Unser Test zum Spiel: Persona Q: Shadow of the Labyrinth
Die Wurzeln der Megami Tensei-Reihe reichen über zwanzig Jahre zurück. Im Westen haben ihr vor allem zwei Ableger große Bekanntheit verschafft, Shin Megami Tensei: Persona 3 und Shin Megami Tensei: Persona 4. Die Mischung aus RPG-, Dating Simulator- und Dungeon Crawler-Elementen kombiniert mit modernem japanischen Flair und dem High School-Setting hat Persona zahlreiche Fans beschert und macht die Serie zu einer der beliebtesten und wichtigsten JRPGs überhaupt. Bislang waren die Persona-Spiele immer PlayStation-exklusiv – doch das hat sich geändert. Mit Persona Q: Shadow of the Labyrinth feiert die Reihe ihr Debüt auf einer Nintendo-Konsole und soll als Crossover im Chibi-Look begeistern.
Im Hintergrund seht ihr den mysteriösen Turm, um den es in diesem Crossover geht.
Nachdem ihr euch im Intro-Video ein bisschen mit der Geschichte und den Charakteren vertraut gemacht habt, dürft ihr euch entscheiden, mit welchem Protagonisten ihr loslegen möchtet. Dabei habt ihr die Wahl zwischen den Hauptcharakteren aus Persona 3 und Persona 4. Habt ihr ausgewählt, geht es nach weiteren Story-Abschnitten direkt in die Yasogami High, eine Schule, auf der gerade ein Kulturfest stattfindet, die aber alles andere als normal zu sein scheint. Ein mysteriöser Glockenturm taucht wie aus dem Nichts auf, ebenso wie die beiden Schüler Zen und Rei, die ihr Gedächtnis verloren haben, und Schatten durchstreifen die Gänge. Zu allem Überfluss haben sich die Schauplätze des Fests in surreale Labyrinthe aus anderen Dimensionen verwandelt und sämtliche Wege aus der Schule hinaus sind verschwunden.
Glücklicherweise gibt es eine Gruppe aus Schülern, die ein gemeinsames Ermittlungsteam bildet und den seltsamen Dingen nachgeht. Ihr dürft euch aussuchen, welche Charaktere mit euch losziehen sollen, die Labyrinthe erkunden und mit euch kämpfen. Der erste Dungeon bzw. das erste Labyrinth ist ganz im Zeichen von Alice im Wunderland gehalten. Wer schon einmal mit den Etrian Odyssey-Spielen in Berührung gekommen ist, wird sich sofort mit dem Gameplay vertraut fühlen. Ihr bewegt euch im Dungeon fort und zeichnet dabei auf dem Touchscreen die Karte nach, damit ihr euch bestimmte Dinge und Orte einprägen und am Ende den Weg hinaus finden könnt. Dabei stehen euch viele verschiedene Tools zum Zeichnen und Markieren zur Verfügung. Beispielsweise könnt ihr Türen, geheime Passagen und spezielle Kraftfelder auf der Karte kennzeichnen.
Ihr werdet meistens in Zufallskämpfe verwickelt, die Gegner sind nicht im Labyrinth direkt sichtbar. Allerdings gibt es eine Anzeige, die euch wissen lässt, wie wahrscheinlich das Aufeinandertreffen mit einem Feind ist. Wie in den Etrian Odyssey- und Megami Tensei-Reihen gibt es wieder spezielle starke Gegner, die im Labyrinth sichtbar sind und die man anfangs am besten umgeht. Die F.O.E.s sollten nicht leichtfertig bekämpft werden, selbst mit einem Team auf einem einigermaßen hohen Level kann der Kampf schon einmal zehn Minuten oder länger dauern. Nachdem der Boss des Labyrinths erledigt ist, wird eines von vier Schlössern aufgebrochen und eure Aufgabe ist es nun, die restlichen drei Dungeons zu erforschen und euch deren Endgegner ebenfalls zu stellen.
Egal auf welchem Schwierigkeitsgrad ihr spielt, in den Labyrinthen werdet ihr euch nie langweilen. Es macht wirklich Spaß, sie zu durchforsten und jedes kleine Geheimnis auf der Karte festzuhalten. Die Kämpfe sind stets fordernd und man muss sich immer überlegen, wie man sein Team aufstellt. Die Auswahl an Mitstreitern ist sehr groß und jeder weist bestimmte Vorteile und Eigenschaften auf, die man sinnvoll mit denen der anderen Charaktere kombinieren sollte. Vorsichtiges und durchdachtes Erkunden der Dungeons ist das A und O. Solltet ihr eine Niederlage erleiden, startet ihr beim letzten Speicherpunkt und habt all eure gesammelten Schätze und Erfahrungspunkte verloren.
