Unser Test zum Spiel: Punch-Out!!

Boxen ist wohl eine der umstrittensten Sportarten überhaupt und die weitreichende Geschichte reicht bis 3000 v. Chr. zurück. Auch heute noch erfreut sich der Sport großer Beliebtheit. Da ist es nur logisch, dass genau diese Kampfsportart bei Raufereien auf Schulhöfen am häufigsten Anwendung findet. Doch wie immer haben kleine Streber das Nachsehen, denn wie sollen sie sich mit Knochen aus Gummi gegen die bösen Buben wehren können? Hier will Nintendo, Retter der Stubenhocker, zu Hilfe eilen und bietet mit Punch-Out!! die Gelegenheit, bei der nächsten Taschengeld-Abnahme den Spieß umzudrehen. Ist Nintendo ein spaßiges Box-Spiel gelungen oder werden wir allein im Ring zurückgelassen?



Der Plot ist schnell erklärt: Little Mac ist ein kleinwüchsiger, ehrgeiziger Sportler, der unbedingt als Boxer an die Spitze möchte. Unter den Fittichen von Doc Louis, der ein Faible fürs Klauen von Fahrrädern hat, trainiert Little Mac von nun an, um den Titel der besten Boxer zu erlangen. Eure Aufgabe ist es nun natürlich, alle Gegner zu besiegen, damit Little Mac als Champion hervorgeht.

Dabei kontrolliert ihr Little Mac aus der Schulter-Ansicht, ein freies Herumlaufen ist nicht möglich. Ihr könnt also nicht von der Seite oder einer anderen Position aus zuschlagen. Stattdessen bleibt ihr an einem Fleck stehen. Doch euer Gegner greift euch auch nur vorne an, daher ist das nicht allzu schlimm. Einen rechten Schwinger löst ihr mit A aus und von links schlagt ihr mit B. Und wenn ihr beim Zuschlagen nach vorne drückt, landen eure Treffer in der Gesichtsgegend eures Kontrahenten. Ausweichen und blocken könnt ihr natürlich auch, indem ihr die jeweilige Richtung auf dem Steuerkreuz drückt. Falls ihr für einen guten Schlag einen Stern bekommt, könnt ihr mit Start einen Kinnhacken ausführen, der besonders viel Schaden verursacht.

Warum ich euch die Steuerung so genau kläre? In Gegensatz zu anderen Box-Spielen seiner Zeit setzt Punch-Out!! nicht auf ein Action-orientiertes Gameplay, sondern eher auf Taktik. Viele Gegner besitzen ein bestimmtes Angriffsmuster und wer nur stupide auf den Gegner einprügelt, der kann nicht einmal den ersten Kontrahenten besiegen. Ihr habt neben einer Lebensleiste nämlich auch Ausdauerpunkte. Wenn ihr unbedacht drauflos schlagt bzw. euch zu oft treffen lasst und somit eure Punkte auf Null gebracht habt, könnt ihr euch nicht mehr bewegen. Ihr müsst also mit Bedacht den richtigen Moment abwarten, der euch eine geeignete Angriffsfläche bietet. Ohne Taktik funktioniert hier nichts und genau dieses Element hat mir besonders gut gefallen. Punch-Out!! wird so wunderbar schwer, denn einige der Gegner sind ganz schön harte Nüsse und bevor man da eine Taktik gefunden hat, vergehen unzählige KOs.

Ihr arbeitet euch mit jedem Sieg in einer Rangliste nach oben und trefft so auf immer neue Gegner. Versagt ihr aber, kann es passieren, dass ihr die Rangliste runterklettert und nochmals den vorherigen Gegner besiegen müsst, obwohl ihr ihn davor schon besiegt habt. Das kann durchaus ziemlich frustig sein, vor allem, wenn der vorherige Gegner mit Mühe und Not besiegt werden konnte und sich der nächste als (fast) unbesiegbar entpuppt. Dann heißt es, sich noch einmal gegen den vorigen Boxer durchbeißen zu müssen. Das Passwort-System schafft da keine wirkliche Abhilfe, da euch nur nach drei Kämpfen ein Passwort gegeben wird. Zum Glück bietet die Wii U Virtual Console-Version aber das Schnellspeicher-System, sodass diese Probleme der Vergangenheit angehören. Also erstellt ihr euch einfach vor jedem Gegner einen Speicherpunkt und versucht es so lange, bis ihr euren Rivalen endlich besiegt habt. So schön kann Technik sein.

Apropos Technik, auch die Grafik kann überzeugen. Alle Gegner sind an Länder-Stereotypen orientiert und sehr kurios in Szene gesetzt. Während der Japaner einen Stapel voller japanischen Wörter loslässt, begegnet euch Von Kaiser nur mit typisch deutschen Hosenträgern. Alle Boxer sind wunderbar comichaft und die Sprites sehr sauber gezeichnet, was viel zum Charme beiträgt. Auch die Musik ist unglaublich Ohrwurmlastig und macht euch richtig bereit für den Kampf. Leider ist der Soundtrack nicht abwechslungsreich geworden, da man gerade gewissen Gegnern durchaus ein besonderes Theme hätte spendieren können.



Unser Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von Hans-Jürgen Eisenbeis

Nein, mit Punch-Out!! werdet ihr nicht lernen, wie ihr euch in Raufereien behaupten könnt. Das kann euch eigentlich kein Spiel beibringen und der Einleitungstext war diesbezüglich natürlich nicht ernst gemeint. Dafür nimmt Nintendo das Boxen trotz der Comic-Grafik ernst, denn Nintendos erster Versuch am Box-Genre erweist sich als eine der realistischsten Adaptionen seiner Zeit. Wer sich mit dem Boxsport genau befasst, wird wissen, dass es sich dabei nicht um ein stupides Draufhauen handelt und man nur mit Taktik und klugem Köpfchen einen KO erkämpfen kann. Punch-Out!! überträgt das einfach, aber effektiv in ein Spiel. Leider gibt es sonst nichts und ihr boxt euch nur von einem Kampf zum nächsten durch. Wer aber einem spaßigen Box-Game nicht abgeneigt ist, der ist mit Punch-Out!! bestens beraten. Und wer jetzt tatsächlich eine Beratung erhofft hat, um sein Schulpausengeld verteidigen zu können: Wendet euch lieber an euren Lehrer des Vertrauens oder an eure Eltern, falls euch mit Schlägen gedroht wird. Denn Gewalt ist No Good!

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