Unser Test zum Spiel: Call of Duty: Ghosts
Es gibt Spiele in der Gaming-Branche, die verkaufen sich nicht so gut, obwohl sie sich qualitätstechnisch auf einem sehr hohen Niveau befinden. Dann gibt es Spiele, die den Gamern Jahr um Jahr als Weltneuheit verkauft werden, es aber nicht sind, und sich trotzdem sehr gut verkaufen. Eines davon ist die gigantische Marke Call of Duty. Zwar musste die Reihe in den letzten Jahren sinkende Verkaufszahlen hinnehmen, aber nichtsdestotrotz verdient sich Activision immer noch eine goldene Nase daran. Jedoch erscheint mit Call of Duty: Ghosts eine komplett neue Reihe der Ballerorgie, die eine andere Story erzählt und sich vom Modern Warfare- und Black Ops-Szenario entfernt. Vor dem Spielen der Wii U-Version stellte ich mir die Frage: Bringt eine neue Reihe auch frischen Wind in die Serie?
Natürlich geht wieder jede Menge besonders spektakulär zu Bruch, ganze Städte werden dem Erdboden gleichgemacht.
In den letzten Jahren setzte Activision auf die Modern Warfare- und Black Ops-Reihen innerhalb Call of Dutys. Doch so langsam zeigte es sich, dass diese etwas abgenutzt wirkten und so beschloss das Entwicklerstudio Infinity Ward, eine neue Reihe innerhalb der CoDs zu starten. Kleiner Insider: Eigentlich hatte sich Infinity Ward an der Entwicklung eines vierten Modern Warfare-Teils gewagt, jedoch stellte sich während der Entwicklung heraus, dass das Spiel eine komplett andere Richtung einschlägt. Der neue Teil mit der Bezeichnung Ghosts setzt also eine andere Geschichte. Wie immer spielen die Amerikaner als Fraktion eine große Rolle, müssen aber dieses Mal keine Nazis, Russen oder asiatische Feinde zu bekämpfen. Für das diesjährige Spiel hat sich Infinity Ward nämlich die Südamerikaner als Feinde ausgesucht.
Die lateinamerikanischen Staaten sind zu einer großen Macht herangewachsen und versuchen nun, den Amerikanern ans Bein zu pinkeln. Die neue Föderation hat dank der orbitalen Superwaffe Odin alle amerikanischen Großstädte zerstört und will nun auch den Rest der USA komplett vernichten. Aber das will die Eliteeinheit Ghosts nicht mit sich machen lassen und sie versucht, den Feind mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Die Story beginnt aber erst zehn Jahre nach dem vernichtenden Schlag gegen die USA. Bereits zu Beginn sieht man, dass sich das riesige Land mit apokalyptischen Verhältnissen herumplagen und mit der Niederlage anfreunden muss. Nun kommen die Ghosts ins Spiel, denn es liegt in ihrer Hand, die Feinde zurückzudrängen und die geliebte Freiheit wiederzuerlangen.
Im Spiel schlüpfen wir in die Rolle des jungen Soldaten Logan Walker, der zusammen mit seinem Bruder Hesh und unter der Leitung des Vaters versucht, die USA wieder aus dem Loch der Verzweiflung zu holen. Erst später treten wir den Ghosts bei. Natürlich ist das nicht so einfach und selbstverständlich gibt es eine Wende in der Geschichte. Durch die familiäre Beziehung der drei Hauptcharaktere am Anfang hatte ich eigentlich erwartet, dass die Emotionen und die Familienbande stark im Vordergrund stehen würden. Leider kommt niemals das Gefühl auf, dass eine emotionale Bindung zwischen den Charakteren besteht, was ich als sehr traurig empfinde. Aber wer braucht schon menschliche Nächstenliebe, wenn es Hunde gibt?
Infinity Ward hatte bereits auf der ersten Xbox One-Pressekonferenz das Ass von Call of Duty: Ghosts aus dem Ärmel gezogen: der Name lautet Riley, ist verwandt mit Kommissar Rex, hat eine feuchte Schnauze und ist der beste Freund des Menschen. Neben der neuen Engine wurde dieser Hund groß angekündigt und er sollte einen heftigen, frischen Wind in die Reihe bringen. Ich gebe zu: Mit dem Hund baute ich eine größere emotionale Bindung auf als mit den eigentlichen Protagonisten. Und das wird sicherlich nicht nur mir so gehen. Riley wirkt so sozial, lieb und intelligent. Die KI des Hundes wirkt sehr gut ausgebaut und es macht Spaß, mit ihm Streife zu gehen. So lieb Riley aber auch wirken mag, so gefährlich kann er sein. Sobald ihm der Befehl dazu erteilt wird, verwandelt sich Riley in einen kaltblütigen Killer, was mich im ersten Moment etwas geschockt hatte. Aber es ist Call of Duty…
Typisch für Call of Duty sind natürlich die zahlreichen actiongeladenen Level, die nicht mit Explosionen geizen. Egal was passiert, auch wenn ein Baum umfällt, es explodiert die ganze Gegend. Nebenbei müssen wir noch mit Drohnen, Fernlenkgeschützen und Fahrzeugen umgehen können, um die Gegner zur Strecke zu bringen. Unsere Feinde besiegen wir dabei an verschiedenen Schauplätzen, die dieses Mal sehr abwechslungsreich gewählt wurden. So befinden wir uns im Weltraum, in der Wüste, unter Wasser oder in der Antarktis. Alle Umgebungen kommen perfekt zur Geltung und spielen ihren Charme komplett aus. Nichtsdestotrotz wirkt die Story etwas altbacken und ich hatte andauernd das Gefühl, gewisse Passagen schon einmal in den vorherigen Call of Duty-Teilen gesehen und gespielt zu haben. Die Qualität der Story kommt insgesamt nicht ganz an die Vorgänger heran. Übrigens ist die Spielzeit immer noch zu kurz. Nach zirka vier Stunden sah ich schon die Credits. Das Ende bietet aber eine nette Überraschung, mit der ich nicht gerechnet hatte.
