Unser Test zum Spiel: Darksiders II
Was soll schon schiefgehen mit der Wii U, wenn der Tod selbst ihr direkt zum Launch einen Besuch abstattet? In Darksiders 2: Tod lebt zieht ihr mit dem Sensemann los, um eine große Ungerechtigkeit aufzuklären und euren Bruder zu retten. Ja, auch der Tod hat Geschwister, in diesem Fall heißen sie Krieg, Pest und Hunger, besser bekannt als die Apokalyptischen Reiter. Krieg allerdings steckt in der Klemme, da er durch eine Verschwörung das Ende der Menschheit zu verantworten hat. Was genau passierte, wird in Darksiders 2 aber nur angeschnitten. Zudem läuft die Handlung von Tods Abenteuer parallel zum ersten Darksiders und es tauchen daraus bekannte Figuren auf. Um den vollen Überblick zu haben, solltet ihr den Vorgänger also gespielt haben. Zwingend notwendig ist das allerdings nicht, da man auch ohne gut mitkommt.
So macht ihr euch in der Rolle von Tod auf, weil ihr hofft, irgendwie Kriegs Unschuld beweisen zu können. Dazu besucht Tod den Krähenvater, der jedoch nicht gerade willig zu einem Gespräch ist und erst einmal überzeugt werden muss. Das geschieht in der Welt von Darksiders mit Gewalt, und nachdem der Krähenvater am Boden liegt, schickt er euch in die Schmiedelande, die vom sogenannten Verderben heimgesucht werden. Doch auch andere Welten sind dem Zerfall anheim gefallen, wie ihr nach und nach feststellen werdet. Dieses Verderben hat mehr mit Tod zu tun, als man anfangs denken würde...
Insgesamt ist die Geschichte von Darksiders 2 nicht ganz so überzeugend wie im ersten Teil. Kam Kriegs Schlacht noch mit Wendungen und Überraschungen daher, plätschert Tods Story irgendwie vor sich hin. Ständig wird man weitergeschickt, um dieses und jenes zu suchen oder diesen oder jenen zu treffen. Das wird teilweise sogar so kurios, dass mir Tod wie schon Link in The Legend of Zelda: Skyward Sword eher wie ein Laufbursche vorkam. Witzig auch, dass ihr fast immer drei Gegenstände sammeln müsst, um voranzukommen. Aller guten Dinge sind drei, dachten sich die Entwickler wahrscheinlich.
Doch das gerät ganz schnell in Vergessenheit, wenn man sich auf Darksiders 2 einlässt. Ich habe selten einen Titel gespielt, in dem ich so oft stehengeblieben bin, um mich umzuschauen. Architektonisch und gestaltlerisch ist Tods Reise ein Meisterwerk, das seinesgleichen sucht. Gewaltige Statuen, monströse Bauwerke, schummrige Dungeons, hitzige Lava und ein Art-Style, der einen tollen Spagat zwischen Realismus und Comic schafft. Alles wirkt überzeichnet und irgendwie bunt, trotzdem spürt man die Brutalität der Welten, die man durchreist. Mein persönliches Highlight ist das Flugschiff des Königs der Knochen, das von zwei gigantischen Drachenschlangen gezogen wird. Leider hat die Grafik allgemein mit teils heftigen Zeilenverschiebungen (Tearing genannt) zu kämpfen, und ruckelfrei läuft das Spiel ebenfalls nicht. Immer wieder gibt es kleine Stotterer, und in einem späteren Abschnitt gegen Ende des Spiels ging die Framerate sogar derweit in die Knie, dass Darksiders 2 für kurze Momente quasi unspielbar wurde. Zudem sich mir nicht erschloss, was für die Einbrüche sorgte, da gerade gar nichts passierte und viele andere Orte deutlich detaillierter und effektreicher sind. Hier ist auch überraschend, dass ich bis auf zwei Ausnahmen keine Ruckler in den vielen Kämpfen feststellen konnte. Dabei geht gerade hier die Post ab.
Bei Darksiders 2 handelt es sich so ungefähr um eine Mischung aus The Legend of Zelda, Prince of Persia und God of War. Vom letzteren inspiriert sind die Kämpfe, die mit Tod noch schneller ablaufen als im ersten Teil mit Krieg. Da Tod nicht blocken kann, aber deutlich agiler und schneller ist als sein Bruder, wirbelt ihr mit der Doppelsense, schwingt gewaltige Hämmer oder Äxte, rollt euch um Gegner herum, weicht geschwind harten Schlägen eurer Gegner aus und schraubt euren Trefferzähler nach oben. Der tut aber nichts weiter, als euch anzuzeigen, wie oft ihr hintereinander getroffen habt. Und so spaßig die ersten Kämpfe auch sind, mit der Zeit werden sie verdammt unübersichtlich.
