Unser Test zum Spiel: Return to PopoloCrois: A Story of Seasons Fairytale

Ihr kennt das doch sicher: Ihr möchtet euren Geburtstag einfach nur in Ruhe verbringen, am besten alleine, ohne großes Tamtam, aber das ganze Königreich wurde zu eurer Feier eingeladen und ihr müsst jedem Einzelnen die Hand schütteln. Und dann kommt auch noch mir nichts dir nichts eine mysteriöse Schönheit aus einem fremden Land daher, die euch kurzerhand entführt und eure Heimat ihrem dunklen Meister opfern will. Klar, alles schon mal erlebt. Und wenn nicht, dann solltet ihr es vielleicht in Erwägung ziehen Return to PopoloCrois: A Story of Seasons Fairytale zu spielen. Ob es sich lohnt, tausend Schwitzgriffel zu schütteln und anschließend durch das Vernichten von finsteren Bestien und dem Anbau von Rüben eure Heimat vor der Vernichtung zu retten, erfahrt ihr in diesem Review.


In Häusern und Einrichtungen ist die Grafik schön detailreich.

Einmal in Galariland, eurem einstweiligem Aufenthaltsort, müsst ihr aus den Klauen der bösen Marmela fliehen, die euch ihrem Meister Gryphot opfern möchte. Glücklicherweise gelingt es euch, doch auch nachdem ihr aus der dunklen Festung entkommen seid, reißt der Strom an Problemen, die auf euch niederprasseln, nicht ab. Ihr trefft auf ein Bruderpaar, welches sich in der Wildnis durchschlägt. Doch das ist gar nicht so einfach, denn große Teile des Farmlandes sind von einer seltsamen Verderbtheit befallen. Nachdem ihr euch in einem alten Bauernhof häuslich eingerichtet habt, trefft ihr auf eine Fee, welche euch die Möglichkeit gibt, diese Verderbtheit zu bekämpfen. Soviel zur Prämisse der Handlung von Return to PopoloCrois, in dessen Verlauf ihr Galariland und eure Heimat vor der finsteren Macht Gryphots befreien müsst.

Die Story an sich bietet seichte Fantasy-Unterhaltung mit wenigen Höhen und Tiefen. Die Charaktere sind alle liebenswürdig, weisen aber keine besonderen Eigenschaften auf und stechen somit auch nicht sonderlich heraus. Mit zunehmender Spieldauer wird der Cast an Charakteren jedoch immer mehr mit alten Bekannten aus dem Vorgänger gefüllt, die doch noch für den einen oder anderen Lacher und Verwunderung sorgen. Dass die Zielgruppe des Titels allerdings keine Hardcore-JRPG-Fans sind, die an jeder Ecke Plot-Twists und Charaktere, die weder gut noch böse sind, erwarten, sollte dem Käufer von Return to PopoloCrois klar sein.

Bestellt ihr einmal nicht euer Feld, seid ihr vermutlich in der Wildnis von Galariland unterwegs, um bestimmten Aufgaben nachzugehen. Dabei werdet ihr zwangsläufig auf die monströse Fauna des Landes treffen, denn Monsterbegegnungen in Return to PopoloCrois sind zufallsgeneriert. Hier kommt das interessante Kampfsystem des Titels zum Einsatz. Die Grundlagen sind einem Taktik-RPG entnommen, jedoch bewegt ihr euch auf einem sehr viel detaillierteren Schachbrettmuster, wie zum Beispiel bei Fire Emblem, was euch eine sehr genaue Positionierung eurer Charaktere ermöglicht. Entscheidet ihr euch für eine Attacke, wird deren Wirkungsradius als rote Fläche angezeigt. Somit ist es euch möglich, mit einem einzigen Angriff mehrere Monster gleichzeitig zu treffen. Das motiviert ungemein und geht sehr gut von der Hand. Auch interessant sind die sogenannten Partnerangriffe, die ihr nur mit einer bestimmten Charakterformation ausführen könnt, und die meistens einen sehr starken Effekt besitzen.


Auf eurer Reise trefft ihr auf viele unterschiedliche Charaktere.

