Unser Test zum Spiel: Stella Glow
Stella Glow ist ein Taktik-RPG aus dem Hause, wer hätte es gedacht, Atlus! Das japanische Entwicklerstudio, welches sich vor allem auf dieses Genre fokussiert hat, stellt in Stella Glow einiges seiner Expertise zur Schau, die es bereits vorher bei einschlägigen Titeln, allen voran die Shin Megami Tensei-Reihe, unter Beweis stellen konnte. Ob sich Stella Glow mit den Größen des Taktik-RPG-Genres messen kann, wird euch folgender Test verraten.
Sprecht ihr mit euren Team-Kameraden, schaltet ihr neue Fähigkeiten für sie frei.
Der Titel beginnt mit einer etwas seltsam anmutenden Sequenz, welche ihr nicht ganz deuten könnt, und gibt dem Spieler somit bereits die ersten Hinweise, dass es innerhalb der Handlung von Stella Glow einiges zu entdecken gibt. Kurz darauf werdet ihr in die Story eingeführt. Ihr trefft auf Alto, den besten Jäger seiner Gemeinde, der vor drei Jahren von Lisette in der Wildnis aufgelesen wurde. Er hat sein Gedächtnis verloren und lebt seit jenem Tag bei Lisettes Familie im gemütlichen kleinen Dorf Mithra. Eigentlich scheint der perfekten ländlichen Idylle nichts im Wege zu stehen, aber die Welt von Stella Glow ist nicht so vorhersehbar, wie sie vielleicht scheint. Ein Punkt, der sie vom normalen Fantasy-Setting unterscheidet, ist der Fakt, dass die Menschen nicht singen können. Diese Fähigkeit wurde ihnen aufgrund ihrer Arroganz von ihrer Gottheit genommen. Umso verblüffter ist Alto, als er eines Tages die hübsche Hilda im Wald antrifft, die munter ein Liedchen trällert. Doch Hilda ist keine freundliche Bekanntschaft aus dem Wald, sondern vielmehr eine Hexe, die es auf die Zerstörung der ganzen Welt abgesehen hat. Schnell werdet ihr in Ereignisse verstrickt, die euch eine gewaltige Aufgabe auferlegen: das „Anthem Program“, in dessen Rahmen ihr vier Hexen suchen müsst, die zusammen eine Ballade anstimmen müssen, um die böse Hilda zu bezwingen.
Die Handlung von Stella Glow wirkt zunächst wie JRPG-Einheitskost und kann dem Genre wirklich nicht viel Neues zuführen. Allerdings sind es die kleinen Dinge, die in Stella Glow einfach ein wenig anders sind. Jeder Charakter hat eine Schattenseite, wird von Zweifeln geplagt oder hat seelischen Schaden erlitten. Daher liegen Licht und Schatten in der Handlung des Titels auch sehr nahe beieinander. Es gibt sowohl lustige als auch traurige Szenen, die euch mitreißen und die Charaktere rund und glaubhaft erscheinen lassen. Natürlich werden dabei auch bestimmte Stereotypen und Klischees bedient, aber immerhin ist Stella Glow ja auch ein reinrassiges JRPG, wo man mit solchen rechnen muss. Manchmal können sich die Gespräche der Charaktere etwas in die Länge ziehen worunter der Spannungsbogen bei Zeiten etwas leidet. Allerdings ist es trotzdem immer wieder interessant, mehr über die Figuren des Titels zu erfahren und es fällt nicht sonderlich negativ ins Gewicht.
Das Gameplay lässt sich grob in zwei Phasen einteilen: Die Missions-Phase und die Freizeit-Phase. Das Zeitprinzip funktioniert hierbei so ähnlich, wie bei Shin Megami Tensei. Während der Missions-Phase verfolgt ihr die Handlung des Titels, reist in verschiedene Gebiete auf der Karte, trefft auf neue Charaktere und bekämpft Monster und andere Schurken, um die nächste Hexe zu finden. Bevor ihr mit der Missions-Phase beginnt und euch von der Hauptstadt aus ins Abenteuer stürzt, solltet ihr euch mit neuen Gegenständen, Waffen und Rüstungen ausstatten, denn die Herausforderungen werden immer kniffliger. Seid ihr einmal unter dem empfohlenen Level für eine Mission, könnt ihr mit kleinen Nebenmissionen, in denen ihr allerhand Monster bekämpft, euren Level steigern. Der Schwierigkeitsgrad kann somit von euch ein bisschen mitbestimmt werden.
Mittels der Karte bahnt ihr euch euren Weg zum nächsten Missionsziel.
Der Kampf selbst ist durchaus fordernd, da eure Charaktere verschiedene Stärken und Schwächen aufweisen. Einer ist besser im Fernkampf, der andere kann sich schützend vor andere Figuren stellen, um Schaden zu absorbieren, ein anderer wiederum befasst sich mit Magie. Interessant dabei ist das Feature des Positionierens. Nach jedem Zug müsst ihr euch für die Blickrichtung des bewegten Charakters entscheiden, denn es macht in Stella Glow einen Unterschied, ob ihr Feinde von vorne, der Seite oder von hinten angreift. Die verschiedenen Richtungen wirken sich auf euren Schaden und eure Treffsicherheit aus. Ein nettes kleines Extra, welches den Kampf ein wenig strategischer macht.