So ist ein gezieltes Kämpfen manchmal fast schon unmöglich, weil mehrere Gegner auf einmal auf euch einschlagen. Denn hier rennt wirklich alles gleichzeitig auf euch ein, kein Monstrum wartet darauf, dass es an der Reihe ist. Dann sind blindes Drauflosprügeln und immer wieder hin und her rollen unumgänglich, um zu überleben. Gegen das taktischere Kampfsystem mit Blocken und gezieltem Zuschlagen aus dem ersten Teil ein Rückschritt, obwohl ihr das natürlich auch anders sehen könntet. Doch wartet erstmal ab, wenn ihr die Ghule ruft. Dann geht die Übersicht komplett flöten und es tummeln sich teilweise mehr als zehn Figuren gleichzeitig auf dem Kampffeld. Und diese können je nach abgesteckter Größe (immer wieder betretet ihr einen Raum, die Türen werden geschlossen und ihr kommt erst weiter, wenn ihr gewonnen habt) ziemlich klein sein. Durch die vielen Treffer-Effekte blickt ihr dann gar nichts mehr.
Doch gerade diese Ghule sorgen dann dafür, dass ihr trotz Chaos die Überhand gewinnt, da sie erfolgreich Feinde ablenken und deren Lebensanzeige ordentlich runterprügeln. Zumindest spielte ich so, denn das ist nur eine Vorgehensweise in Darksiders 2 (allerdings ist sie trotz der Übersichtlichkeitsprobleme ziemlich spaßig). Ist Tod durch Kämpfe und erfüllte Missionen nämlich einen Level aufgestiegen, könnt ihr einen Fähigkeitenpunkt verteilen. Diese sind in zwei Bäume aufgeteilt. Da gibt es die Kampffertigkeiten wie den Teleportschlag oder eine Aura, die Tods Angriff erhöht. Auf der anderen Seite könnt ihr eben die Ghule freischalten, einen Krähenschwarm auf eure Feinde loslassen oder einen Schild aktivieren, der die Verteidigung erhöht und gleichzeitig für Blitzschäden beim Feind sorgt. Aber keine Angst, solltet ihr ein paar Fehler bei der Verteilung der Punkte gemacht haben oder sagt euch eine der Fähigkeiten nicht zu, könnt ihr sie auch für wenig Geld bei einem der Händler neu verteilen. So könnt ihr herumexperimentieren, bis ihr zufrieden seid.
Mit dem Geld, das ihr in zerstörbaren Objekten, Truhen oder von besiegten Feinden erhaltet, könnt ihr euch neue Ausrüstung kaufen. Aber das ist eigentlich gar nicht nötig, da ihr ständig neue in den Dungeons findet. Gegner lassen neue Sicheln fallen, ihr zieht immer wieder neue Schuhe oder Umhänge an und so weiter. Dadurch bekommt man ein gutes Gefühl des besser werdens, da man neben den Levelaufstiegen auch durch die neue Ausrüstung immer stärker wird. Die kann dann nützliche Zusatzeffekte wie Feuerschaden, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit eines kritischen Treffers oder Gesundheitsregeneration besitzen. Auch hier solltet ihr verschiedene Möglichkeiten ausprobieren, bis ihr zufrieden seid.
Die gefundenen Ausrüstungsteile könnt ihr dann direkt über den Touchscreen des GamePads ausrüsten. Auf dem Wii U-Controller habt ihr so entweder euer Inventar oder eine Levelkarte stets im Blick, was in den Dungeons ziemlich praktisch ist. Doch leider wird dieses an sich tolle Feature nur unzureichend angewendet. So pausiert Darksiders 2 beim Wechsel zur Oberweltkarte, die dann auch auf dem Fernseher angezeigt wird. Wollt ihr die Schnellreise-Funktion nutzen, müsst ihr den Cursor auf dem GamePad auf die jeweilige Stelle bewegen, indem ihr die Karte verschiebt und dann den Y-Knopf drückt. Sehr umständlich. Besessene Waffen könnt ihr mit anderen Gegenständen verbessern, aber das funktioniert nicht einfach über den Touchscreen, ihr müsst dafür komplett ins Menü wechseln. Das gilt auch für alles andere abgesehen vom Standard-Ausrüstungsmenü.
Auch nervig: Wollt ihr Fähigkeiten oder Items wie die Pistole in die Schnellwahl legen, die über die L-Taste aufgerufen wird, müsst ihr das Geschehen erst einmal komplett auf das GamePad legen, die Schnellwahl ausstatten und dann das Bild wieder zurück auf den Fernseher holen (alles über das Spielmenü). Das ist deswegen so kompliziert, weil die Fähigkeiten im „normalen“ Spielmodus, also auf Fernseher und Pad, über den Touchscreen ausgelöst werden sollen, was aber aufgrund der kleinen Symbole viel zu ungenau und nicht zu empfehlen ist. Darksiders 2 lässt sich übrigens hervorragend auf dem GamePad spielen, es wirkt auch auf dem kleineren Bildschirm immer noch so episch wie auf dem TV.