Doch natürlich bleibt ihr nicht immer auf der Oberwelt und stürzt euch das eine oder andere Mal auch in finstere Dungeons, und hier offenbart sich einer der großen Kritikpunkte an Return to PopoloCrois. Denn immer, wenn man denkt, das Spiel würde einen jetzt endlich mit einer oder mehreren Innovationen beglücken, wird man in die gleichen langweiligen Dungeons verfrachtet, die alle gleich generisch aussehen. Eine Sache, die das Ganze noch verschlimmert ist, dass diese Dungeons immer länger und verschachtelter werden. Gepaart mit den Monsterkämpfen, die immer wieder auftauchen und euch so noch länger im Verlies halten, frustet und langweilt einen dies zusehends. Hinzu kommt, dass ihr aus Monsterkämpfen zwar fliehen könnt, die meisten aber schneller vorbei sind, als diese Prozedur dauern würde, da eure Gegner eh mit zwei Schlägen besiegt sind. Hier zeigt sich ein großes Problem des Balancing, denn selbst auf dem härtesten Schwierigkeitsgrad bietet euch der Titel keine wirkliche Herausforderung. Wenigstens geht euch das Spiel soweit entgegen, dass ihr die Monsterbegegnungen mithilfe von drei Stufen rauf- oder runterschrauben könnt, was die Dungeons immer noch nicht perfekt, aber ertragbarer macht.

Habt ihr erst einmal eine Farm, könnt ihr Gemüse und Früchte anbauen, später kommen auch noch Tiere hinzu. Dabei geht man hier nicht wie in Harvest Moon nach Jahreszeiten vor, sondern die bestimmten Gebiete, in denen ihr Farmland freischaltet, bestimmen, wo welche Pflanzen gedeihen. Das System ist dabei relativ simpel, denn dadurch, dass Pflanzen nicht verdorren oder schlecht werden können, ist es relativ egal, wann ihr sie gießt oder erntet. Die größte Frage, die sich einem stellt, ist allerdings: Warum sollte ich etwas anbauen? Und auf diese Frage gibt das Spiel keine richtige Antwort, denn es ist absolut nicht nötig, sich mit dem Ackerbau zu beschäftigen. Reife Produkte lassen sich per große Handelskiste verkaufen. Da ihr aber normalerweise keinen Geld-Engpass erleiden solltet (denn die zufälligen Monsterbegegnungen und Bosskämpfe generieren einiges an Reichtum) fällt dies als Vorteil schon einmal weg. Hier ein kleines Beispiel, um den Kritikpunkt ein wenig zu untermauern: Eine Rübe bringt euch beim Verkauf 30 Gold ein, am Wegesrand eures Abenteuers findet ihr aber nicht selten Truhen, die 1000 Gold beinhalten.


Immer wieder gibt es niedliche kleine Zwischensequenzen.

Als Item kann man seine Erzeugnisse zwar auch einsetzen, allerdings zwingt euch das Spiel mehr oder weniger dazu das, was sie genau bewirken, auswendig zu lernen, da man diese Informationen nur in seinem Haus einsehen kann. Meistens regenerieren sie eure MP oder HP. Ersteres kann in seltenen Fällen sogar praktisch werden, denn manchmal verlassen euch eure Magiepunkte während eines Bosskampfs, aber auch hier stellt sich die Frage, ob man das Ganze nicht auch durch „normale“ Items erledigen könnte, die man sich in einem der zahlreichen Läden kaufen kann. Des Weiteren benötigt ihr euer Gemüse und eure Früchte dafür, um die Tiere in eurem Stall mit Essen zu versorgen. Hierin besteht in der Tat ein Nutzen, denn eure Tiere brauchen das Futter. Allerdings reichen zwei Rüben im Futtertrog für rund zwei Stunden Spielerlebnis, weswegen ihr den Titel vermutlich, wenn ihr denn Tiere züchten wollt, mit einem oder zwei Feldern Rüben komplett versorgen könnt. Manche Erzeugnisse könnt ihr zudem in der Synthese-Station, die ihr später freischaltet, miteinander verbinden. Leider kommen hier wieder nur die üblichen HP-/MP-Regenerationsitems raus, die so oder so nicht viel Daseinsberechtigung besitzen.

Natürlich kann man argumentieren, dass in einer Farmsimulation nicht immer alles einen strengen Sinn und Nutzen haben muss, aber dafür ist das Farmsystem in Return to PopoloCrois einfach viel zu simpel ausgefallen und stellt keinerlei Herausforderung dar. Apropos Herausforderung: Das Spiel ist wirklich sehr leicht. Natürlich will niemand ein Farm-RPG mit Dark Souls-Qualitäten (hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades) spielen, aber ein wenig härter hätte der Titel schon ausfallen dürfen. Dies zeigt sich vor allem bei den Bossmonstern, die scheinbar nicht an euer Level angepasst wurden und, warum auch immer, nur minimal mehr Schaden machen, als der jeweilige Boss zuvor. Das hat zufolge, dass diese Kämpfe mit zunehmender Spielzeit immer kürzer und langweiliger werden - mal abgesehen davon, dass man eh meistens die gleichen Monster bekämpft.

