Unser Test zum Spiel: Die Pinguine aus Madagascar

Welche Figur fandet ihr in den Ice Age-Filmen am besten? Und in den beiden Ich, einfach unverbesserlich-Teilen? Wie sieht es mit den verschiedenen Madagascar-Kinostreifen aus? Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass sehr viele Leser diese Fragen mit Scrat, den Minions und dem Lemuren-König bzw. den Pinguinen beantwortet haben. In Animationsfilmen passiert es gar nicht mal so selten, dass Nebencharaktere den Hauptfiguren die Show stehlen. Wenn sie Glück haben, erhalten sie sogar einen Film. So haben die Minions ihr eigenes Leinwandabenteuer spendiert bekommen, und auch die Pinguine aus Madagascar dürfen ohne Zebra, Löwe, Nilpferd und Giraffe ran. Eine Videospielumsetzung darf da nicht fehlen.


Jeder der vier Pinguine hat eine andere Fähigkeit, die in den verschiedenen Levels nützlich wird.

Dabei hält sich Die Pinguine aus Madagascar (das Spiel) nur lose an die Handlung von Die Pinguine aus Madagascar (der Film). Die vier Pinguine Skipper, Private, Kowalski und Rico finden heraus, dass jede Menge anderer Pinguine an Bord von Snack-Automaten an einen unbekannten Ort verschifft werden sollen. Später stellt sich heraus, dass der böse Oktopus Dave dahintersteckt. Er möchte nämlich alle Pinguine zu Monstern mutieren lassen. Das darf die Elite der Elite selbstverständlich nicht zulassen. Weitere Figuren aus der Film-Vorlage tauchen im Spiel leider nicht auf.

Da es sich bei den vier Frackträgern um Geheimagenten handelt, müssen sie unbeobachtet vorgehen. In den vier Levels ist es daher essenziell, dass ihr nicht entdeckt werden. Die patrouillierenden Oktopusse-se-se-se (In-Game-Gag) sowie Überwachungskameras und Scheinwerfer stellen aber in den meisten Fällen keine Gefahr dar. Das (nicht sichtbare) Sichtfeld der Kraken befindet sich immer nur direkt vor ihnen, ihr könnt also gemütlich neben ihnen herlaufen. Oder euch schräg vor sie stellen. Sie reagieren auch nicht auf Kisten, die sich in ihr Blickfeld schieben. Solltet ihr aber doch einmal entdeckt werden, erscheint eine Anzeige auf dem Fernseher, die sich langsam füllt. Ist sie voll, seid ihr geschnappt. Ihr könnt euch aber einfach wenige Meter vom Oktopus entfernen, dann ist die Leiste ruckzuck wieder leer und ihr könnt, diesmal hoffentlich erfolgreich, erneut vorbeilaufen.

Die erwähnten Kisten stellen eines der wichtigsten Elemente in Die Pinguine aus Madagascar dar. So müsst ihr sie beispielsweise auf Schalter am Boden schieben oder als Plattform zum Erreichen höherer Ebenen zweckentfremden. Teilweise müssen sie durch Laserschranken geschoben werden. In den ersten drei Levels sind die Kistenschiebereien Pipifax, da absolut einfach. Im vierten Level werden sie plötzlich komplizierter, ohne selbstverständlich erfahrene Spieler wirklich fordern zu können. Aber jüngere Zocker könnten durchaus Probleme bekommen. Hier stimmt die Balance nicht. Ansonsten werden noch ganz viele Schalter gedrückt.

So gut wie alle anderen Rätsel und Spielelemente sowie der Levelaufbau setzen auf die verschiedenen Fähigkeiten der vier Pinguine. Skipper beispielsweise kann Gegner schlagen und so kurzzeitig außer Gefecht setzen. Kowalski bedient Computer-Konsolen und kann kurzzeitig mit seinem Furz-Antrieb schweben (keine Ahnung, ob er wirklich Luft ablässt, aber es sieht so aus!). Rico wiederum sprengt Türen und kann kurze Strecken blitzschnell auf seinem Bauch zurücklegen. Privates Fähigkeit werdet ihr wohl am häufigsten benutzen, denn auf Knopfdruck zieht er sich ein Pflanzenkostüm über, in dem er nicht von Kameras erkannt wird. Außerdem kann er bestimmte Transportsysteme nutzen, um im Level voranzukommen.

Anfangs wusste ich von diesen Fähigkeiten übrigens überhaupt nichts, da es keinerlei Tutorial gibt. Den Doppelsprung, also nach dem ersten Sprung einfach in der Luft nochmal zu springen, wird ebenfalls nirgendwo im Spiel erwähnt. Darauf muss man selbst kommen - wenn man nicht in die digitale Anleitung schaut - da man gleich im allerersten Abschnitt ohne ihn nicht weiterkommt. Für ein Spiel, das ganz klar an Kinder gerichtet ist, ein großer Fehler, wie ich finde. Wie man welche Fähigkeit einsetzt, muss man ebenfalls selbst herausfinden. Immerhin werden Orte, an denen sie eingesetzt werden müssen, farblich entsprechend markiert. Es lässt sich festhalten, dass die Rätsel an sich nicht spektakulär sind, aber es macht schon Spaß, mit den verschiedenen Fähigkeiten der Pinguine herumzuspielen.

Die Pinguine aus Madagascar leistet sich aber einen weiteren Fehler in Anbetracht der Zielgruppe: es gibt keine Sprachausgabe. Da hat man schon für den Film erneut die Fantastischen Vier engagiert, und dann dürfen sie nicht einmal ihre Pinguin-Alter Egos im Spiel vertonen. Bei dem wenigen Text hätten sie das auch schnell abarbeiten können. Auch auf der restlichen Sound-Ebene sieht es schlecht aus, denn andauernd werden dieselben wenigen Tracks gespielt und auch die Geräuschkulisse ist ziemlich langweilig.