Willkommene Abwechslung verspricht die Einführung der Sub-Personas. Alle Charaktere, auch die beiden Protagonisten, besitzen dieses Mal eine Haupt-Persona. Dabei handelt es sich um Widerspiegelungen des eigenen Selbst, die dem Charakter verschiedene Fähigkeiten verleihen und im Kampf einsetzbar sind. Neu in Persona Q ist dabei, dass das gesamte Team die Fähigkeit erhält, eine Sub-Persona heraufzubeschwören, die sich wechseln lässt.
Die Kämpfe bieten euch viele Möglichkeiten, wie ihr auf diesem Bild erkennen könnt.
Vor dem Kampf kann man aus einer Liste von Persona für jeden Mitstreiter wählen, die man zuvor im Kampf gewonnen hat. Dadurch ist es möglich, Schwächen eines Teammitglieds auszugleichen oder dem Team eine bestimmte Fähigkeit oder Angriffskraft zu verleihen, die gerade kein Mitglied aufweist. Am Ende des Kampfes erhalten beide Persona Erfahrungspunkte und erlangen beim Levelaufstieg neue Fähigkeiten.
Das Kampfsystem selbst unterscheidet sich nicht großartig von den vergangenen Persona-Spielen. Ihr wählt zu Beginn für jedes Teammitglied die Aktion bzw. den Angriff aus und seht dann zu, wie der Kampf rundenbasiert abläuft. Die Schnelligkeit der Kämpfer bestimmt die Zugreihenfolge. Es gibt drei Arten von physischen Attacken und sechs elementare Skill-Angriffe, die auf Skillpunkte (SP) zurückgreifen. Wenn ihr die Schwachstelle eines Gegners trefft, erhält der Charakter einen Boost, der ihm das Einsetzen von Skill-Angriffen ohne das Verbrauchen von SP ermöglicht. Diesen strategischen Zug solltet ihr so oft wie möglich nutzen, weil es im Labyrinth eher schwierig ist, die SP aufzufüllen.
Das Kämpfen verlangt allgemein viel strategisches und durchdachtes Vorgehen. Die eigene Gruppe muss stets auf das Labyrinth und die speziellen Gegner darin abgestimmt sein. Wer sich nur darauf konzentriert, einige wenige Teammitglieder zu leveln, wird schnell versagen, da sie auf der nächsten Ebene mit neuen Feinden vielleicht nutzlos werden könnten. Jeder Charakter hat seine eigenen Stärken und Schwächen und sollte beim Kämpfen entweder in die vordere oder hintere Reihe geschickt werden – je nachdem, was ihm mehr liegt. Dabei spielen die Reichweite der Attacken, die Widerstandsfähigkeit und die Menge an Lebenspunkten des einzelnen Gruppenmitglieds eine entscheidende Rolle.
Außerhalb der Labyrinthe gibt es in Persona Q leider nicht sonderlich viel zu tun. Die Schule selbst kann man nicht erkunden, man bekommt lediglich ein Menü, durch das man die einzelnen Zimmer aufsuchen kann. Davon gibt es nicht viele und die wenigen, die existieren, haben immer einen bestimmten Zweck wie beispielsweise Heilen, Einkaufen, Gegenstände verarbeiten oder Ausrüstung anlegen. Außerdem kann man neue, stärkere Persona aus denen kreieren, die man bereits erhalten hat. Leider bekommt man vom Schulleben, wie aus anderen Ablegern der Reihe gewohnt, im Grunde gar nichts mit. Es gibt zwar die Option, durch die Gänge zu wandern, aber mehr als Cutscenes und Gespräche, die immerhin witzig und unterhaltsam sind, bekommt man nicht zu sehen – eigenes Eingreifen und selbst Entscheidungen treffen ist nicht möglich. Das könnte vor allem für Spieler der vorherigen Persona-Titel enttäuschend sein, weil die soziale Interaktion einen großen Teil des Gameplays in ihnen ausgemacht hat.
Persona Q versteht sich im Großen und Ganzen als Dungeon-Crawler, der einige Elemente der Persona-Reihe übernimmt und diese wirklich gut umsetzt. Der Charme der Charaktere und der Dialoge geht nicht verloren, ab und an gibt es charmante und romantische Dialoge, die sogar beim Erkunden der Labyrinthe stattfinden. Optisch zeigt sich das Spiel von seiner besten Seite. Die Charaktermodelle sind schön ausgearbeitet, der Chibi-Look passt äußerst gut zum Persona-Universum und die Labyrinthe versprechen durch die vielen Details genug Abwechslung. Verschiedene Ebenen der Dungeons wurden außerdem mit neuer, stimmungsvoller Musik und optischen Veränderungen bedacht. Außerdem gibt es zusätzliche herunterladbare Inhalte sowie die Einbindung von StreetPass. Wenn ihr auf andere Spieler trefft, werden die Daten eurer selbst erstellten Persona ausgetauscht. Zu beachten ist, dass die lokalisierte Version von Persona Q nur englische Bildschirmtexte bietet.
Das Gegner-Design ist teilweise sehr skurril. Schaut euch doch mal das rechte Monster an.
Unser Fazit
9
Geniales Spiel