Die wohl größte Neuerung in Ghosts ist der Hund Riley: süßer Partner und reißende Killermaschine in einem!
Was die technische Seite angeht, kann man als Wii U-Besitzer schon etwas enttäuscht sein. Zwar sieht Call of Duty: Ghosts an manchen Stellen richtig hübsch aus, jedoch wurden einige Details, wie zum Beispiel an den Uniformen oder Autos, mit einem Brei aus Matsch ersetzt. Wenn man die Wii U-Version mit der PS3-Variante vergleicht, fällt schnell auf, dass das Spiel auf der PlayStation 3 wesentlich besser aussieht. Sehr schade. Treyarch, also das Wii U-Team, sollte sich nächstes Mal näher mit der Technik der Wii U beschäftigen. Auch die wackelige Framerate nervt während des Spielens. Ab und zu bemerkt man die versprochenen 60 FPS, doch sobald mehr Action auf dem Bildschirm stattfindet, stürzt die Framerate rapide ab. Die Einbindung des GamePads lässt ebenso zu wünschen übrig. Mit dem GamePad habt ihr keinen spielerischen Vorteil und ihr könnt somit getrost zur Wii-Remote + Nunchuk-Variante übergehen, die sich wie immer hervorragend steuern lässt. Der einzige Vorteil des GamePads ist, dass ihr die Off-TV-Play-Funktion nutzen könnt.
Aber kommen wir zum Herzstück des Spiels: dem Mehrspielermodus. Viele Fans kaufen sich Call of Duty nicht wegen der Kampagne, sondern wegen der Action, die sie online erleben können. Das liegt zum Teil auch an der Langzeitmotivation. Ihr könnt euren Soldaten jetzt weiter ausbauen und immer mehr individualisieren. Bereits in den Einstellungen könnt ihr eure Soldaten nach eurem Empfinden zusammenstellen. Um die Ausrüstung kaufen zu können, benötigt ihr Punkte, die ihr euch in den Online-Modi erspielt. Insbesondere die Schnelligkeit der Online-Matches ist beliebt, da ihr auf schnelle Reflexe setzen müsst und auf Strategien verzichten könnt. In der Wii U-Version könnt ihr daher mit 12 Spielern auf mehreren Karten gegeneinander antreten.
Ob weitere Karten auch auf der Wii U via DLC nachgereicht werden, ist bislang noch unklar. Auf der Verpackung steht aber immerhin, dass Zusatzinhalte über das Nintendo Network angeboten werden sollen. Jedoch sind schon die vorhandenen Maps schön abwechslungsreich und jede hat ihren eigenen Charme. Eines aber ist schade: Die neuen Umgebungen, wie zum Beispiel das Weltall oder die Unterwasser-Welt, fanden nicht ihren Weg in den Multiplayermodus. Dabei wäre das die Möglichkeit für Infinity Ward gewesen, einmal etwas Neues anzubieten.
Neben dem klassischen Team-Deathmatch oder dem Hardcore-Modus gibt es aber immerhin neue Modi im Multiplayer. So könnt ihr den Modus „Suchen & Retten“ spielen. Darin habt ihr auf einer Map gewisse Punkte, an denen ihr Bomben platzieren bzw. das gegnerische Team daran hindern müsst. Sobald ein Kamerad fällt, hinterlässt er eine Marke. Er kann dann erst wieder ins Spiel einsteigen, sobald der Gegner, der die Marke eingesammelt hat, getötet wurde. Im „Gejagt“-Modus geht es um einen Kampf um Waffen. In regelmäßigen Abständen werden Kisten auf der Karte herabgelassen, die Waffen mit einem Magazin beinhalten. Dadurch entsteht ein schneller und bitterer Kampf um das wertvolle Eisen. Zu guter Letzt gibt es noch den „Aufgeputscht“-Modus. Sobald ein Abschuss erfolgt ist, seid ihr für 30 Sekunden schneller und erhaltet die doppelte Punktzahl. Hier sind Schnelligkeit und euer Können gefragt! Wer jedoch keine Lust auf den Online-Modus hat, kann wie auch in Call of Duty: Black Ops 2 lokal ohne Splitscreen spielen. Dabei schaut ein Spieler auf das GamePad und der andere auf den Fernseher.
Das waren aber nicht die einzigen neuen Modi in Call of Duty: Ghosts. Es wurde nämlich noch der „Extinktion“-Modus eingebaut. Das Spielprinzip erinnert stark an den Zombie-Modus aus der Black-Ops-Reihe. Das Ziel ist es, mit einem Bohrer Aliennester zu vernichten. Sobald man den Bohrer aber benutzt, tauchen jede Menge außerirdischer Krabbelviecher auf, die etwas dagegen haben. Mit der Zeit erhalten sie immer weitere Fähigkeiten, um euch davon abzuhalten, die Nester zu vernichten. Aber auch die Spieler können im Laufe des Spiels ihre Fähigkeiten verbessern und somit das Team besser unterstützen. Zwar macht der Modus sehr viel Spaß, jedoch habe ich einen gewissen faden Beigeschmack beim Zocken, da mich das Setting nicht so überzeugen kann wie der Zombie-Modus es noch konnte.
Braun in braun in braun. Trotzdem hat Call of Duty: Ghosts durchaus hübsche und fast schon idyllische Momente zu bieten.
Unser Fazit
7
Spaßgarant