Diese letzte Aussage lässt sich auf die grafische Seite des Spiels erweitern, denn alles wirkt uninspiriert. Ständig seht ihr dieselben Level-Elemente, die Animationen könnten geschmeidiger sein und insgesamt wirkt die Wii U-Version zeitweise, als habe man ein Wii-Spiel vor sich. Es lässt sich auch kein großer Unterschied zwischen Wii U und Nintendo 3DS feststellen, mal abgesehen vom starken Kantenflimmern auf dem Handheld und der allgemein etwas gröberen Grafik darauf. Der 3D-Effekt auf dem 3DS ist ok.

In jedem Level können verschiedene Zusatzaufgaben neben dem Ziel, das Ende zu erreichen, erfüllt werden. So könnt ihr eine bestimmte Anzahl an Snack-Tüten finden und einsammeln, Pinguine samt Snack-Automaten retten, indem ein Poststicker Richtung Antarktis daraufgepappt wird, oder müsst das Level innerhalb von 60 Minuten beenden. Diese Aufgaben erfüllen aber keinen anderen Zweck, als euch zumindest halbwegs das Gefühl zu geben, etwas erreicht zu haben. Ihr schaltet mit ihnen auch nichts frei, es gibt nicht einmal eine Bildergalerie mit Szenen aus dem Film. Abgesehen von den vier Pinguinen selbst hat Die Pinguine aus Madagascar keinen Fan-Service zu bieten. Und das ist für eine Film-Versoftung eine echte Schande.

An allen Ecken und Kanten wird Potenzial verschenkt. Besonders schade finde ich das beim Minispiel, das ihr beim Hacken eines Computer-Terminals absolvieren müsst. Im Grunde geht es darin darum, die richtige Ausrichtung verschiedener Teile herauszufinden. "Dank" der lieben Entwickler muss man dafür aber überhaupt nicht nachdenken, da man jedes einzelne Teil einfach so lange dreht, bis es aufleuchtet. Wenn ihr mit Rico einen Sprengsatz anbringt, müsst ihr ein kurzes Farbenspiel lösen, indem ihr euch merkt, welche Farben in welcher Reihenfolge aufgeleuchtet haben. Dieses Muster drückt ihr dann nach. Damit sollten aber immerhin auch Kinder nicht überfordert sein.

Wirklich schlimm wird es allerdings, wenn ihr springen müsst. Die Steuerung ist sowohl beim Loslaufen als auch beim Springen verzögert, was mich an Stellen mit unter Strom gesetzten Fußbodenplatten des Öfteren an den letzten Checkpoint zurückversetzte. Diese sind glücklicherweise sehr zahlreich. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich teilweise geflucht habe! Manchmal fiel ein Sprung warum auch immer kürzer aus, sodass es der Pinguin nicht zur nächsten Kiste schaffte. Die Pinguine aus Madagascar wird so nicht unspielbar, da der Großteil des Spiels auch so funktioniert und nicht auf sekunden- und punktgenaue Anweisungen seiner Spieler angewiesen ist, trotzdem schmälert die verhunzte Steuerung immer wieder mal den sowieso nicht allzu großen Spielspaß. Und warum bloß dauert das Durchwechseln der Charaktere so lange...

Die Pinguine aus Madagascar bringt es zudem auf beiden Systemen fertig, die verschiedenen Möglichkeiten zu ignorieren. Auf der Wii U gibt es keine Touchscreen- und GamePad-Spielereien und auf dem Nintendo 3DS muss das Spiel ohne StreetPass und SpotPass auskommen. Nur der 3D-Effekt wird unterstützt, wie bereits erwähnt. Übrigens handelt es sich um einen reinen Einzelspieler-Titel.


Mit Private könnt ihr euch als Pflanze tarnen und die Kameras umgehen.

Unser Fazit

4

Erträglich

Meinung von Pascal Hartmann

Das Grundkonstrukt mit den verschiedenen Fähigkeiten der vier Pinguine, auf das der Großteil des Spiels setzt, ist vollkommen in Ordnung und macht in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um eine Film-Versoftung und einen Titel für jüngere Spieler handelt, durchaus Laune. Nur verschenkt Die Pinguine aus Madagascar einfach so viel Potenzial. Das fängt bei der unspektakulären Technik an und geht über die verzögerte Steuerung bis hin zu der Tatsache, dass Fans der Pinguine so gut wie nichts geboten bekommen. Keine Bildergalerie, kein Nachspielen wichtiger Szenen aus dem Film, keine Sprachausgabe, höchstens leidlich witzige Gespräche unter den Frackträgern und bis auf den Oktopus Dave keine weiteren Charaktere aus dem Kino-Abenteuer. Zudem sind vier Level eindeutig zu wenig, ich benötigte nicht einmal vier Stunden, bis ich den Abspann erblickte. Mehr ist dann nicht mehr zu tun, die zusätzlichen Aufgaben kann man sich nämlich auch sparen, man bekommt ja eh nichts dafür.

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Die durchschnittliche Leserwertung

1 User hat bereits bewertet

Kommentare 1

  • Gast

    Auch wenn die Spiele zum Film augenscheinlich nicht überzeugen können, sollte sich jeder Interessierte dennoch den Film (in 3D) reinziehen.
    Mein Lieblingssynchronsprecher (Ilja Richter) spricht Debbie... ;)