Mit der gerade erwähnten Pistole kommen wir gleich zur nächsten Inspiration der Entwickler: The Legend of Zelda. Wie in der Nintendo-Reihe findet ihr diverse Items, die ihr zum Vorankommen benötigt. So zum Beispiel die Pistole und eine Art Greifhaken (es ist halt eine lila leuchtende Hand, die sich ausstreckt). Über die anderen beiden möchte ich nichts verraten, aber wer den Vorgänger gespielt hat, wird zumindest ein Item wiedererkennen. Das erste Darksiders war übrigens abwechslungreicher, was die Items angeht. Die wirklich coolen Teile bekommt ihr sowieso erst sehr spät im Spiel, was ich schade finde. Dann werden auch die Rätsel in den Dungeons kniffliger, die bis dahin niemanden überfordern dürften. Mit den später erhaltenen Items lohnt es sich dann auch, in bereits besuchte Gegenden zurückzukehren, da ihr immer wieder auf zusätzliche Orte und Dungeons am Wegesrand stoßt, die ihr teils direkt erkunden und ausrauben könnt, teils bleibt euch der Einlass aber eben verschlossen, bis ihr dort mit dem entsprechenden Item weiterkommt. Dadurch hat Darksiders 2 jede Menge zu entdecken und dürfte euch lange beschäftigen.
Wir haben also Kämpfe und Items. Was fehlt da noch? Richtig, die Prince of Persia-Inspiration. Neben Feinden erwarten euch in den Dungeons nämlich Klettereinlagen, die so auch in den Abenteuern vom persischen Prinzen auftauchen könnten. Gut, ganz so kompliziert sind sie dann nicht, aber euch erwarten Wandläufe, Säulen, tiefe Abgründe und schwindelerregende Höhen. Dabei bleibt das Spiel immer fair, da ihr nach einem Absturz (oder Tod in einem Kampf) immer kurz davor wieder abgesetzt werdet. Lange Laufwege durch bereits bekanntes Terrain bleiben euch somit erspart, auf der anderen Seite zieht das natürlich den Schwierigkeitsgrad gehörig nach unten, da ihr nie wirklich bestraft werdet.
Neben dem Hauptabenteuer, was euch ca. 22 Stunden beschäftigen sollte (ohne die vielen Nebenquests), befindet sich ein zusätzlicher DLC direkt auf der Disk. Dieser bietet in einem Abschnitt nochmal massig Action und zudem zwei kleinere Dungeons mit einem harten Endgegner. Leider ist dieser DLC aber in etwa einer Stunde durchgespielt, viel Stoff bietet er also nicht. Die zusätzlichen Ausrüstungsgegenstände, die auf der Packung angepriesen werden, würde ich euch im ersten Durchgang aber nicht empfehlen, da sie recht stark sind und ihr lange keine neuen Waffen und Rüstungsteile braucht. Das nimmt dem Looten ein bisschen den Spaß. Ganz und gar spaßig ist aber der Soundtrack! Was hier aufgefahren wird, ist wirklich grandios. Da werden Harfen gezupft, Streicher wiegen euch durch die Dungeons und alles zieht an, wenn die Kampf-Action losgeht. Das Highlight dürfte aber im Kampf gegen... aber Mist, ich will ja nichts verraten. Nur so viel: Selten habe ich so epische Musik in einem Videospiel gehört, die auch noch so treffend zum Kampf passt.
Allerdings gab es in dieser Auseinandersetzung auch ein großes Problem, das sich durch das gesamte Spiel zieht: die Kamera. Es war unglaublich schwer, die Übersicht zu behalten, und das in einem großen Areal. Schlimmer wird es nur noch in den Kämpfen gegen mehrere Gegner, da ihr eben so viel herumrollt. Da kommt die Kamera einfach nicht hinterher. Wirklich Zeit habt ihr aber auch nicht, sie selber zu justieren. Da solltet ihr immer schön die Zielerfassung nutzen, nur schaltet diese sich gerne auf irgendeinen Feind ganz hinten auf statt gleich den zu wählen, der genau vor euch steht. Dann müsst ihr mit dem rechten Stick zwischen den Gegnern hin und her schalten, bis ihr den richtigen gefunden habt, doch das ist in der Hektik schwer. Ihr müsst ja auch noch über die Knöpfe angreifen. Aber wenn ihr euch dann mit einem lauten Freudenseufzer über die gewonnene Schlacht freut, ist das schon wieder vergessen. Man will ja nicht zu kleinlich sein beim Spielen. Schön übrigens ist auch die deutsche Sprachausgabe geworden. Gut, Tods Stimme mag anfangs nicht so recht passen, aber man gewöhnt sich daran und andere Charaktere sind einfach hervorragend vertont. Da macht das Zuhören Spaß. Nur seltsam, dass die Mundbewegungen manchmal ziemlich synchron wirken, manchmal aber eben auch nicht.
Unser Fazit
9
Geniales Spiel