Grafisch siedelt sich Return to PopoloCrois: A Story of Seasons Fairytale im mittelprächtigen Bereich an. Die Animationen sind flüssig, die Hintergründe wirken etwas altbacken, aber dafür bieten die Städte und Häuser ein detailreiches Erscheinungsbild, welches einen immer wieder wundert, da die Dungeons so furchtbar einfallslos und langweilig aussehen. Zudem hat der Titel mit einigen Stilproblemen zu kämpfen, zum Beispiel, wenn man in einer eisigen Landschaft unterwegs ist, aber der Kampfhintergrund trotzdem grüne, saftige Wiesen zeigt. So etwas hätte nicht sein müssen, ist aber auch kein Beinbruch. Was einen da schon eher ernüchtert sind die, na sagen wir mal, „zweckmäßigen“ Animationen von euren Fähigkeiten, die zum einen sehr lang ausfallen und zum anderen auch noch sehr unspektakulär sind. Ein paar kleine rote Pixel, die auf einen Gegner fliegen und „Puff!“, fertig ist der Feuerball. Das war selbst zu SNES-Zeiten nicht mehr zeitgemäß.

Soundtechnisch macht Return to PopoloCrois Vieles richtig. Der Soundtrack haut einen zwar nicht vom Hocker, kann aber mit eingängigen und schönen Melodien überzeugen und hat stellenweise auch Ohrwurmcharakter. Auch die Teil-Synchronisation weiß zu gefallen und kann, zumindest in der japanischen Ausgabe, solide Sprecher aufweisen. Eine generelle Anmerkung noch zum Schluss: Das Spiel ist nicht lokalisiert und bietet daher nur englischen Bildschirmtext. Die gesprochenen Passagen können allerdings auch auf Japanisch geschaltet werden.


Auf eurer Farm könnt ihr allerhand Gemüse anbauen.

Unser Fazit

6

Überzeugend

Meinung von Max Kluge

Return to PopoloCrois: A Story of Seasons Fairytale hat mit verschiedenen Schwächen zu kämpfen. Sowohl der Schwierigkeitsgrad, das Balancing, die Fähigkeitsanimationen und einige Aspekte des Gameplays weisen mehr oder weniger große Mängel auf. Der Haupt-Kritikpunkt ist allerdings das Bestellen eures Landes, welches keinen großen Sinn und Zweck erfüllt, weder für die Story noch für das Gameplay. Ihr könnt den ganzen Titel durchspielen, ohne auch nur eine Rübe zu pflanzen. Okay, abgesehen von denen im Tutorial. Das ist sehr schade, denn hier hätte man innovative Ideen verwirklichen können und so verschwendet das Spiel sehr viel Potenzial. Die niedlichen Charaktere, die charmante, wenn auch unspektakuläre Handlung, das Kampfsystem und der Soundtrack von Return to PopoloCrois, bewegen einen trotzdem immer wieder dazu, weiterzuspielen und Spaß an dem Titel zu haben. Wer ein seichtes JRPG mit mehr oder weniger sinnvollen Bauernhof-Features spielen möchte und zudem noch eine Portion guten Willen und Ausdauer mitbringt, kann an dem Titel definitiv Freude haben. Zu hohe Erwartungen sollte man allerdings nicht stellen.

Die durchschnittliche Leserwertung

1 User hat bereits bewertet

Kommentare 6

  • Tisteg80

    Meister des Turms

    Oha. Ich hatte mit einer 7 gerechnet und auf eine 8 gehofft. Hm, dann werde ich den Kauf nochmal überdenken. Gerade der Farmingaspekt ist mir wichtig.


    Danke für den Test und dass Ihr immer noch auf Zahlen als Bewertung setzt!

  • Samus_Fan

    Metroid-Killer

    Das ist aber keine Anime Sequenz, Max :ugly


    Ich habe schon per Twitter die besagten Sequenzen vorkosten können, das was du da zeigst ist aber ingame Grafik, hehe.


    Interessant zu lesen, war schon länger interessiert ein wenig über das Spiel zu erfahren.

  • Max Kluge

    Damn Good Coffee...

    Das ist aber keine Anime Sequenz, Max :ugly

    Upps, du hast Recht xD Ich glaube kurz vor der Szene kam eine Sequenz, aber warum ich da genau den Bild-Untertitel gewählt hab... gute Frage! Ich änder's mal schnell :)

  • Dennis RPGKING.FOREVER

    Meister des Turms

    Also mir gefällt das spiel und hätte für mich ein Spiele Hit verdient sowie eine 8 :)

  • bluezealand

    Turmbaron

    Ich würde allen raten, die sich für das Spiel interessieren sich noch andere Reviews und Eindrücke von Käufern durchzulesen, weil fast alle anderen eher Richtung 8/10 gehen.

  • yumeka

    Turmritter

    Hm, ich werds mir wohl trotzdem holen, solange kein neues Rune Factory angekündigt wird.