Unser Test zum Spiel: Shantae

WayForward ist spätestens mit dem Capcom-Remake DuckTales: Remastered, das sehr bald unter anderem für die Wii U als Download erscheinen wird, in aller Munde. Doch die retrolastigen Entwickler haben bereits in der Vergangenheit ordentliche Kracher produziert. Die Rede ist von Shantae, das im Jahr 2002 für den Game Boy Color entwickelt und vom japanischen Publisher Capcom auf den nordamerikanischen Markt gebracht wurde. Da zum damaligen Zeitpunkt allerdings bereits der Handheld-Nachfolger Game Boy Advance erschienen war, ging das Spiel im Trubel ziemlich unter. Aus diesem Grund erschien der Titel nicht in Europa. Auch wenn man den Titel auf dem GBA ebenso spielen konnte und dabei eine neu gewonnene Farbpracht und einige Erweiterungen genoss, wurde Shantae kein Verkaufsschlager. Nun ist der arabische Traum eines Videospiels als Virtual Console-Titel für den aktuellen Handheld Nintendo 3DS erschienen. Da es nur noch sehr wenige und mittlerweile sehr hochpreisig gehandelte Original-Module auf dem Markt gibt, sollte man sich nicht scheuen, sich diesen Geheimtipp aus dem eShop herunterzuladen.



In diesem 2D-Jump'n'Run steuert ihr die wunderschöne Shantae, eine Halb-Dämonin mit purpurfarbenem Haar, die natürlich einen Bösewicht zur Strecke bringen möchte. Die bitterböse Piratin Risky Boots hat die Heimatstadt Scuttle Town überfallen und eine lebenswichtige Dampfmaschine gestohlen. Da Shantae die Heldin dieser sagenumwobenen Gemeinde ist, begibt sie sich natürlich auf den Weg, um die gestohlene Maschine zurückzuerobern. Eben eine klassische Jump'n'Run-Story, wie man sie aus Klassikern wie Super Mario oder Donkey Kong Country kennt.

Gleich von Anfang an beeindrucken die lebhaft animierte Grafik und die sehr geschmeidigen Animationen, die für die ziemlich eingeschränkten Hardware-Fähigkeiten des Game Boy Color wirklich beeindruckend sind. Tolle Effekte, Lichteinflüsse, der Perspektivenwechsel in der Heimatstadt und auch der Tag-/Nachtwechsel brachten mich zum Staunen. Man sieht einfach, wie viel Liebe zum Detail in diesem unterhaltsamen Orient-Express steckt. Und nicht nur die Grafik kann sich sehen lassen, sondern auch die zahlreichen Innovationen, die mit altbewährten Jump'n'Run-Genen aus Super Mario, Mega Man und Aladdin untermauert werden. Leider sind die musikalischen Einlagen etwas eintönig, trotzdem befinden sich im Soundtrack kleinere Melodien, die dem Ohrwurm in eurem Kopf zumindest einen kleinen Happen servieren.

Zu Beginn des Spiels wird die Hauptdarstellerin in ihrem Häuschen von dem Angriff auf die Stadt geweckt. Nach kleineren Sequenzen rennt ihr mit der Dame in das Innere der Stadt. Gleichzeitig werdet ihr vom Piratenschiff mit Bomben attackiert, denen ihr natürlich ausweichen müsst. Zu diesem Zeitpunkt springt ihr nur und wirbelt die Haarpracht, um euch zum Ziel durchzuschlagen. Doch während des späteren Spielverlaufs lernt Shantae weitere Fähigkeiten, die das abwechslungsreiche Jump'n'Run noch komplexer gestalten. So verwandelt sie sich in verschiedene Tierarten mit verschiedenen Fähigkeiten, ihr erlernt Bauchtänze und erweitert eure Haarattacke mit weiteren Waffen. Begleitet wird das alles von der etwas platten, aber trotzdem irgendwie originellen Story, die mit netten Dialogen bestückt wurde.

Auch wenn die Steuerung und das gesamte Gameplay keinerlei Einstiegshürden besitzen, ist dieses WayForward-Spiel eine wirkliche harte Nuss. Shantae fordert jederzeit eure Skills heraus. Und wer kein Fan von diesem Genre ist, der wird sich eventuell die Zähne deswegen ausreißen. Die Frustration ist unter anderem groß, wenn sich die Gegner einfach nicht unterkriegen lassen, die zahlreichen Endgegner euch über kleine Plattformen mit skurrilen Sprungeinlagen jagen und sehr oft die Kollisionsabfrage nicht hundertprozentig genau ist. Insebsondere die schwammige und ungenaue Kollision mit den zahlreichen Gegnern hat mich während des gesamten Abenteuers ziemlich geärgert und gefrustet. Trotzdem macht Shantae zu jeder Zeit Spaß und gehört für mich in die Reihe der wirklich genialen Jump'n'Runs. Zudem hilft die Möglichkeit, beim VC-Port auf dem Nintendo 3DS zu jedem Zeitpunkt einen Speicherpunkt setzen zu können.

Wenn man die zahlreichen Innovationen im Level-Design der über 50 Level und Minigames begutachtet, wird man ständig belohnt. So wechselt beispielsweise die komplette Spielrichtung, der ständig voranschreitende Tag-/Nachtwechsel verändert die Fähigkeiten der Gegner, und auch die „Third Person-Perspektive“ im Heimatdorf lässt selbst nach elf Jahren das Feuerwerk an Überraschungen wieder aufleben. Auch die Endgegner wurden mit sehr abwechslungsreichen Mechanismen bestückt und die netten Tanzeinlagen bringen sogar kleinere Rhythmus-Aspekte in das altehrwürdige Genre.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Holger Wettstein

Shantae von WayForward ist ein wirklicher Geheimtipp für Liebhaber von klassischen Jump'n'Runs. Die Entwickler nehmen die Basis von Aladdin. Super Mario und Mega Man und verpacken alles mit einer wunderschönen Dame, die selbst mit wenigen Pixeln einen gewissen Sex-Appeal versprüht. Doch erst die zahlreichen kleinen Innovationen machen dieses orientalische Abenteuer zu einem wirklichen Spiele-Hit, der leider sehr tragisch unter dem Game Boy Advance leiden musste. WayForward hatte einfach den falschen Zeitpunkt für den damaligen Release gewählt. Nur der harte Schwierigkeitsgrad und die oftmals frustrierende Kollisionsabfrage machen der jungen Bauchtänzerin einen Strich durch die Rechnung. Shantae ist jedenfalls einfach cool und verdient einen neuen Nachfolger, der sich ja bereits für den Nintendo 3DS in Entwicklung befindet. Also schnell herunterladen, ausgiebig trainieren und sich auf das nächste Abenteuer im Setting von 1001 Nacht freuen!

Awards

Spiele-Hit

Die durchschnittliche Leserwertung

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