Während der Freizeit-Phase habt ihr verschiedene Aktionsmöglichkeiten. In jeder dieser Phasen stehen euch verschieden viele Aktionen zur Verfügung, die ihr Ausführen könnt. Ihr könnt zum Beispiel einen kleinen Ausflug in die Umgebung machen, dann findet ihr meistens mehr oder weniger seltene Items. Oder ihr setzt euch für ein Bier in den Roten Bären und schaut euch die Gesuche der Dorfbewohner an, mit denen sich Geld verdienen lässt. In der Schmiede könnt ihr eure Waffen mit sogenannten "Orbs" ausstatten, welche eure Statuswerte etwas anheben und im weiteren Spielverlauf selbst gecraftet werden können. Eine weitere Option ist der Dialog mit euren Freunden, die, wenn ihr euch genug mit ihnen unterhaltet und eine feste Beziehung zu ihnen aufbaut, neue Fähigkeiten freischalten. Das ganze System geht sehr einfach und intuitiv von der Hand, hätte aber stellenweise ein bisschen mehr Tiefgang gebrauchen können.
Ein kleiner Kritikpunkt in Sachen Gameplay ist, dass der Titel sich manchmal sehr viel Zeit nimmt. Zum einen sind, wie schon erwähnt, die Dialoge zwischen den Kämpfen ziemlich lang, was zwar manchmal der Charaktertiefe zugutekommt, an anderer Stelle aber einfach unnötig wirkt. Zum anderen sind eure Gegner beim Planen einer Aktion etwas träge. Hier hätte man eventuell eine Option einbauen können, die das Kampfgeschehen ein bisschen beschleunigt, denn wenn sich eine große Anzahl an Monstern auf dem Bildschirm tummelt, kann es manchmal schon ein bisschen dauern, bis alle ihre Aktion getätigt haben. Besonders nervig wird es, wenn diese überhaupt keine Handlung durchführen, aber trotzdem eine Weile brauchen, um sich dafür zu entscheiden. Allerdings sei hier noch erwähnt, dass es sich bei Stella Glow ohnehin nicht um einen Casual-Titel handelt, den man mal eben anschmeißt, um fünf Minuten zu spielen. Ganz den Traditionen des Entwicklerstudios Atlus entsprechend, solltet ihr stets genug Zeit mitbringen, um eine Mission wirklich abschließen zu können und diese nicht vorzeitig unterbrechen zu müssen. Geschieht dies trotzdem einmal, oder legt ihr während der Missionen eine größere Spielpause ein, bietet euch Stella Glow die Möglichkeit sich in Altos Raum auf den aktuellen Stand der Handlung zu bringen. Eine nette Funktion, die es euch ermöglicht, den Titel nicht an einem Stück durchspielen zu müssen.
Das Schlachtfeld ist wie in anderen Taktik-RPGs in ein Schachbrettmuster unterteilt.
Technisch ist Stella Glow solide umgesetzt. Die Grafik spielt bei einem Taktik-RPG ja sowieso nicht die erste Geige, allerdings weiß der Titel durch seine wunderschönen Hintergründe und Charakter-Modelle zu bestechen, die vor allem während der Dialoge wunderbar zur Geltung kommen. Während des Kampfes könnte die Grafik streckenweise etwas detaillierter sein, macht aber trotzdem eine gute Figur. Der 3D-Effekt ist in Stella Glow ebenfalls ein echter Hingucker und hat mich, ähnlich wie bei Bravely Second, wirklich positiv überrascht. Auch der Soundtrack ist für ein JRPG absolut angemessen. So bietet das Spiel motivierende, vielseitige, ruhige, schwermütige und fröhliche Stücke, die die Handlung und die Charaktere wunderbar unterstreichen und dabei auch teilweise über mehrere Tage im Kopf hängenbleiben.
Einen kleinen Kritikpunkt, der an sich gar kein richtiger ist und den jeder für sich selbst auslegen kann, wie er möchte, ist die (nun sagen wir mal) doch etwas sehr freizügige Darstellung der Charaktere. Nicht selten wird mit dem Thema Sexualität und Erotik offen umgegangen und streckenweise weiß man nicht so recht, in welcher Hinsicht man die Zwischensequenzen deuten soll, die einem in Stella Glow präsentiert werden. Wirklich fehl am Platz fühlt sich das nicht unbedingt an, könnte einigen verklemmten Zockern aber vielleicht doch sauer aufstoßen. Übrigens wurde der Titel für den westlichen Markt nicht zensiert (!), was angesichts des teilweise doch expliziten Materials ein wenig verwunderlich ist. Damit einhergehend ist allerdings auch die fehlende Lokalisierung, denn das Spiel ist komplett auf Englisch. Immerhin kommen wir so in den Genuss von „interessanten“ Charakternamen, die es vielleicht so nicht durch die Übersetzung geschafft hätten (Eine der Hexen nennt sich „Popo“...).
Habt ihr Freizeit, könnt ihr euch in der Hauptstadt für verschiedene Aktionen entscheiden.
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit