Unser Test zum Spiel: Fritz

Unwissende werden sich über den doch recht komischen Namen wundern. Wie kann man bloß ein Schachspiel Fritz nennen? Doch der Ursprung liegt im Kern der Schachsimulation. Denn Fritz ist der Name der weltberühmten KI-Engine, die schon einige Schach-Gurus niedergestreckt hat. Der Profibereich kämpft seit 1991 gegen das virtuelle Hirn, sämtliche Plattformen von MS-DOS bis zum Handy haben zumindest schon mal kurzweilig eine Begegnung mit Fritz gehabt. Nun ist es an der Zeit, dass unsere kleine Wii ihr Können unter Beweis stellen muss.

Für all die Nichtspieler da draußen erkläre ich einmal kurz, um was es bei diesem Brettspiel geht. Schach ist ein strategisches Brettspiel, in dem zwei Spieler abwechselnd Spielfiguren auf einem Spielbrett bewegen. Ziel des Spiels ist es, die Königs-Spielfigur des gegnerischen Spielers so anzugreifen, dass keine Abwehr durch Schlagen der angreifenden Figur mehr möglich ist. Jede der Figuren hat unterschiedliche Bewegungsabläufe, die das gesamte Spielprinz sehr komplex machen. So kann der Turm zum Beispiel immer nur horizontal und der sogenannte Läufer immer nur diagonal auf dem Brett entlang laufen. Bei Schach zählt nur das spielerische Können der Kontrahenten, nichts wird über den Faktor Zufall entschieden. Viele vergleichen das gesamte Spielprinzip mit einem Kriegsschauplatz, worin sicherlich auch der Ursprung des Spiels liegt.

Zwar ist das Spielprinzip seit Jahrhunderten gleich geblieben, doch in punkto Schach-Computer gibt es zahlreiche Unterschiede in der künstlichen Intelligenz. Fritz ist zwar seit einigen Jahren nicht mehr die stärkste KI auf dem Markt, wird aber selbst Profis locker in die Ecke drängen können. Je nach eingestelltem Schwierigkeitsgrad und dem eigenen Können wird man sehr schnell seinen König ungeschützt und wackelnd am Brettrand wiederfinden können.

Neben den zahlreichen Spielmodi wurde das Hauptaugenmerk auf den Abenteuer-Modus gelegt. Dieser soll Abwechslung in das eher sterile Wesen des Schachs bringen. In spannenden mittelalterlichen Schachpartien kämpft man insgesamt gegen 10 außergewöhnliche Rivalen, um zum neuen Schachmeister aufzusteigen. Jeder Gegner bietet eine komplett unterschiedliche Situation und spätestens ab dem viertem Gegner wird einiges an Spielerfahrung gefordert. Zusätzlich kann man in diesem Modus einiges an Schätzen und neuen Figurensätzen von den besiegten Charakteren abstauben.

Neben dem großen Abenteuerspielplatz findet ihr im Hauptmenü noch die Punkte: Freies Schach, Fritz-ELO-Schach, einen Mehrspielermodus, den Modus "Stellung festlegen" und die Möglichkeit, ein unterbrochenes Spiel zu laden. Das freie Schach ermöglicht freie Partien, in denen die Spielmodi Klassisches Schach, Schach 960, Räuberschach, Schachrätsel und Historische Partien ausgewählt werden können. Besonders der letzte Part hat es wirklich in sich und ist super gelungen. Über 2000 berühmte Partien können hier nachgespielt werden. Wenn man möchte, kann man zusätzlich jederzeit die Hilfestellung des Spiels ein- und ausschalten. Bei Fritz-ELO-Schach tritt man ohne jegliche Hilfe gegen das Programm an. Das Ergebnis wirkt sich auf deine persönliche ELO-Zahl aus, die wiedergibt, wie gut du bist. Im Modus "Stellung festlegen" stellt man eine erwünschte Figuren-Stellung auf, mit der man jedes beliebige Szenario simulieren kann.
Zusätzlich zum riesigen Reportoire an Spielmodi besitzt das Spiel einige Einstellmöglichkeiten. Neben zahlreichen Schwierigkeitsstufen, grafischer und musikalischer Optionen, einer automatisch anpassenden KI, Sprachoptionen und dem gelungenen Hilfesystem ist alles verstell- und anpassbar.

Bei der Steuerung haben die Entwickler allerdings ein wenig geschlampt. Wenn man eine Wii-Fernbedienung hat, dann sollte man doch deren Möglichkeiten ausnutzen. Warum um Himmelswillen muss man die Figuren per Steuerkreuz und nicht via Pointerfunktion steuern? Zwar ist das nicht wirklich ein Beinbruch, doch kostet das sehr viel Zeit, die bei einer Schachpartie ausschlaggebend sein kann.

Auch wenn der Zweispieler-Modus inkl. Mii-Support gelungen ist, wurde auch mal wieder ein Onlinemodus vergessen, was unsere Bewertung herunter drückt.

Der grafische Teil von Fritz ist bis auf kleinere Ausnahmen ziemlich zweckmäßig ausgefallen. Alles ist sauber, clean und optimal gestaltet. Die Menüs sind intuitiv und alles fällt einem schnell ins Auge. Auch hat man hat einige Möglichkeiten eingebaut, seine Spielfiguren und das Schachbrett zu verändern. Zusätzlich ist jederzeit ein Wechsel von 2D zu 3D möglich, allerdings spielt sich die 3D Variante aufgrund der Perspektive wesentlich schlechter. Als kleine Auflockerung zum doch eher eingestaubten Schach-Thema wurde das Mittelalter im Comic-Look aufgegriffen. In Render-Zwischensequenzen bekommt ihr eure Gegner zu Gesicht, die zwar ulkig gestaltet wurden, aber keinen besonderen Animationsstandard bieten. Die zusätzlichen 2D-Comiceinlagen sind langweiliges Beiwerk, das man schnell weg drückt. Der übliche 16:9 EDTV/HDTV Modus wurde natürlich auch mit auf die DVD gepackt.

Wie das Setting, so auch der Sound. Die musikalische Untermalung ist gut gelungen und passt perfekt zum Spielprinzip. Mit moderner klassischer Musik wird im Hintergrund eine entspannte mittelalterliche Atmosphäre geschaffen. Zwar ist die Abwechslung nicht besonders groß, trotzdem gehen einem die Melodien nie auf den Keks. Die sonstigen Blops, Bieps und Pongs des virtuellen Schachbretts kommen aus der Abteilung Standardsounds und werden durch den fehlenden Dolby-Modus in Richtung Mittelmäßigkeit gedrängt.

Unser Fazit

5

Für Genre-Fans

Meinung von Holger Wettstein

Die von Deep Silver entwickelte Wii-Version bietet Schachfans eigentlich fast alles, was das Herz begehrt. Viele Spielsituationen, umfangreiche individuelle Einstellmöglichkeiten und eine KI, die es in sich hat. Doch so alt die Engine auch ist, so schlecht wurde das Spiel an die Wii angepasst. Eine fehlende Pointerfunktion, die jede Menge Zeit kostet und ein nicht vorhandener Onlinemodus zwingt dann Schach-Profis zur zwar weniger umfangreichen, aber intuitiveren und mit Onlinefähigkeiten ausgestattete Nintendo-Fassung Wii Schach. Alternativ kann ich noch die wesentlich billigeren Fritz PC-Fassungen empfehlen.

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