Unser Test zum Spiel: Spirit Camera: Das verfluchte Tagebuch

Während Wii-Spieler sich seit Kurzem mit Project Zero 2: Wii Edition wieder einmal ordentlich gruseln dürfen, soll auch Besitzern eines Nintendo 3DS mit Spirit Camera: Das verfluchte Tagebuch das Fürchten gelehrt werden.



Die Story des Spiels beginnt damit, dass euch eines Tages ein Päckchen ohne Absender erreicht, in dem sich ein violettes Tagebuch befindet. Einer alten Legende zufolge soll jeder, der das Buch öffnet und plötzlich Schriftzeichen auftauchen sieht, von einer „Frau in Schwarz“ verflucht werden. Dummerweise weiß der Empfänger, in dem Falle ihr, nichts davon und betrachtet eine Seite des Tagebuchs durch seine Kamera Obscura, die auf das violette Büchlein zu reagieren scheint. Und tatsächlich tauchen Schriftzeichen auf und bevor ihr euch versehen könnt, befindet ihr euch in einem alten Gebäude wieder. Dort trefft ihr auf die junge Maya, die schon lange im Tagebuch gefangen zu sein scheint und alle ihre Erinnerungen verloren hat. Eure Aufgabe ist es von nun an, Maya zu helfen, sich an ihre Vergangenheit zu erinnern und herauszufinden, wer diese „Frau in Schwarz“ ist und warum sie die Besitzer des Tagebuchs verflucht und tötet. Dies wäre die grobe Handlung, ich möchte ja nicht zu viel verraten!

Das Besondere an Spirit Camera ist, dass dem Spiel auch wirklich ein kleines, 16-seitiges Tagebuch beiliegt, welches eure Verbindung zur Geisterwelt darstellt. Mit diesem Titel haltet ihr nämlich erstmals ein Vollpreisspiel für den 3DS in den Händen, welches ganz auf die Augmented Reality-Funktion des Handhelds aufbaut. Dank der Kamerafunktion des Nintendo 3DS wird dieser dadurch selbst zur Kamera Obscura, mit der sich das Übernatürliche sichtbar machen lässt. So richtet ihr euren 3DS auf bestimmte Bilder aus dem Tagebuch und bekommt Erinnerungsfetzen in Form von Videos präsentiert, erhaltet neue Informationen oder trefft auf einen Geist eines Verstorbenen. Dass diese euch nicht besonders freundlich gesinnt sind, dürfte selbstverständlich sein. Ganz wie in den Project Zero-Spielen gilt es nun, die Geister mit Hilfe eurer Kamera (also eures 3DS) zu bekämpfen. Der Exorzismus findet aber nicht in einer virtuellen Spielwelt statt, der Geist erscheint direkt in eurem Zimmer! Natürlich könnt ihr ihn nur durch die Kamera sehen.

Von da an gilt es, den Geist solange im Sucher eurer Kamera einzufangen, bis sich dieser aufgeladen und rot verfärbt hat. Durch den Gyrosensor des Handhelds ist also Bewegung gefragt, da der Geist sich aus allen Richtungen nähern kann. Glücklicherweise zeigt euch ein kleiner Pfeil an, in welche Richtung ihr euch drehen solltet. Sobald ihr den Geist erblickt habt und der Sucher rot ist, solltet ihr nicht zögern, mittels L- oder R-Taste den Auslöser zu betätigen, denn nur in diesem Moment könnt ihr dem Geist Schaden zufügen. Am meisten verletzt ihr ihn, wenn er so nah wie möglich an euch dran ist und zum Angriff ausholt. Zögert ihr zu lange oder knipst frühzeitig, passiert dem Verstorbenen nichts und ihr bekommt stattdessen Verletzungen hinzugefügt, die ihr anhand von Rissen in der Kamera erkennen könnt. Im weiteren Spielverlauf werdet ihr noch einige besondere Linsen für eure Kamera freischalten, die euch helfen werden, gegen kommende Gegner zu bestehen und übernatürliche Hindernisse im Tagebuch aus dem Weg zu räumen. Das Ganze hört sich nun wahrscheinlich spannender an, als es aber leider tatsächlich ist.

