genau darum geht es doch in meinem Blog: Leuten, die Freude an etwas haben, diese auch lassen. Nicht schlechtreden, nur weil man selbst nichts damit anfangen kann. Das kann's ja wohl nicht sein.

  • @Nimaris: Ich habe nicht prinzipiell etwas gegen EA, deshalb habe ich auch zu Mirrors Edge nichts gesagt, da ich auch Teil 1 nicht kenne.


    Battlefront 2 hingegen ist mir bekannt und das neue Battlefront an welchem EA gerade werkelt kann man schon im Vorfeld als Mist abtun, daran gibt es wenig zu rütteln, selbst wenn EA all das was Sie jetzt raus lassen per DLC nach schieben.


    Ebenso hat EA der Mass Effect Reihe nicht gerade gut getan... ich sage nicht das ME4 perse schlecht wird, aber als jemand der ME 1-3 kennt, weiß ich schon weshalb ich meckre ;)


    Und bei Need for Speed habe ich lediglich vor verfrühter Freude gewarnt, da weiß man einfach nicht was bei rum kommt, der Qualitätsstandard der Reihe schwankt ebenso wie beim gutem alten SEGA Igel ^^


    Das hat weniger etwas mit gebashe zu tun, sondern damit, dass man vieles davon in der Pfeife rauchen kann...

  • E3 ist ohnehin nur für viele eine Spielwiese um sich zu bekriegen.

  • Ich kann dieses Gebashe von anderen Firmen auch unter aller Sau. Wenn einem das Line Up eines Publishers nicht gefällt, ist das seine Meinug und sein gutes Recht dies kund zu tun. Aber sich jedes mal dumm anmachen zu lassen, weil gewisse Fraktionen ihren Liebling über alles stellen und die Konkurrenz blind verachten ist echt das Letzte.


    Ich werde mir übrigens nur das Digital Event ansehen, weil mir BigN eben am meisten gefällt und ich Nintendo ony Spieler bin. Aber darum motze ich nicht ständig über PS4 & XBOX One.


    --->Jedem das Seine, gell^^

  • @G4M3R: Alleine schon deine Antwort auf den Kommentar zu Rhesus zeigt, dass du eben genau eines dieser Beispiele bist, die ich im Blog erwähnt habe. Rhesus ist ganz offensichtlich (wie auch ich) ein Fan des EA-Line-ups. Warum ist das ein Problem? Warum muss man denn gleich versuchen, den Geschmack eines anderen schlechtzureden, anstatt sich den obigen Blog mal zu Herzen zu nehmen? Herrje.

  • Rhesus, ich bin ja für vieles offen, aber EA hat nen scheiß ;)


    Battlefront 3 ist ein Witz und jeder der Teil 2 kennt weiß das. Zu Mirrors Edge kann ich nichts sagen. Bei Need for Speed weiß man aber nie was man bekommt und ob es gut wird und Mass Effect... halt das übliche EA Prozedere...


    Ich will jetzt weiß Gott nicht sagen, bei EA ist alles schlecht, aber es ist weiß Gott nicht alles gut...

  • Finde das Gehate gegen EA eh schwachsinnig. Mit Battlefront, Mirrors Edge 2, Need for Speed und Mass Effect 4 haben die so ziemlich das beste Line Up dieses Jahr, abgesehen von Square Enix.
    Nintendo wird mich wohl nicht so extrem überraschen, aber hoffen werde ich trotzdem :D
    Sony wird wie jedes Jahr nichts zeigen und sich nur selbst loben und anschließend 3 PS3 Remakes und 12 Indie Titel zeigen, die niemand spielen will und Microsoft wird auch dieses Jahr wieder zeigen, warum man von einer Xbox One mehr hat.
    Also bei den drei großen alles wie jedes Jahr :D

  • TEIL2:
    Natürlich habe auch ich persönliche Vorlieben, bspw. jucken mich Fallout und The Elder Scrolls absolut nicht und ihr könnt euch denken welche Präsentation ich mir nicht ansehen werde, aber im allgemeinen macht das Marketing hier und dort halt einen besseren Job und letztendlich ist die E3 dazu da sich positiv auf die Verkäufe aus zu wirken, demnach gibt es also Gewinner & Verlierer, wenngleich im subjektiven Fanboy blabla oft einfach nur nach persönlicher Präferenz bewertet wird.

  • Natürlich sind die "Gewinner & Verlierer" der E3 immer in gewisser Weise subjektiv, aber letztendlich gibt es objektiv auch immer jemanden der eine bessere Präsentation abgeliefert hat.


    Letztes Jahr hat bspw. vollkommen unabhängig davon, dass ich Nintendo-Fan bin einige sehr gute Argumente für ihre Geräte geliefert und das ganze amüsanter und unterhaltsamer aufgezogen als die Konkurrenz, auch Microsoft konnte mit einer guten Präsentation punkten. Sony hingegen hielt natürlich seine Fans bei der Stange, aber abseits vom großem Verkaufszahlen fapping wurde nichts gezeigt was nicht Fans dazu bringen könnte sich eine PS4 zu holen... generell ruht sich Sony momentan sehr aus, während Nintendo seine Plattformen alleine bedient und MS sich auch anstrengt Sony den Rang abzulaufen, dahingehend doch objektiv betrachtet konnte Sony wenige gute Argumente bringen.

  • @Splatterwolf: Wie gesagt gibt es natürlich immer wieder mal solche Desaster wie das von Microsoft vor 2 Jahren, keine Frage. Das war aber auch ein besonderer Fall, da die neuen Konsolen angekündigt wurden, was nur alle ~6-8 Jahre mal der Fall ist. Und Hardware-technisch lassen sich dann natürlich doch schon eher Fakten und somit Vergleiche machen.


    Mir geht's mit dem Blog aber eher darum, dass vorallem das Spiele-Line-up der "anderen" gerne kritisiert wird und anhand dessen Verlierer bestimmt werden möchten, ohne dass man an die Fans von diesen denkt. Bis es wieder zu einem Krieg um die vierte Xbox und die PlayStation 5 kommt wird es noch lange dauern. Und das ist dann ohnehin wieder eine ganz andere Geschichte.

  • "Alle Pressekonferenzen [...] werden geschaut"
    Ja, mach ich auch... außer Sony, die Uhrzeit ist von hier aus unzumutbar und die Konferenzen sind immer so unmenschlich lang. =D

  • Social Media ist nicht zu unterschätzen, auch für die Firmen nicht, die die Pressekonferenzen geben. Natürlich schießen viele Fans über das Ziel hinaus, aber man kann schon davon sprechen, dass gewisse Firmen die E3 gewinnen, denn das nächste halbe Jahr zeigen sich die Nachwirkungen der E3. Ich erinnere an die katastrophale Leistung von Microsoft mit der Xbox One Vorstellung. Sony musste nicht mehr viel tun und hat den Sack zugemacht, die Verkäufe beweisen, dass die E3 wesentlichen Einfluss auf die Außenwirkung haben und damit auch Gewinner und Verlierer küren. :)