Während die Kämpfe gegen die Geister, die bei euch im Zimmer erscheinen, keine besonderen Vorkehrungen - außer etwas Bewegungsfreiheit – erfordern, sieht die Sache bei Benutzung des verfluchten Tagebuchs schon anders aus. Zum einen müsst ihr stets für ausreichend Beleuchtung sorgen, damit die Kamera des 3DS die AR-Marker im Buch überhaupt erkennt, zum anderen solltet ihr es immer flach vor euch liegen haben, damit die Bilder korrekt dargestellt werden. Gerade wenn es zu einem Kampf gegen einen Geist kommt, bei dem ihr die Kamera auf einem Bild im Tagebuch halten müsst, kann es schon einmal zu Frustmomenten kommen. So etwa, wenn ihr einen bestimmten Winkel einnehmen müsst, um den Geist vor die Linse zu bekommen, dann aber plötzlich von einer Meldung unterbrochen werdet, dass das Buch nicht erkannt wurde. Ich konnte abends meistens gar nicht spielen, da meine Zimmerbeleuchtung nicht ausreichend war, damit die Kamera das Buch erkannte. Dies liegt nun nicht am Spiel selbst, ist aber dennoch ein schwerwiegendes Problem.

Während des Storyverlaufs werdet ihr euch für kurze Zeit in einem engen Flur eines alten Gebäudes wiederfinden, in dem ihr euch dank dem Gyrosensor in jeder Richtung umsehen könnt. Für diesen kurzen Moment kam eine viel dichtere Atmosphäre im Spiel auf, als es euer eigenes, hell erleuchtetes Zimmer je zu schaffen vermag. Wieso hat man hier nicht mehr draus gemacht? Eindeutig verschenktes Potenzial, meiner Meinung nach. Auch die Kämpfe sind an sich nicht besonders schwer, da ihr lediglich die Geister fotografieren müsst, um ihnen zu schaden. Dies wird spätestens nach dem vierten Kampf eintönig. Zudem leidet auch der 3D-Effekt darunter, der eigentlich einen ganz guten Eindruck macht. Aufgrund der vielen Bewegungen werdet ihr ihn aber wohl die meiste Zeit ausschalten.

Die Geschichte kommt Project Zero-typisch ohne Splatter oder dergleichen aus und versucht euch mehr auf psychischer Ebene zu erschrecken. Allerdings haben sich die Schreiber hinter der Geschichte nicht gerade mit Ruhm bekleckert, wenn es um Innovationen geht. Ohne euch jetzt mehr über die Story verraten zu wollen, hat man hier auf viele altbekannte Elemente aus japanischen Horrorfilmen gesetzt , wie zum Beispiel den Geist eines Kindes, welcher sein Gesicht mit einer Maske verbirgt. Auch der Verlauf der Story ist kaum überraschend und wird viel zu schnell vorhersehbar, was bei einer Spielzeit von gerade einmal drei Stunden schon fast einen Genickbruch darstellt. Dazu kommt noch, dass es außer den Kampfeinlagen nicht allzu viel zu tun gibt, viel mehr hört ihr einen Großteil der Zeit Maya zu bzw. lest, was sie zu sagen hat. Während die englische Sprachausgabe ganz passabel klingt, solltet ihr euch aber vor Spielbeginn lieber für die japanische Sprachausgabe entscheiden, die ihr im Menü auswählen könnt. Diese trägt viel mehr zur Stimmung bei und überzeugt durchweg.

Kurioserweise scheint man sich aber bei der Sprachausgabe nicht ganz einig gewesen zu sein, denn mal ist ein Satz von Maya synchronisiert, dann kommen einige Sätze nur als Text und dann sagt Maya wieder etwas. Wieso man hier nicht gleich auf eine vollständige Sprachausgabe gesetzt hat, wird wohl auf ewig ein dunkles Geheimnis der Entwickler bleiben. Ansonsten bekommt ihr noch überzeugende Hilferufe, ächzendes Stöhnen und schauerliches Gekicher sowie passende und beklemmende Musiktracks geboten, wobei auch bei diesem Titel besonders mit Kopfhörern noch etwas mehr an spielerischer Atmosphäre herausgeholt werden kann. Über die grafische Darstellung kann auch nicht sonderlich gemeckert werden, außer den Geistern bekommt ihr ohnehin nicht allzu viel geboten. Hier und da hätten aber ein paar Feinschliffe oder mehr Polygone den Charakteren sicher gut getan.

Habt ihr das Hauptspiel beendet, dürft ihr je nach Verlangen die Story ein weiteres Mal auf einem höheren Schwierigkeitsgrad durchspielen und erfahrt so an einigen Stellen ein paar Details mehr zur Story. Aber ob sich das erneute Durchspielen nach so kurzer Zeit lohnt, sei einmal dahingestellt. Zusätzlich wird nach erfolgreichem Abschluss der Hauptstory der Modus Fotografieren/Kämpfen verfügbar, in dem ihr ganz dem Namen nach alle Charaktere in verschiedenen Posen fotografieren bzw. nochmal auf einem höheren Schwierigkeitsgrad bekämpfen könnt. Unter dem Punkt Geisterkamera findet ihr drei weitere Modi, die ein paar kleine Spielereien erlauben. Mit der Geisterfotografie macht ihr ein einfaches Foto und oh Schreck… tauchen ein Geist oder eine Verfremdung auf dem Bild auf. Leider werden die paranormalen Dinge nur zufällig auf dem Bild verteilt. Eine Möglichkeit, sich selbst eine Fotomontage mit einem Geist zu machen, gibt es in diesem Modus nicht. Immerhin können die Fotos auf der SD-Karte gespeichert und so auch auf dem PC oder anderen Geräten betrachtet werden.

Mittels Geisteranalyse könnt ihr euer Gesicht oder das eine Freundes fotografieren und bekommt vom verfluchten Tagebuch dann gezeigt, von welchem Geist ihr heimgesucht werdet. Bei meinem Versuch stellte sich hier heraus, dass mich ein spielender Junge heimsucht und ich aufpassen solle, nicht in einer Fantasiewelt stecken zu bleiben. Im Exorzismus-Modus dürft ihr wieder jemandes Gesicht fotografieren, welches dann als verzerrtes und entstelltes Gesicht eines Geistes dargestellt wird, den ihr dann bekämpfen müsst. Zu guter Letzt habt ihr unter dem Punkt „Besessene Seiten“ die Möglichkeit, vier weitere Minispiele zu spielen. Im ersten Minispiel gilt es, vier Paar Augen zu beobachten, welche durch Masken linsen und dabei drei Fragen wie zum Beispiel „Welche Maske wurde nicht angesehen?“ zu beantworten. Das zweite zeigt euch eine Puppe, deren Aussehen ihr euch gut einprägen müsst. Daraufhin tauchen zahlreiche Puppen in eurem Zimmer auf, und ihr müsst die richtige unter ihnen ausmachen.

Ein weiteres Spiel lässt euch mit einem Geisterjungen Verstecken spielen und ihr müsst ihn dann im Tagebuch ausfindig machen. Das letztere Minispiel ist aber eindeutig das interessanteste, da hier wieder die Idee mit dem alten Gebäude aufgegriffen wird. Ihr bewegt euch automatisch durch das Haus, könnt euch aber in jede Richtung umsehen, um nach Geistern Ausschau zu halten und diese abzulichten. Auch wenn alle Minispiele mehrere Stufen haben, sind sie fast alle aus dem Hauptspiel entnommen und lassen mit der Zeit immer weniger Motivation aufkommen.

Unser Fazit

6

Überzeugend

Meinung von Benjamin Böttcher

Mit Spirit Camera: Das verfluchte Tagebuch hat Tecmo Koei versucht, euch auch auf dem Nintendo 3DS psychisch fertig zu machen. Dies ist ihnen in Bezug auf die leider zu schnell vorhersehbare Story nur bedingt gelungen, die mit ca. drei Stunden einfach viel zu kurz ausfällt. Auch machen sich häufig die Grenzen der Nintendo 3DS-Technologie bemerkbar, besonders wenn euch ein Geist aus dem Tagebuch verfluchen will und plötzlich durch die Meldung, dass das AR-Buch nicht gefunden wurde, unterbrochen wird. Auch die verschiedenen Minispiele, die ihr neben der Hauptstory spielen könnt, sind meist nur Variationen derer, die euch bereits in der Story begegnet sind und verlieren daher schnell an Motivation. Auch wenn die Einbindung eines echten Buches sehr authentisch wirkt, wird einem schnell der große Nachteil klar: Ihr könnt das Spiel eigentlich nur zu Hause spielen, da es für unterwegs nicht geeignet ist und das Buch meist immer zum Beginn eines Spiels benötigt wird. Letztendlich wirkt Spirit Camera: Das verfluchte Tagebuch noch ein wenig unreif, was sich auch an der Sprachausgabe zeigt, die nur häppchenweise zum Einsatz kommt. Fans der Project Zero-Spiele und Horror-Fans allgemein werden sicherlich trotzdem ihre Freude mit dem Titel haben. Aber ob sich das Ganze für rund 30€ lohnt, sei mal dahingestellt.

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Die durchschnittliche Leserwertung

8 User haben bereits bewertet

Kommentare 2

  • metallschleim

    Turmbaron

    Ich finde das Spiel eigentlich ganz interessant und sollte es irgendwann mal verramscht werden, schlage ich zu.
    Ich habe übrigens einen Fehler entdeckt: du hast statt hierzulande hierzulange geschrieben.

  • PerfectDark

    Turmbaron

    Ich werd es mir auch holen, wenn es günstig zu bekommen ist.